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t250 PAPIER-ZEITUNG Nr. 30 Referat des Herrn Winkler zeigte sie einen bedeutenden Rück stand des graphischen Gewerbes in Frankreich. Die vorjährigen Weihnachtsnummern von »Archiv« und »Buch- und Steindrucker«, mit besonderer Berücksichtigung der »Spitzertypie«, wurden von den Herren Linke und Urbach besprochen. Den Mit gliedern, welche die städtische Handwerkerschule besuchen, wird eine Beihilfe von 3 M. gewährt. Die Sitzung am 21. März brachte einen Vortrag von Herrn Winkler über: »Inhalt und typographische Ausstattung der Reklamedrucksachen unserer größten Reedereien«. Unter den ausgestellten Arbeiten befanden sich geschmackvolle und technisch gute Drucke. Die technische Kommission berichtete durch Flerrn Hendel über einen Wett bewerb der Troppauer Kollegen zur Erlangung eines Um schlages. Die Versammlung erklärte sich mit dem gegebenen Urteil einverstanden. Der Besuch der letzten Sitzungen war sehr gut, und es wäre erwünscht, wenn es auch ferner so bliebe. Das fünfte Stiftungsfest der Gesellschaft wurde am 24. März im Etablissement »Tivoli« durch Konzert, Gesang, Theater und Tanz Gefeiert, wobei die Teilnehmer erst bei Morgengrauen ihren Heimweg antraten. In der Sitzung am 4. April unterzog der Vorsitzende, Herr C. Schmidt, die Rundsendung Nr. 21: »Ham burger Diplom-Wettbewerb« an der Hand eines beigegebenen Begleitschreibens einer Besprechung. Diese Rundsendung zeigte, mit welchem Fleiße die Hamburger Kollegen sich dem statt gehabten Skizzierkursus gewidmet haben. Zwei Referate über »Moderne Druckerei-Propaganda« wurden interessant und lehr reich durch die Herren Hendel und Urbach erledigt. Außerdem beschäftigte sich die Gesellschaft in dieser Sitzung mit der An gelegenheit des Braunschweiger Wettbewerbes, welche eine lebhafte Debatte zeitigte. Sch—r. Altenburg. Die Graphische Bereinigung befaßte sich am 28. März mit zwei vom Verband der D. T. G. zusammengestellten Rundsendungen. Eine größere Zahl französischer Drucksachen, zum Teil aus einer Pariser typographischen Fachschule hervor gegangen, bot willkommene Gelegenheit, sich über die franzö sische Akzidenz-Ausstellung zu unterrichten. In den Arbeiten läßt sich unschwer der anglo-amerikanische Einfluß nachweisen und eine Reihe Ornamente und Vignetten der Schriftgießerei G. Peignot & Fils in Paris zeigen japanische Motive. Die An ordnung des Textes erinnert lebhaft an die Freimanier anfangs der 90er Jahre. — Eine der wertvollsten Rundsendungen, die bisher von dem Berliner Arbeitsausschuß versandt wurde, ist Nr. 29, welche von Künstlern entworfene Drucksachen enthält. Es ist in typographischen Kreisen oft über Künstler-Drucksachen gestritten worden, und man hat sich hierbei leicht zu einer ab fälligen Kritik hinreißen lassen, welche besonders scharf die Behandlung der Schrift seitens des Künstlers monierte. Wenn aber ein Fachmann, wie Akzidenz-Faktor G. Domei, Köln, in einem treffenden Referate die Mitwirkung der Künstler in unserem Berufe befürwortet, so kann man dies ganz unter schreiben. Er sagt u. a.: »Durch die Mitarbeit von Künstlern ist eine Belebung der typographischen Ausstattungsweise her beigeführt worden. Daß es dem Künstler nicht möglich sein kann, sich die Erfahrungen des Buchdruckers voll zu eigen zu machen, und daß es ferner nicht in seiner Absicht liegt, in ge tretenen Geleisen weiterzuschreiten, liegt auf der Hand. Die Folge davon ist, daß nicht Alles, was der Künstler uns bietet, in gewisser Hinsicht dem einseitig ausgebildeten Geschmacks sinn des Buchdruckers gefallen wird. Aber die Anregungen sind auf fruchtbaren Boden gefallen, und wir haben durch die Betätigung des Künstlers in Unserem Beruf nur gewonnen.« — Die vorliegenden Arbeiten weisen als Verfertiger Namen wie Kleukens, Belwe, Ehmke, Fidus, Elfriede Wendlandt, Lucian Bernhard u. a. auf und bestehen in beachtenswerten Vorbildern und Anregungen auf dem Gebiet der Buch- und Reklamekunst, nach denen weiter zu schaffet! sich der in der Praxis stehende Fachmann nur angelegen sein lassen sollte. A—z. Statistisches im Lichtdruck. Eine von der Gehilfenorganisation aufgenommene Statistik umfaßt 56 Geschäfte mit 668 Gehilfen und 138 Lehrlingen. Die Gehilfenwochenlöhne sind recht ver schieden und schwanken zwischen 17 bis 60 M. und darüber. In der Lehrlingszahl kommen im Durchschnitt auf je 5 Gehilfen 1 Lehrling; 12 Geschäfte mit 113 Gehilfen haben keine Lehrlinge. Nach Berufen verteilen sich Gehilfen und Lehrlinge auf: 262 Maschinendrucker und 58 Lehrlinge 55 Präßarateure „ 12 „ 95 Photographen „ 43 „ 230 Retuscheure „ 23 „ 26 Handdrucker „ 2 „ Die Arbeitszeit umfaßt 8 bis 10Stunden und zwar in: 15 Geschäften mit 161 Gehilfen unter 81/2 Stunden 3° » >, 398 „ 81/2 8 » „ 89 „ bis 9 „ 3 » >> 20 , über 9 „ Zuschlag für Ueberstunden wird gezahlt in: 25 Geschäften 25 v. H. Zuschlag 17 » 331/3 „ „ 14 „ ohne nähere Angaben. Osterkarten Die Ansichtskarte ruft ihre Osterwünsche in die Welt. Wir heißen den kleinen Gratulanten gern willkommen, wenn er in so reizender Gestalt erscheint. Allerliebste Bilder in Dreifarben-Buchdruck ^onGebr.Kohn in Wien und Berlin zeigen uns die Erde im Frühlingsschmuck. Zu Ehren des Osterfestes wählt das Landschaftsbild gern die Form des Eirundes. Dunkle Pappelgruppen heben sich vom hellen Hintergrund, rotblühende Büsche umziehen den Weiher, der das Bild wiedergibt. Den Rahmen bildet eine eiförmig ge bogene Weidenrute mit silberglänzenden Kätzchen, über die sich unten ein Tannenzweig legt zur Erinnerung an das Geburtsfest des auferstandenen Heilands. Eine in grau und weiß gehaltene Kopfleiste mit runden Ornamenten, Blüten in den Ecken, vermittelt das Rund des Mittelbildes mit dem Rechteck der Karte. Wunderhübsch wirkt auch folgende Darstellung, die Landschaftliches und Figürliches vereint: Im Vordergrund die kleine Hirtin mit ihren Pfleglingen, zwei blondgelockten Schäfchen. Das Kind schaut mit lachendem Gesicht in das Gras, in dem sich vermutlich etwas sehr Lustiges abspielt. Aus der roten Schürze gucken Weiden ruten, und durch einen kreisförmigen Ausschnitt im Hinter grund sehen wir einen hellen Weidegrund mit blühenden Obstbäumen, dahinter blauende Berge. Uebernimmt der Knabe das Hirtenamt, so hält er, als Attribut der Männlich keit, eine Peitsche in der Hand. Weich und voll, reizvoll in der Licht- und Schatten wirkung sind einige Eichtdrucke. Sie erscheinen auch kolo riert, wir möchten aber den Schwarzweißdarstellungen den Preis zuerkennen, die genannten Vorzüge kommen hier besser zur Geltung. Die Anordnung ist ähnlich wie in den Buntdruckbildern, doch ist das Porträt hier in das Eirund gerückt, liebliche Knaben- und Mädchengesichter, in denen sich die Osterfreude ausdrückt. Ein Bündel Weidenruten wird über die Schulter oder mit anmutiger Bewegung über den nach hinten gebogenen Kopf gehalten. Das Bild er scheint rechts oder links von der weißen eiförmigen Um rahmung, eine Gebirgs- oder Flachlandschaft mit Weidegrund, weidenden Schäfchen, oder springenden Häslein. Eine Dresdner Kunstanstalt, die uns schon soviel Schönes geschenkt, erfreut uns durch allerhand Osterscherze, die sich im Freien auf frühlingsfrischer Wiese mit stilisiertem Blumen schmuck abspielen. Kinderjubel ertönt, aber auch Trauer gibt es. Da sitzt ein Mädchen auf der Steinbank im rot- geblümten Festgewand, der blaue Schürzenzipfel ist jammernd zur Stirn geführt, der Flut nach hinten gerutscht. Auf der Erde ein umgestürzter Korb mit rollenden Eiern, die ihren Inhalt in rötlichen Wellenlinien über den Sand ergießen. Ein roter Strich zieht durch die Buchstaben 0 S des Wunsches, und im Hintergründe reichen die Pappeln wie lang ge zogene Tränen in den Himmel hinein. Und dort das kleine zweijährige Bübchen im blauem Kleid und weißem Lätzchen, wie allerliebst in seiner täppischen Bewegung, die Beine auseinander gespreizt, die Hände emporgehoben, um sich im Gleichgewicht zu erhalten. Ein Rehkälbchen weidet im Grase, während die Mutter er wartungsvoll nach den Grasbüscheln blickt, die der Kleine in den Händen hält. — Ein dralles kleines Mädel hat sich einen Schemel an den Briefkasten gerückt und steckt einen Brief hinein an die Pate, die so schöne Ostereier und bunte Tüten schenkt. Ein Häschen läuft dem Mädchen über die Füße, das mit strahlendem Gesicht einen Korb mit bescherten Eiern zeigt. — Im Sportwagen sitzt ein Kätzchen, das von seiner kleinen Herrin mit einem Pfefferkuchenherz gefüttert wird. Auch diese Bilder sind durch Dreifarben-Buchdruck hergestellt. Und da sind auch die Dresdner Lebkuchenkarten aus dem Verlag von Römmler & Jonas die uns schon zu Weihnachten und Neujahr den Mund wässrig gemacht haben. Die öster liche Darstellung verdient ebenso ehrenvolle Erwähnung, wie die der voraufgegangenen Feste. Die volle runde Plastik der braunen Kuchen kommt durch den Dreifarben druck zu appetitlicher Geltung. Die gewölbte Oberfläche hebt sich von dem grauen Grund und wirft einen Schatten auf die unten stehende Schrift des Osterwunsches. Die Hülle läßt den Inhalt ahnen. Auf braunem Grunde, in einem Kranz von weißen Blüten und Zuckerkringeln zwei weiße Häschen, die sich in in zärtlicher Umarmung »Fröhliche Ostern« zurufen.