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Nr. 40 PAPIER-ZEITUNG 1655 Kleben der Papierbahn an den Naßpressen (Vergl. Nr. 4 von 1906 S. 122) Erfahrungen eines IVcrkführers. Seidenpapier. Als wir begannen, Seidenpapier aus gebleichtem Mitscherlich-Zellstoff herzustellen, hatten wir beständig mit dem Hängenbleiben der dünnen Papierbahn an den Pressen zu kämpfen, besonders bei ungeleimtem Stoff. Zuteilung von ungefähr 1—2 v. H. schwefelsaurer Tonerde zum Stoff im Holländer machte diesem Uebel stand ein Ende, und wir konnten fortan die Maschine auch rascher laufen lassen. Tissueseidenstoff. In einer englischen Papierfabrik wollte es nicht gelingen, 18 grammige Seidenpapiere aus un gebleichtem Mitscherlich-Zellstoff ohne Ankleben zu ar beiten. Die Papierbahn blieb infolge Klebrigkeit des Stoffes, herrührend vom Harz des Sulfitstoffes, beständig hängen, und man war schon auf dem Sprung, diese Fabri kation aufzugeben. Da wurde ich als Sachverständiger dorthin berufen und ordnete nach gründlicher Unter suchung an, daß der Stoff besonders gekocht und dann gebleicht werde. Dadurch bekam der Sulfitstoff mehr den Charakter eines Lumpenstoffes, das Harz wurde ausgeschie den, und die Fabrikation konnte mit gutem Erfolg weiter geführt werden. Sulfat-Kraftpapier aus Sulfatstoff. Nachdem in der vor her gegangenen Woche dünne Sealingspapiere anstandslos auf der Maschine gelaufen waren, blieb beim Anfängen am Montag die Bahn beständig an den Pressen hängen. Beim Nachforschen bemerkte ich, daß eine oberhalb der Stoff bütten befindliche Transmission so unvorsichtig geschmiert worden war, daß Oel in den Stoff gekommen war. Nur durch Ausarbeiten der Bütten zu feuchtem, in der Naß presse ausgepreßtem Halbstoff und gründliche Reinigung konnte richtig weiter gearbeitet werden. Zigarettenpapier. An einem Dienstag nach den Feiertagen blieb die Papierbahn sehr oft teils an der Gautsche, teils an den Naßpressen hängen. Ich ließ die Bütten durch Aus pressen auf der Naßpartie leer arbeiten und nahm statt der frisch mit Messern versehenen Holländer die mit stumpfen ausgelaufenen Messern versehenen Holländer einer andern Papiermaschine, ließ sorgfältig mahlen, und die Kleberei hatte aufgehört. Wie richtig vermutet, waren die während der Feiertage eingesetzten Messer zu scharf! Erst nach richtigem Ab stumpfen der Messer konnte ich diese Holländer für Zigarettenpapier anwenden. Rotationsdruck. Nach Umbau einer Papiermaschine blieb das Druckpapier beständig an der ersten Presse kleben. Alle Gegenmittel waren vergeblich Da machte ich einen letzten Versuch: Ich beschwerte die Obergautsche durch Anhängen von Gewichten, wie dies früher immer geschehen war. Von da ab ging das Papier ohne Klebenbleiben in schnellstem Tempo. Man sieht daraus, daß die beste Gautsche versagt, wenn sie nicht fachgemäß behandelt wird. Dünnes Packpapier aus Braunholz und Sekunda-Zellstoff. Da das Papier beständig an der ersten Presse hängen blieb, untersuchte ich die Gautsche und fand, daß sie nicht richtig auflag. Ich legte sie vorsichtig weiter zurück, und das Papier verdrückte nicht mehr, blieb also auch nicht mehr hängen. Dünndruck. Als das Papier beständig an den Pressen hängen blieb, bemerkte ich, daß der Drehknotenfänger durch unruhige Umdrehungen so sehr das Einlaufen auf das Sieb beeinflußte, daß sich der Stoff wirbelartig durch die Stellatten drängte. Auch waren statt der gewöhnlichen drei Stellatten nur zwei in Verwendung. Nach Vermehrung der Stellatten und Verbesserung des Ganges des Knoten-’ fängers lief der Stoff ruhig auf das Sieb, konnte daher von Saugern und Pressen regelrecht entwässert werden, und wir erhielten gutes Papier. Man sieht, daß sich die kleinste Unachtsamkeit beim Papiermaschinenführer rächt. Zuckerpapier. Es war unmöglich, die richtige Dicke bei der vorgeschriebenen Schwere zu erreichen, da bei allen darauf gerichteten Versuchen die Papierbahn an der Gautsche verdrückte und an den Naßpressen kleben blieb. Durch Aenderung des Stoffeintrags, u. z. Erhöhung des Zusatzes von geringem Kattunstoff und Gipsmineralien, ge lang es mir jedoch, die Sauger besser zum Ziehen zu bringen. Infolgedessen war das Verdrücken an der Gautsche und das Hängenbleiben an der ersten Presse ge hoben. * Braunschliff-Pappe von 800 g/qm. Als die Papierbahn an den Pressen verdrückte, brachte ich einen Oberfilz an, ließ den Stoff etwas gröber schleifen, und von da an konnte ich schneller, und ohne daß die Bahn kleben blieb, arbeiten. Postpapier. Als das Papier an der ersten Presse hängen blieb, untersuchte ich den Harzleim und fand, daß die Harz milch zu dick war. Um dem Holländermüller das Herbei tragen großer Mengen sehr verdünnter Harzmilch zu er leichtern, hatte der Obermüller Verdickung der Leimmilch durchgesetzt. Nachdem der frühere Zustand wieder her gestellt war, ging das Papier ohne Klebenbleiben durch die Naßpressen. Das in der Bütte befindliche Material mußte als nasser Halbstoff herausgearbeitet werden, und nur durch Zuteilung in geringen Mengen gelang es, den ver dorbenen teuren Stoff langsam zu verwerten. Affischenpapier. Als das Papier an der ersten Presse und auch an der Gautsche kleben blieb, untersuchte ich die auf das Sieb laufende Stoffmasse und erkannte, daß der Stoff zu dick war. Nachdem ich mehr Siebwasser und auch frisches Wasser zuteilte, konnte der Stoffbrei so hinter die Stellatten gestaut werden, daß er gleichmäßiger auflief. Die Papierbahn wurde dadurch schön geschlossen. Durch Auf legen einer Vordruckwalze verbesserte ich noch die Ver filzung, und das Uebel war behoben Saugpapiere. Bei Herstellung von Löschpapieren und auch chinesischen Saugpapieren werden oft nicht alle Stoff teile abgegautscht, wodurch sich das Sieb rasch verlegt, und das Papier hängen bleibt. Durch Anordnung noch eines Spritzrohres mit starkem Strahl läßt sich dieses Uebel ver meiden, und als ich statt einer Hartgußwalze eine solche von Mahagoniholz bei der ersten Presse einsetzte, konnte ich anstandslos die dicksten wie dünnsten »absorbing«- Papiere arbeiten. Illustrationsdruck. Ohne zu ahnen, daß der zum Bleichen des Laubholz-Zellstoffs verwandte Chlorkalk mangelhaft gelöst war, begannen wir auf der Maschine Feindruck zu arbeiten. Der Stoff wurde indes trotz Waschens nicht ganz rein, und obgleich ich 50 v. EI. beste weiße Baumwolle bei- gemischt hatte, welche mit nur wenig Chlor gebleicht war, blieb die Papierbahn an der ersten Presse hängen. Einen ähnlichen Fall hatte ich mit gebleichtem Sulfitseidenpapier; die durch unrichtiges Bleichen mit Chlor und Säure an gerichtete Schädigung der Masse war so groß, daß der aus gepreßte Stoff nicht einmal mehr als allmähliche Zuteilung für Seidensorten verwendet werden konnte. Imitiert Pergament. Als der Stoff beständig an der ersten Presse hängen blieb, untersuchte ich den ersten und zweiten Sauger und entdeckte, daß die oberen Flächen un gleich abgenutzt waren. Erst nach Ebnen der Sauger konnte die Luftverdünnung wieder genügend wirken, die Gautsche verdrückte nicht mehr, und das Papier lief un gestört durch die Pressen. Schnelläufer-Arbeit. Während sonst die Maschine über 140 m in der Minute machte, ging eines Tages bei lang samstem Gang die Papierbahn nicht ohne Ankleben durch die erste Presse. Bei Untersuchung des neu eingezogenen ersten Preßfilzes zeigten sich zwei Fehler! Der Filz zog vor dem Einlaufen Blasen und war von der Filztuchfabrik noch zu fettig. Durch gründliches Waschen und Anwendung von Spiralfilzwalzen wurde Abhilfe geschaffen. Vor wäschen der Naßfilze ist für Schnellarbeit stets zu em pfehlen. Ein andermal hatte ich einen Filz, welcher so fest ge webt war, daß er das Wasser nicht genügend durchließ. Infolgedessen blieb die Papierbahn beständig an der ersten Presse hängen. Erst nach Einziehen eines richtigen wasser durchlässigen Filzes konnte gut weiter gearbeitet werden. Umschlagpapier. Da zeitweiliges Abreißen an der ersten Presse vorkam, und man im Riß gröbere Holzfasern vor fand, forschte ich in unserer Holzschleiferei und bei den Holländern nach. Da die Sortiersiebe in Ordnung und die Steine richtig geschärft waren, so schrieb ich den Fehler der Unachtsamkeit der Holländermänner bei Behandlung des Rührscheites zu. Die Rührscheite wurden genau nach gesehen und in Ordnung gebracht, allein das Papier blieb immer noch an der Presse hängen. Unerwartet kam die