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1242 PAPIER-ZEITUNG Nr. 34 Trockengehalt von Papier Aus Schlesien Ich habe die interessanten Artikel über Trockengehalt des Papiers in Nrn. 27 und 80 gelesen und gestatte mir hierüber auch meine Ansicht mitzutheilen. Es scheint, als wenn bei den seitherigen Einsendern Missverständ nisse vorlägen. Die Frage, ob gewöhnliches Zellstoffpapier, dünn oder dick, denselben Luftfeuchtigkeitsgehalt besitzt wie lufttrockener Zellstoff, muss man unbedingt mit »ja« beantworten. Die Frage aber, ob man aus 100 kg lufttrockenem Zellstoff auch 100 kg Papier erzeugen könne, muss man mit »nein« beantworten. Die Gewichtsverluste, welche auf der Papiermaschine und durch Wiederverarbeitung der Abfälle entstehen, betragen je nach Umständen 5 bis 10 pCt., doch können diese, wenn die mit den Abwässern fortfliessenden Fasern wieder ordnungsmässig aufgefangen (wozu sich z. B. der Füllnersche Stofffänger gut eignet) und mitverarbeitet werden, sich auf mehr als die Hälfte vermindern. Stark geleimtes Papier zieht die Luftfeuchtig keit langsamer an, aber man muss bei diesem auch berücksichtigen, dass durch die Leimung das Gewicht des Papiers beschwert wird, und sich dadurch die etwa noch fehlende Luftfeuchtigkeit mehr oder weniger wieder ausgleicht. Richtig arbeitende Maschinenführer er zeugen auf der Papiermaschine nur lufttrockenes Papier, ja man kann sogar das Papier noch etwas feuchter als lufttrocken arbeiten, ohne befürchten zu müssen, dass es Reklamationen giebt. Bestimmte Zahlen lassen sich hierfür nicht gut angeben; geübte Maschinenführerhände fühlen den richtigen Feuchtigkeitsgrad sofort heraus. Die Ansicht, dass geglättetes Papier nicht so viel Feuchtigkeit aus der Lnft annimmt als ungeleimtes, theile ich. Will man aber Papier glätten, wozu man heute fast überall Kalander benutzt, dann muss das Papier nothwendig feuchter als lufttrocken sein, denn sonst bekommt man keine ordentliche Glätte heraus. Zu diesem Zweck wird das Papier ja noch auf Feuchtapparaten besonders angefeuchtet. Dass derartiges Papier keine Luftfeuchtigkeit mehr anzieht, ist selbst verständlich, weil es ja den Luftfeuchtigkeitsgrad mindestens er langt hat. Die oben angeführten Stoffverluste beziehen sich nur auf die Fabrikation reiner Zellstoffpapiere. Andere Papiergattungen können unter Umständen erheblich grössern Gewichtsverlust bringen. Es kommt ganz darauf an, welche Papiere man erzeugt, und mit welchen Sieben gearbeitet wird. Der Einsender des Aufsatzes in Nr. 27 behauptet, dass der Papier fabrikant schon mit einem Stoffverlust von 5 pCt. zu rechnen habe, bevor er den Zellstoff in Angriff' genommen habe. Diese Behauptung ist unberechtigt. Papierfabrikanten, welche sich derartige unreelle Lieferungsweise gefallen lassen, sind zu bedauern. Zellstofffabriken haben übrigens bei Erzeugung handelsfertigen Zellstoffs ungefähr den gleichen Stoffverlust, wie Papierfabriken; Zellstofffabriken arbeiten zwar dickere Bogen, benutzen aber auch viel gröbere Siebe. Deshalb sind diejenigen Zellstofffabriken im Vor theil, welche nicht erst handelsfertigen Zellstoff, sondern statt des selben gleich fertiges Papier liefern können. Fachmann # * * Aus Norddeutsch/ana Der Lufttrockengehalt spielt bei der Papierfabrikation haupt sächlich die Rolle, dass man aufzupassen hat, bei dem Bezüge der Rohstoffe nicht betrogen zu werden. Papier, welches viel zu feucht hergestellt wurde, muss nachgetrocknet werden, und Papier, welches zu trocken gearbeitet wurde, soll aus der Luft die entsprechende Feuchtigkeit wieder ansaugen. Die Ansaugung der Luftfeuchtig keit erfolgt wohl zumeist im Papiermaschinensaal, in welchem ja überall sehr feuchte Luft herrscht. Dünne, nicht stark geleimte Papiere saugen die Luftfeuchtigkeit verhältnissmässig sehr rasch auf, bei dicken, stark geleimten Papieren ist es zweckmässig, einen Feucht apparat aufzustellen, sofern diese Papiere sehr schnell nach der Fertig stellung von der Maschine zum Versand gelangen. Bei Papieren, die geglättet werden sollen, ist Feuchtung schon deshalb nothwendig, weil zu trockene Papiere sich nicht ordnungsmässig glätten lassen. Es ist nothwendig, dass Papiere, welche geglättet werden sollen, feuchter als lufttrocken sind, denn zu hart getrocknete Papiere stellen der Glätte zu grossen Widerstand entgegen. Papier, welches seine Normalfeuchtigkeit nicht besitzt, also zu trocken gearbeitet ist, verliert mehr oder weniger seine Elastizität und wird brüchig wie Holz. Ein Papiermaschinenführer, der zu trockenes Papier fertigt, soll sich das Lehrgeld zurückzählen lassen und sich eine andere Beschäftigung suchen. Verarbeitet man reinen, lufttrocknen Zellstoff zu Papier, dann muss bei ordnungsmässiger Arbeit das daraus gefertigte Papier denselben Trockengehalt besitzen wie der Zellstoff. Aus welchem Grunde soll denn eigentlich luft- trocknes Zellstoffpapier höheren Trockengehalt aufweisen als luft- trockner Zellstoff? Kein Papierhändler hat das Recht, das Papier trockner als lufttrocken zu verlangen, einem ordnungsmässig arbeitenden Papierfabrikanten wird es deshalb garnicht einfallen, das Papier trockner zu versenden als es verlangt werden kann. Die Behauptung des Ein senders in Nr. 27, ein Papierfabrikant habe schon mit 6 pCt. Stoff verlust zu rechnen, bevor er mal Papier mache, ist unrichtig und un sinnig. Wo sollen denn bei reinem lufttrocknem Zellstoff und luft- trocknem Papier diese 5 pCt. bleiben? Der ganze Gewichtsverlust auf der Papiermaschine beträgt bei der Verarbeitung reinen Zellstoffs zu Papier bei Wiederverarbeitung der Abfälle nur 5 pCt Es wird hier bei vorausgesetzt, dass man ordnungsmässig arbeitet und bei dünnen Papieren feinere Maschinensiebe zur Verwendung gelangen. Zellstoff- fabriken, welche kein Papier, sondern versandfertigen Zellstoff ver kaufen, haben, weil sie mit gröbern Maschinensieben arbeiten, un gefähr denselben Verlust, doch können sowohl Papier- wie Zellstoff fabriken den Gewichtsverlust sehr verringern, wenn sie gute Stoff fänger anlegen, in welchen die Fasern aus den Abwässern wieder aufgefangen werden. Wer sich bei Ankauf von Zellstoff um 5 pCt. im Trockengehalt übervortheilen lässt, ist als normaler Mensch nicht mehr zu bezeichnen. (? D. Red.) Es giebt allerdings Zellstofffabriken, welche bei Feststellung des Trockengehalts sehr- nachlässig verfahren, und deren Zellstoff gewöhnlich geringem Trockengehalt aufweist als ver rechnet worden ist. Wenn der Papierfabrikant derartigen Zellstoff nicht gewissenhaft auf Trockengehalt prüft, ist es allerdings sehr leicht möglich, dass derselbe mit 5 pCt. Stoffverlust zu rechnen hat, bevor er den Zellstoff empfangt. Z. Antrieb von Schleifern und Pappenmaschinen Es wäre wünschenswerth, wenn die in Nr. 28 erwähnte Einrichtung der Fabrik näher beschrieben wäre, damit man zutreffenden Rath er- theilen könnte. Es ist, wie von der Redaktion gesagt, sehr zu empfehlen, die Holzschliff-Entwässerungsmaschinen und Sortirer mit eigenem Motor anzutreiben, jedoch für kleinere Anlagen nicht lohnend. Dem erwähnten Uebelstand wäre damit allein auch nicht abgeholfen, da der Stoffzulauf von den Schleifern immer noch veränderlich bleibt. Gewichtsschwankungen lassen sich nicht vermeiden, jedoch so ver mindern, dass sie erträglich sind, wenn die Schleifer mit Auf merksamkeit bedient werden. Auch müssen einige Pressen stets ver fügbar sein, damit bei frischem Füllen einer Presse die frei werdende Kraft durch Einrücken der Reserve-Presse sofort gebunden werden kann. Regler (Regulatoren) an den Wassermotoren (ich nehme an, dass die Fabrik damit arbeitet) erfordern in den meisten Fällen viel Wartung und wirken bei der geringsten Störung durch Laub oder Eis schlecht oder überhaupt nicht. An den Schleifern unmittelbar angebrachte Regelvorrichtungen sind nicht minder schwierig in der Handhabung, man kann jedoch damit eher fertig werden. Da Einsender der Anfrage sich über Menge des zu ent wässernden Stoffes, sowie über Zahl und Arbeitsbreite der Pappen maschinen nicht geäussert hat, so lässt sich ohne diese Unterlagen nur sagen, dass bei zu starker Beanspruchung der Pappenmaschinen die Stoffauflage verhältnissmässig zu dick werden muss, und dann Gewichts-Schwankungen empfindlich hervortreten. B. Uebertheuerung Wir lieferten an X. 130 kleine Messer nach Muster und berech neten dafür 32 M. Preis war vorher nicht vereinbart. X. bezahlte bei der Abrechnung nur UM. mit der Begründung, dass er solche Waare anderweitig zu diesem Preise kaufen könne. Er will dafür bei Gericht einen Sachverständigen beibringen. Wir waren für fragliche Messer nicht besonders gut eingerichtet. Die Kosten einer besseren Einrichtung wären aber grösser als der Nutzen an der geringen Waare. Jedenfalls betragen unsere Selbstkosten der Messer bedeutend mehr als 11 M. Würde nun unsere Klage auf Zahlung der rück ständigen 21 M. abgewiesen werden, falls der Sachverständige im Sinne des X. aussagt? U. Der anfragende Fabrikant musste als ordentlicher Geschäfts mann nach Eingang des Auftrags dem Besteller sagen, dass er auf Anfertigung solcher Messer nicht eingerichtet sei. Wenn der Besteller dann noch auf deren Anfertigung bestand, konnte der Fabrikant den Auftrag annehmen und nach seinen Herstellungs kosten berechnen. Da dies jedoch nicht geschehen ist, so war Besteller berechtigt anzunehmen, dass die Messer zu handels üblichem Preise geliefert würden, und das Gericht würde den Besteller voraussichtlich nur zur Zahlung des von Sachver ständigen festgestellten handelsüblichen Preises verurtheilen. Hochglanz auf Spielkarten Aus Belgien Nach der Aeusserung in Nr. 29 scheint Schreiber derselben Glanz maschinen erfunden oder benutzt zu haben, die für die Spielkarten- Fabrikation Interesse bieten, und ich möchte denselben höflichst er suchen, darüber nähere Angaben zu machen oder die Maschinen in der Papier-Zeitung anzubieten. Der Einsender aus Oesterreich drückt sich nicht so klar aus, dass Andere Nutzen aus seiner Mittheilung ziehen können, und sagt zum Beispiel, dass eine Arbeiterin in 3 Stunden das Einwachsen und Feder weissen besorgt habe. Wieviel Bogen aber ? Sind es 8000 oder die in Nummer 22 erwähnten 40 bis 50? In letzterem Falle würde ja ein Spielkarten - Fabrikant mit durchschnittlicher Tages - Erzeugung von 8000 Bogen etwa 50 Arbeiterinnen ausschliesslich für diese Arbeit anstellen müssen. Ich bitte daher höflichst um nähere diesbezügliche Aussprache. In welcher Weise das Wachs aufgetragen wurde, geht leider aus der Mittheilung in Nr. 29 nicht hervor. Das Talkum bezweckte doch nur, dass die Bogen nicht unterwegs stecken bleiben?