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.ab&o, 9, .C 1507 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck * * * *** Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Nr. 41 • Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdrucker-Berufsgenossenschaft Der Geschäftsbericht 1897 der Sektion VIII: Berlin wies eine Vermehrung der katastrirten Betriebe von 619 auf 664 nach, von denen 467 in Berlin belegen sind; hier hat sich gerade die Zahl der Betriebe ohne Elementarkraft erheblich vermehrt. Die Zahl der Unfälle ging von 328 im Vorjahre auf 299 zurück, drei davon verliefen tödtlich, andere 57 wurden von der Berufs genossenschaft entschädigt. Von den 27 Berufungen wurden nur sechs zu Gunsten der Verletzten vom Schiedsgericht ent schieden, die übrigen mussten zurückgewiesen werden. Die Summe der gezahlten Entschädigungen betrug im Jahre 1897 44185 M. Von den überhaupt zur Anmeldung gelangten 299 Unfällen wurden 42 durch Tiegeldruck- und Bostonpressen veranlasst, 92 Unfälle hatten mit dem Maschinenbetriebe nichts zu thun, 13 Unfälle ereigneten sich auf der Strasse, drei durch die Benutzung von Fahrrädern. Der Etat für 1897 schloss mit 7855 M. ab, für 1898 wurden 8720 M. angesetzt. In den Vorstand wurden gewählt die Herren Georg W. Büxenstein und C. Stahl, letzterer durch Wiederwahl; als Vertrauensmänner und deren Stellvertreter wurden neu gewählt die Herren Gustav Engewicht, Bruno Grunert, Paul Beholtz-Frankfurt a. 0., Emil Heckendorf und Paul Brandt-Potsdam. Ort für die nächste Versammlung: Berlin. Deutscher Buchdrucker-Verein Kreis VIII: (Berlin und Provinz Brandenburg) In der am 15. d. M. abgehaltenen Kreis Versammlung er stattete Herr Georg Büxenstein Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr, das er als ein arbeitsreiches bezeichnete. Die Versammlung nahm sodann u. A. mit Interesse Kenntniss von der Errichtung der Feuerversicherungs-Genossenschaft Deut scher Buchdrucker; die Betheiligung daran muss jedoch den einzelnen Mitgliedern überlassen bleiben. Die Angliederung einer Krankenkasse an die Unterstützungskasse des Deutschen Buchdrucker-Vereins wurde lebhaft besprochen; die Versamm lung nahm eine Resolution an, welche die fakultative Einfüh rung der Kasse empfahl und eine Gefährdung der ganzen Kasse darin erblicken würde, wenn dieselbe obligatorisch gemacht werden sollte. Ferner wurde eine lebhafte Agitation für die Errichtung von Buchdrucker-Innungen auch in der Provinz empfohlen und freudig begrüsst, dass für den Regierungsbezirk Potsdam die einleitenden Schritte bereits geschehen seien. Herr Büxenstein erklärte sich bereit, im Interesse der Sache an zu diesem Zweck einberufenen Versammlungen der Pro- vinzial-Kollegen theilzunehmen. Der Vorstand wurde er mächtigt, für das laufende Jahr bei Bedarf wiederum einen Zu schlagsbeitrag von 25 pCt. zu erheben. Berliner Typographische Gesellschaft Die ziemlich zahlreich besuchte Sitzung vom 11. Mai wurde um 81/4 Uhr von Herrn Herm. Smalian eröffnet. Derselbe theilte zunächst mit, dass der Vorstand dem langjährigen Mitgliede Herm Johann Haussmann zum Feste seiner ununterbrochenen 25jährigen Thätigkeit als Leiter der Buchdruckerei F. A. Günther& Sohn in Berlin die Glückwünsche der Gesellschaft übermittelt und durch eine Blumenspende seine Aufmerksamkeit erwiesen habe. Sodann wurden die im Druck fertiggestellten Mitglieder verzeichnisse an die Anwesenden vertheilt. Hierauf erhielt Herr Otto Wollermann das Wort zu dem nachstehend im Auszug mit- getheilten Vortrage über die Entwicklung der Setzmaschine Die bedeutendsten Erfindungen aller Zeiten, welche gleich zeitig zu Hauptträgern der Kultur geworden, sind zweifellos diejenigen der Dampfkraft, des elektrischen Stroms und der Buchdruckerkunst. Während aber die Elektrotechnik sich sehr schnell entwickelt und ungeahnte Fortschritte gemacht hat, auch die Dampfkraft sehr bald in den mannigfachsten Formen An wendung fand, ist die Buchdruckerkunst Jahrhunderte lang auf dem Standpunkt geblieben und in derselben Form ausgeübt worden, wie sie von dem Altmeister Gutenberg betrieben wurde. Die Erfindung Gutenbergs bestand bekanntlich darin, dass er die vordem schon bekannten Holzdruckplatten in einzelne Buch staben zerlegte und durch den Guss von Metalltypen die Her stellung von Druckwerken zu vorher nicht gekannten Preisen ermöglichte. Gutenberg war aber zugleich ein guter Drucker und ein geschickter Stempelschneider, sodass seine Erzeugnisse noch heute unsere Bewunderung erregen. Seine Nachfolger haben an seiner Kunst nicht viel zu vervollkommen gewusst, nur das Schriftmaterial wurde vermehrt, indessen nicht immer verbessert. Seine alten Holzpressen mit der Handballenfärbung haben sich bis zum Anfang dieses Jahrhunderts erhalten. Erst durch die Erfindung der eisernen Presse und der Auftrag walze wurde ein merkbarer Fortschritt erzielt; die Erfindung der Schnellpresse durch Friedrich König und die Benutzung der Dampfkraft bezeichneten eine neue Epoche in der Ent wicklung der Buchdruckerkunst. Im Jahre 1815 wurde von einem Engländer Namens Foster der erste Versuch gemacht, auch das Setzen auf maschinellem Wege zu bewerkstelligen. Der Versuch missglückte, wie viele spätere, merkwürdigerweise fast immer von Nicht-Fachleuten gemachte Setzmaschinen- Erfindungen, deren bis jetzt fast 200 bekannt geworden sind. Meist waren diese Erfinder nicht genügend unterrichtet über die Anforderungen, welche man an eine brauchbare Setz maschine stellen muss. Sie glaubten, es genüge, wenn das An einanderreihen von Buchstaben mit möglichster Beschleunigung vor sich gehe, bedachten aber nicht, dass die Thätigkeit des Setzers nicht allein in dem Aufsetzen der Buchstaben besteht. Vielmehr ist beim Satz erforderlich: Lesen des Manuskripts — eine geistige Thätigkeit, die von keiner Maschine ersetzt werden kann —, Aneinanderreihen der Buchstaben, Ausschliessen und flüchtiges Ueberiesen derselben. Ausheben des Satzes, Aus binden, Korrigiren und nach dem Druck das Ablegen des Satzes. Ablegen und Korrigiren nehmen von der neunstündigen Arbeitszeit eines Setzers etwa zwei Stunden in Anspruch; da die durchschnittliche Tagesleistung eines tüchtigen Setzers 10—15000 Buchstaben ausmacht, und man leicht in der Minute 60 Buchstaben aneinanderreihen kann (ohne sie anzusehen und auszuschliessen), mithin 3600 Buchstaben in der Stunde, so würde das gedankenlose Aufsetzen von rund 12000 Buch staben etwa 37a Stunden in Anspruch nehmen, also nur etwa den dritten Theil der Arbeitszeit; die übrige Zeit entfällt auf das mit geistiger Thätigkeit verbundene Manuskriptlesen, Aus schliessen, Korrigiren und Ablegen. Demnach haben Setz maschinen, welche nur das Aufsetzen der Buchstaben bezwecken, wenig Aussicht auf Erfolg und können erst dann von Nutzen sein, wenn sie auch das selbstthäfige Ausschliessen und Ab legen vorsehen, sodass dem Setzer nur das Manuskriptlesen und Anschlägen der Tasten bleibt. Die ersten Erfindungen konnten aus diesen Gründen zu keiner praktischen Verwerthung gelangen. Der Engländer Young war der erste, welcher auch eine Ablegemaschine baute, doch ging damit das Ablegen so langsam, dass zu einer Setz maschine drei Ablegemaschinen gehörten. Eine ganze Reihe ergebnissloser Versuche folgten diesem einen. Auch die Kastenbein-Maschine, welche ziemliche Aufnahme fand und Tüchtiges leistete, musste infolge der unzureichenden Ablege vorrichtung das Feld räumen, doch wird sie noch u. A. von den »Times« benutzt, welche die »Kaiser«-Ablegemaschine da für angepasst haben. Der Däne Sörensen war der erste, welcher selbstthätiges Ablegen mittels besonderer Unterscheidungs- Signaturen bewerkstelligte; seine Setzmaschine soll, bei drei Mann Bedienung, 45000 Buchstaben im Tag geleistet haben; dass sie sich dessenungeachtet nicht bewährte, ist vielleicht auf die damalige Unvollkommenheit des Baues von Präzisions- Maschinen zurückzuführen. Seine Erfindung wurde später von