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I2io PAPIER-ZEITUNG Nr 29 setzten Bichromat neutrales Chromat, das sehr wenig licht empfindlich ist Die [durch Lichtwirkung gehärtete Bichromat gelatine unterscheidet sich in ihrer Zusammensetzung von der durch Chromoxydsalze gehärteten Gelatine. Die Verf. nehmen an, daß die Einwirkung des Lichtes auf die Bichromatgelatine in zwei Phasen verläuft. Die Reaktion schreitet in der ersten Phase so weit vor, bis die Gelatine unlöslich geworden ist, bei einem Gehalt von etwa 3,5 v. H. Chromoxyd, entsprechend der Zusammensetzung einer durch Chromsalze gehärteten Gelatine. Bei weiterer Belichtung beginnt die zweite Phase der Reaktion. Das Bichromat wird auf Kosten der organischen Substanz weiter reduziert. Die Menge des entstehenden Chromoxyds wächst mit der Belichtungsdauer, ohne ihr aber proportional zu sein; bei Verwendung von Alkalibichromaten wird die Zersetzung immer mehr verlangsamt, weil sich nach dem oben angeführten Schema in wachsender Menge wenig lichtempfindliches neutrales Chromat bildet. Bei Verwendung von freier Chromsäure oder auch von Ammoniumbichromat schreitet die Reduktion weiter fort, weil ein neutrales Ammoniumchromat nicht existiert. Die Annahme verschiedener Autoren, daß bei der Belichtung Chromichromat entsteht, ist unwahrscheinlich wegen der großen Unbeständigkeit dieser Verbindung. Verf-. untersuchten und analysierten auch die durch ver schiedene Bichromate am Licht gehärtete Gelatine und fanden in Uebereinstimmung mit den in der vorhergehenden Abhandlung erhaltenen Ergebnissen den höchsten Chromoxydgehalt, wenn der Gelatine freie Chromsäure oder Ammoniumbichromat zu gesetzt war. Nach einstündiger Belichtung fanden Verf. in mit Chromsäure lichtempfindlich gemachter Gelatine 11,25 v - H., in mit Ammöniumbichromat lichtempfindlich gemachter 13,05 v. H. Cr,O,. Bei Verwendung von Kaliumbichromat enthielt die Gelatine nach 7wöchiger Belichtung erst etwa 10 v. H. Cr 2 O 3 . Kopierfarbe für Abziehbilder Mit der Lösung der Frage 7214 in Nr. 13 habe ich mich durch praktische Versuche mehrmals beschäftigt, aber leider noch kein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht. Ich werde weiter pro bieren. Die Anregung des »Buchbindermeisters« in Nr. 25 S. 1041 wäre nicht übel, aber mit Ochsengalle allein lassen sich Teig farben nicht binden, und wenn man sie damit wirklich fest genug an das Kopier-(Abzieh-)Papier brächte, so bekämen sie doch keinen Halt am Buchschnitt und würden durch Anfeuchten des Abziehpapiers beim Abheben verlaufen. Wenn man etwas praktisch Verwertbares erreichen will, so muß man dem Abzieh papier, welches möglichst dünn sein sollte, erst eine sehr leicht lösliche Isolierschicht geben, auf welche die Kopierfarben ge druckt werden. Diese Farben dürfen nicht dickschichtig sein, und ihr Bindemittel muß gerade genügen, um die Farbe fest genug zu binden und — wie Frage 7214 sagt — an der Schnitt fläche der einzelnen Blätter festzuhalten, ohne diese zusammen kleben zu lassen. Ochsengalle eignet sich dazu nicht, wenigstens nicht allein, das habe ich bei meinen Versuchen bereits gefunden. Wie ich bis jetzt habe finden können, eignet sich als Isolier schicht ganz dünner Kleister aus feinstem Weizenmehl mit Zu satz von Kapillärsyrup. Ein Bindemittel aus neutraler Kasein lösung mit Ochsengalle und reichlichem Wasserzusatz ließ die Blätter stellenweise noch etwas zusammenkleben. Es ist mög lich, daß sich da noch etwas ändern läßt. Manila-Kopalharz mit gleichen Gewichtsteilen Ammoniak eingeweicht und mit heißem Wasser verdünnt, scheint nicht übel zu sein, aber sehr helle Farben und Kremserweiß werden damit etwas dunkel. Bei An wendung des Kaseinbindemittels hatte ich den Schnitt mit reinem Wasser, beim Kopal mit Wasser, welches mit wenig Natronwasserglas gemischt war, gefeuchtet. Soviel glaube ich mit Sicherheit angeben zu können, daß die Kopierfarbe nur in sehr dünner Schicht aufgetragen werden darf. Wenn ich noch bessere Resultate erreiche, werde ich darüber berichten. A. W Ungarische Papier- und Schreibwaren Die Abteilung für Papier-Industrie des Vereins der Budapester Kaufleute veranstaltete vor kurzem in der hauptstädtischen Redoute eine Ausstellung von Papier- und Schreibwaren ungarischer Herkunft, deren Eröffnung in Anwesenheit des Handelsministers erfolgte. Etwa 100 Firmen hatten ausgestellt. Dem Bericht des Pester Lloyd über diese Ausstellung entnehmen wir folgendes: Es zeigte sich, daß es im Schreibwarenfach kaum eine Ware gibt, die nicht im Lande hergestellt werden könnte. Neben einigen größeren Fabriken haben meist Kleingewerbetreibende ihre Erzeugnisse auf den Markt gebracht, bei denen zum Teil staatliche Unterstützung zu Erfolgen geführt hatte. Bis zum Schlüsse des Marktes wurden 1184 Bestellungen im Betrage von mehr als 50000 Kronen angemeldet. Die Erste Ungarische Schreibfedern-, Federhalter- und Indigo- Kopierpapierfabrik von JoseJ Schuler in Budapest zeigte u. a. große Auswahl aller Gattungen Schreibfedern, die sich nicht nur im Inlande eingebürgert, sondern auch im Auslande, vornehmlich in den Balkanstaaten und in Italien, Absatz fanden. Auch ihre Federhalter, Zeichenwaren, Indigo-Kopierpapiere fanden An erkennung. Die Fabrik von Bela Szcnäsy in Budapest zeigte fhre im Land gut eingeführten Reißzeuge. Die Papierwaren- und Geschäftsbücherfabrik Ed. F. Moiret in Budapest brachte neben Geschäfts- und Kopierbüchern Brief ordner, Selbstbinder und anderen Kontorbedarf. Die chemische Fabrik Gebrüder Müller in Budapest brachte Tinten, Tusche, Aquarellfarben, Siegellacke usw. Schreibtischgarnituren wurden von der Ungarischen Metatl- waren- und Lampenfabrik-A.-G. ausgestellt. Schultaschen (Tornister) führte die Budapester Firma Leopold Neumayer vor. Jeder Bestandteil der Taschen ist ' ungarischer Herkunft. Aehnliche Waren stellten noch aus: David Groß und Anton Nemeth. Folgende Papierfabriken waren mit ihren Mustern auf dem Markt erschienen: Hermanetser Papierfabrik, die ungar. Papier- Industrie-A.-G., die Fiumaner Papierfabrik und die Peterfalvaer Papierfabrik. Künstlerpostkarten werden auch in Ungarn in künstlerischer Ausführung erzeugt, so durch die Agramer Firma R. Mosinger, die nach Original-Künstlerentwürfen ausgeführte herrliche Licht druck- und Farbendruck-Postkarten erzeugt, ferner durch die Firma Karl Divald in Budapest. Der Bankbeamte Gesa Czipott stellt einen ihm patentierten Universalkalender aus. Georg Kdrolyi zeigte Papierwaren, A. Engel Papiermache- Waren, Josef Landau Zelluloid-Schultafeln, Körner & Laufer xylographische Arbeiten, mehrere Verlagsanstalten Bilderbücher, E. Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. In Elberfeld wurde am 1. April der 5. rheinisch-westfälische Handlungsgehilfentag, ver bunden mit dem 10. Gautag des Gaues Niederrhein im deutsch nationalen Handlungsgehilfen-Verband abgehalten. Bezüglich der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe wurde folgende vom Re ferenten vorgeschlagene Resolution einstimmig angenommen: »Der am Sonntag, 1. April, in Elberfeld tagende 5. rheinisch westfälische Handlungsgehilfentag stellt fest, daß die bisherigen auf Verbesserung der Sonntagsruhe gerichteten Bestrebungen fast gänzlich erfolglos geblieben sind. Die Ursachen hierfür erblickt er einerseits in der vorwiegend durch die ablehnende Haltung der Mehrzahl der Handelskammern hervorgerufenen und immer Von neuem bestärkten Abneigung der meisten Ge meindeverwaltungen gegen eine weitere Ausdehnung der Sonn tagsruhe, insbesondere aber in dem Umstande, daß die einzelnen Gemeinden in der Regel um deswillen eine Verbesserung der Sonntagsruhe glauben ablehnen zu müssen, weil andere Ge meinden nicht zu der gleichen Maßnahme zu bewegen sind, wie dies die Erfahrung gerade in letzter Zeit vielfach gelehrt hat. Der 5. rheinisch-westfälische Handlungsgehilfentag richtet deshalb an den Hohen Bundesrat erneut das Ersuchen, gemäß den bereits im Jahre 1898 gegebenen Versprechungen dem Reichstag schleunigst einen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Sonntagsruhe vorlegen und dabei die Einführung völliger Sonn tagsruhe für das Handelsgewerbe beantragen zu wollen. An die höheren Verwaltungsbehörden richtet der Handlungs gehilfentag gleichzeitig die Bitte, bis zur Einführung der reichs gesetzlichen völligen Sonntagsruhe die auf eine Erweiterung der Sonntagsruhe gerichteten Bestrebungen fördern zu wollen durch: 1. Einwirkung auf die Gemeinden im Sinne des Erlasses von Ortsstatuten zwecks Einführung völliger Sonntags ruhe im Großhandel sowie eines Geschäftsschlusses spätestens um 12 Uhr mittags für den Kleinhandel. 2. Einschränkung der Ausnahme-Sonntage mit der Maßgabe, daß nur die beiden letzten Sonntage vor Weihnachten, jedoch nicht über 7 Uhr abends hinaus, für den Verkauf freigegeben werden.« — t. Englische Ausdrücke für Papier- und Schreib waren Zu Nr. 12 Seite 487 Aus London Einige der gegebenen Uebersetzungen für Fachausdrücke sind nicht richtig. Heftklammern, soweit man darunter die kleinen, rechtwinklig gebogenen Drahtstücke, welche zum Zusammenheften loser Papierstücke dienen, versteht, heißen auf englisch »Staples«. ■»Paper fasteners* dagegen ist die richtige Uebersetzung für das deutsche Wort »Musterklammern«. H. A.