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Nr. 153 Oertliches «ad Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) Die blühende Linde Kastanien, Flieder und Goldregen haben schon lange ihren Blütenschmuck verloren. Jetzt blüht als letzte die Linde, bevor die grüne Eintönigkeit des Laubes mit den herbstlichen Früchten den Bäumen ihr Gesicht gibt. Die Bienen taumeln summend durch das gelbe Blütenmeer, das seinen Duft aus sendet in gleißende Hundstage und schwüle Sommernächte. Man hat die Linde den Baum der Lieder und Liebe genannt. Von ihm singt das deutsche Gemüt, Walter von der Vogelweides Minnesang und Schuberts Lied vom Lindenbaum. Unter ihm haben unsere Vorfahren Gerichts tag gehalten, haben die Vögte der Fürsten und Könige Recht gesprochen. Im Mittelalter haben Bürger und Bauern unter der Linde Hochzeit gefeiert, und noch heute findet sich die Dorfjugend zum Tanz unter den breitausladenden Aesten der Dorflinde. „Ihr Knaben und Mädchen, bekränzet das Haupt, Zum Tanz um die Linde gesellt. Was heute prangt, ist morgen entlaubt, Es stürmt und schneit, bevor ihr's glaubt In die sonnige, wonnige WeltI Selbst in unserer so sachlichen — oder doch sachlich sein vollenden — Zeit schneiden Liebespaare ihre Namen in die Rinde der Linde. Die Liebe steht nun einmal Uber den Zeit- Strömungen. Ihre Romantik ist zeitlos. Andere, die über oas Stadium der Liebe hinaus sind, finden sich auch unter dem Lindenbaum, richtiger in seinen Aesten, und sammeln die Lindenblüten zur Teebereitung für gesunde und vor allem für kranke Tage. Was ja mit der Liebe ohne weiteres nichts zu tun hat, wohl aber mit der blühenden Linde. — ay. Pulsnitz. Lokomotiv-Entgleisung. Gestern kurz nach 23 Uhr entgleiste die Lokomotive des Stückgüterzuges 8807 mit der Dordertrirbachse an der großen Eisenbahnbrücke bei Schurig-Raupach. Die Ursache ist vermutlich Lokomvtiv- schaden. Die Lokomotive wurde wieder eingegleist, der Güter zug wurde in die Station Pulsnitz zurückgeholt und mit einer anderen Lokomotive weiter befördert. Pulsnitz. Der ärztliche Sonntagsdienst wird Sonntag, 3. Juli, von Herrn Är. med. Fuchs versehen. Pulsnitz. Parkfest der Landeskirchlichen Ge meinschaft Pulsnitz. Wir möchten auch an dieser Stelle auf das am Sonntag, 3. Juli, 15 Uhr. im Schlohpark zu Pulsnitz stattfindende .Parkfest der Landeskirchlichen Gemein schaft Pulsnitz Hinweisen. Die Herrschaft hat auch in diesem Jahre den Schlohpark zu dieser Veranstaltung in dankens werter Weise zur Verfügung gestellt. Die Festansprache des Evangelisten Pöschel wird umrahmt von allgemeinen Ge sängen, Chorgesängen und Posaunenvorträgen des Ohorner Posaunenchores. — Zu dieser Veranstaltung in dem an sich schon sehenswerten und der Oesfentlichkeit im allgemeinen weniger zugänglichen Pulsnitzer Schlohpark ist jedermann herzlich eingeladen. Gesangbücher oder Reichsliederbücher sind mitzubringen. — Es wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß das Fest bei schlechtem Wetter in der Kirche ftattfindet. Die Heidelbeer-Ernte beginnt nunmehr auch in unseren heimischen Waldungen. Der Vehang läht stellenweise aller dings sehr zu wünschen übrig und verspricht nur eine mäßige Wittelernte. Dagegen ist der Fruchtansatz bei den Wald- Himbeeren sehr gut, und auch die jetzt in üppiger Blüte stehenden Brombeeren lassen eine gut» Ernte erhoffen. Versetzungen. Anläßlich der Aushebung der Kreishaupt mannschaft Bautzen wird bekanntlich der bisherige Kreishaupt mann Dr. Waentig Präsident der Brandversicherungskammer in Dresden. Oberregierungsrat Kaestnrr ist als Ministerialrat ins Ministerium des Innern berufen worden. Oberregierungs rat Dr. Walther wird stellvertretender Kreishauptmann in Zwickau. Oberregierungsbaurat Herzog und Regierungsrat Dr. Deich werden zur Kreishauptmannschaft Dresden versetzt, während Regierungsrat von Schönberg und Regierungsamt mann Marx zur Amtshauptmannschaft Bauyen übertreten. Bürodirektor Schulze und Regierungsamtmann Marius treten in den einstweiligen Ruhestand. Ein Kuriosum durch Notverordnung. Dir Wohlfahrts- Korrespondenz berichtet über folgendes Kuriosum: Bekanntlich hat die Notverordnung zur Erhaltung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialversicherung vom 14. Juni 1332 für Lie Höhr der Änierstützungssähr in der Arbeitslosenversicherung und Krisenunterstützung eine Unterscheidung nach der Gröhe des Wohnortes der Unterstützten vorgeschrieben. Danach erhalten z. B. Arbeitslose in Annaberg i. Erzg. mit 17 000 Einwohnern mehr Unterstützung als in Buchholz, das nur 6000 Einwohner zählt. Die Orte liegen sich aber so nahe, daß eine Straße,, die Bismarckstraße, zu einem Teil nach Annaberg, zum an deren Teil nach Buchholz gehört. Es ergibt sich also, daß die Bewohner ein und derselben Straße, auch wenn sonst die Voraussetzungen sür ihre Unterstützungen ganz die gleichen sind, verschieden hohe Sätze ausgezahlt erhalten, obwohl die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten hier die gleichen sind. Von der Luftpost. Der um 15.05 von Dresden ab gehende Flug Dresden—Chemnitz—Plauen—Nürnberg verkehrt vom 1. Juli ab bereits um 10.10 Uhr ab Dresden und trifft in der Gegenrichtung um 16.50 in Dresden ein. Der Schluß für die Auflieferung von Luftpostsendungen für diesen Flug tritt ein: Beim Postamt Dresden-A. 24 (Hauptbahnhof) 9.00, beim Postamt Dresden-A. 1 (Post platz) 9.10, beim Postamt Dresden-N. 25 (Neustädter Bahn hof) 9.40, beim Flughafen (Heller) 10.00 Uhr. Großröhrsdorf. Morgen - Konzert. Im schonen „Waldidyll" an der Bornmatzenbrücks in der Massenei wird morgen, Sonntag, früh 6 Uhr, die Bruderschaftskapelle des Jungdeutschen Ordens ein Morgen-Konzert spielen. Die Ver anstaltung, die allerdings nur bei günstigem Wetter statt findet, wird sicher zahlreiche dankbare Zuhörer finden. Großröhrsdorf. Hühnerdieb. Großen Schaden richtete in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ein. Fuchs im Hühnerstalle des Gutsbesitzers Max Kunath, Lutherstraße, an. Nicht weniger als 30 Tiere hat der gefährliche Geselle getötet. Er konnte seinen Raubzug leicht äusführen, da die Stalltür versehentlich offen geblieben war. Hauswalde. Unwetter. Am Mittwoch gegen 19,30 Uhr entlud sich über unserem Orte ein furchtbares Unwetter. Im Verlauf eines schweren Gewitters , ging ein wolkrübruch- artiger Regen nieder. Besonders schwer wurde das Gelände des Luisen- und Krönenberges betroffen. Rüben und Kar toffeln wurden dabei vom Boden weggeschwemmt. Teilweise liegt das Getreide wie gewalzt. Im Dorfe waren die Gemüse- Pulsnitzer Tageblatt — Sonnabend, 2. Juli 1932 gärten vollständig überschwemmt. Menschliche Kraft erwies sich gls gänzlich machtlos. Die reißenden Wasser Les Orts baches haben ganze Stücken der Ufermauern weggrrissen. Das Vieh mußte aus den Ställen in die höher gelegenen Gehöfte gebracht werden. Glücklicherweise hielt Las Unwetter nur kurze Zeit an, sonst wäre der Schaden unübersehbar geworden. Kamenz. Brände. Aus noch ungeklärter Ursache brannte in Milstrich die Scheune des Wirtschaftsbesitzers Straube nieder, wobei auch die benachbarte Scheune von Zuschke mit eingeäschert wurde. In Siebitz wurde die Scheune des Gasthofes und das Stallgebäude mit Inhalt ebenfalls durch Brand vernichtet. Auch ein Schwein und der treue Hofhund sind mitverbrannt. Dresden. Der Herr Chef der Heeresleitung, General der Infanterie Freiherr von Hammerstein-Equord,» trifft am 6. Juli in Dresden ein, um am 7. und 8. Juli den Hebungen des 11. (Sächs.) Infanterie-Regiments, das zurzeit auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück liegt, beizuwohnen. Bautzen. Die Vereinigten Bautzner Papier fabriken A.-G. wollen ihr großes Zweigwerk in Ober gurig, das im Mai vorübergehend stillgelegt war, wieder in Betrieb nehmen, da das Unternehmen voll beschäftigt ist und über reichliche Aufträge verfügt. Neukirch (üau'itz). Versetzung. Der seit 1. Januar 1915 als Vorsteher des Postamtes tätige Oberpostmeister Siegel schied mit dem 1. Juli von hier, um als Postamtmann die Leitung des Postamtes in Kamenz zu übernehmen. In seinem letzten Wirkungskreis hatte er alles getan, um den Post- benutzern jede nur mögliche Erleichterung zuteil werden zu lassen. Während seiner Amtszeit ist von ihm der Postneubau in wirklich hervorragender Weise gelöst worden. Zittau. Beträchtliche Unwetters chäden werden aus zahlreichen Orten der Oberlausitz, so aus Hörnitz, Leuters dorf, Spitzkunnersdorf, Ebersbach, Techritz, Drauschkowitz, Gau- ßig und Wilthen, gemeldet. Vielfach traten die Bäche nach dem schweren Gewitter über die Ufer, so daß die Feuerwehr in mehreren Fällen zur Räumung von Wohnungen zu Hilfe gerufen werden muhte. In Leutersdorf schlug Ler Blitz an einigen Stellen ein; aber bis auf einige zerstörte Leitungs anlagen und einen getöteten Hund ist kein wesentlicher Schaden angerichtet worden. Döbeln. Kampf um ein NSDAP.-Heim. Von linksgerichteten Elementen wurde wiederholt ver sucht, das in der Bahnhofstraße gelegene Heim der NSDAP, zu stürmen. Da die Ansammlungen und Aus schreitungen ein bedrohliches Ausmaß annahmen, wurde Landespolizei aus Riesa herbeigerufen. Nachts bewaffnete sich ein Teil der Menge mit Zaunspfählen. Die Polizei mußte vom Gummiknüppel ausgiebig Gebrauch machen. Er gelang, das Heim zu schützen; lediglich ein Tor wurde eingedrückt. Zwei der Haupträdelsführer wurden fest genommen. Chemnitz. Verzweiflungstat einer Mut ter. Nachts sprang eine Frau mit ihren zwei Kindern in selbstmörderischer Msicht im Flußbett Altchemnitz in das tiefe Wasser. Auf das Schreien der Kinder wurde der Bademeister aufmerksam, und es gelang ihm, die drei aus dem Wasser zu holen. Die Frau und das siebenjährige Mädchen konnten Wieder ins Leben zurückgerufen werden, während das vierjährige Mädchen bereits tot war. Die Ursache zu der Tat dürfte wirtschaftliche Not sein. Chemnitz. Großer Juwele ndieb stahl. Ein am Markt befindliches Goldwarengeschäft wurde von Ein brechern heimgesucht. Den Tätern sind fünf Brillantringe und eine große Anzahl von Uhren aller Art in die Hände gefallen. Kein Mtiallarbeilerstrell in Leipzig. Im Lohnkonflikt in der Leipziger Metallindustrie fanden bekanntlich Verhandlungen zwischen den Tarif parteien unter Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Goer- deler statt. Die getroffenen Vereinbarungen wurden in einer Funktionärversammlung am Mittwoch von Arbeit nehmerseite abgelehnt, in einer Urabstimmung in den Betrieben aber angenommen. Die Vereinbarungen senken sür den Zeitraum vom 4. Juli bis 31. August den Mindest lohn von 75 auf 74 Pf. für die Stunde. Ab 1. September soll der Mindestlohn 72 Pfg. für die Stunde betragen Der Mittellohn wird in den gleichen Zeiträumen von 82 auf 79 Pfg. und 77 Pfg. für die Stunde ermäßigt. Die Akkordbasis fällt in eben dem Zeitraum von 76 auf 71 und 70 Pfg., die Akkordsicherung von 85 auf 82 und 81 Pfg. für die Stunde. Die Ferienregelung für 1932 wird dahin abqcändert, daß sechs Tage gewährt werden mit einer Bezahlung von 75 Prozent. Das Arbeitszeitabkommev ist in vollem Umfang wieder verlängert worden. Schwere Gewitterschäden. Simmern (Hunsrück). Ueber den Hunsrück ging ein schweres Gewitter nieder, das über zwei Stunden dauert« und von wolkenbruchartigem Regen und Hagel sch lag begleitet war. Besonders Braunshorn wurde schwer betroffen, wo die Dorfstraßen bis zu fünfzig Zentimeter von . den Wassermassen überflutet wurden, die alles, was sich ihnen in den Weg stellte, mitrissen. Die Straßen sind tief aufge wühlt. Sehr stark hat die Frucht auf dem Feld gelitten, so 'baß kaum noch mibeiner Ernte gerechnet werden kann. In Rödern wurde durch Blitzschlag ein landwirt schaftliches Anwesen vernichtet. Breslau. Der Kreis Nimptsch ist von einem schwe ren Unwetter heimgesucht worden, das großen Schaden anrichtete und einen Teil der Ernte vernichtet hat. Nachmittags verdunkelte sich plötzlich der Himmel, und schwerer Hagelschlag ging hernieder. Große Gebiete glichen in kurzer Zeit einem einzigen See. Das ganze Gebiet bildet ein Bild furchtbarer Verwüstun g. Auf den Feldern ist zum großen Teil überhaupt nichts mehr zu sehen. Das Obst liegt haufenweise auf der Straße. Frankfurt (Oder). Bei einem schweren Gewitter, da» über dem Dorf Bri es k ow - F i n k e n h eerd bei Frank furt (Oder) niederging, wurden durch einen Blitzschlag zweiFrauen, die auf einem Heuwagen saßen, f u rcht - bar verletzt. Die Verunglückten erlitten lebensgefähr liche Brandwunden am ganzen Körper, so daß sie nach Lem Krankenhaus in Frankfurt (Oder) gebracht werden mußten. Seit« 2 Umgruppierung im Berliner Rundfunk. Der Berliner Funkintendant teilte in einem Rundfunk vortrag mit, daß mit dem 1. Juli eine organisatorische Um gruppierung im Berliner Funkhaus stattfindet. Die Neu. vrdnung besteht in folgenden Maßnahmen: vr. HansFlesch,der Intendant der Berliner Funk stunde, wird die neuentstehenden Abteilungen enger um fick gruppieren. Alfred Braun und Cornells Bronsgeest, dic ihre bisherigen Posten aufgeben, stehen zu seiner besonderer Verfügung. Auch die aktuelle Abteilung, deren Programm punkte in dieser Zeit besonderes Interesse beanspruchen wird in Zukunft vom Intendanten unmittelbar verwaltet — Hans v. Benda, bisher Leiter der Konzertabteilung wird künftig die durch Zusammenfassung von Opern- und Konzertabteilung neucntstehende musikalische Abteilung leb ten. — Alfred Braun legt die Leitung der Hörspiel-Ab- teilung nieder und beschränkt sich künftig ganz auf sein eigenb liches Arbeitsgebiet, die Reportage und die Regie. — Cor nelis Bronsgeest, der Sänger und Inszenator vieler Opern, gibt seine dramaturgische Tätigkeit auf und wird Oberspielleiter für die Oper mit dem besonderen Auftrag, die Zusammenarbeit zwischen Oper und Funk, die durch starke Vermehrung der Uebertragungen noch weiter gefördert werden soll, recht eng zu gestalten. — Gertrud var Eyseren, Berlins erste Ansagerin, bisher in Sprach- uni Kinderstunden der Deutschen Welle tätig, ist für Spezialan sagen der Funkstunde in Aussicht genommen, in denen mar ihr Talent erproben will. — Edlef Köppen übernimm» die Oberleitung der literarischen Abteilung, die künftig auch das Hörspiel-Programm bearbeitet. RGOAP. fordert auch Verbot der „Münchener Post". Die Reichspressestelle dec Reichsleitung der NSDAP, macht darauf aufmerksam, daß die sozialdemokratische „Mün chener Post" behauptet hat, daß der Gauleiter von Ober bayern, Adolf Wagener, während einer Versammlung in Nosenheim Aeußerüngen getan habe, aus denen offen her vorgehe, daß es bei der nationalsozialistischen Kundgebung in München am Sonntag zu Blutvergießen kommen werde. Weiter verzeichne das Blatt angebliche Aeußerungen des SA.-Führers, Oberst a. D. Hofmann, aus Ingolstadt, wo nach „der Naziaufmarsch südlich der Donau erfolge und von Thüringen für diesen Aufmarsch 50 000 Mann bestimmt seien. Die bayerische Regierung werde sich nach Nürnberg zurück ziehen, er (Hofmann) erwarte vom Reichswehrministerium noch Bescheid, die Telegraphenstellen seien von der ganzen Angelegenheit verständigt". Der Gauleiter Wagener hat die ihm von der „Münchener Post" zugeschriebenen Aeußerun gen als „in jeder Beziehung erstunken und erlogen" erklärt und seinen Rechtsbeistand beauftragt, wegen öffentlicher Ver leumdung Klage zu stellen. Auch Oberst a. D. Hofmann erklärt die ihm von der „Münchener Post" unterstellten Aeußerungen „in allen Teilen als frei erfunden und erlogen". Die NSDAP, erwartet von der bayerischen Regierung, daß sie unverzüglich die „Münchener Post" wegen Gefähr dung der öffentlichen Ruhe und Ordnung, sowie wegen der Verleumdung des Reichswehr- ministeriums unverzüglich verbiete. Handwerksmeister als Wohtsahrtsempsanger. Die katastrophale Lage des deutsche« Handwerks. Die Gesamtlage des deutschen Handwerks hat sich im Monat Jun! nicht gebessert. Die Bautätigkeit liegt nahezu vollständig darnieder. Die Haupttätigkett konzen- triert sich aus Kleinstwohnungsbauten im Rahmen des Sied lungsprogramms und auf Reparaturarbeiten. Da jedoch diese Arbeiten überwiegend in eigener Regie oder durch Schwarzarbeiter ausgeführt werden, hat das Handwerk nur verhältnismäßig geringen Nutzen hiervon. Die Zahl der arbeitslosen Baufacharbeiter wird im Durch schnitt auf etwa 88 Prozent geschätzt. — Die Reisezeit hat weder der Verkaufs- noch der Werkstättentätigkeit einen merklichen Auftrieb zu geben vermocht. — Im Holzgewerbe droht das Geschäft völlig ins Stocken zu geraten. Nicht einmal in ländlichen Gegenden, wo durch die Heuernte sowie durch die bevorstehend« Getreideernte eine Vermehrung der Aufträge zu erwarten war, sind Reparaturarbeiten in nennenswertem Umfange in Auftrag gegeben worden. Dis ungeheure Ausdehnung der Schwarzarbeit bedeutet nach wie vor ein starkes Hemmnis für die Entwick- luna der Handwerkswirtschaft. Erbitternd und erschwerend kommt hinzu, daß, während im Rahmen der Preissenkungs- aktion mit aller Macht auf einen Abbau der Preise im Hand- werk hingewirkt ist, die Steuer- und Soziallasten nicht nur keine Verringerung erfuhren, sondern sogar noch weiter gestiegen sind. Die Beseitigung der Umsatzsteuerfreigrenze von 5000 RM bedeutet eine weitere Erschwerung. Dazu kommen die Klagen über die unerträglich hohen Beiträge Les Handwerks zu den Be rufsgenossenschaften. Die Zahl der Hand w e r k s mei - ster, die die W ohlfa hr ts unterstu tz un g in An- spruch nehmen müssen, wird immer größer. Katastrophale Entwicklung -es deutschen Krühkartoffelmarktes, j Der Reichsausschuß der Deutschen Land wirtschaft hat an den Reichskanzler und den Reichs ernährungsminister gleichlautende Telegramme gerichtet, in denen er erklärt, der deutsche Frühkartoffelmarkt nehme a u s Grund der preisschleudernden Einfuhren eine katastrophale Entwicklung. Sämtliche im Reichsaus schuß der Deutschen Landwirtschaft vertretenen Spitzenver- bände sähen die einzige Möglichkeit, erträgliche Absatzbedin gungen für die deutsche Frühkartoffelernte herbeizuführen, in der sofortigen Sperrung jeglicher Devi senzuteilung für ausländische Frühkartoffeln und durchgreifender Kontingentierung der Einfuhr. Stadlbad E