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1398 PAPIER-ZEITUNG Nr. 38 Beitrag zur deutschen Rechtschreibung Geheimrath Professor F. Reuleaux, der neben seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Mechanik und des Maschinen baues eine seltene Vielseitigkeit in vielen Zweigen geistigen Schaffens bethätigt, ist eifriger Vorkämpfer der Sprachreinigung und bat in dieser Richtung der Papier-Zeitung schon manche Anregung gegeben. Mit der deutschen Rechtschreibung be fassen sich die folgenden an den Herausgeber der Papier- Zeitung gerichteten Zeilen des genannten Gelehrten. Ich möchte nicht unterlassen, Ihnen meinen Glückwunsch zu der Sendung aus Sachsen auszusprechen, freue mich auch ungemein über den Triumph Mitscherlichs. Ein kleines Schattenflecklein fehlt freilich nicht, das Ihnen bei Ihrem redlichen und erfolgreichen Vorgehen in der Sprachbewegung auch wohl schon als schwarzes Pünktchen auf gefallen sein wird. Es ist das ungeheuerliche Wort »hannoversch«. Heissen muss es »hannövrisch« oder, obwohl etwas schleppender, wenigstens »hannöverisch«. Erstens fehlt der Umlaut aus o in ö, zweitens darf das e ausgestossen, aber drittens das i nicht unterdrückt werden. Der Umlaut gehört dahin wie: in schwäbisch aus Schwabe, nicht schwabensch, in sächsisch aus Sachse, nicht sachsensch, in niederländisch aus Niederland, nicht niederlandsch, in französisch aus Franzose, nicht franzossch, in römisch aus Rom, nicht romsch usw. Dio Weglassung des i in der besitzanzeigenden Nachsilbe isch ist bloss zulässig, wo die Silbe an Personennamen angehängt wird; das hat sich so eingeführt; nöthig ist die Weglassung auch da nicht. In Ihrer Nähe befindet sich ein grosses Ladenschild, worauf steht Pommersche Landgüter oder dergleichen; es handelt sich um Butter. Das bedeutet: Butter aus Landgütern des Herrn Pommer. Ihrem Hause gegenüber ist neuerdings für ähnliche Waare richtig mecklen- hmgische Landgüter gesagt. Dass unter Umständen bei Personennamen das volle isch besser als das verstümmelte ist, zeigt sich bei dem vom Ingenieur Pötsch erfundenen Gefrierverfahren, das man das Pötschsche Verfahren ge nannt hat, so rauh und thebanisch wie nur möglich, während Pötschische ganz erträglich klingt. Sie sprechen doch auch wohl von den Flinschischen Papierfabriken, nicht von den Flinschschen. So klingt denn auch »hannövrisch« leicht, fliessend und natürlich, und so sprechen auch die Leute, wenn sie so sprechen, »wie ihnen der Schnabel gewachsen ist«, wie man ja sagt, d. h. nämlich, wenn sie sich von dem ihnen innewohnenden Sprachgefühl leiten lassen. Und so sagt der Niedersachse auch, und auch der biedere Westfale, der, nebenbei bemerkt, seine Mundart die »westfälische«, nicht die »west falsche« nennt, F. lieuleaux Franklin’s Grab Von Philadelphia kommt die Nachricht, dass sich Franklin’s Grab in vernachlässigtem Zustande befindet. Kein würdiges Denkmal erhebt sich darüber, die Erde ist ungepflegt, und das Grab des grossen Buchdruckers und Staatsmannes sieht nicht aus wie das eines Mannes, der zu dem Ruhm seines Landes so viel beitrug. Der Grabhügel wird von einer alterthümlichen Marmortafel bedeckt, die vor 100 Jahren dort angebracht wurde und nun zerbrochen und verwittert ist. Der Küster sagt, dass die Nachkommen Franklin’s nichts zur Instandhaltung des Grabes thun wollten und dies auch Anderen nicht erlaubten. Täglich empfing er Geldanerbieten von Besuchern, die das vernachlässigte Aussehen der Ruhe stätte Franklin’s bedauerten und das Grab hergerichtet zu sehen wünschten. All diesen Wünschen gegenüber erwiderte er pflichtgemäss, dass Franklin es so gefordert habe, »weil er ein einfacher Mann sei und abgeneigt allen Prahlereien.« Vor nicht langer Zeit liess der Küster auf seine Kosten die ver witterte Inschrift nachschneiden, sonst wäre auch das einzige Unterscheidungszeichen, der Name, verschwunden. Vor seinem Tode hat Franklin bei einem ihm bekannten Steinmetzen seinen Grabstein bestellt und gab für Alles, auch für die Inschrift, genaue Anweisung. Er wünschte an der Seite seiner Frau beerdigt zu werden, die einige Jahre vor ihm starb. Die Platte, welche das gemeinsame Grab bedeckt, trägt folgende Inschrift: , . Benjamin und Deborah 1790 Eine Festgabe zum Jubelfest des Königs Albert von Sachsen versenden die Farbenfabriken von Berger & Wirth in Leipzig. Es ist ein Blechteller, der in tadellosem Farbendruck das gutgetroffene Brustbild des" Königs zeigt. Der Blechdruck in sieben Farben ist von der Firma J. Quaas in Meissen ausgeführt, zum Druck wurden Farben aus den oben genannten Fabriken verwendet. Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien In der an dieser Anstalt neu geschaffenen Abtheilung für Buch- und Illustrationsgewerbe hat Mitte Februar bereits das zweite Semester begonnen. Da diese Anstalt in mancher Hin sicht vorbildlich wirkt, geben wir nach der Oesterr.-ungar. Buchdrucker-Zeitung einen Ueberblick über das Wirken der neuen Abtheilung während des ersten Semesters. Der Unterricht in den theoretischen Fächern umfasste in diesem Zeitabschnitt Physik und Mechanik — beide mit besonderer Beachtung der graphischen Druckverfahren; dann Chemie und analytische Chemie, letztere mit Berücksichtigung der beim Buchdruck ver wendeten Stoffe, in Verbindung mit praktischen Laboratoriums übungen (Vortragender: Professor Alexander Lainer); ferner Geschichte der Buchdruckerkunst und Einführung in die Kunst geschichte (Vortragender: Dr. Cyriak Bodenstein); Manuskript- und Korrekturlesen (Lehrer Theodor Beitl). Satz und Druck wurden in vier Stunden wöchentlich theoretisch gelehrt und während 23 Stunden wöchentlich praktisch geübt. Den Satzunterricht ertheilten die Herren Theodor Beitl und Richard Niel, den Unterricht im Druck Fach lehrer Arthur Wilhelm Unger, unterstützt von dem Maschinen meister Franz Bauer. Im Satz wurde mit dem einfachen kompressen Werksatz be gonnen uud zum schwierigeren (mathematischen gemischten usw.) Werk-, ferner Tabellensatz fortgeschritten. Im zweiten Semester wird besonderes Augenmerk auf das Skizziren von Accidenz- arbeiten gerichtet. Beim Druck wurde mit den Uebungen einfachster Arbeiten begonnen und allmälig zum Druck schwierigerer, einfarbiger Satzformen und Illustrationen fortgeschritten. Im zweiten Semester werden die Schüler innerhalb dieses Rahmens die Arbeiten fortsetzen. Den Schülern wurden Druckstöcke von Firmen zugewiesen, deren Erzeugnissen man in der Praxis am häufigsten begegnet. Zu diesem Zwecke haben die hervor ragendsten österreichischen Firmen dieses Faches der Anstalt eine reichhaltige Sammlung kostenlos übermittelt. Dasselbe geschah mit Holzschnitten, besonders technischen. Die Schüler arbeiten abwechselnd auf den vorhandenen Verschiedenen Maschinen und nehmen, wo es angängig ist, dieselbe Arbeit auf Tiegel- uud Cylindcrdruckpressen vor. Mehrfach wurde die Anstalt von Fachleuten besucht, welche die Fortschritte der Schüler mit Interesse verfolgten und sich über die erzielten Unterrichtserfolge sehr anerkennend aus sprachen. Waschen von Druckstöcken Viele Papiere hinterlassen beim Druck ein weisses, staub artiges Pulver, das häufiges Waschen der Form und der Druckstöcke nöthig macht. Ich empfehle hierzu Benzin, welcher dem Terpentinspiritus aus dem Grunde vorzuziehen ist, weil er die Farbe besser auflöst und sich schneller verflüchtigt. Je länger dieses Verflüchtigen währt, um so später nimmt der Stock Farbe an. Terpentin hinterlässt in den Tiefen der Schattirungen einen harzigen Stoff. Beim Druck von Stereo typen und Galvanos tritt dieselbe Unzuträglichkeit hervor. Oft heisst es, die Platten sind schlecht, und dabei trifft in den meisten Fällen denjenigen die Schuld, der die Form mit Terpentinspiritus gewaschen hat. L. Lithographische Erzeugnisse werden in Frankreich mit einem Eingangszoll von 80 bis 225 Frank für 100 kg belastet, während dieselben bis 1. Februar 1892 zollfrei eingingen. Obgleich diese Arbeiten in Frankreich sehr gut bezahlt werden, ist jedes Ge schäft dorthin unmöglich geworden, denn der Eingangszoll verdoppelt durchschnittlich den Selbstkostenpreis. Dagegen ermöglicht es der niedrige deutsche Zollsatz von 6 M. den französischen Druckereien, in Elsass-Lothringen als Mitbewerber aufzutreten. Zahlreiche dortige Gewerbetreibende lassen ihre besten Drucksachen in Frankreich anfertigen und legen einen gewissen Werth darauf, den Namen einer bekannten Kunst anstalt in Paris oder Lyon auf ihren Geschäfts-Vordrucken zu haben. Einzelne elsässische Firmen der Lithographie und des Buntdrucks, der Bilderbogen- und Dekorationsbilderfabrikation haben für den Verlust des französischen Marktes Ersatz auf dem deutschen Markt gefunden, andere haben die erhöhten französischen Zölle zu umgehen versucht, indem sie Zweig geschäfte in Frankreich gründeten oder ihren ganzen Betrieb dorthin verlegten. (Export.) Franklin