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beschaffung 300 Millionen Mark vorstrecken. Durch die Leistungen der Siedler ist die Wiedereinbringung oer Summe vollauf sicher- gestellt, so daß die Reichsregierung kein finan zielles Risiko trägt. Die Errichtung derartiger billiger Heim stätten ist in dem vorgesehenen Umfang nur möglich bei billigem Grund und Boden? Des halb ist es erforderlich, solchen billigen Boden für den gedachten Zweck durch Maßnahmen zu beschaffen, wie sie im Wohnheimstätten gesetzentwurf, der im Reichstagsausschuß be reits beschlo sen worden ist, vorgesehen sind. Die politische Bedeutung der Beschaffung von Ausbauheimstätten ist außerordentlich groß: Arbeitslosenhilfe, Entproletarisierung der Masse, wirtschaftliche Hebung durch Gartenarbeit, Stärkung des Familiensinnes und Heimatgefühls, körperliche und seelische Ertüchtigung der Jugend, Bekämpfung des Geburtenrückganges — neue Hoffnung in der Stunde der Verzweiflung im deutschen Volke! Blutiger Kampf zweier Familien Zwei Tote, drei Schwerverletzte Paris, 19. Dez. (Funkmeldung) In Mas de Buffet bei Toulouse kam es am Sonntag zwischen einer spanischen und einer portugiesischen Familie zu einer wahren Schlacht, die zwei Tote und drei Schwerverletzte forderte. Im Anschluß an Streitigkeiten der Kinder der beiden Fami lien gerieten die Eltern zunächst in einen hef tigen Wortwechsel und gingen dann mit Messern aufeinander los. Auf „portugiesischer Seite" wurden der Vater und die Mutter durch Messerstiche getötet, während auf „spa nischer Seite^ der Vater, der Sohn und eine 16 jährige Tochter schwere Verletzungen da vontrugen und in ein Krankenhaus geschafft werden mußten. Der Todesfchuß von Kinderhand Dortmund, 19. Dez. (Funkmeldung) Als am Sonnabendnächmittag die bei dem Bäckermeister Fischer in Kamen in Dienst stehende Hausangestellte Wächter mit dem Reinigen des Wohnzimmers beschäftigt war, nah n der elfjährige Sohn des Fischer das im Zimmer befindliche geladene Jagd gewehr in die Hand und legte auf das Mädchen an. Die Waffe entlud sich, und die Hausangestellte sank tot zu Boden. Die volle Schrotladung traf das Mädchen aus einer Entfernung von einem Meter und zer schmetterte ihm die Schädeldecke. Die erste Schnelltriebwagensahrl Berlin—Hamburg Hamburg, 19. Dez. (Funkmeldung) Montagfrüh 8.02 Uhr trat der erste Schnell- triebwaaen der Reichsbahn vom Lehrter Bahnhof aus seine erste Versuchsfahrt nach Hamburg an. An der Fahrt nahmen nur Fachleute teil. Der Wagen ist mit elektrischen Fahrmotoren ausgerüstet. Er besitzt im Gegen satz zu dem bekannten Krukenbergschen Modell keine Propeller. Folgenschwerer Verkehrsunfall Lin Toter, fünf Verletzte Glatz, 19. Dez. (Funkmeldung) In der Nacht zum Montag ereignete sich aus der Straße Neuheide in Richtung Wallis- furth—Glatz ein schwerer Verkehrsunfall. Die Spieler einer Fußballmannschaft waren mit Schlachtenbummlern auf einem Lieferauto auf der Heimfahrt nach Glatz begriffen. Plötz lich geriet der mit etwa 18 Mann besetzte Wagen von der rechten auf die linke Straßen seite und fuhr gegen einen Baum. Der Wagen wurde schwer beschädigt, die Insassen erlitten zum Teil sehr schwere Verletzungen. Der An gestellte Gerhard Schirlow aus Glatz, der zur Faßballmanschaft gehörte, wurde so schwer verletzt, daß er nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus starb. Außerdem wurden fünf weitere Personen mit leichteren Ver letzungen in das Krankenhaus eingeliefert. Zmmerlreu gibt „radikale Unterstützung" Von der Berliner Unterwelt „fertig gemacht" Las Sondergericht Berlin-Moabit ver urteilte am Sonnabend den früheren Jmmer- txeu-Pukat wegen versuchten Totschlags in drei Fällen zu vier Jahren Zuchthaus. Der Prozeß gab einen guten Einblick in die merk würdigen Verhältnisse der Berliner Unter welt, von der so oft geredet wird. Zwischen dem Angeklagten Pukat und dem -Vorstand des Vereins Jmmertreu war es vor einiger Zeit zu Streitigkeiten gekommen, weil Pukat sich für einen befreundeten Polen ein setzte. Der Vorstand von Jmmertreu hatte jedoch beschlossen, diesen Polen bei Gelegen heit „fertig zu machen". Bei den Ausein andersetzungen war das gleiche Schicksal auch Pukat angedroht worden. Der gewiegte Jmmertreu-Mann wußte, was das zu be deuten hatte. Deshalb suchte er noch im letzten Augenblick mit den Vorstandsmitgliedern von Jmmertreu ins Reine zu kommen. Eine Aus sprache mit dem Jmmertreu-Vorstand in dem Vereinslokal sollte die Situation klären. Pukat befürchtete das Schlimmste und brachte sich vorsichtshalber gleich einen Revolver mit. Nach einer kurzen Unterhaltung kam es auch wirklich in dem Vereinslokal zu handgreif lichen Auseinandersetzungen zwischen Pukat und dem Jmmertreu-Vorstand. Auf dem Schlachtfelde blieben zwei Menschen schwer verletzt zurück. Wegen dieses Deliktes stand der frühere Jmmertreu-Mann nün vor dem Sonder gericht. über das Wesen des Vereins Jmmer treu gab der Angeklagte sehr bereitwillig Auskunft. Jmmertreu, so meinte er, diene der Geselligkeit. Die Mitglieder des Vereins unterstützen sich in allen Fällen radikal. Der frühere Jmmertreu-Mann erläuterte dann auch das Wesen dieser „radikalen Unter stützung". Wenn ein Mitglied mit irgend einem Außenstehenden eine Sache durchzufech ten hat, dann wird der bedauernswerte Außen stehende gemeinschaftlich „fertiggemacht". Der Gerichtsvorsitzende wollte gern wissen, wie man Mitglied bei Jmmertreu werden könnte. Der Angeklagte beantwortete die Frage rück- krafldroschkenführer ermordet Köln. In der Nacht zum Sonntag wurde gegen 2 Uhr morgens auf der Landstraße Köln—Frechen der 49 jährige Kraftdroschken führer Derkum erschossen aufgefunden. Zwei Schüsse waren in die rechte Schulter und ein Schuß von rückwärts in die linke Hüfte eingeorungen. Man nimmt an, daß Derkum von einem Fahrgast erschossen wurde. Er hatte kurz nach 1 Uhr vom Bahnhof aus eine Fahrt in den Landkreis Köln angetreten. 142 000 Reichsmark unterschlagen Düren. Am Sonnabend wurde der Leiter der hiesigen Kreiskommunalkasse verhaftet, da bei einer Revision der Kasse größere Fehl beträge festgestellt worden waren. Es soll sich um 142 000 Mark handeln. Der Verhaftete hat die Unterschlagungen eingestanden. Er hat, wie er angibt, spekuliert und viel Geld oabei verloren. Ebenso habe er bei dem Ver such, durch Lotteriespiel die veruntreuten Gel der wieder herbeizuschaffen, große Verluste gehabt. Lastzug gegen Straßenbahn Gleiwih. Am Sonntagnachmittag stieß ein nach Hindenburg fahrender Lastzug mit einem Strahenbahnzug zusammen. Von den 18 In sassen des Lastkraftwagens wurden zwei schwer- und sechs leichtverletzt. Die beiden Schwerverletzten wurden bewußtlos in ein Krankenhaus geschafft. Die Höhe des Sach schadens ist beträchtlich. Wildwest in Oberschlesien Sattowih. In der Nacht zum Sonntag ver suchten Einbrecher, in ein Uhrenwarengeschäft haltlos: Wenn man genug in der Unterwelt verkehrt und sich dort genug bewährt habe. Pukat definierte ebenso freimütig auch den Begriff „Unterwelt". Zur Unterwelt gehören, seiner Meinung nach, die Leute, die „sich von Geschäften ernähren, die nachts getätigt wer den". Daß da nur sehr dunkle Geschäfte in Frage kommen, versteht sich von selbst. übrigens dürften sich unbemittelte Leute die Vereinsmitgliedschaft bei Jmmertreu gar nicht leisten können. Jedes neue Mitglied muß nämlich einen Eintrittsbeitrag von 50,— Mark zahlen, und wer kann sich schon heute einen Wereinsbeitrag leisten? Herr Pukat, der sich von zweifelhaften Glücksspielgeschäf ten ernährte, konnte es. Und deshalb saß er schließlich mit trüben Augen vor dem Ber liner Sondergericht. Vier Jahre Zuchthaus werden seine freundschaftlichen Gefühle für Jmmertreu wahrscheinlich arg dämpfen. „Wirtschaftlich erdrosselt!" In der Reichshauptstadt blieben neulich Straßenpassanten vor einem merkwürdigen Plakat stehen, das eine Apotheke in der Prenz lauer Allee herausgehängt hatte. Auf dem Plakat lasen die erstaunten Passanten zwei Worte nur: „Wirtschaftlich erdrosselt!" Der Laden war geschlossen. Man befürchtete das schlimmste, alarmierte die Polizei und brachte so bald Aufklärung in die ganze Geschichte. Ein Apotheker hatte die Flinte ins Korn geworfen. Er sah keine Möglichkeit mehr, seine bescheidene Existenz zu fristen. Deshalb verfiel er auf den Gedanken, durch ein Plakat auf seine Lage aufmerksam zu machen. Mehr noch: sein Schritt sollte ein Protestschrei sein gegen die Obrigkeit, die es zuließ, daß ein arbeitsamer Mensch „wirtschaftlich erdrosselt" werden könnte. Die Straßenpassanten mögen kopfschüttelnd von dem Sachverhalt Kenntnis genommen haben. „Wirtschaftlich erdrosselt!" Ist das nicht ein Schicksal, das in Deutschland alltäg lich geworden ist? in Sosnowice einzudringen. Der Inhaber -iner benachbarten Wohnung wurde durch die ungewöhnlichen Geräusche, die die Einbrecher verursachten, aus dem Schlaf geweckt. Als er auf die Straße trat, schossen hie Einbrecher auf ihn und verletzten ihn tödlich. Durch die Schüsse wurde eine Polizeistreife alarmiert, die die Verfolgung der flüchtigen Banditen aufnahm. Die Verbrecher nahmen auch die Polizei unter Feuer, wodurch einer der Be amten durch einen Bauchschuß schwer verletzt wurde. Die Täter konnten unerkannt ent kommen. Eine Vatermörderin zum Tode verurteilt Paris. Das Schwurgericht in Constantine (Algier) verurteilte am Sonnabend ein acht zehnjähriges Mädchen und mvei Eingeborene mm Tode. Das junge Mädchen hatte die beiden Mitangeklagten angestiftet, ihren eige nen Vater zu ermorden, der ihr dauernd Vor würfe über ihren liederlichen Lebenswandel machte. Für die Ermordung hatte sie den beiden Mördern 3000 Franken gezahlt. Ein Petroleumdampser in Flammen 5 Todesopfer Paris. Im Hafen von Le Havre ereignete sich an Bord eines mit hunderttausend Litern Petroleum beladenen Dampfers »ine Explo sion. Das Schiff stand im Nu in Flammen. Ein Segelkutter, der neben dem brennenden Schiff lag und mehrere hundert Liter Petro leum an Bord hatte, fing ebenfalls Feuer. Die Frau des Besitzers stürzte sich mit ihrer Tochter ins Meer. Beide konten nur als Leichen geborgen werden. Die dreiköpfige Be satzung des Petroleumdampfers wird vermißt. SlreWchler Im amerikanischen Senat ist ein Gesetzent wurf eingebracht worden, der für all- Bürger der USA., die in eines der die Zahlung von Kriegsschulden verweigernden Länder reist eine Geldstrafe von 5000 Dollar verlangt. * Eine peinliche Szene gab es bei einer Hoch zeit in der hohen Pariser Gesellschaft; die Brautmutter hatte am Hochzeitstage nahezu all ihr Haar verloren, nachdem sie es sich zur Feier des Tages mit einem neuen Färbemittel hatte auffrischen lassen. Sie erschien mit einer Perücke bei der Hochzeitsfeier und hatte Pech, daß ihr die Perücke bei d-r Beglückwünschung der Jungvermählten vom Kopfe fiel. Gegen den Friseur ist ein Schadenersatz-Verfahren eingeleitet. Auf dem Wege zu einem Patientenbesuch wurde in Lettland ein Arzt, der per Rad über Land fuhr, von einem Wolfe verfolgt. Wenn der Arzt nicht schließlich den Einfall gehabt hätte, den Strahl seiner elektrischen Taschen lampe auf den Wolf zu richten, würoe er wahrscheinlich der Bestie zum Opfer gefallen sein. , * Eine üble Außenhandelsbilanz bringt das Jahr 1932 für Frankreich, nachdem Frankreich bis vor kurzem von der Weltkrise noch ver hältnismäßig unberührt geblieben ist; die französische Ausfuhr ist der Menge nach um rund ein Viertel, dem Werte nach um mehr als ein Drittel in den ersten 11 Monaten dieses Jahres zurückgegangen; die Einfuhren haben ungefähr dieselbe Entwicklung erfahren. * Getränke mit einem Alkoholgehalt von 3,2 °/° sollen auf Grund eines Beschlusses des amerikanischen Repräsentantenhauses als ge setzlich zulässig erklärt werden; es handelt sich dabei fast ausschließlich um Bier. Der rasche Entschluß des Repräsentantenhauses ist darauf zurückzuführen, daß man möglichst bald den Bierkansum als Steuerquelle — vier Dollar pro Faß — erschließen will. * Von der Heldentat einer Mutter wird aus einem kleinen Dorf im Allgäu berichtet, wo beim Brande ihres Hauses die Bäuerin, als das Haus schon völlig in Flammen stand, nacheinander ihre neun Kinder aus den Flam men rettete. Als das letzte Kind geborgen war, brach sie mit schweren Verletzungen und Verbrennungen zusammen. Der Fußball in der Politik Es ändern sich die Zeiten! Unsere Vor fahren waren noch nicht auf den klugen Ge danken gekommen, daß man mit dem Sport und der Sportbegeisterung die schönste natio nale Propaganda machen könnte. Diese Er kenntnis kam erst unseren Zeitgenossen. Nie mand wird verblüfft darüber sein, daß in zwischen selbst der Fußball ein Faktor in der Politik geworden ist. Wer es aber dennoch bezweifelt, der soll sich durchTatsachen eines Besseren belehren lassen. In Wien wurden dieser Tage die aus Lon don zurückkehrenden österreichischen Fußballer, die in England höchst ehrenvoll unterlagen, mit großen Zeremonien empfangen. Wer be grüßte die heimkehrenden Fußballer an Ler Spitze von Zehntausenden? Nun im ehe maligen k. u. k. Hofwartesalon des Westbahn hofes in Wien hatte sich die Elite Österreichs eingefunden: Der Bundeskanzler und fern Stellvertreter, Minister und Mitglieder der hohen Ministerialbürokratie. Dort, wo früher ausländische Gäste von Sr. Majestät empfan gen wurden, begrüßte das bürgerliche Staats oberhaupt einfache — Fußballspieler. Ja — die Zetten ändern sich. Wahrschein lich aber tat der Bundeskanzler recht daran, daß er eine Fußballmannschaft so ehrenvoll heimholte. Wahrscheinlich haben die öster reichischen Fußballer in England für ihr kleines Land mehr Propaganda gemacht, als es diplomatische Noten, Ausstellungen und tausend Werbeschriften tun könnten. Ein Denkmal für den Erbauer des Eiffelturms Am hundertsten Geburtstage des französischen Ingenieurs Eiffel wurde an seinem Hauptwerk, dem Pariser Eiffelturm (im Hintergrund sichtbar), eine Büste enthüllt, die wir hier wieoergeuen. G. B. S. macht eine Weltreise Der bekannte englische Dichter George Bernard Shaw, dessen Schauspiele und Romane auch in Deutschland großen Anklang gefunden haben, hat mit seiner Gattin (vor ihm) eine Reise um oie Welt angerreten. Der Kronhüter wird gewählt Unsere Aufnahme aus der ungarischen Hauptstadt Budapest berichtet von der Wahl des Kronhüters: die Palastwache marschiert rxach der Wahl ab.