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1062 PAPIER-ZEITUNG Nr. 29 Fabrik-Unfälle Strassburg-Ruprechtsau, 30. März 1898 In [Nr. 26 finden wir einen Bericht über einen bei uns statt gefundenen Unfall, über dessen Aufnahme wir wirklich erstaunt sind. Ist der Bericht selbst schon unzutreffend — von einem Erfasstwerden durch einen Riemen ist keine Rede —, so hat doch auch der Unfall, so beklagenswerth er an sich ist, nicht eine so hervorragende Be deutung, dass dessen Herausgreifen zur Veröffentlichung in Fach blättern gerechtfertigt erschiene. Im Jahre 1896 wurden bei der Papiermacher-Berufsgenossenschaft 2231 Unfälle angemeldet, also durchschnittlich mehr als sieben Unfälle täglich. Würden aus dieser, leider überreichen Zahl diejenigen Un fälle veröffentlicht, deren Vermeidung durch bessere Schutzvorrichtungen möglich gewesen wäre, und dabei angegeben, wie den Unfällen hätte vorgebeugt werden können, so wäre das gewiss ein segensvolles Vor gehen, aber die Namen der Unternehmer, welche das Unglück hatten, einen Unfall in ihrem Betriebe zu erleiden, sollten selbst dann nicht genannt werden, weil das zur Mahnung zu besseren Vor sich tsmaass- regeln nicht erforderlich ist. Was aber mit der Veröffentlichung einzelner kleiner Unfälle unter voller Firmen-Bezeichnung bezweckt werden soll, ist uns nicht klar. Neue Papier-Manufactur Die Fabrik-Unfälle sind so wichtige Ereignisse, dass ihnen die Gesetzgebung grosse Aufmerksamkeit gewidmet und zur Milderung ihrer Folgen die Berufsgenossenschaften geschaffen hat. Will die Fachpresse ein getreues Bild der Industrie geben, so kann sie die zu ihrer Kenntniss gelangenden Unfälle nicht verschweigen. Es wäre auch nicht richtig, wenn sie sieh auf Wiedergabe der alljährlich von einzelnen Berufsgenossenschaften und Gewerbe-Inspektionen veröffentlichten Unfälle beschränken würde. Diese erscheinen meist 1—2 Jahre nach dem Unfall, regen also erfahrungsgemäss nicht in so hohem Grade zur Verhütung ähnlicher Unfälle an wie soeben stattgehabte. Je genauer der Unfall beschrieben ist, umso besser kann daraus Nutzanwendung für ähnliche Fälle gezogen und weiteren Unfällen vorgebeugt werden. Die Nennung der Namen hätte allerdings unterbleiben können, wir haben aber die Mittheilung einem andern Fachblatt entnommen. Es wäre sehr zu wünschen, dass die Berufs genossenschaften ausführliche Beschreibungen aller, oder doch der bemerkenswerthesten Unfälle, ohne Nennung der Namen, veröffentlichten, damit deren Verhütung allseitig angestrebt werden könnte. Wir werden solche Berichte wie bisher gerne abdrucken. D. Red. Zellstoff-Ablaugen Eszterhäza, Ungarn, 22. März 1898 In Nr. 19 hatten Sie die Güte, mein Verfahren zur Verarbeitung der Zellstoff-Ablaugen zu besprechen und verschiedene Bedenken gegen dasselbe zu äussern. Ich gestatte mir, in Nachstehendem diese Be denken möglichst zu zerstreuen. Bauxit und ähnliche Thonerde-Mineralien kommen in grosser Menge in Untersteiermark, Krain, Frankreich und Irland vor und sind frei irgend einer Bahnstation Deutschlands für 2 M. bis 2 M. 50 Pf. zu haben, also gewiss kein theures Material. Für mein Verfahren ist übrigens der für andere Industrien unverwendbare Bauxit mit hohem Eisengehalt gerade mit besonderem Vortheil benützbar, da das Eisen Schwefel bindet, und infolgedessen geringerer Kalkzusatz nöthig ist. Die gewonnene schwefelsaure Thonerde wird wohl nahezu überall an Ort und Stelle verwendet werden können, da der grösste Theil der Zellstoff-Fabriken derzeit auch Papier macht. Der Verkauf von reiner, eisenfreier, schwefelsaurer Thonerde dürfte kaum besondere Schwierigkeiten verursachen. Das Verfahren, welches mir auch in Deutschland und Schweden patentirt wurde, ist hauptsächlich für Sulfitzellstoff-Fabriken bestimmt, welche behördlich gezwungen wurden, ihre Ablaugen einzudampfen. Diese Eindampfung ist eine so kostspielige Sache, dass manche Fabriken lieber den Betrieb einstellen als die Kosten einer solchen Einrichtung auf sich nehmen wollen. Solche Fabriken dürften nach meiner Meinung sehr gern ihren Betrieb in dieser Richtung erweitern und ein Verfahren zur Anwendung bringen, welches ihnen gestattet, die ursprüngliche Kochflüssigkeit wieder zu erhalten und nebstbei schwefel saure Thonerde zu gewinnen. In solchen Fabriken werden auch die Herstellungskosten des Zellstoffs durch mein Verfahren gewiss nicht erhöht. Von Drewsen-Dorenfeldts Verfahren unterscheidet sich meines dadurch, dass ich mit reiner Lösung von Natriumbisulfit koche. Drewsen-Dorenfeldt, die ihre Kochflüssigkeit durch Fällen von Calcium bisulfit-Lösung mit Natriumsulfat erhalten, haben das Natriumbisulfit stets gemischt mit einer gesättigten Gipslösung. In Natron-(Sulfat-)Zellstoff-Fabriken bedingt die Einführung meines Verfahrens so geringe Aenderungen der Fabrikation, dass die Neben erzeugung der schwefelsauren Thonerde für dieselben gewiss gewinn bringend sein wird. Sind doch gerade bei der Natronzellstoff- Fabrikation Verkaufspreis und Erzeugungskosten in geradezu unheim liche Nähe gerückt, daher wird die nahezu kostenlose Gewinnung eines werthvollen Nebenproduktes immerhin Vortheil bedeuten. Die Beseitigung des üblen Geruches in der Nähe der Sulfatzell stoff-Fabriken ist durch Anlage entsprechender Abdampf- und Kalzinir- Vorrichtungen fast vollständig möglich. Bei meinem Verfahren enthalten die Laugen und Ablaugen kein Schwefelnatrium, daher ist die Entstehung übler Gerüche nahezu ausgeschlossen. F. Müllner, Direktor Tara-Vergütung Aus Süddeutschland In Nr. 26 steht unter »Tara-Vergütung« ein Aufsatz über un berechtigte Berechnung von Emballage seitens eines Fabrikanten von ordinärem Druckpapier, der mich sehr interessirte, weil dies der gleiche Lieferant zu sein scheint, bei dem ich gerade so hereinfiel, wie der Fragesteller. Während meiner langjährigen Erfahrung ist es mir noch nie vorgekommen, dass so schwere Emballage, die nicht den geringsten Werth hat, als Waare berechnet wurde; im Gegentheil wird bei uns in Süddeutschland dieselbe in bedeutend besserer Beschaffenheit nicht in Ansatz gebracht. Es ist anzunehmen, dass sich fraglicher Fabrikant durch seine Brutto- für Netto-Berechnung einen unberechtigten Ge schäftsvortheil zu verschaffen sucht. Ueberdies vertheidigt er dieses Vorgehen in einem anstandswidrigen Tone. Kein Verbraucher wird sich eine Emballage-Berechnung in fraglicher Weise gefallen lassen, und wenn es zu einer gerichtlichen Entscheidung kommen sollte, so dürften Sachverständige des Papierfaches derselben Meinung sein. Y. Feuerversicherung Aus Sachsen Es ist sehr merkwürdig, dass sich die Feuerversicherungs- Gesellschaften bei Brandschäden versicherter Maschinen ganz ver schieden verhalten. Die eine Versicherung lässt die Maschine auf den Werth taxiren, den sie noch besitzt, die andere schreibt von dem angegebenen Versicherungswerth jährlich 2 pCt. ab und zahlt danach bei Feuerschaden den derzeitigen Werth, eine dritte verlangt, dass man 10 pCt. abschreibt und berechnet auf diese Weise. Der Besitzer von Maschinen weiss daher garnicht, welchen Werth seine Maschinen besitzen, und es dürfte doch von allgemeinem Interesse sein, die Frage eingehender zu erörtern, welches Verfahren der Feuerver sicherungs-Gesellschaften als richtig zu bezeichnen ist. Es wird hohe Zeit, dass gegen diese Unsicherheit Front gemacht wird. M. # * # Vom Rhein In Nr. 24 weist der Einsender nur die irrige Art der Abschreibung nach. Von der in Nr. 18 gestellten Hauptfrage aber, welchen Betrag die Versicherungsgesellschaft im Falle eines Brandes ausbezahlt, wenn z. B. im zehnten Jahre nach Anschaffung der Maschine dieselbe durch Feuer zerstört wird, spricht der Einsender garnicht. Es wäre inter essant, gerade auf diese Frage eine klare Antwort zu erhalten. T. Wir verweisen auf die in Nr. 18 ertheilte Antwort der Redaktion. Eine allgemein giltige Art der Versicherung und Schaden-Schätzung lässt sich nicht angeben, da der Abnutzungs grad von Maschinen ungleich ist. Am richtigsten ist die in Nr. 18 besprochene amerikanische Art, den versicherten Werth voll zu bezahlen. Dies lässt sich jedoch nur unter wesentlicher Erhöhung der Versicherungsprämien durchführen. Wir bitten um weitere Aussprache. D. Red. Hochglanz auf Spielkarten Aus Oesterreich Zu der in Nr. 25 abgedruckten Antwort aus Belgien auf mein Schreiben in Nr. 22 bemerke ich, dass das von mir empfohlene Ver fahren allerdings Zeit in Anspruch nimmt, doch braucht ja jede Arbeit Zeit, und so arg ist es nicht, wie Schreiber aus Belgien meint. Heute versucht man auf verschiedenen Wegen Glanz auf Spiel karten zu erzielen, so mittels Friktions-Kalanders, wo aber der Glanz nicht so hell und rein wird, wie der in der Glanzmaschine erzeugte. Wir in W... glätteten für eine grosse Spielkartenfabrik lange Zeit hindurch den ganzen Bedarf, und unser Kunde war sehr zufrieden. Eine Arbeiterin besorgte in drei Stunden das Einwachsen (Ein lassen mit Wachs) und Federweissen (Bestäuben mit Talkum). Es genügt ein Raum von 4 qm, um vier Glanzmaschinen aufzustellen, die 8000 Bogen in einem Tag von zehn Arbeitsstunden glätten können. Die vier Glanzmaschinen brauchen zwei Pferdestärken, während der Friktions-Kalander fünfmal soviel Kraft und zwei Personen zur Be dienung erfordert. Der mittels Glanzmaschine auf Spielkarten erzeugte Glanz ist hell, rein und dauerhaft, auch werden die Spielkarten sehr steif, was die Hauptsache ist. Aufziehen mehrfarbiger Bilder auf Glas Wer kann ein sicheres Mittel zum Aufziehen von mehrfarbigen Bildern auf Glas empfehlen? Bei den verschiedensten bisher an gewandten Arbeitsweisen trat regelmässig die grösste Schwierigkeit an jenen Stellen der Bilder zu Tage, an welchen mehrere Farben auf einander gedruckt waren. Diese Stellen sprangen regelmässig wieder ab, d. h. das Papier löste sich ab, und die Farbe blieb an fraglichen Stellen theilweise am Glas haften. Wie kann man dem Abspringen des Papiers entgegentreten? Welcher Klebstoff ist zu empfehlen? Wir bitten um Mittheilung von Erfahrungen. D. Red.