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blatt 81. Jahrgang Montag, 28. Oktober 1928 Beilage za Nr. 252 Ergebnis der Wahl der Beisitzer für den Ausschuß der Angestelltenver sicherung beim BersicherungS-amt der AmtShauptmannschast Bautzen Für dl« «ahl der Beisitzer sür den Ausschutz für Ange- flellteaverficherung bei dem Derstcherungaamt der Amtshaupt - mannschast Bauten ist von Seiten der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer nur je ein« gültig« Vorschlagsliste eingraangen. Eine Wahi mit Stimmenabgabe hat daher nicht stattgrjunden. E« gelten al« gewühlt : ») al« Beisitzer aus dem Kreis« der Arbeitgeber: l. Werner. Kurt. Fablikdirektor. Bautzen, Iügerstr. 18 2. Rautzendorf, Hermann, Fabrikbes., Kleinboblitz, Oct«« teil von Mönchswalde ».Schmidt. Wilhelm. Bankdlrektor, Bautzen, «aiselftratzr 2 4. Schmel,« r, Herbert, Bankdirektor. Bautzen. Georgftr 14 8. Klemm, Oskar. Freigut«besitz«, Goda 8. Koenner. Leo, Kaufmann, Bautzen, Reichrnftratze 7 Kübrmann, «Äao, Fabrikbesitzer, Trotz,chünau »Engelhardt, Rudolf, Baumeister, Zittau, Prinzenstr.20 g Müller, Georg, Fabrikant, Kamenz 10. Schurig, Arthur, Fabrikbefitzer, «rotzrührsdors 11 ^ühn«, Gustav, Kaufmann, Lübau, Altmarkt 14 12. Zimmermann, Martin, Fabrikdir, Bautzen, Deorgstr. 22 als Beifitzer aus dem Kreise der Versicherten. 1. Kutter, Hermann, Kaulmannsgrhilse, Bautzen, Schulpr. 6 2 Hohlseldt, Martha, Kontoristin, Bauden, Arnoldstr. 2N 8. Wendler, Rudolf, Angestellter, Bautzen, Auritzer Weg V3 4. Danteek, Albert, Kausmannsgeh., Pulsnitz, Tchietzfir 83 5. Webet, Paul, Geschäftsführer, Bautzen, Lührstr. 24 6. S ch u l»e, Bruno, Rentmeister, Brauna b. Kamen, 7. Unger, Johannes, Angestellter, Bauden, Wtlhelmstratze 14 tz Elsner, Emil, Kaufmannsgeh., Bautzen, Dresdner Str 22 9. Zuschk«, Elisabeth, Buchhalterin, Bautzen, Wettinftr. 20 10. Schön, Max, Werkmeister, Ostri», Kolonie 8 11. D«rd«r, Ernst, Angestellirr, Grotzdubrau 30 12. Münzel. Johannes, Ingenieur, Bautzen, Neusal,aer Str. 11 d) al« Stelloertreter aus dem Kreise der Arbeitgeber: 1 Berworner, Walt«,Geschüstsfvhrer,Bautzen, Sedanstr. 8 s. Fuchs, Paul, Obertelegrapheninsp., Bauden, Karlstr. 24 8. Schneider, Friedrich, Kaufmann, Zittau, Markt 21 4. Wagn«r, Richard, Fabrikbesitzer, Kirschau 8. Ahollinger, Alfred, Fabrikbesitzer, Gnaschwitz 6. M «lching, Heinrich, Banddtrektor, Bautzen, Beorgstr. 29 7. Klaemt, Walter, Bankdlrektor, Bauden, Gartenstr. 6 8. Eigner, Otto, Fleischermrtster, Bautzen, Aeuh. Lauenstr. 1 9. Heiber, Konrad, Rittergutsbesitzer, Spittwitz 10 Richter, Curt, Kaufmann, Bautzen, Kaiserstcatz« 11. L«tdl«r, Paul, Apothekenbesitzer, Bautzen, Boschwitzstr. 12. Hetdsi«», Gustav, Maschinensadrikant, Kamenz au« dem Kreis« der Versicherten: 1. Urban, Mar, Kausmannsgehilse, Löbau, Brücknerring 14 2. Lehmann, Otto, Angell., Pulsnitz, Bischofswerdaer Str. 18 3. Mauchsch, Otto, Kaufmanusgehilse, Grossröhrsdorf, Bischofswerdaer Siratze 4 Hens«l, Bruno, Angestellter, Bautzen, Dresdner Str 23 8 Kl«mm, Fritz, Kaufmannsgeh, Ebersbach, Hauptstr. 32 b 6. Psennigwerth, Adolf, Angest., Neugersdorf, Frauenstr.S 7. Oswald. Oskar, Kaufmannsgeh., Pulsnitz, Schillers«. 13 8. Zieschank, Gertrud, Stenoiypistin, Bautzen, Tingwitz 30 ».Vastorfs, Hilde, Angestellte, Bauden, a. d. Fleischbanken 3 10. Pel,, Georg, Zimmerpotter, Bautzen, Schliebenstr. S » 11. Hüntich. Walt., Kausmsgeh., Bischofswerda, Reust. Str. 14 12 Fahrmann, Richard, Kausmannsgehilse, Grotzschünau, Warnsdorser Strotze 17 Bautzen, am 2«. September 1929. de« AmtShauptmannschast Bautze« Ausschutz sür Angeftelltenverstcherung. an der New-Yorker Börse. Infolge Uberniebeuel Spetuluttonen ist es an der New- Korker Effektenbörse in der letzten Woche wiederholt zu beispiellosen Kursstürzen gekommen. Der Börsenbesucher bemächtigte sich eine panikartige Stimmung. Der rechnerische Wert der Kursverluste beträgt mehrere Milliarden Mark. — Da» Bild zeigt das Gebäude der New-Aorker Börse in der Wallstreet. i AM Sie Mstm-öM-MM! Tonne und Mond. 28. Oktober: Sonne: A. 6.50, U. 16.37. Mond: A. 1.18, U. 15.40. LS. Oktober: Sonne: A. 6.52, U. 16M. Mond: A. 2.43, U. 15.52. Gport. Die Nützlichkeit des Turnens. Kriegskinderl Darunter wollen wir nicht bloß diejnigen unserer Kinder verstehen, die während des Krieges geboren sind, iondern auch jene, deren erste Entwicklung und Volksschuljahre »och in den Krieg gefallen sind. Sie füllen jetzt unsere höheren schulen und Hochschulen. Seit einigen Jahren nun bemerken Uese Schulen einen auffallenden Rückgang in den Leistungen ihrer Schüler. Man suchte die Ursache in verschiedenen »blenkenden Umständen, vermochte aber damit die Häufigkeit des Rückganges gerade bei den fleißigen und willigen und jenen Ablenkungen nicht so ausgesetzten Schülern nicht zu erklären. Das »rängt, die ausschlaggebende Ursache in anderer Richtung zu mcken. Nichts liegt näher, als an eine jetzt erst deutlicher zutage «retende Nachwirkung der Unterernährung unserer Heran vachsenden während der entscheidenden Wachstumsjahre, also in »en Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren, zu denken. Sie haben ihren Organismus mit dem denkbar schlechtesten Material aufgebaut. Es ist nur selbstverständlich, daß er, wenn in ihn, besonders an seinen empfindlichsten Teil, das Nerven« ystcm, höhere Anforderungen gestellt werden, nicht das leisten vim. was den früheren unter günstigeren Umständen Aus- gewachsenen möglich war. Hier gewinnt nun das Turnen besonders für die Zeit vom 10. bis zum 20. Lebensjahr eine erhöhte Bedeutung. Bloße Steigerung des Turnunterrichts scheint aber für diese Auf besserung des Organismus nicht der rechte Weg zu sein. Die immer wiederkehrende Forderung einer täglichen Turnstunde de« deutet oft für diese geschwächten Jahrgänge eine Ueberlastung, denn das Turnen, wie es jetzt betrieben wird, ist eine anspruchs- volle Arbeit und hat eine beträchtliche Ermüdung, besonders für geistig« Tätigkeiten, oder, physiologisch gesprochen, für die Ge hirntätigkeit zur Folge. Diese Ermüdungswirkung muß um so größer sein, je weniger leistungsfähig, d. h. je rascher ermüdbar das Nervensystem ist. Andererseits hat aber das Turnen durch die allseitige Inanspruchnahme des ganzen Körpers eine günstige Wirkung auf sämtliche physiologischen Vorgänge, besonders auf Verdauung, Ausscheidung und Appetit. Hierauf beruht die rela- tive Berechtigung der Meinung, das Turnen sei eine Erholung, Diese für die Regeneration wichtige Wirkung kann erreicht wer den durch eine tägliche halbe Stunde mäßiy anstrengenden Turnens, besonders durch lebhaftes Spielen, natürlich soviel als nur möglich im Freien, mit einer ausgiebigen Pause für Nah rungsaufnahme und Ausruhen. Dann ist der Organismus wieder fähig zu geistiger Arbeit. Wenn es dabei wenigstens dem Durch schnitt schwer werden sollte, die Forderungen der Schule ganz zu erfüllen, dann gilt — ich habe bas in meinem Buche nicht ver fehlt — der Grundsatz: In Gefahr muß man Güter über Bord werfen, um die Menschen zu retten. Es muß auf den höheren Schulen nötigenfalls auf einige Jahre der Lehrstoff beschränkt werden. Dagegen wäre es unpädagogisch, unter Beibehaltung des vollständigen bisherigen Lehrprogrammes lediglich eine nach sichtigere Beurteilung zu üben. Das wäre eine Erziehung zur Ober- flachlichkeit und zum Schein. Die Schule muß vielmehr jederzeit ernste und ganze Arbeit verlangen. Damit kann sie auch bei be- schränkten, Stofs ihren Schülern immer doch das Beste ins Leben 1929 d? Kart Köhler L To., Berlrn-Zehlendors. 47 > Rschdrucki nerdoten „Warum? Der Knabe sieht den Grund nicht ein. Vielleicht ' können wir den Jungen noch kurieren und ihn zur Pflicht dringen." „Sie vergessen den Gotha." „Gotha hin -u- Gotha her. Sie vergessen, daß wir im Zeitalter der Republik leben. Jetzt heiraten ehemalige kaiserliche Prinzessin nen einfache ausländische Herren — warum soll dann ein schwer Blaublütiger nicht eine berufstätige Frau ehelichen?" Lutz reichte Rose-Maria Feuer für ihre Zigarette und fuhr dann fort: „Und nun wollen wtr einmal ganz kühl die Sachlage betrachten. Trauen Sie sich nicht zu, den Blaublütigen dahin zu bringen, wo Sie ihn haben wollen?" „Wie meinen Sie das? „Liebe Rose-Maria — wn Männer sind doch so dumm — da, kann doch einen Hund jammern. Wohin uns eine Frau, für die wir uns interessieren, haben will, dahin laufen wir doch alle treu und drav. Also — ein wenig Koketterie — und schon ist aus dem Verliebtsei« die große Liebe geworden." „Können Sie sich Vorsteven, daß >ch mit diesen Absichten -- einem Manne gegenüdertreten kann?" „Recht Haden Sie — war Blödsinn von mir. Sie sind nicht wie die anderen. Aber gerade deshalb mutz man Sie doch lieben. — Der Junge ist ja zu dämlich mit all seinem blauen Blut! Lutz sah Rose-Maria ganz schwärmerisch an, "der dann schüttelte er den Kopf, trank sein Glas hastig aus und spielte mit sein« schon arg zerknitterten Serviette. ,. Rose-Maria merkte sehr wohl, daß ihn seine Gefühle w eder einmal übermannt hatten und sie sah ihn mit einem weichen Blick des Mitleides an. Aber das gab ihm schnell seine Haltung r wird« und kurz fragte er sie: „Ist d« Mann eine bekannte Persönlichkeit?" „Lieber Freund, ich sehe ein, wenn ich nicht will, daß Sie mich und meine ganzen Gefühle falsch verstehen sollen, mutz »ch Farbe bekennen. Ihnen allein auf der ganzen Welt will ich sagen, ^ Wer ber Monn ist, den ich liebe. — Sie kennen ihn sehr gut — « ist Herzog Ernst." Rose-Maria war blatz geworden und sah Lutz zagend an. Dieser stutzte einen Moment, kniff die Augen zusammen, biß sich auf die Unterlippe und sagte dann mit etwas belegter Stimm«: „Also er?I — Nun, jetzt verstehe ich, daß Sie nicht einen Lutz Fall lieben können. Wer diesen Mann liebt, hat für andere Erdenbewohner kein Interesse. Sehr gut kann ich mir denken, daß man diesen Mann lieben kann, er ist ein ganz famoser Kerl in jeder Beziehung. — Aber jetzt neige ich zu einer Ansicht, die sich nicht mit der Ihren deckt. — Ich kann mir einfach nicht denken, datz Herzog Ernst ein leichtes, amouröses Interesse für Sie haben soll. Diesen Mann kann ich mir nur vorstellen, entweder völlig ohne Interesse für eine Frau oder voll und ganz mit einer Frau beschäftigt. Ob Sie sich nicht täuschen?" „Lieber Freund, Herzog Ernst hat mich heute das erste Mal gesprochen — wo soll da Liebe Herkommen?" „Und Sie? Soll ich Sie mit Ihren eigenen Gefühlen ad ab surdum führen? — Sie haben ihn heute das erste Mal ge sprochen — und lieben ihn doch auch." „Ich kenne ihn aber schon seit meinen Kindertagen." „Besagt gar nichts. Reden muß man mit dem Menschen, dann weiß man, ob man für ihn oder gegen ihn ist. Und glau ben Sie mir. Wir Männer sind so, daß wir uns im ersten Augenblick des Sehens Hals über Kopf verlieben können und nicht wieder loskommen von einer Frau. — Wie ist es denn mir ergangen?" „Armer Freund." „ „Immer bedauern Sie mich kräftig. — Aber sedenfalls scheint mir Ihr Schmerz und Ihre unglückliche Liebe nicht ret tungslos zu sein, und ich habe jetzt gar kein so großes Mitleid mehr mit Ihnen. Eines Tages werden Sie zu mir sagen, daß ich recht hatte — und damit dürften Sie ja dann Herzogin sein." „Phantasiebegabter Mensch! — Anders als sonst in Men- schenköpfen malt sich in diesem Kopfe die Wett „Von einem gewissen Schiller, nicht wahr? „Stimmt. — Aber nun lassen Sie uns von anderen Dingen reden, das Reden über solche Dinge führt doch zu nichts." „Nein, natürlich nicht. Und Ihr Frauen seid ja auch so gerne recht schön unglücklich und wollt gar nicht getröstet werden. Sv eine unglückliche Liebe ist doch zu schön." „Wer den Schaden hat." „Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir. Ich hatte heute abend fest vor, Sie zu bitten, meine Frau zu werden und muß nun auch ganz vergnügt ohne Frau wieder heimgehen. Mache ich nun einen sehr geschlagenen Eindruck oder habe ich Haltung bewahrt?" „Ganz große Linie, lieber Freund." „Der Mensch muß sich nur einzurichten wissen. Kann man die Frau nicht bekommen, gönnt man sie einem anderen und gibt sich mit der Freundschaft zufrieden." Lutz ergriff Rose-Marias Hand, drückte sie herzlich und fest, dann trank « ihr zu und sah nach der Uhr. „Hallo, gleich zwölf Uhr. Jetzt aber heim, denn morgen müssen Sie wieder früh in der Klinik fein." „Und Sie wollen doch mit dem Morgenzug nach Hochhelm zurück, nicht wahr?" „Muß ich, die Arbeit schreit nach mir." „Besser, als wenn Kinder nach Ihnen schreien." „Woher nehmen und nicht stehlen?" „Muß ich Sie darüber aufklären?" „Ach ja, bitte." „Heute nicht, ein andermal, lieber Freund." Und in munterer Laune verlief der Rest des ereignisreichen Abends, und sie schieden beide mit dem Gefühl herzlicher Achtung und Freundschaft. Tag für Tag war Rose-Maria pünktlich um vier Uhr bei Herzog Ernst, und Tag für Tag wartete er mit immer größerer Ungeduld auf sie. Er konnte sich sein Leben ohne diese Stunden gar nicht mehr denken. Ueber alle möglichen Dinge des Lebens unterhielten sie sich und er freute sich an der Unterhaltung mit dieser feingebilbeten, klugen Frau. Geschickt wußte es Rose-Maria einzurichten, daß das Ge spräch nicht zu oft auf Glatteis kam, brachte ihn immer wieder mit einer neuen Wendung auf unverfängliche Dinge. Aber sie fühlte sehr wohl, daß er in fieberhafter Unruhe auf sie wartete daß er die Minuten zählte, die er warten mußte. Ging es ihr doch nicht anders, lebte sie doch in diesen Tagen auch nur für diese eine kurze Stunde des Glückes, da sie dem geliebten Manne so nahe sein konnte. Es war ungefähr eine Woche vergangen, als sie wieder pünktlich vier Uhr bei ihm ins Zimmer trat. Wie groß war ihr Erstaunen, als sie den Herzog nicht mehr im Bett liegend vor fand, sondern in einem Sessel sitzend. Er freute sich an ihrem Erstaunen, hatte er ihr doch ver heimlicht, daß der Professor ihm gestatten würde, schon jeden Tag einige Stunden außer Bett zu sein. „Welche freudige Ueberrafchung, Hoheit! Geschieht das mit Erlaubnis des Professors?" „Da Sie mich ja sicherlich beim Professor verpetzen würden, täte ich es ohne feine Erlaubnis, hab« ich mich schon so lange ge dulden müssen." Er hatte ihre Hand an seine Lippen gezogen und bat sie nun, Platz zu nehmen an dem wie immer reizend gedeckten Teetisch. Lächelnd sah sie aus die l>«rlichen Leinen Kuchen und sagt« zu ihm: