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Nr. 29 PAPIER-ZEITUNG 1209 Prägepapier und Aufstanzverfahren In Nr. 22 war im Bericht über die Leipziger Messe ein neues zum Patent angemeldetes Verfahren der Gravier-Anstalt von Gebr. Mejo, Leipzig, erwähnt. Da ich schon vor Jahren Ranken, Ornamente usw. mittels zusammensetzbaren Materials im Aufstanzverfahren hergestellt habe, und ich dem rätselhaften Sinn jenes Artikels, wonach die teuren Schneidegravuren entbehrlich sind, während aber auch wieder von Schneidegravierungen die Rede ist, auf die Spur zu kommen suchte, anderseits aber auch aus Interesse für jede Neuheit, ließ ich mir ein Muster und Aufklärung schicken. Dieses liegt mir jetzt vor, es zeigt ein Blumenmotiv mit Schrift. Die Schrift ist farbige Folie, die Blume braun Glac- papier, aufgestanzt mit blauer Kontur, das Blatt grün Glace papier, aufgestanzt mit weißer Kontur, die Stiele weiß und der Kelch blau Foliedruck. Das Verfahren selbst kann man nicht neu nennen; man sehe sich nur einmal dementsprechende Plakate an, und man wird finden, auch jeder Fachmann wird es bestätigen, daß das Auf stanzverfahren und Foliedruck (ob Oeser-Folie oder Prägepapier ist gleich) oft gemeinsam angewandt wird, und zwar sind die größeren Schriften und Verzierungen meist in Papier aufgestanzt, während die kleinen Schriften und feinen Arabesken in Folie druck ausgeführt sind. Neu ist nur, daß die Firma Hochstein & Weinberg die Prägeschicht statt auf ihr gewöhnliches Prägepapier, auf die Rückseite von farbigem Glac- oder Kalblederpapier streicht, dadurch ist es möglich, dieses sogenannte Prägepapier zu Auf stanzzwecken zu verwenden. Sonst war das Grundpapier einfarbig weiß und rauh, und solches verwendet man nicht gern zu Aufstanzzwecken, da das Bestreben herrscht, möglichst emailleartiges Aussehen zu er zielen. Nehme ich eine gewöhnliche Aufstanzschrift oder auch Ornament und verwende das neue Hochstein & Weinberg’sche Papier, so erscheinen alle Buchstaben mit einer farbigen Kontur entsprechend dem rückseitigen Foliestrich. Ich kann auch gewöhnlichen Foliedruck gleichzeitig mit machen, indem ich gewöhnliche Heißdruck - Schriften oder Arabesken mit aufklebe. Dies wird immer so gehandhabt, nur mit dem Unterschiede, daß, will ich den Foliedruck in derselben Farbe haben wie die Aufstanzkontur, ich kein anderes Präge- papier aufzulegen brauche. Hierdurch ist es wohl klar, daß zwar das Papier neuartig ist, nicht aber das Verfahren, und dieses keinen Anspruch auf Patent haben kann. In der Anleitung, welche Gebr. Mejo versenden, ist ferner von eigenartig gravierten Platten die Rede. Man nimmt nun an, diese seien in einer ganz besonderen, von anderen abweichenden Weise graviert. Dem ist nicht so. Ein Teil ist, wie gewöhn lich, in Reliefschneide-Manier ausgeführt, der andere ganz wie gewöhnlich in Heißdruck. Diese zwei oder mehr Teile werden zusammengesetzt; beide Arten gleichzeitig in einer Platte an wenden, geht aus graviertechnischen Gründen nur bei kleinen Sachen, und selbst dies wird schon lange gemacht z. B. bei den Viktoria-Schriften von Rockstroh & Schneider. Weiter wird in der Anleitung bemerkt, bisher sei es un möglich gewesen, verschiedene und mehrfarbige Prägungen in einem Arbeitsgange zu erreichen; dies war wohl möglich und wird auch gemacht, es wird aber zur Spielerei. Wenn zum Bei spiel eine farbige Blume in grüner Ranke sitzt, ja schon oft, wenn es auf das genaue Sitzen einer Blume auf dem Stiel an kommt, ist es vorteilhafter, zwei oder mehr Arbeitsgänge zu machen. Von Vorteil ist es bei Schriften und Ornamenten, welche geradlinig getrennt sind und nicht zu dicht aneinander stehen. Ich will nochmals darauf aufmerksam machen, daß ich also mit jeder vorhandenen, zweckentsprechenden Gravur dieselbe Wirkung erzielen kann, wenn ich nur das neue Hochstein & Weinberg’sche Papier habe. A. J. Flaschen aus Holzschliff (Vergl. »Flaschen aus Papier» in Nr. 7, S. 264 von 1906) M. D. Porter in Boston, Mass., soll nach amerikanischen Zeitungen beabsichtigen, eine Fabrik für die Herstellung von Flaschen aus Holzschliff zu bauen, und soll in Niagara Falls ein geeignetes Grundstück dafür erworben haben. Sein Verfahren soll folgendes sein: Holzschliff wird auf endlosem Band zu einer Maschine geführt, welche ihn um eine Form wickelt. Mit der Form werden dann die Flaschen gebacken. Der Ofen soll minütlich 100 Flaschen fertig backen. Der Hals der Flasche hat keine Oeffnung, man muß der Flasche den Hals abschneiden, wenn man sie entleeren will. Der Boden der Flasche wird erst nach dem Füllen mit ihr ver einigt. Beim Füllen hält man die Flasche mit dem Hals nach unten, stülpt und nietet dann den Boden darauf. Solche Flaschen sollen wasserdicht, geschmack- und geruch los sein. Die leeren Flaschen und die Böden können so verpackt werden, daß sie bei der Versendung nur geringen Raum einnehmen. Eine solche Holzschliff - Flasche mitt lerer Größe soll nicht über 2 Unzen = 60 g wiegen und im Großhandel etwa 4 Pf. das Stück kosten. Die genaue Adresse des Herrn Porter oder der Fabrik ist in der Mit teilung, aus der wir schöpfen, nicht angegeben. Preiserhöhungen für Kartonnagen in Solingen Der »Verein der Papier- und Lederwaren-Verarbeitungs- Branche«, welcher eine Gruppe im Verband von Arbeit gebern im Kreise Solingen bildet, versandte an die Kunden seiner Mitglieder, in der Hauptsache an die Solinger Stahl- waren-Fabrikanten, folgendes Rundschreiben: P. P. Die ständig steigenden Arbeitslöhne und die immer höher gehenden Preise sämtlicher Rohstoffe legen es den Kartonnagen- fabriken und verwandten Branchen nahe, die hierorts sehr ge drückten Preise ihrer fertigen Fabrikate in so weit aufzubessern, damit nicht mit Verlust gearbeitet wird, und wenigstens be scheidene Gewinne erzielt werden können. Da fast alle in Frage kommenden Fabriken sich dem Verein der Papier- und Leder- waren-Verarbeitungsbranche angeschlossen haben, läßt es sich dieser angelegen sein, einen allgemeinen Preisaufschlag, der ge wiß in enge Grenzen gezogen werden soll, durchzuführen, und wir bezwecken mit diesem Anschreiben, welches allen Stahl warenfabrikanten übersandt wird, auch Sie ebenso freundlich wie dringend zu bitten, das kleine Opfer, welches eine Mehr forderung mit sich bringen wird, auf sich zu nehmen, damit unsere sehr daniederliegende Branche nicht weiter zurückgeht. Es werden keine ungerechtfertigten Preisaufschläge von Ihnen gefordert werden, und wir bitten Sie höflichst, sobald solche an Sie herantreten, dieselben wohlwollend zu prüfen und zu bewilligen. Gefängnis-Arbeit in der Pappteller-Industrie Der Verfasser des Aufsatzes in Nr. 20 Seite 832 über »Heim arbeiterschutz und Gefängnis-Arbeit« hat einen unerträglichen Mißstand aufgedeckt, der auch die Pappteller-Industrie ernstlich schädigt und fortgesetzt bedroht. Die ohnehin wenig lohnende Industrie wurde von Unternehmern in den Korrektionshäusern von Landsberg a. d. Warthe, Prenzlau und Eberswalde zum Teil neu eingebürgert. Dem Unternehmer am erstgenannten Ort wurden z. B. die Tageslöhne für 1 M. zugestanden. Wo in aller Welt, fragt man sich, kann ein Arbeiter mit so geringem Lohn auskommen? Hat er auch eine Familie zu ernähren, so müßte er dabei verhungern. Die Unternehmer haben auf diese Art nicht nur billigere Arbeitslöhne als die besteingerichteten Fabriken, sie haben auch den Vorteil, daß ihre Arbeiter nicht streiken oder fortlaufen können, was in Fabriken, wo Löhne von 2—3 M. gezahlt werden, oft genug vorkommt. Diese Unternehmer in genannten Städten machen damit auf Kosten der Justizverwaltung und indirekt der Steuerzahler ein Geschäft und drücken durch billigere Angebote auf die konkurrierenden soliden Fabrikanten, die den Lohnunter schied von 100 und 150 v. H. durch nichts einholen können, außerdem von Arbeitseinstellungen bedroht sind und oft nicht einmal einen bescheidenen Gewinn in ihrer Fabrikation erreichen können. Hier sollte der Staat ein Einsehen haben und ortsübliche Löhne zur Bedingung machen, damit nicht durch einzelne Unter nehmer eine Industrie unterdrückt wird, die so wie so schon mit bescheidenem Nutzen zu arbeiten gezwun Den größeren Vorteil haben die Unterne durch den Fortfall der Streiks. W. & K. Chromgelatine Einer der wichtigsten und auch für die Herstellung von Druckplatten auf dem Wege der Photographie meist be nutzten chemischen Vorgänge ist das Unlöslichwerden von Chromgelatine unter dem Einfluß von Eicht. Die Chemiker Lumiere und Seyewetz untersuchten neuerdings die Zu sammensetzung von Chromgelatine und berichteten darüber im »Bulletin de la Socit chemique«, Paris, Jahrg. 1905, S. 1032 und 1040. Nach »Zeitschrift f. angew. Chemie« ziehen die Verfasser aus ihren Experimentaluntersuchungen folgende Schlüsse: Die Zersetzung der Alkalibichromate durch das Licht bei Gegenwart von Gelatine verläuft nach dem Schema: K,Cr2O,= K,+CrO+O,. Das entstehende Alkali bildet mit dem unzer- en ist. mer immer