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1614 PAPIER-ZEITUNG Nr. 44 21. General-Versammlung des Papier-Industrie-Vereins Fortsetzung zu Nr. 48 3. Die vertraulichen Listen und Auskunfts-Ertheilung. Hofmann. Seit Bestehen des Vereins sind 1834 vertrauliche Listen ausgegeben, im Vorjahre (1896) 138, in 1897 nur 95, und wir können aus dieser Verminderung auf eine Abnahme der schlechten Zahler infolge guten Geschäftsganges schliessen. Im vergangenen Jahre wurden zwei alphabetische Ver zeichnisse der 1896 in den Listen aufgeführten Namen heraus gegeben, eines nach Namen und eines nach Städten geordnet. Wer alle Namen wissen will, die von Gründung des Vereins an in den Listen standen, muss alle Verzeichnisse durchsehen. Das Durchblättern ist jedoch nur eine kleine Mühe, da alles alphabetisch geordnet ist. Redner erwähnt unter Darlegung der Vorgänge, dass eine Firma irrthümlich in die Liste der schlechten Zahler kam, weil sie ungenau bezeichnet war, und bittet, bei Aufgabe der Namen mit äusserster Sorgfalt zu verfahren. Weinberg bestätigt, dass den Vorstand in dieser Angelegen heit keine Schuld treffe und auch der Einsender bona fide gehandelt habe. Katz empfiehlt, dass man bei Veräusserung von Firmen grösste Vorsicht beachten solle, damit keine Verwechslungen, wie im vorliegenden Falle vorkommen können, wo zwei Firmen gleichen Namens, die eine als Fabrik, die andere als Handlung fortbestanden. Tiemann bittet, da Jemand kleiner Meinungsverschieden heiten wegen in die Liste kommen könne, dass bessere Er fahrungen, die von anderen Mitgliedern mit dem Betreffenden gemacht sind, dem Vorstande mitgetheilt würden, damit dieser den guten Namen wieder herstelle. Er regt auch an, die Jahresverzeichnisse so einzurichten, dass sie alles bisher Da gewesene umfassen. Hofmann weist darauf hin, dass vor etwa 10 Jahren eine Zusammenstellung aller Namen erfolgte, die bis dahin in Listen erschienen waren. Der alljährliche Neudruck würde zu kost spielig sein. Direktor Joly hält es für genügend, wenn die Listen zu sammengeheftet werden und ein Namens-Register angelegt wird. Hofmann erwähnt noch einen Fall, in dem es sich heraus gestellt habe, dass der Einsender Unrichtiges gemeldet habe, sich aber weigerte, völlige Genugthuung zu geben, sodass der Vertrauensmann genöthigt war, eine Vervollständigung zu- zufügen. Heyer theilt mit, dass er alle in den Listen vorkommenden Namen sofort in ein sogen, schwarzes Buch eintragen lasse, in das auch jeder in der Papier-Zeitung veröffentlichte Kon kurs usw. eingeschrieben werde. Der Vors. schildert den Weg, den eine Anmeldung zu durchlaufen hat, ehe die Aufnahme in die Liste erfolgt, und kommt zu dem Schluss, dass die mit der Prüfung betrauten Herren des Vorstands ihr Möglichstes thun, um eine nicht gerechtfertigte Aufnahme zu verhindern. Hofmann bemerkt auf eine Anfrage des Herrn Bayer, dass manchmal auch Mitglieder unter den schlechten Zahlern auf geführt werden, dass aber in solchen Fällen die gemeldeten Thatsachen vom Einsender genau erwiesen werden müssen, und dass die Aufnahme auch dann nur auf besonderes Ver langen erfolgt. In seinem Berichte fortfahrend, theilt Hofmann mit, dass die Zahl der Auskunftsertheilungen im Jahre 1897 von 874 auf 614 zurückgegangen ist. Immerhin sei diese Zahl ein Beweis, dass ein Bedürfniss für Fortführung der Auskunfts-Ertheilung vorhanden sei. Müller bemerkt dazu, dass die Abnahme ihren Grund viel leicht mit in der Zunahme der beim Papierverein Rheinland- Westfalen verlangten Auskünfte habe, die sich bereits auf mehr als 400 belaufen. 4. Produktions-Statistik und Vwarbeiten für künftige Handels verträge. Vors. Ich habe diesen Punkt nur auf die Tages ordnung gesetzt, um hier noch einmal die ausserordentliche Bedeutung hervorzuheben, die in dieser Produktions-Statistik liegt. Es ist bekannt, dass seitens des Reichsamtes des Innern an alle Zweige des Handels und Gewerbes Frage bogen geschickt wurden, in welchen die Produktionsmenge entweder nach Gewicht oder nach Werth angegeben werden soll. Die Behörden waren bei allen bisherigen Handelsverträgen nicht in der Lage, mit genauen Mengen rechnen zu können; es konnte nicht festgestellt werden, welche Bedeutung die einzelnen Artikel für das deutsche Erwerbsleben haben. Es ist daher Pflicht eines Jeden und von allergrösster Wichtigkeit, für möglichst genaue Ausfüllung der Fragebogen zu sorgen. Bei den Verhandlungen im Ministerium wurde wiederholt be tont und in dem Rundschreiben klargestellt, dass die aus gefüllten Fragebogen nur den Beamten des statistischen Bureaus zu Gesicht kommen, die sie zu bearbeiten haben. Nachdem die Bearbeitung stattgefunden, tritt sofortige Vernichtung ein, sodass die Möglichkeit von Schädigung ausgeschlossen erscheint. Es ist von grösster Wichtigkeit für unsere Industrie, dass die Behörde richtige Zahlen bekommt, da man bei den bis jetzt abgeschlossenen Handelsverträgen die Papierindustrie immer nur benutzt hat, um sie gegen Konzessionen auf anderen Ge bieten preiszugeben, d. h. um als Prügelknabe zu dienen. Ich bitte, nur an Oesterreich zu denken, welches eine ent wickelte Papier-Industrie hat, und die ungeheuere Verschieden heit der Zölle nach und von dort zu betrachten. Es ist eine der Aufgaben, die an den Verein herantreten werden, die verschiedenen Artikel im Hinblick auf die Handels verträge zu bearbeiten und der leitenden Stelle Vorschläge über Höhe und Art der Zölle zu machen. Wir haben im All gemeinen weniger mit der Höhe der Zölle zu kämpfen, als mit dem Umstand, dass keine klaren Bezeichnungen unserer ver schiedenen Fabrikate aufgeführt sind. Wenn eine Waare an das Zollamt kommt, so wird sie von den Beamten häufig ganz anders bezeichnet als vom Absender, und da hierdurch meistens ein höherer Zoll herauskommt, so steht die Behörde in zweifel haften Fällen zunächst auf Seiten des Zollbeamten. Ich kann berichten, dass gegen derartige Willkürlichkeiten der Zoll erhebung zwei Jahre lang geschrieben werden musste, bis der Bescheid kam: Du hast Recht. Es ist z. B. sehr erheblich, ob eine Waare als Karton oder beklebte Pappe oder als Bristol-Karton verzollt werden soll. Wenn diese Frage der Waaren-Bezeichnung auftaucht, wird kaum irgend ein Vorsitzender genügende Zeit finden, um die ganze Arbeit persönlich zu leisten. Wir müssten des halb Jemand haben, der Alles vorbereitet, und dem dafür ein entsprechendes Honorar ausgesetzt wird. Es ist beute vielleicht noch nicht an der Zeit, die Versammlung um Bewilligung eines solchen Honorars zu bitten, aber ich möchte doch von Ihnen hören, ob Sie geneigt wären, wenn die Frage im Laufe des Jahres auftaueht, aus den Mitteln des Vereins eine Summe zu bewilligen. Weinberg befürwortet eine derartige Ausgabe. Wenn die Zolltarife bisher unklar sind, so könne dabei zum Theil die Zusammensetzung der Behörden, die mitzuspreehen haben, Schuld sein. Bei den Berathungen über den österreichischen und russischen Handelsvertrag befand sich z. B. unter den Aeltesten der Kaufmannschaft Berlins kein Papier-Industrieller. Früher habe der verstorbene Herr Hagelberg die Papier industrie bei dieser wichtigen Stelle vertreten, jetzt seien die Aeltesten der Kaufmannschaft auf die Auskünfte angewiesen, die der Besitzer einer grösseren Papierhandlung gebe. Der Vors. erwidert, dass seinerseits seit drei Monaten mit einem Mitglied des Aeltesten-Kollegiums Verhandlungen gepflogen würden, und die Berechtigung einer Vertretung der Papier industrie in dieser Körperschaft anerkannt wurde. Bei den Handelsverträgen wurden Papier-Industrielle gehört, er selbst habe ein Verzeichniss in drei Sprachen eingereicht. Allerdings sei in der Festlegung von nicht verwechslungsfähigen Begriffen sehr wenig erreicht worden. Beim japanischen Handelsverträge wurden nur zwei Artikel herausgegriffen, alle anderen Waaren des Papierfachs wurden »andere Sachen« genannt. Kommerzienrath Blanke betont, dass er seit 15 Jahren ohne Erfolg sich durch Eingaben über ungerechte Zollverhältnisse beschwert habe. Da die Regierung jetzt Gelegenheit biete, die Wünsche vorzubringen, so sei es sehr zu bedauern, wenn die nöthigen Unterlagen nicht gegeben würden. Auf seine Veranlassung wird durch Umfrage festgestellt, dass sich unter den Anwesenden 16 Fabrikanten befinden, die Fragebogen erhalten haben. Von diesen haben 15 dieselben schon aus gefüllt und abgesandt, und der 16 te wird es thun. Der Vorstand wird ermächtigt, nöthigenfalls aus den Mitteln des Vereins eine Summe für die Bearbeitung von Pro duktions- und Zolltarif-Fragen auszuwerfen. Die Mitglieder sollen Nachricht erhalten, sobald dieser Fall eintritt. Bei der Verhandlung des folgenden Punktes 5. Antrag des Papiervereins Bheinland-Westfalen: Einheitliche Liniatur von Schreibheften bis zur Pause führt Kommerzienrath Blanke den Vorsitz.