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Gönne und Auge. Mr Menschen werden oft als Kinder der Sonne bezeich net und erheben freudig den Blick zu ihr empor. Allein das geschieht nicht immer ganz straflos; denn wer empfindliche Augen hat und diese ungeschützt der Sonne darbietet, der muß dies Unterfangen oft mit schmerzhafter Augenentzündung büßen. Schuld daran sind die ultravioletten Strahlen, die in ihrer Heilwirkung heutzutage fa von der Höhensonne her bekannt sind. Genau wie hier das Auge besonders geschützt werden muß, so ist dies auch gegenüber der Natursonne und deren ultravioletten Strahlen erforderlich. Eine Sonnen brille aus grauem, grünem oder geschwärztem Glase ge währt dabei einen ausreichenden Schutz. Falsch dagegen ist es, Brillen mit blauen Gläsern zu verwenden, da durch diese das ultraviolette Licht hindurchgeht. Besonders gefährdet von der Sonne sind die Augen des Säuglings im Kinderwagen. Während nämlich der Erwachsene durch seinen aufrechten Gang vom direkten Ein fall des Sonnenlichtes ins Auge kaum je belästigt wird, hat der Säugling infolge seiner horizontalen Lage im Kinder wagen oft schwer unter der Sonneneinwirkung zu leiden. Wohl sucht sich so ein armes Kind durch Schließen der Augen oder durch Blinzeln dagegen zu helfen, aber das gelingt meist nur unvollständig. Der Sonnenstrahl trifft vielmehr doch das ungeschützte Auge und wirkt dabei auf die kindliche Netzhaut durch die im Innern des menschlichen Auges vor gelagerte Linse wie durch ein Brennglas sengend und ver brennend. So kann es also zu ernsten Augenverletzungen kommen, und von ärztlicher Seite wird auch die Ansicht ver- treten, daß die Herabsetzung der Sehschärfe des Auges, wie man sie bei manchen Schielenden findet, durch diese schädliche Sonneneinwirkung hervorgerufen wird. Darum schütze man den hilflosen Säugling vor der direkten Sonneneinwirkung im Kinderwagen, indem man dafür sorgt, daß das Kind imWagenniedirektindieSonnegestellt oder zum mindesten durch geeignete Maßnahmen der direkten Sonneneinwirkung aufs Auge entzogen wird. Wie lange lebt ein Zeitungsblatt? Was macht man schon mit einem Stück Zeitungs papier, wenn man die Nachrichten gelesen hat? Man wickelt ein Stück Brot zum Frühstück drin ein, man verwen det es als Feuerungsmaterial, oder man führt es sogar noch minderwertigeren Zwecken zu. Damit wäre also die obige Frage schon sehr schnell beantwortet. Aber dabei vergißt man, daß die Zeitung für viele Zwecke ein sehr wertvolles wissenschaftliches Material bedeutet, das möglichst lange er halten bleiben muß. Es ist nun eine alte Erfahrung, daß das Zeitungspapier, das meist aus Holz und Gras hergestellt ist, sehr schnell zerfällt. Nur die holzfreien Lumpen- papiere haben eine lange Lebensdauer. Da aber die meisten Zeitungsverleger aus Billigkeitsgründen Holzpapier verwen den, ist es das Schicksal fast aller Zeitungsdokumente, daß sie bald ins Jenseits übergehen. Lediglich für Bibliothekszwecke hat man ein teures Verfahren erfunden: Entweder klebt man die Zeitungsbogen auf japanisches Seidenpapier, das sehr widerstandsfähig ist, oder man macht einige besondere Abzüge auf gutem Lumpenpapier, die dann aufbewahrt werden. Eine sehr schmerzliche Erfahrung mußte eine Zeitungsbibliothek machen, die ihre Zeitungen mit einer Art Mehlkleister aufgeklebt hatte. Sehr bald fanden sich, angelockt durch die nahrhafte Unterlage, Würmer und Insekten, die fast die ganze wertvolle Bibliothek sehr schnell zerstörten, besonders da man anfangs nicht wußte, was der Grund der plötzlichen Zerstörung war. Immerhin kann man aber in Einzelfällen damit rechnen, daß Zeitungsblätter, die besonders gehütet werden, eine jahrhundertelange Lebens dauer haben werden. Ein Hund geht auf Weltreise. Hunde sind kluge Tiere, das wissen wir alle bereits aus Erfahrung. Und daß sie manchmal auch etwas eigenartige Streiche vollbringen, das trägt ihnen durchaus nicht immer nur unseren Zorn ein, wir lachen oft und gern über ihre Einfälle, die manchmal von fast menschlicher Intelligenz zeugen. Eine ganz besonders kluge Art von Hunden sind die kleinen chinesischen P a l a st h ü n d ch e n, die so- genanten Pekinesen, die sich jetzt in Europa steigender Beliebtheit erfreuen und besonders oft im Besitz von Mode- damen sind. Lines dieser niedlichen Tierchen, das man be quem in einer größeren Damenhandtasche unterbringen kann, machte sich nun kürzlich den Scherz, seiner Herrin, die in einer englischen Hafenstadt lebt, durchzubrennen. Sie war untröstlich Uver den Verlust des kostbaren Hundes, vielleicht war ihr allerdings seine Untreue noch schmerzlicher. Jeden- falls ließ sie nichts unversucht, um ihren kleinen „Togo" wieder zuriickzubekommen. Die Nachforschungen ergaben, daß sich das Tierchen zuletzt in der Nähe des Hafens befunden hatte, wo es einem freundlich aussehenden Matrosen nach gelaufen war. Auf Betreiben der besorgten Hundemutter, die ihren „Togo" noch immer nicht verloren geben wollte, wurde festgestellt, welche Schiffe an dem betreffenden Tage ausgelaufen waren. In Betracht kam nur ein größerer Dampfer, der nach dem Hafen Port Said am Euez- kanal ausgelaufen war. Man telegraphierte an die dortige Hafenbehörde, die auf dem betreffenden Schiff nach seiner Ankunft Nachforschungen nach dem Flüchtling anstellen sollte. Tatsächlich traf nach einigen Wochen auch ein Bescheid ein: Der Kapitän des Schiffes schrieb selbst an die treulos verlassene Hundemutter, daß es dem Ausreißer sehr gut gehe und daß er ihn auf seiner Rückreise selbstverständlich wieder abliefern werde. Allerdings steht der Wiedervereinigung von Herrin und Hund noch ein englischer Gesetzesparagraph im Wege, laut dessen Tiere, die aus dem Ausland kommen, erst eine sechsmonatige Quarantäne durchmachen müssen. So muß die Dame, die ihren Hund wenigstens schon begrüßen durfte, als er von feiner langen Reise zurückkehrte, eben noch ihre Zärtlichkeit für den Ausreißer etwas aufsparen, aber nachher ist die Liebe sicher um so größer... Die Zigarre raucht, nicht der Mann. Jeder von uns kennt die wohltätige Einrichtung des Nichtraucherabteils in der Eisenbahn, andere wieder schätzen mehr die Abteile für Raucher. Das spielt hier bei dieser Geschichte auch keine besondere Rolle. Jedenfalls ist es klar, daß man in einem Nichtraucherabteil nicht rauchen darf, denn schließlich sind diese Abteile ja für solche Reisenden geschaffen, die nicht durch Tabaksrauch belästigt werdcn wollen. So dachten auch die Reisenden einer italienischen Bahn, als ein besserer älterer Herr ein Nichtraucherabteil mit einer brennenden Zigarre betrat. Erst duldete man das höflich, in der Erwartung, er würde nun aufhören zu rauchen. Tatsächlich führte der Mann auch sein Kraut nicht mehr zum Munde, sondern ließ sich andächtig den Rauch um die Nase ziehen, während er die Zigarre vor sich hielt. Es war gewiß eine sehr gute Zigarre, denn sie brannte auch ohne Zug weiter. Bis schließlich einem der Mitreisenden die Ge duld ausging und er den stillen Genießer aufforderte, seine Zigarre auszulöschen. Er dächte gar nicht daran, sagte der Zigarrenfreund. Es stände zwar ausdrücklich an der Wand, daß in dem Abteil das Rauchen verboten sei, das bezöge sich jedoch offenkundig auf die Menschen, nicht auf Zigarren. Das seien doch keine lebenden Wesen, denen man etwas verbieten könne. Vor Gericht, wo sich die Parteien wiederfanden, ver trat der Raucher die gleiche Ansicht und drang damit auH durch. Er wurde freigespcochen, der Bahnverwaltung aber stellte das Gericht anheim, die Verbotsschilder entsprechend abändern zu lassen. Kleine Ursachen, große Wirkungen. Eine große Versicherungsgesellschaft veröffentlicht, nicht zuletzt als Reklame für sich, eine Anzahl seltsamer Un fälle, die sich im letzten Jahre ihres Bestehens ereigneten und meist ein Menschenleben kosteten. An der Spitze stand die große Zahl derer, die ihr falsches Gebiß verschluckt hatten. Dann kam ein Dieb, der einen Strang von Würsten ge stohlen hatte, beim Sprung aus dem Fenster aber damit hängenblieb und von seiner Diebesbeute erwürgt wurde. Eine große unheilvolle Rolle spielen Bienenstiche. So wurde ein Farmer bei der Schur seines Maulesels plötzlich von dem Tier attakiert, so daß er sich die Schere in den Arm stieß und an dem großen Blutverlust starb. Der Esel war durch den Stich einer Biene wild geworden. Einen anderen Mann stach eine Hornisse in die Lippe. Das Tier war, als der Mann telephonierte, aus der Sprechmuschel gekrochen. Eine Frau fand in der Küche eine Maus und erschrak dermaßen, daß sie der Schlag traf. Eine andere war tapferer und jagte hinter der Maus her, bis sie von der Anstrengung ebenfalls vom Schlag getroffen wurde. Schließlich wurde noch ein Mann von einer Katze getötet. Er schlug mit einem um gekehrten Gewehr nach dem Tier, das aber beiseite sprang. Durch den Stoß entlud sich die Waffe und die Kugel drang dem Kadenfeind ins Herz. sonntags -Beilage 7 .» - Pulsnitzer Tageblatt « Dnuk mü> Verl«« »—«.». Kkrster, «»«, (Zuhab«: I. ». Mehr) Schriftleiter: I. W. Mohr m Pulsnitz !! ^^^esell' dich einem Bessern zv, Daß mit ihm deine besser« Kräfte ringe«; Wer selbst sicht besser ist als dn, Der ka«« dich auch nicht weiter bringen. Friedrich Rückert. SonnLagsgedanken 1. Mose 4, S: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Von Kain, dem Brudermörder, sind diese Worte nach vollbrachter Tat im Trotz gesprochen worden, gleich sam als Entschuldigung für seine Sünde. Wie es immer geschieht, wenn sich der Schuldige entschuldigen will, so geschieht es auch hier: Gerade mit der Entschuldigung be schuldigt er sich selbst. In seiner herausfordernden Frage, die er Gott ins Angesicht schleudert, liegt das Wissen um seine Bruderpflicht verborgen. So wird seine Ent schuldigung zum Bekenntnis: „Ich hätte meines Bruders Hüter sein sollen, aber ich habe nicht nur diese Pflicht versäumt, ich bin sogar sein Mörder geworden." Frei lich gesteht er sich diese Schuld nicht ein. Er verharrt im Trotz und verhärtet sich selbst und merkt es nicht, daß er sich, indem er sich entschuldigen will, selbst anklagt. Wie eine große Anklage steht die Frage Kains seit dem vor der Menschheit, vor jedem einzelnen Menschen: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Der erste Bru dermord, von dem die Bibel berichtet, blieb nicht der einzige. Die Erde hat ununterbrochen das Blut gemor deter Menschen trinken müssen. Davon zeugt die Ge schichte aller Völker, ja selbst die der christlichen Kirche. Der Kampf zwischen dem Südreich und dem Nordreich in Israel, der Kampf zwischen Welfen und Ghibellinen im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, die Re ligionskriege der Reformationszeit, vor allem der Dreißigjährige Krieg, der Preußisch-österreichische Krieg von 1866 waren Bruderkriege. Und sind nicht im Welt krieg Söhne und Enkel deutscher Mäunsr, die einst in jungen Jahren ins Ausland ausgewandert waren, viel fach im feindlichen Schützengraben ihren deutschen Brü dern gegenüber gelegen? Es ist, als ob der Fluch des Brudermordes auf unserm deutschen Volke ganz be sonders laste. Immer wieder erliegt es der Selbstzer fleischung. Was sind die politischen Morde der jüngsten Vergangenheit anders als ein Kampf des Bruders wider den Bruder? Da ist keiner seines Bruders Hüter. Aber nicht nur gegen jeden Kampf mit der Waffe der zu Brüdern bestimmten Volksgenossen erhebt sich anklagend die Kainsfrage. Auch die Unterdrückung und Mißachtung der ärmeren oder politisch schwächeren Schich ten eines Volkes ist Kampf gegen den Bruder. Zu Hütern sind immer die führenden, die machthabenden Gruppen bestimmt. Der Besitz der Macht verlockt aber oft zur Ausnützung der Machtstellung, wie das Ferne sein von der Herrschaft und der Mangel an Gütern meist zu Neid verführen. So entsteht der Klassenkampf, der eben auch ein Bruderkrieg ist. Die Frage „Soll ich meines Bruders Hüter sein?" trifft auch das Gewissen jedes einzelnen Menschen. Wir wissen, da ist nicht nur der leibliche Bruder oder die leibliche Schwester gemeint, auch nicht nur der Volks genosse, sondern jeder, der unsere Liebe braucht. Das ist die notwendige Aufgabe der christlichen Kirche, die Menschen immer wieder aus diese Bruderliebe hinzu weisen: „Das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang, daß wir uns untereinander lieben sollen. Nicht wie Kain, der von dem Argen war und erwürgte seinen Bruder" (1. Joh. 3, 11 u. 12). Nicht vielerlei Vor schriften und Gebote sind dem Menschen von Gott auf erlegt worden, nur das eineder Bruderliebe. Dieses liegt aber nicht wie ein lastendes Joch aus der Menschheit, weil ihr in Christus der Weg zum Herzen des Bruders be reitet ist. Gott selbst, der sich in Tod und Auferstehung Christi, in der offenbaren Schmach und der verborgenen Herrlichkeit des Gottessohnes im Fleisch bezeugte, be gegnet uns auch heute noch in der Not des „Bruders". Der Dienst am Bruder ist Gottesdienst, wenn das Hei landswort nicht zur Lüge werden soll: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Die Frage „Soll ich meines Bruders sein?" wandelt sich für den Christen in die beiden Fragen: „Bin ich meines Brüders Hüter?" und „Wie kann ich meines Bruders Hüter sein?" Wo die Menschen im Haß gegeneinanderstehen, wo sie in Hochmut einander verachten, wo der Blick auf den anderen mit Neid erfüllt ist, wo die Schwäche des anderen mißbraucht wird, da kann das Hüteramt nicht recht verwaltet werden. Nur der wird seines Bru ders Hüter sein, der den anderen liebt, auch den Andersdenkenden, auch den Gottlosen, auch den persön lichen Feind. Solche Liebe ist möglich, weil die Liebe Christi uns also dringet. Zu solcher Liebe gehört Mut, Demut, der Mut zum Dienst. Der Diakon und die Diakonisse haben in ihrem Namen diese Bruderliebe und Schwesterliebe durch Dienst und zwar durch den niedrigsten Dienst verkörpert. Das griechische dia Koma heißt „durch Staub". Die Liebe zum Bruder hebt immer mit einen: Sichbeugen an — und wenn es nur das Zurückstellen einer vorgefaßten Meinung ist, die uns hindert, den anderen in seiner Lage, aus seiner Umgebung heraus, von seiner Anschauung her verstehen zu können. Der Brudermord des Kain begann mit dem ersten neidischen Gedanken in seinem Innern. Die Auslegung der zehn Gebote in der Bergpredigt lehrt uns, daß das sündige Begehren im Menschenherzen „die" Sünde ist. Darum setzt auch die Liebe zum Bruder mit den guten Gedanken ein, die wir vom anderen haben, mit dem Vertrauen, das wir in einer Welt des Mißtrauens ihm entgegenbringen, mit dem Du-Denken, das nichts weiß von einem Kreisen der Gedgnken ums liebe Ich, sondern an den Bruder denkt. Allenthalben ruft man nach