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durch ein über ganz Deutschland verbreitetes Fachblatt ge fördert werden könnte. Es wurde nun einstimmig beschlossen, den Vorstand zu ermächtigen, daß er einen Geschäftsführer ernennt. Ferner wählte die Versammlung eine Kommission, welche über die Wahl oder Gründung eines Verbandsorgans be raten und der nächsten Hauptversammlung berichten soll. Zu Mitgliedern dieser Kommission werden gewählt: van den Bergh in Düsseldorf, Guthmann in Düsseldorf, Eder in Köln, Voßwinkel in Schwelm, Geck in Essen, Tückmantel in Solingen, Ruhfus in Dortmund, Peltzer in Aachen und Müller in Iserlohn. 4. Bericht des Kassierers. Herr Guthmann: Der Verband erzielte im abgelaufenen Jahr folgende Einnahmen: 91 Mitglieder-Beiträge zu 5 M. = 455 M. 155 „ „ „ 1 „ = 155 » und 180 „ freiwillige Beträge Diesen Einnahmen von 790 M. stehen Ausgaben von rund 400 M. für Drucksachen und Porti gegenüber. Die Druck sachen wurden zum Teil von Mitgliedern kostenfrei ge liefert und meist auch den Nichtmitgliedern in Rheinland und Westfalen gesandt, um für den Verband zu werben. Das soll auch in nächster Zeit so gehalten werden. Der Kassierer schlägt vor, die Mitgliederbeiträge zu erhöhen, namentlich sollten die Mitglieder der angeschlossenen Orts vereine höheren Beitrag als den bisherigen von 1 M. dem Verband zuführen. Herr Schuster betont die Schwierigkeit, erhöhte Mit- glieder-Beiträge von denjenigen Mitgliedern zu fordern, welche nicht einzeln sondern nur als Mitglieder eines Papier-Vereins, welcher korporativ dem Verband angehört, diesem angeschlossen sind. Jetzt bezahlen diese Mitglieder für den Verband nur 1 M. Beitrag jährlich, und es sei zu befürchten, daß eine Anzahl von ihnen absprängen, wenn man diesen Beitrag bedeutend erhöhen würde. Herr Jacke aus Ruhrort beantragt einen Jahresbeitrag von mindestens 10 M. Er weist auf die Opferwilligkeit hin, mit welcher die Arbeiter ihre Standesinteressen vertreten und empfiehlt diese den Schreibwarenhändlern zur Nach ahmung. Auch beantragt er, daß ein Eintrittsgeld von 5 M. erhoben werden soll, denn es müsse für den Verband Geld beschafft werden. Nach längerer Aussprache, an welcher noch die Herren von der Walde, Tückmantel, Hadtstein, Bonsei und Schuster teilnahmen, wurde be schlossen, daß die unmittelbaren Mitglieder für dieses Jahr ersucht werden sollen, einen Zuschuß von 5 M. zu leisten, und daß der Beitrag dieser Mitglieder für das nächste Jahr 10 M. betragen soll. Ferner soll dafür gewirkt werden, daß die Mitglieder der angeschlossenen Zweigvereine künftig dem Verband einen größeren als den bisherigen Jahresbeitrag zuführen. 5. Vortrag des Herrn Eisenträger aus Hannover »Ueber die Warenhausfrage«.. Herr Eisenträger, Geschäftsführer der deutschen Mittelstands-Vereinigung, spricht über die Entwicklung der Warenhäuser und ihre Nachteile. Zur Be kämpfung dieser Schäden gäbe es zwei Wege: 1. die Ge setzgebung und 2. die Aufklärung. Die Mittelstands-Ver einigung versucht beide Wege. Die Warenhäuser sind nicht dadurch gefährlich, daß sie schlechte Ware an den Mann bringen, sondern daß sie leidliche Ware zu un gewöhnlich billigem Preise verkaufen, wodurch ihnen die Kundschaft massenhaft zuströmt. Sie sind jedoch nur billig mit Waren, in welchen Massenumsatz möglich ist. Sie werfen diese Ware auf den Markt, nachdem sie sie so billig wie möglich aufgekauft haben. Dadurch laufen ihnen die Leute zu, und der Preis, der einmal auf diese Weise gedrückt wurde, bleibt niedrig, auch wenn das Warenhaus schon längst zu anderen Lockartikeln über- gegangen ist. Der ansässige Geschäftsmann muß die auf diese Weise gedrückten Waren entweder auch unter Preis verkaufen oder den Verkauf dieser Waren fallen lassen. Die Warenhäuser schwellen an, und die übrigen Geschäfte verkümmern. Damit die Warenhäuser ihre großen Un kosten decken können, sind sie gezwungen, die wert volleren Waren umso teurer zu verkaufen. Redner erwähnt mehrere krasse Fälle von Preis schleuderei seitens Berliner Warenhäuser und führt ein Gerichtsurteil an, in welchem festgestellt wurde, daß ein Warenhaus schlechtes Gewicht gegeben habe. Die Käufe rinnen werden jedoch durch derlei Vorkommnisse nicht ab geschreckt, denn sie erfahren davon wenig. Die Tages- Zeitungen bringen darüber nichts, weil sie die Waren häuser, von welchen sie einen großen Teil ihrer Einnahmen aus Anzeigen beziehen, schonen wollen. Der einflußreiche Verband deutscher Warenhausbesitzer wende vielerlei Mittel an, um die Gesetzgebung zu beeinflussen und die Fabrikanten ihren Wünschen gefügig zu machen. Manche Zweige der Fabrikation haben sich zu Konventionen und Syndikaten zusammengeschlossen, so sei auch ein Verein der Marken-Artikel, d. h. von Waren mit dem Zeichen der Fabrik, entstanden, welcher den Warenhäusern vor schrieb, die Marktpreise inne zu halten. Die meisten Warenhäuser haben sich diesem Verlangen fügen müssen. Zahlreiche Verurteilungen der Warenhäuser wegen unlauteren Wettbewerbs seien erfolgt. Maßgebende Persönlichkeiten, wie Staatsminister Graf von Posadowsky und Ministerial-Direktor Thiele hätten leider geäußert, daß die Entwicklung der Warenhäuser nicht aufzuhalten sei, und daß ein Teil des Mittelstandes seine Selbständigkeit aufgeben müsse. Landtags-Abgeordneter Dr. Gerschei habe diese Entwicklung als nicht schädlich bezeichnet, da solche Angestellte mitunter mehr Einkommen hätten als zurzeit ihrer Selbständigkeit. Er habe aber dabei den hohen sitt lichen Wert der wirtschaftlichen Selbständigkeit nicht ge nügend berücksichtigt. Daß die Bestrebungen des Mittel standes in den Parlamenten noch wenig Freunde haben, liege an dem ungenügenden Verständnis der Angehörigen des Mittelstandes für wirtschaftliche Fragen und an ihrer mangelnden Opferwilligkeit, welche in grellem Gegensatz stehe zu der Opferwilligkeit der Arbeiter. Es sei erwünscht, daß der Mittelstand zu einer großen Organisation zusammen trete, und Redner hofft, daß wir uns diesem Ziel schon nähern. Er bittet, der Verband möge der Mittelstands- Vereinigung beitreten. Der Beitrag für einen angeschlossenen Verein betrage mindestens 10 M. jährlich. Vorsitzender dankt dem Vortragenden für seine Aus führungen, welche von den Anwesenden mit lebhaftem Beifall belohnt wurden. 6. Diskussion und Anträge der Mitglieder. Auf Wunsch des Vorsitzenden berichtet Herr Ferenczi, Schriftleiter der Papier-Zeitung, über eine Vereinigung der britischen Papier- und Schreibwaren-Händler und -Fabrikanten, welche ähn liche Ziele wie der Rh.-W. P.-V. verfolge. Diese englische Vereinigung sei vor etwa einem Jahr mit dem Titel »Stationers 1 Proprietary Articles Trade Association« in London begründet worden. Der Name bedeutet etwa: Verband der Händler mit markierten Schreibwaren. Dieser Verein habe im März sein einjähriges Bestehen durch ein Fest gefeiert, auf welchem ein Redner ausführte, daß der englische Schreibwarenhandel viele Jahre unter Mißständen gelitten habe und meist wenig einträglich gewesen sei. Seit Begründung dieser Vereinigung sei dies anders geworden. Eine große Anzahl von Fabrikanten und Großhandlungen und über 1000 Kleinhandlungen seien dem Verein bei getreten. Die Händler wollten sich durch diese Vereinigung in erster Linie gegen diejenigen Firmen schützen, welche Schreibwaren als Lockartikel unter Preis verkauften, um dafür Magentropfen und Seidenbänder umso teurer an den Mann zu bringen. Diese Vereinigung unterscheidet sich vom Rheinisch westfälischen Papierhändler-Verband dadurch, daß sie nicht nur Schreibwarenhändler, sondern auch Schreibwaren fabrikanten und -Großhändler umfaßt, und dadurch, daß die letztgenannten zwei Gruppen erheblich höhere Beiträge be zahlen, sei es möglich, die Schreibwarenhändler inbezug auf die Beiträge zu entlasten und auf diese Weise sie in großer Zahl zu Mitgliedern zu gewinnen. Die wichtigsten Punkte der Satzungen dieses eng lischen Verbandes sind: Der Vorstand besteht aus 10 Fabri kanten, 10 Großhändlern und 10 Kleinhändlern. Jede Gruppe wählt ihre Vorstandsmitglieder. Jedes Fabrikanten mitglied bezahlt 125 M., jedes Großhändlermitglied 52 M. und jeder Schreibwarenhändler als Mitglied 2 M. 50 Pf- Jahresbeitrag. In der Hauptversammlung hat jedes Mitglied das gleiche Stimmrecht. Mitglieder, welche den Zwecken des Verbandes entgegenhandeln, können durch Be schluß des Vorstandes ausgeschlossen werden. Der Vor stand arbeitet eine Schutzliste für Schreib- und Galanterie-