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Nr. 44 PAPIER-ZEITUNG 1619 Decke 30 zeigt freie Formen, ohne jede Umrahmung. Die Verzierungen bestehen aus schlanken Halmen, sehr hübsch in Gold auf hellen, grünlichen Kaliko gedruckt; dazwischen flatternde Schmetterlinge mit blauen Flügeln, während sich lange Blätter bändergleich durch die Halme winden und unten zu einer abschliessenden Verbindung über einander laufen. Die Blätter sind dunkelgrün gediuckt, mit schwarzen Umrissen und Schraffirungen. Ein selbständiger Entwurf von eigenartiger Wirkung ist Bild 31. Diese kleine Decke, die so anspruchslos unter andern prahlenden Golddecken auftritt, ist ein reizendes Beispiel der neuzeitlichen Stilisirung. Oben die Sonne mit den breiten, kräftigen Strahlen, darunter der Titel »Bonn und seine Um gebung«, und in der unteren Hälfte die drei stilisirten Blumen, die vom leicht angedeuteten Erdboden aufwachsen. Diese Blumen, obgleich in derselben Wiederholung auftretend, beleben Bild 32 Bild 31 einzig aus Schwarz und tiefem Zinnoberroth, die höchst eigen artig auf dem grauen Kalikogrunde wirken. Roth sind die Sonnenstrahlen und die Blüthen der Pflanzen, schwarz die Stengel, Blätter und Deckblätter der Pflanzen, die zwei Recht ecke sowie das unten wuchernde Gras. Einen gleich streng stilisirten Entwurf zeigt Bild 32. Die Behandlung der Pflanzenmotive ist durchaus neu, von den historischen Stilarten sehr verschieden, dabei streng den Forde rungen des Fläehen-Ornamentes angepasst. Aus dem Erdboden, der unten leicht durch drei kleine, hügelartige Erhebungen mit daraufwachsenden, stilisirten Blattpflanzen oder Gräsern an gedeutet ist, wachsen drei Bäumchen empor. Unten spriessen aus den Baumstämmchen rechts und links Blätter, drei kürzere sowie je ein langes, das sich nach oben um die Stämmchen windet. Zu oberst laufen die Stämme in Blattkronen aus, die gleichfalls streng und in regelmässig gewundenen Formen stilisirt sind. Zwischen den Bäumen spriessen im Hintergrund noch zwei Blattpflanzen mit Blüthen, die den Untertheil der Decke ausfüllen und ihm zum oberen Theile das nöthige Gleich gewicht verleihen. Zwischen den Stämmen hindurch schlingt sich auf der oberen Hälfte ein gewundenes Schriftband, be stimmt für den Titel. Der Entwurf macht durch seine strenge Symmetrie scheinbar den Eindruck zu geringer Abwechslung, allein dieser Eindruck wird sehr gemindert durch die Farben gebung, Violett und Bronze auf Hell-Oliv-Grund, die dem Ent würfe eine zwar gemessene, ernste, aber doch gefällige und harmonische Wirkung verleiht. Schluss folgt Kopirfarben drucken sich am besten mit Walzen aus Leim- und Syrupsmasse, wie man sie in früherer Zeit ausschliesslich verwendete. Die Walzen dürfen nicht frisch sein und müssen eine Haut besitzen, ohne indess hart und unelastisch zu sein. Weil Kopirfarbe schnell trocknet, verwende man zum Zurichten gewöhnliche Farbe; bei Benutzung von Kopirfarbe muss man sich mit der Arbeit beeilen. Das Farbmesser stelle man scharf an, um Durchrinnen der flüssigen Farbe zu verhindern. Man drucke rasch fort und, um dem Trockenwerden der Walzen vor zubeugen, gebe man denselben auf den Seiten etwas Glycerin zu. Nach Pausen soll die Form stets gewaschen werden. K. Prägepressen von Karl Krause in Leipzig. Der neue Theil- Katalog der Firma zeigt auf 88 Quartseiten 18 verschiedene Bauarten solcher Pressen, deren jede in verschiedenen Grössen hergestellt wird. Den Anfang machen zweisäulige Kniehebel- Pressen, dann folgen kleinere und leichtere Pressen bis herab zur kleinsten Vergoldepresse. Vertreten sind u. A. Vergolde- pressen zur Bearbeitung fertig gebundener Bücher, Kniehebel- Pressen zum Prägen und Ausstanzen, für Blumenblätter- und Knopffabrikation, für Blind- und Farbdruck, für Hand- und Motorbetrieb, schwere Dampf-Vergoldepressen, zweisäulig und viersäulig, und hydraulische Pressen für schwerste Relief prägungen. Für grosse Schnelligkeit in der Arbeit sind die automatisch arbeitenden Dampf - Prägepressen mit zwei und vier Tischen bestimmt. Der übrige Inhalt des Preisbuches be schäftigt sich mit Zubehör der genannten Maschinen: Heiz- Apparate, Einsatzrahmen, Farbdruckklappen, Rückenpress- Apparate usw., sowie mit den Schutzvorrichtungen, die auf Ver langen an den Pressen angebracht werden. Das Preisbuch ist ein Beweis der hohen Leistungsfähigkeit der Leipziger Firma. Zahlreiche Zeugnisse aus aller Welt be stätigen die Güte ihrer Erzeugnisse. Das Buch selbst ist in Querquart zweifarbig bei Hesse c Becker in Leipzig gedruckt, der Umschlag stammt aus der Kunstanstalt Grimme & Hempel in Leipzig und zeigt die allegorisch geschmückte Fabrikansieht in farbigem Steindruck. Dem Hefte lag ein hoch geprägtes Blatt in Buchgrösse bei, welches die Fabrikansicht in Eichen laub-Umrahmung mit Firma und Fabrikmarke trägt. Die Prägung ist sehr schön von der Graviranstalt Albert Schmidt in Leipzig ausgeführt. Auffrischung alter Walzen. Hart gewordene Buchdruckwalzeu lassen sich gut auffrischen, wenn man sie gründlich reinigt, mit Syrup überstreicht und bis zum nächsten Morgen stehen lässt. Vor Wiedergebrauch reibe man sie mit feuchtem Schwamm leicht ab. L. Büchertisch Der Arbeitsvertrag des Gewerbe- und Fabrikarbeiters. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage von BichardLipinski. 52 Oktav- Seiten. Rich. Lipinski’'s Verlag, Leipzig. Preis 30 Pf. Das Heftchen behandelt den Arbeitsvertrag sowie das Verhältniss des Arbeiters zum Arbeitgeber. Ueberall sind die Gesetzesstellen und meist auch darauf bezügliche Reichsgerichts-Entscheidungen angeführt. Unter Anderem enthält es Darstellung der Bestimmungen über jugend liche Arbeiter, Frauenarbeit, Maximalarbeitstag, Sonntagsarbeit, Arbeitsräume, Fabrikordnung, Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse. Bei Erörterung der »kündigungslosen Entlassung« wird als Beispiel erwähnt, dass ein Buchdrucker, von dem Geschäftsinhaber gefragt, angab, er sei nicht Mitglied des Unterstützungsvereins deutscher Buchdrucker. 81/2 Monate später stellte sich seine Mitgliedschaft heraus, nachdem er inzwischen zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten gearbeitet hatte. Nun erfolgte seine sofortige Entlassung, weil Mitglieder des genannten Vereins nicht in der Buchdruckerei beschäftigt werden sollten. Der Gehilfe wandte sich an das Gewerbegericht Mainz und forderte den ihm für 14 Tage zustehenden Lohn. Seiner Forderung wurde seitens des Gerichts stattgegeben mit der Begründung, dass die Ableugnung keinen Grund zur Entlassung bilde. Ueberdies be wirke die Mitgliedschaft auch keine Veränderung in seinen Leistungen oder Forderungen gegen seinen Arbeitgeber. Der Lichtdruck an der Hand- und Schnellpresse sammt allen Nebenarbeiten. Von August Albert, Lehrer an der k. k. graphi schen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Mit 65 Abbildungen im Text und 9 Tafeln. Preis geheftet 7 M. Halle a. S.. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp. 1898. 192 Oktav-Seiten. Dieses Buch bildet das 32. Heft der in obigem Verlag erschei nenden Encyclopädie der Photographie. Sowie es dem trefflichen Verleger in den früheren Heften dieses Sammelwerkes gelungen ist, die tüchtigsten Fachleute zur Bearbeitung der einzelnen Abschnitte zu gewinnen, ist auch der Verfasser des dem Lichtdruck gewidmeten Heftes ein bewährter Meister auf diesem Gebiete der Vervielfältigungs kunst. Er zeigt sich in seinem neuesten Werk als Beherrscher der schwierigen Kunst, technische Einzelheiten leichtfasslich zu be schreiben. Ohne sich in langwierige theoretische Erörterungen ein zulassen, geht er nach kurzem geschichtlichen Ueberblick sofort zur Beschreibung der Ar beitsweise über, verschmäht es nicht, auch schein bar kleinliche Einzelheiten eingehend zu beschreiben, und bietet in seinem Buch einen Leitfaden, an Hand dessen strebsame Anfänger die Arbeiten des Lichtdruckes erlernen können. Gute Text-Abbildungen und in der k. k. graphischen Lehr- und Versuchsanstalt ausgeführte mehrfarbige und Ton-Lichtdrucke erhöhen den Werth des Buches das von der Verlagsanstalt mit gewohnter Sorgfalt ausgestattet wurde. Heute, wo die Erzeugung von Lichtdruck-Postkarten einen lohnenden Zweig vieler Druckereien bildet, muss dieses Buch als zeitgemäss und nützlich anerkannt werden.