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PAPIER-ZEITUNG 991 Papier nach. Auch beim Stempeldruck erhalt man glanzlose Goldverzierungen, wenn man während des Druckens ein Stück ungeglättetes Seidenpapier zwischen das aufgetragene Gold und den druckenden Stempel legt. Das Papier erfüllt denselben Zweck wie eine Mattplatte oder eine Mattirpunze. Aehnliche Erwägungen sind auch für die Grossbuchbinderei maassgebend. Hauptsächlich auf den Masseneinbänden fand bisher eine geschmacklose Ueberladung mit Gold-Arabesken statt, ein Gewirr von zierlichen, althergebrachten Formen, die durch den schillernden Glanz der Pressvergoldung noch mehr an Klarheit und übersichtlicher Gliederung einbüssten. Die Zukunft wird jedenfalls mit den goldüberladenen Kalikobänden aufräumen. Anstelle der Arabesken werden auch hier derbe, aber gedankenreiche Pflanzenornamente treten, ausgeführt in Farbendruck. Der Golddruck wird nur noch als Umriss zeichnung dienen oder zur Vermittlung der Farbengegensätze, während der Farbendruck noch mehr als früher eine gewichtige Rolle spielt. Der buchbinderische Farbendruck ist eine Technik der Neuzeit, er wurde in früheren Jahrhunderten nicht geübt. In ihm findet jedenfalls die buchbinderische Massen Verzierung ihre dankenswertheste Technik. Er ist so recht geeignet, farbenreiche Entwürfe jeder Art wiederzugeben, er ist für den Grossbuchbinder das, was Ledermosaik dem Kunstbuchbinder. Freilich eignet er sich nur zur Verzierung bestimmter Rohstoffe, hauptsächlich des Kaliko. Daneben wurden der Buchbinderei in jüngster Zeit jedoch noch andere Rohstoffe zugänglich ge macht, deren sich die Grossbuchbinderei sicher bald bedienen wird. So die Ledernachahmungen, auf denen der Farbendruck recht gut ausführbar ist. Vielleicht gelingt es auch, sehr feste Pergament-Nachahmungen herzustellen, die zu Pergament-Ein bänden verwendet werden könnten. Auf diesen würde der Farbendruck in Verbindung mit Golddruck vorzüglich wirken, wie er auch auf echtem Pergament schmelzende und überaus klare Farbenwirkung erzielt. Der bestechende Farbenschmelz, den die Malerei oder der Farbendruck auf Pergament zeigt, hat eine Anzahl tüchtiger Künstler veranlasst, sich mit der Pergamentbuchdecken-Malerei zu beschäftigen. So haben einige Münchener Maler, z. B. Fritz Erler, wiederholt neuzeitige Entwürfe auf Pergament-Decken ausgeführt, die das volle Lob der Kenner fanden. Dies ist nun freilich eine Verzierungs-Technik, die über das Gebiet des Kunstbuchbinders hinaus liegt und in das des Malers fällt. Ist ein Buchbinder zugleich in der Malerei sehr geübt, so dürfte es ihm gelingen, überraschende Wirkungen zu erzielen, indem er die Malerei in Verbindung mit dem Handvergolden bringt. Am besten wäre es, wenn Maler und Vergolder Hand in Hand arbeiteten. Es ist mit Freude zu begrüssen, wenn sich tüchtige Kunstmaler entschliessen, ihr Können in den Dienst der Buch- deckenverzierung zu stellen. Von ihnen können wir neue Gedanken für die Buchdeckenverzierung erwarten. Frauen im Druckgewerbe Im Hansaviertel Berlins haben zwei Damen gemeinsam eine Kunstwerkstätte für Photogravure, Radirung und Kupferdruck eröffnet. Sie sind Zeichnerinnen und Malerinnen von Beruf, die in der Berliner Kunstausstellung wiederholt ausgestellt haben. Sie versuchten, sich auf den verschiedensten Gebieten Kenntnisse anzueignen, besonders auf dem der Photogravure und Radirung, durch welche z. B. die so beliebten Ansichts postkarten zu kleinen Kunstwerken gestaltet werden. Dann legten sie sich eine eigene kleine Druckerei an, in welcher die Vervielfältigung besorgt wird, sodass die Sachen fertig den Verlegern übersandt werden. Während in der Kunstwerkstätte die Radirung auf der Kupferplatte angefertigt wird, wird diese in der Druckerei gedruckt, geschnitten und versandfertig ge macht. Die Damen beabsichtigen, weibliches Druckerpersonal anzustellen. Dieser Gedanke scheint recht glücklich zu sein, da zum Kupferdruck in erster Linie künstlerisches Empfinden gehört, das sich in der Art des Einfärbens der Platte be- thätigt. Da diese aber Feinfühligkeit der Hand und des Blickes erfordert, so ist es sehr wahrscheinlich, dass sich hier für Frauen fast besser eignen als Männer. Selbst das Drehen des Rades ist für ein kräftiges Mädchen nicht zu schwer, auch liesse sich die Arbeit theilen, und das Drehen des Rades könnte von einem Jungen besorgt werden. Die Kupferdruckerei er fordert keine Vorkenntnisse und kann den Ausübenden schon während der Lehrzeit 15 bis 20 M. Wochenlohn eintragen. Es giebt geübte Kupferdrucker, die im Stücklohn bis zu 50 M. wöchentlich verdienen. (Berliner Lokal-Anzeiger) Die Ausstellung von Künstler-Lithographien im Lichthofe des Berliner Königl. Kunstgewerbe-Museums ist noch um einige neu entstandene Arbeiten deutscher Künstler bereichert worden und erfreut sich sehr lebhaften Besuches. Ein von der General- Verwaltung der Königlichen Museen herausgegebener Führer erläutert die Technik und die Geschichte der Lithographie und giebt eine Uebersicht über die in der Ausstellung vertretenen Länder und Kunstrichtungen. Die Ausstellung bleibt bis Ende April bei freiem Eintritt geöffnet. Der Buchbinder-Fachverein Bern wählte in seiner Hauptver sammlung vom 15. Januar anstelle der ausgetretenen Herren Gustav Jöckel und Hermann Fleiner zum Präsidenten: Heinrich König, zum Sekretär: Robert Berner, beide in Bern. Büchertisch Technisch-Chemisches Jahrbuch 1896/97. Ein Bericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Technologie, vom April 1896 bis April 1897. Herausgegeben von Dr. Budolf Biedermann. 19. Jahrgang. Mit 157 in den Text gedruckten Illustrationen. Berlin, Carl Heymanns Verlag. 1898. Preis in braunem Leinenband mit Goldpressung 15 M. Dieses Jahrbuch bietet kurze und sachkundige Beschreibung der durch deutsches Patent geschützten wichtigsten Neuerungen auf allen Gebieten der chemischen Technologie. Es ist für viele Techniker nützlich, ein solches Nachschlagebuch zu besitzen. Eine kurze Auf zählung sämmtlicher im Buch erwähnter Patentschriften sowie Namen- und Sachregister erleichtern die Benutzung. Die Rücksicht darauf, dass das Buch nicht zu umfangreich werde, zwang den Herausgeber, kritische Auswahl zu treffen und jeder der behandelten 27 Abtheilungen nur den unumgänglich nöthigen Raum zuzuweisen. Die Papier industrie, die sich allerdings vorwiegend mechanischer Einrichtungen und Vorgänge bedient und nur zum geringen Theil als chemische Industrie gilt, wird in Abtheilung XXV behandelt, und zwar in folgenden Abschnitten: 1. Papierstoff, Holzschliff, Zellstoff. 2. Holländer und Papiermaschine. 3. Papier-Erzeugnisse. Aber auch die Abschnitte über Metalle, Alkalien, Säuren, Leucht- und Heizstoffe, Oele, Wasser, Farbstoffe, Leim, Photographie usw. dürften manchem Leser der Papier-Zeitung Nützliches bieten. Klimsch’s Graphische Bibliothek. Band I: Die Praxis der modernen Reproduktions - Verfahren. Separat - Abdruck aus dem Allgemeinen Anzeiger für Druckereien. Neu bearbeitet von E. Klimsch. Mit drei Kunstbeilagen und 32 Illustrationen im Text. Frankfurt a. M., Verlag von Klimsch & Co. 1898. (Preis nicht angegeben.) Im vorigen Jahrgang der im Titel genannten Fachzeitschrift erschien unter Mitarbeit tüchtiger Fachleute eine Aufsatzreihe, die gesammelt, gesichtet und als handliches Oktav-Buch von 162 Seiten Inhalt herausgegeben wurde. Obgleich der Gegenstand in vielen Handbüchern bearbeitet ist, bietet das vorliegende Werk für Fach leute den Vortheil, dass es über das allgemein Bekannte, sozusagen über das ABC der Vervielfältigungsverfahren, rasch hinweggeht und umso eingehendere und werthvollere Winke sowie 'Vorschriften über Einzelheiten der Arbeitsweise giebt. Es verzeichnet die neueren Fort schritte auf diesem Gebiete und kann als bequemes, kurzgefasstes Nachschlagebuch dienen. Die Kunstbeilagen, eine Autotypie, ein Lichtdruck und eine Photo-Lithographie, wurden in der technischen Versuchs- und Lehranstalt des Verlegers ausgeführt. Das Buch ist gut gedruckt und hat Leinenband. Annuaire de la Papeterie Universelle. Adressbuch der Papier fabrikanten aller Länder, unter besonderer Berücksichtigung der Papier-Industrie Frankreichs. Preis 6 Frank, uach dem Ausland frei versandt für 7 Frank 20 Centimes. Paris, P. Haumont, Ch. L’homme, Successeur, 9, rue Lagrange. 1898. 19. Jahrgang. Dieses Adressbuch enthält die Aufzählung französischer Firmen folgender Geschäftszweige: 1. Papierfabrikanten, geordnet a) nach Er zeugnissen, b) alphabetisch, c) nach Departements. 2. Papierstoff- Fabrikanten. 3. Pariser Vertreter. 4. Pariser Grosshändler. 5. Pariser Papierwaaren-Fabrikanten. 6. und 7. Pariser Firmen des Papierfaches, nach Erzeugnissen geordnet. 8. Pariser Buchdrucker. 9. Papierhändler der Provinz, nach Departements und Städten geordnet. 10. Buchdrucker der Provinz. Als Anhang ist ein innerhalb der Staaten alphabetisch geordnetes Verzeichniss der Papier- und Papierstoff-Fabrikanten aller Länder beigefügt. Ausserdem enthält das Buch eine Reihe wichtiger Bestimmungen über den französischen Zolltarif, Zolltarif-Entscheidungen, Handelsbräuche, übliche Formate usw. Eine grosse Zahl von Anzeigen kann als Bezugsquellen-Nachweis dienen. Das Buch ist auf Papier aus verschiedenen Stoffen und Fabriken gedruckt und giebt auf diese Art eine Uebersicht der Leistungen hervorragender französischer Papier fabriken. Es umfasst 708 Grossoktav-Seiten und hat kräftigen Ganz- leinen-Einband. Die vorliegende, erweiterte und berichtigte Auflage wurde von Herrn Ingenieur Lhomme, Nachfolger des früheren Ver legers und Redakteur der Fachzeitschrift »La Papeterie« herausgegeben.