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Nr. 33 PAPIER-ZEITUNG 1207 Kontroll-Kassen Lüneburg, 16. April 1898 Die von uns in den Handel gebrachten Lüneburger Patent-Kassen zeichnen sich durch einfache und praktische Bauart aus, wie aus folgender Beschreibung ihrer Handhabung hervorgeht. Während der Kunde das Geld aufzählt, bucht der Kassirende den zu zahlenden Betrag. Durch Herausziehen der Kassenschublade legt sich das Geld auf die Schale in der Kasse ab, wo es sichtbar liegen bleibt, sodass jeder Streit mit dem Kunden über die verausgabten Geldsorten usw. ausgeschlossen ist. Die Schublade lässt sich jedoch nur öffnen, nach dem sie durch den Druck bei der Buchung entriegelt wurde. Hier durch wird der Angestellte gezwungen, sich an die vorherige Buchung aller geschäftlichen Vorkommnisse zu gewöhnen. Sollte trotzdem die Buchung einer Zahlung irrthümlich unterlassen sein, so muss dies sofort bemerkt werden, weil sich das Kassen-Eintragsblatt durch das Vorziehen der Schublade gleich zeitig selbstthätig um eine Zeile vor wärts bewegt, und es dem zunächst Kassirenden, welcher gewohnt ist, alle Buchungen in laufender Reihen folge einzutragen, sofort auffällt, dass eine unter die Glasplatte vorgerückte Zeile leer blieb. So fortige Umfrage ergiebt, wofür der vor ihm in der Kasse ruhende, nicht gebuchte Betrag bezahlt wurde. Es kann daher nicht mehr vorkommen, dass die Gutschrift einer bezahlten Rechnung unter bleibt. Man kann keinen Betrag in die Kasse hinein- oder aus derselben herausbekommen, ohne den Druck bei der Buchung vorgenommen zu haben. Dadurch wird Jeder ge zwungen, auch die Ausgaben stets vorher zu buchen. Sollte dies irgendwie unterbleiben oder ein Eingriff unberufener Hände vor gekommen sein, so wird auch dies sofort bemerkt, weil durch Oeffnen der Schublade eine leere Zeile auf dem Kassen-Eintragsblatt sichtbar wird. Aber in jedem solchen Fall entleert auch die Schale das auf ihr ruhende Geld in die Hauptkasse, und die leer gebliebene Schale liefert sofort den Nachweis, dass die Kasse geöffnet wurde, ohne dass Geld hinein- gekommen wäre. Erforderlichen falls erfolgt die nachträgliche Ein tragung in die nächste Zeile sofort unterlassen hatte, und er allein trägt die Verantwortung dafür. Stellt man Eingriff von unberufener Seite fest, so wird der Schuldige auf frischer That ertappt und zur Verantwortung gezogen. Das richtige Herausgeben auf die empfangenen Beträge wird da- durcli erleichtert, dass die Geldsorten übersichtlich in der Kasse an geordnet sind, wie die Abbildung zeigt. Der herauszugebende Betrag zur Buchung gezählt ergiebt stets jene Summe, die in Geldmünzen vor Augen des Kunden und des Angestellten in der Kasse ruht. Da der Kunde bei jeder Zahlung vor der Kasse steht und sehen kann, welcher Betrag gebucht wird, da ferner jeder an die Kasse Tretende die letzten zehn Buchungen übersehen und sich jederzeit überzeugen kann, welche Beträge gebucht sind, und ob mindestens dieser Betrag in die Kasse gekommen ist, so wird auf die einfachste Weise eine ganz vorzügliche, vielseitige Kontrolle über alle Zahlungen er reicht, besonders da die vereinnahmten Beträge stets selbstthätig in die Kasse gelangen, und es nicht auf den Willen der Kassirenden an- kommt, ob sie den empfangenen Betrag hineinlegen oder nicht. Die Geldsorten dürfen wohl auf ihren Werth geprüft, müssen aber wieder hingelegt werden, denn jeder Käufer, der einmal ge sehen hat, wie das Geld plötzlich vor seinen Augen verschwindet, ohne dass etwas weggenommen wurde, will es stets auf die gleiche Weise verschwinden sehen, und würde es sofort bemerken, wenn auch nur ein Pfennig weggenommen würde. Da sämmtliche Buchungen einer so vielseitigen Kontrolle unterliegen, und hierdurch die Gefahr der Entdeckung sehr nahe liegt, wird es Niemandem ein fallen, falsche Buchungen vorzunehmen. Die leicht herausnehmbaren, mit laufenden Nummern versehenen, in Mappen vereinigten Kassen-Eintragblätter weisen nach Jahren alle Zahlungen sowie die Thätigkeit jedes einzelnen Verkäufers nach. Frucht, Patentartikel Die Papierfabrik der »Socit de Cellulose« in Fos-sur-Mer, • Südfrankreich, ist in Betrieb gekommen. Dieselbe wird Papier lediglich aus Alfa-Stoff erzeugen. Handelskammerberichte 1897 Leipzig. Papierfabrikation. Der Geschäftsgang im Papier fach war auch im Jahre 1897 sehr lebhaft. Der Bedarf hat sich namentlich im Inland noch gesteigert und nach dem Aus lande nicht vermindert. Infolge Aufstellung vieler neuer Maschinen ist die Erzeugung gestiegen. Demzufolge konnten trotz Vertheuerung einzelner Rohstoffe, insbesondere Holzzell stoff, Holzschliff und Lumpen, sowie der Kohlen und Arbeits löhne, die Preise keine Aufbesserung erfahren, es machte sich im Gegentheil für einzelne Papiersorten ein kleiner Preisrück gang bemerkbar, welcher indessen auf das gute Gesammt- Ergebniss keinen grossen Einfluss ausüben konnte. Papierhandel. Der Absatz war ungefähr dem vorjährigen gleich. Die mit einer Reihe hiesiger Geschäfte verbundenen Druckereien waren während des Sommers meist mit Ausstellungs-Arbeiten und Reklamen für die Aussteller stark beschäftigt. Die Betheiligung an der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung und der durch diese Ausstellung veranlasste rege Fremdenbesuch führten zu vielen neuen in- und ausländischen Geschäftsverbindungen. Pappe und Packpapier. Auch in Pappen und Packpapieren war das Geschäft zufriedenstellend. Höhere Preise liessen sich allerdings auch hier nicht erzielen trotz flotten Absatzes der einzelnen Pappensorten. Zahlungen erfolgten etwas schleppend. Die Nachfrage nach Pappen besserer Art schwindet von Jahr zu Jahr; hauptsächlich verlangt wurde graue Buchbinder- Pappe. Gegen Jahresschluss gingen die Preise einiger Rohstoffe in die Höhe, sodass Anfang 1898 Holzschliff- und Strohpappen etwas theurer wurden, während der Preis von Hadernpappen nicht stieg. Bunt- und Luxuspapier. Der Geschäftsgang in Chromo papier war während des ganzen Jahres flott, sodass ohne Unterbrechung reichliche Beschäftigung vorhanden war. Trotz dem wollte es nicht gelingen, die durch die immer höher werdenden Arbeitslöhne und steigenden Rohstoffpreise bedingten höheren Verkaufspreise zu erzielen; in einzelnen Fällen ging der Preis sogar zurück, sodass Chromopapier heute weniger Nutzen lässt als früher. Der erhöhte Umsatz konnte den Aus fall nicht decken. Tapeten. Die Tapetenpreise sind niedrig und die Anspruch- nähme des Kredits seitens der Kundschaft übermässig gross. Die in Nr. 7 der Papier-Zeitung besprochene Preis-Konvention wird hoffentlich Besserung schaffen. Arbeitseinstellungen fanden nicht statt, die im hiesigen Bezirke befindlichen Fabriken waren im ganzen Jahre vollauf beschäftigt. Die Umsatz-Menge war so gross wie im Vorjahre, jedoch war der Werth geringer. Hauptabsatzgebiet war wie bisher Deutschland. Gewünscht wird nach wie vor Herabsetzung der Zölle in Oesterreich und Italien, sowie Erhöhung der Einfuhrzölle aus England und Frankreich. Papierwäsche. Dieser Fabrikationszweig hat sich gehoben und bietet für die Zukunft bessere Aussichten. Metallpapier als Stopfbüchsen-Packung Das von der Galvanischen Metallpapierfabrik-Aktien-Ge- Seilschaft in Berlin hergestellte Metallpapier, beschrieben in Nr. 21, J. 1897, wurde bisher wesentlich nur zu Druekzwecken und als Luxuspapier verwendet. Neuestens hat es sich durch seine elastische Schmiegsamkeit nicht nur als Flanschendich tung, sondern auch zu Stopfbüchsenpackungen hervorragend geeignet erwiesen. Vortheile der neuen Packung sollen sein: geringe Reibung, grosse Schonung der Kolbenstangen, die wie polirt in der Packung laufen. Lohnkampf in Schweden Der Ausstand in der Sulfitstoff-Fabrik Forshaga geht seinem Ende entgegen. Das Militär zog am 16. d. M. ab. Die Oster tage sind ruhig verlaufen, nur in Karlstadt fand eine grosse Protest-Versammlung statt. Der Disponent von Eckström erklärte, dass er keinen der alten Arbeiter wieder einstellen wird. 60 von auswärts neu aufgenommene Arbeiter sind in den Fabrik-Wohnungen unter gebracht, und für die noch fehlenden Stellen meldete sich täglich soviele Bewerber, dass am 18. April der Fabrikbetrieb voll aufgenommen werden sollte.