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A-orker Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Neunter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Beziehung des Blattes Lurch Botengelegenheit: Sv Neugroschcn. 42. Erscheint geben Mittwoch. 16. E!kt. 1844. Frevel an Eisenbahnen. Ost, wenn ich auf einem Dampfwagen fuhr und die reissende Schnelligkeit zu beobachten Gelegenheit hatte, mit welcher ein solcher Wagen auf der Eisen bahn sortgetrieben wird; wenn ich mir auseinander- sezen liess, wie leicht doch im Grunde genommen ein Dampswagen aus seinem Gleise und mit den vielen Menschen, die sich dieses Verkehrsmittels bedienen, dann auf unebene Bahn gebracht und der Gefahr Preis gegeben werden kann; wenn ich sah, dass die Wahn durch kleine Slreken Gehölz gieng, wo die Aufsicht der Bahnwärter, zumal bei schon eingebro- chencr Dunkelheit, weniger wirksam sein kann: be schlich mich ein leises vorübergehendes Bangen vor dem — Muthwillen und der Bosheit der Menschen. Wie — dachte ich — wenn jezt eben ein Ruchloser 'etwas auf den künstlichen Schienenweg gelegt hatte und der Wagen dadurch von der Bahn abgeleitet und in die gefahrvolle Ferne hinausgctrieben wurde! Wie viele Menschenleben sind doch in der vorliegen den Beziehung von dem redlichen Sinne der Menge abhängig! Welch' eine Summe von Mcnschengluk kann in Gefahr kommen, wenn das Ansehen des Ge- sezes untergraben, im Volke weniger lebendig ist, als es sein soll! Böswillige finden sich unter allen Zo- ' vcn. Es existirt kaum ein Verbrechen, was nicht ir gendwo einmal begangen worden wäre. Zum Gluk hat man bis jezt von Frevel, der an Eisenbahnen ''verübt worden wäre, nur noch wenig gehört. Neuerdings sind aber zwei Untersuchungssalle zur Ocssentlichkeit gelangt, welche ein derartiges Verbrechen zum Gegenstände hatten. Der eine ist bei uns in Sachsen vorgekommen und hat dem Justizministerium Gelegenheit gegeben, eine amtliche Warnung zu ver öffentlichen, die m lVo. 237. der „Leipziger Zeitung" erhallen ist. Den andern las ich in dem so eben erschienenen „Buch fürWinterabcnde; Volksbuch und Volkskalendcr auf 1845, von M. Honet", das deS Trefflichen viel darbietet. Der Herausgeber giebt, S. 220. unter der Ueberschrift „Teutsches Gc" schwornengcricht" einen 'Abriss des am linken Rhein- ufcr und in den preussischen Rheinprovinzen üblichen Gerichtsverfahrens, der wol auch in diesen Blättern mitgetheilt werden könnte"), und knüpft daran einige Untersuchungsfälle, welche bei den lezten Assisen sin Köln zur Verhandlung gekommen sind. Der erste davon ist nun eben der, von welchem hier die Rede sein soll. Zwar liegen die bis jezt vollendeten deutschen Ei senbahnen dem Geburtsorte dieses Blattes ziemlich entfernt. Auch ist die Aussicht auf ein allzu groseS Näherrüken derselben eben nicht sehr bedeutend. Es wird aber nichtsdestoweniger keiner Entschuldigung be dürfen, wenn jene beiden Untersuchungsfälle, wie sie gedrukt vorliegen, auch hier vorgeführt werden. Es kann meines Erachtens nicht genug gethan werden, die Menge auf diese Ruchlosigkeit (und deren Folgen sür den Thater) aufmerksam zu machen. Der Fall aus Honck's Buche ist zugleich nicht uninteressant, weil er nach einem uns „fremden" Gerichtsverfahren abgcurthclt worden ist. Einsender dieses lässt nun die beiden Rechtsfälle selbst folgen und behält sich vor, später eine Betrach tung daran zu knüpfen, die nicht mit dem Eisenbahn wesen, nicht mit dem Frevel an Eisenbahnen in Ver bindung steht. Für jezt aber zu diesem: 1) „I. F. W. L. aus L., welcher einen Stein von 1s Zoll Länge und s Zoll Breite und Höhe auf eine ') An merk. Diese Mittheltung behalten wir uns vor, so wie wir denn vielleicht «uf das Honek'sche Bslksbuch, dessen vorigen Jahrgang wir schon in diesen Blättern einmal kürzlich besprochen haben, überhaupt zurükkommen. L. Red.