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1324 PAPIER-ZEITUNG Diese drei Handschriften, unter denen sich namentlich Melanch thons erklärende Worte durch Kraft und Schärfe auszeichnen, sind in Nr. 1 des Anzeigers des Germanischen National-Museums wortgetreu wiedergegeben. Das erste und dritte sind lateinisch, das zweite lautet: »1 Thimoth 1 (v. 15) Das ist ie gewisslich war vnd ein tewer werde« wort das Christus Jhesus kome(n) ist in die wellt, die Sünd(er) selig zu machen, unter Welchen ich der furnemst bin, etc. Es ist nie keine lere noch Weisheit auf erden komen die da komm arme betrübte gewissen, der gnaden Gottes und Vergebung der sunden versichern vnd rechten ewigen tröst geben vnd schaffen, denn diese lere des Euangelii, so die propheten (2 Seite) vnd Aposteln, vnd furnemlich Gottes son selbs der wellt verkündigt, dar umb es billich allein den rhum vnd titel füret, das es heisst ein gewisses tewr vnd werdes wort, das mit allen ehren an zu nemen vnd Gott zum höchsten dafür zu dancken ist. Caspar Creutziger.« Für wen schrieben nun die drei Reformatoren, die treuen Berather Luthers insbesondere bei der neuen Ausgabe seiner Bibelübersetzung, diese Worte? Der Name des Besitzers ist uns ohne Zweifel auf dem Titelblatt des »Betbüchlins« erhalten geblieben, auf dem dicht unter der oberen Leiste der Holzschnitt- Umrahmung in gleichzeitiger Schrift zu lesen steht: »Jorgen • V. perckhaimer geherig«. Ueber Persönlichkeit und nähere Lebensumstände dieses Perckhaimer konnte aber bisher nichts ermittelt werden. Asphalt-Fussboden im Setzerraum Die Frage, ob Asphalt- oder Holz-Fussboden für einen Setzersaal geeignet ist, bedarf genauer Erwägung, da infolge der Bundesraths-Verordnungen für Druckereien verschiedentlich die Meinung Platz greift, dass zum Fussboden-Belag Asphalt dem Holz vorzuziehen sei. Dem ist nicht so. Asphalt ist ein ungeeignetes Material für den Setzerraum und hat so viele Nach theile, dass die wenigen Vortheile nicht in Betracht kommen. Der Aceidenzsetzer verspürt diese Nachtheile am meisten. Fällt ein Hohlsteg oder Quadrat aus der Hand — was ja nicht zu vermeiden ist —, so muss er, vorausgesetzt, dass der Arbeitsraum Asphalt-Fussboden hat, die Feile zur Hand nehmen, um den durch den Fall gebildeten Grat zu entfernen; aber in die grösste Verlegenheit wird er versetzt, wenn ein Buchstabe einer Zierschrift mit dem Fussboden Bekanntschaft macht und mit der Bildfläche aufscblägt. In den allermeisten Fällen wird ein solcher Buchstabe beschädigt, ganz zu schweigen von Schreibschrift und theuerem Accidenzmaterial, welches meistens nach einem Falle dem Zeugkasten übergeben werden kann. Bleilinien, Messing linien, Regletten, grösserer Ausschluss, alles muss erst wieder gefeilt werden, wenn es hingefallen ist, und welcher Schaden erwächst dadurch dem Druckerei-Inhaber! Nicht nur, dass das Material Schaden erleidet, auch die Zeit, welche verwendet wird, um das Material für den Accidenzsatz wieder brauchbar zu machen, muss berücksichtigt werden. Der Anzeigensetzer hat mit den gleichen Widerwärtigkeiten zu kämpfen. Doch hat der Asphalt als Fussboden-Belag noch einen grossen Fehler: er ist für den Arbeiter im Winter zu kalt,' viel zu kalt, und im Sommer — namentlich wenn die Sonne darauf scheint — wird er so weich, dass jeder Schritt darauf Spuren hinterlässt. Auch dort, wo Setz- und Form-Regale stehen, zeigt sieh nach ganz kurzer Zeit, dass dieselben nicht eher abgerückt werden können, ehe sie nicht ihrer Last entledigt sind, denn die Füsse des Regals haben sich durch die zu tragende Last gewaltig in den Asphalt gesenkt. Beim Um setzen eines Regals bieten diese Eindrücke dem Kehricht und den Zwiebelfischen willkommenen Unterschlupf. Durch die Eindrücke wird der Fussboden uneben und un angenehm für den Arbeiter, der den ganzen Tag auf einer Stelle stehen muss. Der unebene Fussboden wirkt schmerzhaft auf die Füsse. Erfahrung hat gelehrt, dass Asphalt-Fussboden bei häufig starkem Anfeuchten geeignet ist, die Staubent wicklung bei nachherigem Trocknen zu vermehren. Einem schadhaften Holz - Fussboden ist Asphalt vorzu ziehen. Guter Holz-Fussboden ist und bleibt jedoch das Beste für einen Setzersaal. Für den Maschinensaal dagegen hat sich der Asphalt-Fussboden bewährt. A. M. Bunte Farben frisch erhalten. Um bunte Farben frisch zu erhalten und Hautbildung an der Oberfläche zu vermeiden, giesse man Colza-Oel oder Glycerin auf. Nach Abgiessen kann man die Farben sofort in Gebrauch nehmen. Erdfarben, die Bodensatz bilden, müssen aber erst wieder gründlich durch gerieben werden. L. Ausfuhr von Drucksachen aus Frankreich Nach der amtlichen Statistik ist der Werth der in fran zösischer Sprache hergestellten und in das Ausland verkauften Bücher im Wachsen begriffen. Im Jahre 1895 betrug der Werth der Ausfuhr 7 840000 M., 1896 8240000 M. und 1897 8640000 M. Die Ausfuhr fremdsprachiger Bücher aus Frank reich betrug 1895: 480000 M., in 1896 stieg sie auf 1120000 M., wogegen sie im letzten Jahre auf etwas über 240000 M. zurückging. Gothische Schriften In zahlreichen alten Druckwerken, die in Museen aufbewahrt werden, liegen Schätze an schönen Schriften begraben, die nur der Wiederbelebung harren, um durch ihre charaktervolle Form, durch das Ebenmaass ihrer Gliederung aufs Neue die lesende Welt zu entzücken. In derselben Zeit, wo die Berechtigung der Frakturschrift überhaupt in Zweifel gezogen wird, sehen wir die gothischen Charaktertypen unserer Vorfahren den Weg über den Erdball antreten. Dies ist keine Phrase, denn in England und Amerika nicht nur, sondern auch in Ländern romanischer und slavischer Zunge, in Frankreich, Italien, Ungarn, ja selbst im heiligen russischen Reiche finden die neu erweckten gothischen Schriftformen willige Aufnahme. Aeusserst verbreitet ist die »Altgothisch« der Schriftgiessereien H. Berthold in Berlin und Bauer & Co. in Stuttgart. Diese sehr schöne Schrift findet sieh auch in kleinen Druckereien in einigen Graden, während viele bedeutende Accidenzdruckereien die ganze Serie besitzen. Zu Arbeiten in neuer Richtung passt diese Schrift sehr gut. Wie der Abdruck auf gegenüberstehender Seite zeigt, sind jetzt die Grade Text und Doppelmittel, 5, 6, 7 und 8 Cicero neu hinzugeschnitten, sodass die Garnitur mit ihren 14 Graden wohl abgerundet und für jeden Zweck, vom Werkdruck bis zum Plakat hinauf, anwendbar ist. H. Büchertisch Adressbuch der Deutschen Zeitschriften und der hervor ragendsten politischen Tagesblätter. Hand- und Jahrbuch der deutschen Presse. 38. Jahrgang. 1898. Stidtgart, H. 0. Sperling. Ladenpreis nicht angegeben. Die neue Auflage dieses Adressbuches weicht in Bezug auf Ein- theilung des Stoffes von ihren Vorgängerinnen picht wesentlich ab. Die erste Abtheilung umfasst auf 187 Seiten die in 31 Fachgebiete alphabetisch eingeordneten Zeitschriften. Hierauf folgen Angaben über die bedeutendsten Tagesblätter, nach Bundesstaaten und Provinzen geordnet. Fach-Mittheilungen für die deutsche Presse und ein alpha betisches Verzeichniss sämmtlicher im Adressbuch erwähnter Zeit schriften und Zeitungen ergänzen den Band, der auch zahlreiche An zeigen enthält. Eine statistische Aufstellung auf Seiten 118/119 zeigt, dass die Zahl der in deutscher Sprache erscheinenden Zeitschriften 4571 beträgt, im letzten Jahr um etwa 250 und seit 1889 um 1600 zugenommen hat. Am zahlreichsten ist die evangelische Theologie vertreten mit 313 Zeitschriften, hierauf folgen: Landwirthschaft mit 32p, Rechtswissenschaft mit 318, Heilwissenschaft mit 282 und Er ziehungswissenschaft mit 256 Fachblättern. In dieser Aufstellung sowie im Adressbuch sind die in Oesterreich, Ungarn, Luxemburg, Schweiz und der Türkei in deutscher Sprache erscheinenden Blätter inbegriffen. Bei jeder Zeitschrift sind angegeben: Titel, Verleger, Redakteur, Format, Zahl der Nummern im Jahr, Bezugspreis, Gründungsjahr, Anzeigen- und Beilagenpreis, bei den meisten auch die Höhe der Auflage. Diese letzte Angabe kann die Benützer des Adressbuches irreführen und sollte lieber unterbleiben. Bei vielen Anzeigenblättern sind sehr hohe Auflagen aufgeführt. Mancher Benützer des Adress buches weiss nicht, dass diese Auflage, wenn sie wirklich in der an gegebenen Höhe gedruckt wird, nur zum kleinsten Theil gelesen, sondern nur allen möglichen Firmen unverlangt zugesandt wird und meist solche Behandlung erfährt, wie sie ungebetenen Gästen zukommt. Der Fabrikant, der im Adressbuch das für seine Anzeigen geeignetste Fachblatt sucht, kennt diesen Unterschied nicht und wird leicht ver anlasst unrichtige Wahl zu treffen. Da es nicht durchführbar ist, die Herausgeber zu getrennter Mittheilung der Bezieherzahl und der Auf lage zu bewegen, wäre es am richtigsten, die Zahl ganz wegzulassen. Rudolf Mosse hat dies in seinem 1898 er Zeitungs-Verzeichniss auf Ansuchen des Vereins der Fachpresse gethan. Ebenso bedenklich erscheint das den Verlegern eingeräumte Recht, äusser den obengenannten Angaben und unmittelbar darauf folgend gegen Bezahlung Anpreisungen ihrer Zeitschrift in den Text ein zuschalten. Der nicht sachkundige Leser kann dadurch zu der An nahme verleitet werden, diese Anpreisungen rührten von der Redaktion des Adressbuches her, seien also unparteiisch. Zweckmässiger wäre es, diese Anpreisungen in einen besonderen Theil zu bringen und im Haupt-Theil durch Stern und Seitenzahl auf die Anzeige zu verweisen.