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Nr. 28 1169 PAPIER-ZEITUNG bar ist. Wie oft sind wir darüber hinweggestiegen, wenn uns die Pforte zu weit schien! Und, halb verdeckt von den Fliederbüschen, winkt das traute alte Haus mit seinem zwei geteilten Dache, den gemütlichen Dachfenstern und dem kleinen Turm darüber. Hellgrüner Anstrich, dunkelgrüne Fensterläden und wehende Gardinen. Das Pächterhaus darf sich den Luxus einer so üppigen Umgebung nicht gönnen. Ueber die niedrige Mauer guckt ein einzelner Fliederstrauch von hohem Wuchs und weit ausladenden Aesten, Bretter und Wirtschaftsgegenstände lehnen daneben. Das schlichte Flaus erzählt von mühevoller Landarbeit, Frühaufstehn und mäßigem Ertrage. — Einige Bilder führen uns in den Garten. Zwei trauliche Ecken. Ein grüner Bretterzaun mit festen Planken und zwei wuch tigen Steinpfeilern. Ein Fliederstrauch reckt seine Krone, die kräftigen.Trauben, die breiten, saftigen Blätter kenn zeichnen das heimische Gewächs. Die volle Mittagssonne schaut mit herein und zeigt uns die grünen Wellen eines anstoßenden Saatfeldes. Es ist ein Bild strotzender Kraft und Fülle. Die andere Ecke redet eine vornehmere Sprache. Rot dorn und türkischer Flieder, darüber zwei hohe Birken bilden einen schattigen Platz, aus dem sich ein leuchtender Pfad hebt. Dort tummelt sich eine Taubenschar in grauem, weißem und braunem Federkleid. Eine geheimnisvolle Pforte führt in Dornröschens Reich. Grüne, morsche Bretter bilden eine Tür in der Mauer. Schierling und üppiger Graswuchs verraten, daß der Weg nicht oft betreten, Steingeröll sperrt den Eingang. Anstatt der Dornen blühende Fliederbüsche, zwischen den Zweigen eines weiß blühenden Baumes schimmert das Dach des ver wunschenen Schlosses. Immer üppiger schießen die Gräser empor und mit ihnen die Wiesenblumen. Wir waten in einem Blütenmeer. Die Baumblüte beginnt. Einzelne Zweige und Bäume reizen zu besonderer Darstellung. Ein blütenschwerer Pflaumbaum träumt, von seinem eignen Duft betäubt, in einem Garten winkel. An der Kirchhofsmauer steht ein Birnbaum und schüttet seine Blüten über ein vergessenes Grab. Hinter rosigen Blütenwolken birgt sich verschämt das Pfarrhaus, und unter einem mächtigen Blütendach sitzest du, ehrwürdiger Pfarrer! — Und die uralten Häuschen, deren Dächer fast bis zum Boden reichen. Es sind die verlassenen Zeugen der ersten städtischen An siedlung. Aber der Frühling hat bei ihnen Einzug gehalten und streut seinen Blütenschnee über die altersbraunen Dächer, während dort unten, jenseit des Flußbandes das Häusergewirr der neuen Stadt in dem Dunste der Mittags sonne schwimmt. Ein wahrer Farbentaumel ergreift uns! Ueber einem Wiesenteppich, der mit gelben und roten Wiesenblumen durchwirkt ist, leuchtet ein Bauernhaus. Die Sonne malt die flimmernden Umrisse eines Obstbaumes auf die gelbe Giebelwand und streut goldene Lichter über den saftgrünen Abhang. Während auf der einen Seite die Aeste schwer darüber hängen, zeigen die andern, weniger belasteten, mit rosigem Finger in den lichtblauen Aethcr. Wäschestücke, weiß, rot und blau, tauchen in das üppige Wiesengrün. Die Freude an Farbe, Luft und Sonnenschein schafft immer lieblichere Gebilde. Ein mächtiger Apfelbaum füllt den Vordergrund. Zwischen die üppigen Blütendolden blickt der Himmel. Die Sonne gleitet an dem dunkelbraunen Stamm entlang, über die weiß gemusterte Wiese und läßt das Kornfeld hell aufleuchten. Wir ahnen ein Tal. Jenseits hebt sich der Boden, und durch den leisen Duft der Ferne schimmern die bunten Feldstreifen, weiterhin die Häuser und Türme der Stadt. Trotz der matten Farben eine Leucht kraft, die erhebend wirkt. Man glaubt in eine schönere, reinere Welt zu schauen. Solange die Ansichtskarte uns so liebliche Bilder schenkt, glauben wir an ihre Zukunft und an eine gesteigerte Lebens- und Schaffenskraft. Sie hat auch eine Aufgabe zu erfüllen. Sie soll mithelfen, den Sinn für das Schöne zu bilden und in alle Kreise zu tragen. Dann werden vielleicht jene häß lichen Gebilde verschwinden, die sich dreist neben die reizenden Schöpfungen von Künstlerhand drängen, und mit denen eine gefällige Industrie dem ungebildeten Geschmack der großen Menge entgegenkommt, und, was noch schlimmer ist, oft durch obszöne Darstellungen die rohe Sinnenlust zu befriedigen sucht. A. L. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren-Faches, die Neues oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben. Hansa-Schreibfedern von Richard Weckmann in Berlin S 42. Die neuen Federn von nachstehend abgebildeter Form sind durch ihre verhältnismäßig breite abgerundete Spitze und die eigenartige Form der Feder auffällig. Diese Form gibt große Federkraft, und da gutes Metall zur Fabrikation verwendet wurde, ist die Hansafeder weich und trotzdem widerstandsfähig. Außerdem ermöglicht sie das Schreiben ohne Druck mit seitlicher Federhaltung. Die Bild'i Feder ist aus weißgrauem oder vei- “ goldetem Metall gefertigt. Beim A- WBE Gebrauch derHansa-Tintenfässer, NesparkZeifumäArbreib/ deren Eigenart in einem mit Glaskugeln gefüllten Einsatz be steht, kam es gelegentlich, wenn die Tinte nicht mehr die Glaskugeln völlig bedeckte, vor, daß eine Kugel an der Feder haftete. Um dies zu verhindern, bringt die Firma Richard Weckmann den nachstehend abgebildeten Hansa- Federhalter auf den Markt. Bild 2 zeigt den ganzen Halter Bild 2 in verkleinertem Maßstabe von oben gesehen, Bilder 3 und 4 zeigen dagegen die besondere Einrichtung des Hansa-Feder- halters in wirklicher Größe von unten gesehen. Bild 3 zeigt das vordere Ende des Halterschaftes, aus dem der in Bild 3 Bild 4 Bild 4 dargestellte Teil herausgeschraubt ist. Dies aus Hartgummi hergestellte Halterende ist mit einer gegen die Feder gekrümmten Zunge ausgerüstet, die bis beinahe an die Spitze der Feder reicht. Diese Zunge verhindert die Glaskugeln, sich in der unteren Höhlung der Feder festzu setzen, außerdem erfüllt sie die Dienste eines Tintenträgers. In diesen Federhalter passen alle Federn von gangbarer Größe. Abziehmarmor für Bücherschnitte von Edmund Jung händel in Nürnberg. In Nr. 25 S. 1041 ergeht im Aufsatz über »Kopierfarben für Abziehbilder« (zur Frage 7214 in Nr. 13) ein Ruf nach gutem brauchbarem Abziehmarmor für Bücherschnitte in der Kleinbuchbinderei. Daraufhin sandte uns Herr Junghändel einige Muster solchen Abziehmarmors, der sich überall bewährt haben soll. Er führte, wie er uns schreibt, diese Sorte vor 2 Jahren ein und fand ungeteilte Anerkennung für die Leichtigkeit, mit der sich dieser Marmor auf Buchschnitte abzieht, ohne daß die Blätter zu sammenklebten, und ohne daß eine Schicht Gelatinehäutchen abspringt. Man verwendet das in verschiedenen Mustern vorhandene Abziehmarmorpapier in folgender Weise: Der Buchkörper wird leicht in die Handpresse eingepreßt und das Abziehmarmorpapier eine Kleinigkeit größer geschnitten als der Schnitt des Buches ist, mit der Farbseite trocken auf den Schnitt gelegt und mit kaltem Wasser auf der Rückseite des Abziehpapieres angetupft, bis das Muster durchscheint und fest geklebt am Schnitt aufliegt, ein wenig angerieben, Papier abgezogen, und der marmorierte Schnitt ist fertig. Die Muster tragen auch neuester Richtung Rechnung. Kohlenpapier Attila der Copir-Union in Berlin S 14, Stall schreiberstraße 57. Die uns übersandten Proben dieser blauen und schwarzen Kohlenpapiere haben glänzende gleichmäßige Farbfläche [und geben eine sehr große Zahl guter Durchschläge. Trotz dieser Ergiebigkeit schmieren die Papiere nicht.