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Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l u n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Neunter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheit: 2» Neugroschen. ^0. Erscheint geben Mittwoch. 2. 1844. Pao Ztgsteinfcft. Das in der Uebcrschrift genannte Fest wurde am Sonntage vor 8 Tagen, den 22. September, in Mannheim (dem Wohnorte des Gefeierten) zu Ehren des edlen Volksvertreters v. Jtzstein begangen und hatte zunächst den Zweck, eine Denkmünze, die diesem unermüdeten Borkampfer der teutschen Opposition zu Ehren geschlagen werden war, zu übergeben und zur Wertheilung zu bringen. Der Aufwand für diese Ehrenmünze war durch freiwillige Beitrage des Vol- kes zusammengebracht, das Fest der Uebergabe aber durch einen besonder» Fcstkomitö vorbereitet worden. Lie „'Mannheimer Abendzeitung" giebt in >'o. 228 (dann noch in rV<>. 230 und 2.)I > eine kurze Beschrei bung dieses Festes und da der edle v. Jtzstein nicht blos von seinen nächsten Landsleuten, sondern ron allen teutschen Patrioten innig verehrt wird und diese Verehrung gewiß auch verdient; so halten wir es sur Schuldigkeit, jene Beschreibung auch den Lesern un seres Blattes zugehen zu lassen: „Am Abende vor dem schönen Tage traf bereits eine große Zahl der auswärtigen Festthcilnehmcr, na mentlich auch deutscher Ausländer, ein, am Tage selbst aber wuchs mächtiger die Zahl der Manner vom Schwarzwald und von der Bergstraße, vom Neckar und Rhein und vom See. Zufolge der Einladung des wackcrn Komito's ver sammelten sich die meisten Fest-Theilnehmer im Saale des-Badener HofcS.u-Die Bclhciligung des Volkes auS allen Theilen 'des.-Lmndes wollte auch, daß die Ucberreichrr der Ehrenmünze aus der Mitte aller Lheilnehmer ernannt würden. Beim Ausruf erklan-' tzen aus fast allen Bezirken Stimmen, daß Männer äus ihnen zugegen seien. Manches mitstimmcnde ^Hier!" wurde mit Jubel, das einzelne Schweigen bei der Nennung des Bezirks mit Heiterkeit begrüßt. I Nach der Wahl des Ausschusses aber erklärten alle Anwesenden, gleichsam als Ausschuß des Volks, sich als Uebcrreichungsdeputation und zogen insgesammt zur bescheidenen bürgerlichen Wohnung v. Jtzstein's, die nur etwa 30 Personen aufnehmen kann. Tausend waren's wohl, die beim stärksten Regen vom einen Ende der Stadt, wo der Versammlungssaal war, dort hinzogen. Während der Versammlung war die Eh renmünze zur Besichtigung ausgelegt in geschmackvol- tem'Kästchen auf bezeichnenden Farben, ein goldenes und ein silbernes Exemplar, damit die Hauptseite und die Rückseite der Münze gesehen werden konnten. Jene reigi v. Jtzstein's wohlgelroffenes Brustbild mit der Inschrift „Adam v. Jtzstein, Vertreter der Volks» rechte"; auf dieser findet sich eine Figur, welche einen Schild halt über dem Altar des Vaterlandes, auf welchem eine aufgerollte Urkunde liegt. Die Ehren« münze ist ein wahres Kunstwerk in der Ausführung. In Jtzstein's Wohnung angekommen, wurde sie überreicht von Winter, dem entschiedenen Freunde von Jtzstein's, dem bekannten biderben vormaligen Volksabgeoidneten. Arn Schlüsse der Anrede und der Dankrede der hochehrenwerthen „Väter" brachte Lie Begleitung ein Hoch, welches auf's Stürmischste von den vor dem Hause Versammelten wiederholt wurde, v. Jtzstein trat hierauf an's Fenster und sprach, wie der Mann des Volkes spricht rmd was wir versuchen werden in diesen Blattern wiederzugeben. Um 1 Uhr versammelte man sich in dem Theatcrsaale, dem um fassendsten gedeckten Raume der Städt. Gegen 600 Theiinehmer des Festmahls nahmen im Saale Platz und 400 Festfrcunoe und Zuschauer füllten alsbald die Gallerte, vielen hundert Andern war kein Antheil vergönnt. Der großartigste Sturm von Beifall ver kündete v. Jtzstein's Eintritt; er hielt lange an und' erneuerte sich immer wieder. Der Augenolick war ein erhabener. Die Begeisterung für Volk, Freiheit und