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1712 PAPIER-ZEITUNG Druckfähigkeit von Glacepapier Vergl. Nr. 36 Seite 1489 Nachdem die Feststellungen des Steindruckfachmannes er geben haben, daß das beanstandete Glacepapier in bezug auf Roh papier, Weiße und Glätte des Striches, Leimung, Saugfähigkeit und Druckfähigkeit bei beiden Proben keinen Unterschied zeigen, so kann ich die Schuld, daß die Druckfarbe auf einzelnen Bogen nicht haftet, doch nicht so ohne weiteres in der Aufstrich farbe, oder wie der Buntpapierfachmann meint, in dem Binde mittel des Striches suchen. Auf die Begründung der letzteren Annahme will ich nicht eingehen, weil hierbei die Ansichten zu weit auseinander gehen würden. Die Erscheinung, daß sich bei einzelnen Bogen nach dem Trocknen die Druckfarbe wieder abschieben läßt, wird wohl daran liegen, daß das fragliche Papier auf einer Bürstmaschine gearbeitet wurde, die vordem mit Wachs gelaufen war, und nicht gereinigt worden ist. Dadurch ist noch ein ganzer Teil der Sendung leicht gewachst worden und beim Schneiden in Bogen durcheinander gekommen. Daß sich der betreffende Arbeiter gegen Bürstenstreifen mit Wachs geholfen haben könnte, ist ja auch möglich, aber als gegen jede Vorschrift ver stoßend, kaum anzunehmen. Br. Verantwortlichkeit für Druckfehler in Akzidenzen Die Frage 7369 und deren Beantwortung in Nr. 30 der Papier-Zeitung gibt Veranlassung, das Verhältnis des Buch druckers seiner Kundschaft gegenüber in bezug auf Ver antwortlichkeit für Druckfehler wieder einmal näher zu be leuchten. Beide Gegenstände stehen in einem gewissen Zusammenhang. Geschrieben wurde ja schon genug darüber, indessen scheint es mir, als ließen viele Buchdrucker die nötige Vorsicht außer acht, die sie vor unberechtigten An sprüchen seitens solcher Auftraggeber schützt, die gern am Druckpreise abzwicken möchten. Jeder Kunde, ob er nun irgend eine Akzidenz oder ein Werk drucken, ob er eine Anzeige in eine Zeitung ein rücken läßt, wird für jeden Fehler in erster Linie die Druckerei verantwortlich zu machen suchen, auch wenn ihm später bewiesen wird, daß das, was er bemängelt, so in der Vorlage gestanden hat. Viel Aerger und Geld einbuße entstehen aus derartigen teilweise berechtigten, teilweise unberechtigten Vorwürfen, und oft gibt der Her steller nach, nur um sich den Kunden zu erhalten, selbst wenn dessen Forderungen ungerecht sind. Besonders Akzidenzdruckereien haben in dieser Beziehung zu leiden. Eine derartige Begründung der Zurückweisung gelieferter Drucksachen wie in dem vorliegenden Falle, kommt ver hältnismäßig häufig vor, und man ist oft versucht zu glauben, daß manchmal geradezu System in der Gepflogenheit liegt, Drucksachen zur Verfügung zu stellen, weil sie nicht aus den gleichen Schriften wie die Vorlage gesetzt sind. Ich gebe zu, daß es manchem Geschäftsmann daran liegt, Druck sachen, die regelmäßig gebraucht werden, fortgesetzt ohne Rücksicht auf die veränderten Geschmacksanschauungen in gleicher Ausführung herstellen zu lassen; die Kundschaft hat sich daran gewöhnt und weiß, wenn ihr irgend eine Drucksache, sei es eine Rechnung, ein Kuvert, ein Rund schreiben oder was sonst zugesandt wird, von welchem ihrer Lieferanten dieselbe kommt, und sie schenkt ihr da durch vielleicht höhere Beachtung, als wenn die ver sendende Firma fortgesetzt mit der Druckausführung wechselt. Mit Rücksicht hierauf sollte aber der Auftraggeber möglichst wenig mit seinen Druckern wechseln; denn ebenso selten wie zwei Kaufleute genau dieselben Waren führen, finden sich Drucker, die über denselben Schriftenbestand verfügen. Will der Auftraggeber mit seinem Drucker wechseln, aber auch seine Drucksachen in der gleichen Ausstattung wie bisher ausgeführt haben, dann muß er sich vorher genau erkundigen, wo seinen Wünschen Rechnung getragen werden kann. Unterläßt er dies, dann muß er es sich gefallen lassen, wenn seine Drucksachen verändertes Aussehen haben. Allerdings muß der Drucker bestrebt sein, den Ansprüchen des neuen Auftraggebers soweit wie möglich gerecht zu werden. Um allen Unannehmlichkeiten zu begegnen, muß der Buchdrucker den Kunden davon verständigen, wieweit er dessen Forderung »genau wie Vorlage« erfüllen kann. Das Nr. 41 einfachste Mittel, das leider zu wenig angewendet wird, ist, dem Auftraggeber einen Korrekturabzug zu senden unter Beifügung- eines kleinen gedruckten Anschreibens, in welchem man ihm die Verantwortung für die Richtigkeit des Textes überträgt und darauf aufmerksam macht, daß der gesandte Korrekturabzug nur für Text und Anordnung, nicht aber für Schärfe des Druckes usw. maßgebend ist. Hierdurch werden überflüssige Bemerkungen seitens des Auftraggebers vermieden. Dieser Zettel, auf farbigem Papier gedruckt, könnte etwa lauten: »In der Anlage überreiche Ihnen einen Korrekturabzug ihres uns am freundlichst erteilten Auftrags mit der Bitte, ihn durchzusehen und sodann druckfertig mit Ihrer Unterschrift oder Firmenstempel versehen zurückzusenden. Erhalten wir die Korrektur nicht bis zurück, so nehmen wir an, daß die Ausführung des Auftrags Ihren Beifall findet, und daß kein Fehler darin enthalten ist. Wir bemerken noch, daß die gesandte Korrektur nur ein roher Abzug ist, und daß sich die fertige Arbeit wesentlich anders darstellen wird.« Der Kunde, der diesen Zettel liest, wird sich die Druck sache genau ansehen und daraufhin auch seine etwaigen Wünsche äußern. Unterläßt er dies, so hat er die Folgen zu tragen. Pflicht des Druckers ist natürlich, daß er den Zettel auch beifügt; damit er nicht verloren gehen oder der Auftraggeber hinterher sagen kann, der Zettel habe nicht beigelegen, klebt er ihn am besten an. Von dem Satz läßt sich auch ein Stempel anfertigen, der auf jeden Korrekturabzug mit dem Datum gedrückt wird. tz. Verein der Buchbindermeister Bayerns. In Passau (Nieder bayern) fand kürzlich eine Versammlung von Buchbindermeistern statt, die auch von Meistern aus der Umgebung sehr zahlreich besucht war. Der Vorsitzende des »Vereins der Buchbinder meister Bayerns, Herr Heinrich Knell aus Würzburg, berichtete über die Tätigkeit und Ziele des Vereins. Sämtliche anwesenden Meister erkannten denn auch den Vorteil der Organisation und erklärten ihren Beitritt zum Verein. M. Cito-Antipor Stereotypie-Schnellgußanlage für Großbetriebe Vom Kempezverk in Nürnberg Die Erfindung ist beim Patentamt eingereicht und gegen Nachahmung geschützt. Wie die Bilder erkennen lassen, weicht der Kesselbau von allen bekannten Formen ab. Seit Erfindung der Papierstereotypie wird aus offenen Kesseln geschöpft. Das Metall liegt entweder in flachen oder in halbrunden Kesseln mit großen Spiegelflächen. Die große Ausdehnung der Ober fläche des Stereotypiemetalles bewirkt ungemein große Oxydation des Metalles. Kaum ist die blaue oder violette Haut von der Metalloberfläche entfernt, so vergehen nur wenige Minuten, und eine neue Oxydschicht, von dem Zutritt der freien Luft ge bildet, liegt auf dem Kesselinhalt. So sind denn in einem regel mäßigen Rotations-Stereotypiebetrieb etwa 85 v. H. Metallverlust im Jahre nur auf die Oxyd- und Krätzebildung zurückzuführen. Die Rotations-Stereotypieschmelzkessel sind allgemein von halb runder oder länglicher Bauart, die Oberfläche des Metalles ist überall erheblich größer als die Tiefe der Kessel. Will der Stereotypeur die große Gießpfanne füllen, so muß er mehrere Male schöpfen; mit jeder Kelle vom Kessel in die Pfanne fördert er unbewußt die Oxydation, abgesehen von dem großen Zeit verlust, der mit diesen doppelten und dreifachen Handreichungen verbunden ist. Bestreben des Kempewerks war es seit vielen Jahren, tiefe Kessel zu schaffen. Die tiefen »Widder«-Kessel haben aber in dem System ihre Begrenzung; über 200 kg Kesselinhalt kann man den »Widder«-Apparaten nicht geben, weil sonst der Stereotypeur die Apparate nicht mehr gut bewältigen würde. In der Großstereotypie werden heute nicht mehr alle An lagen und Apparate durch die Rotationsmaschinenfabriken ge liefert. Oft kommt es vor, daß diese oder jene Rotations maschinenfabrik die Stereotypieanlage insgesamt oder einzeln bei dem Kempewerk aufgibt. Diese Bewegungsfreiheit im Bau der großen Apparate, Maschinen und Herde führte das Kempe werk auf die Erfindung der Cito-Antipor-Schnellschmelzerei. Zunächst wurde der runde Herd geschaffen. Der runde Bau der großen Herde beschleunigt die Hitze-Entwicklung ganz be deutend. Kesselzeug, welches in Vierkantherden zwei und mehr Stunden gebraucht, um flüssig zu werden, schmilzt in runden