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Wie man's ma^t, macht man's falsch. Der Dichter Wilhelm Raabe sagt einmal: „Wie viel ruhi ger lebten wir in der Welt, wenn wir uns nicht immer aus unserem Schicksal unsere Reue und unsere Gewissensbisse zu rechtschnitten, — stets in den, Gefühl, uns selber nie das Ge- ringste vergeben zu dürfen!" Gerade tiefer veranlagte Men schen neigen zu solchen Gedanken. Ja, sagen sie, wenn ich mein Leben noch einmal beginnen könnte, wie ganz anders würde ich alles machen! Sie bedenken nicht, daß es in der menschlichen Natur liegt, Fehler zu machen. Wie man's auch macht, macht man's falsch, sagt ein Sprichwort. Und Sprich wörter haben immer recht. Ein ausgesprochener Philosoph der Reue hat die unfruchtbare Reue in klassischer Weise ge zeichnet: „Heirate, du wirst es bereuen; heirate nicht, du wirst es auch bereuen; heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen. Lache über der Welt Torheiten, du wirst es bereuen; weine über sie, du wirst es auch bereuen; entweder du lachst oder du weinst, du wirst beides bereuen." Unfruchtbare Reue ist deshalb gefährlich, weil sie uns die Stimmung trübt und den Willen lähmt. Es genügt, wenn ein Fehler erkannt wird. Hast du das getan, dann mache unter das bisherige Leben einen Strich! Schließe mit ihm ab, indem du ein neues beginnst! Dazu gehören Mut und Selbstver trauen. Sie sind Sache deines Willens, und wo dieser vor handen ist, da findet sich immer ein Weg. Ein Dichterwort sagt: „Deine Reue sei lebendiger Wille, fester Vorsatz! Klage und Trauer über begangene Fehler sind zu nichts nützel" Für unser Geld... Seit längerer Zeit wird in Paris der Plan erörtert, den Pariser Flughafen Le Bourget zu verlegen. Der Flughafen liegt sehr weit außerhalb der Stadt und dient gleichzeitig der zivilen und der privaten Luftfahrt. Ein Architekt hat der Stadt ein großzügiges Projekt vorgelegt, damit Le Bourget und die dortigen kostspieligen Anlagen nicht überflüssig werden. Er schlägt einen Zwischenlande- platz im Herzen von Paris vor, und zwar auf einer Insel der Seine, die sich in einer Länge von etwa 800 Meter und einer Breite von 35 Meter erstreckt. Hier soll ein drei stöckiges Gebäude errichtet werden, auf dessen Dach die Flug maschinen starten und landen können. Infolge der geringen Breite der Landefläche könnten natürlich die Flugzeuge nur in zwei Richtungen starten und landen. Daher sollen dort nur kleine Flugmaschinen den Zwischenflughafen anfliegen. Die großen Verkehrsflugzeuge sollen, wie bisher, nach Le Bourget fliegen, von wo aus die Passagiere dann mit kleinen „Luftomnibussen" zu dem Innenflughafen verfrachtet wer- den . . . Außerdem soll dieser Dachhafen mit Katapult anlagen versehen werden, wie sie bereits auf den Ozean dampfern benutzt werden, damit auch bei sehr ungünstigen Windverhältnissen die Flugzeuge auf jeden Fall starten können. — Die ungeheuren Kosten aber, die die Ausführung dieses Planes erfordert, sollen natürlich aus deutschen Re parationsgeldern bestritten werden. Für unser Geld . . . Im Auto über das Polareis. Wenige Jahre, nachdem Amerika von Columbus ent deckt worden war, fuhr ein Engländer namens Cabot, eben falls hinüber. Einer seiner Nachkommen hat offenbar den Forschungs- und Entdeckungstrieb von ihm geerbt. Er hat den abenteuerlichen Plan gefaßt, im Auto ohne Schiffs- transport von Paris nach New York zu fahren. Sein Weg soll ihn von Paris über Berlin nach Moskau führen. Von dort geht es über Omsk in die arktischen Gebiete von Si- birien. Dann kommt das schwierigste Wagnis der ganzen Fahrt: die Ueberquerung der vereisten Behringstraße. Herr Cabot sagt sich, daß eine solche Fahrt über das zugefrorene Meer nicht gefährlicher sei, als eine Fahrt auf vereister Landstraße. Schwierig könnten allerdings die Begegnungen mit den riesigen Eisblöcken werden. Man wird sich Dynamit mitnehmen müssen, um allzu große Hindernisse sprengen zu können. Das Eis selbst glaubt der kühne Abenteurer nicht fürchten zu brauchen, da sein Wagen mit Eiskufen versehen wird. Wenn das Eis glücklich überwunden ist, geht dir Fahrt nach Alaska, kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten, wobei wieder 63 zugefrorene Ströme und Flüsse gekreuzt werden müssen. Das größte Hindernis, das dem Projekt bisher noch entgegenstehr, ist die Finanzierung des Unternehmens. Abenteurer haben bekanntlich meistens kein Geld. Und ob sich ein reicher Mann finden wird, der diese» Unternehmen bezahlen will, ist doch noch sehr die Frage. Für die Küche Selbstgcbackene Kuchen, die an einzelnen Stellen zu braun gebacken oder gar verbrannt sind, reibe man mit einem Muskatrcibeisen ab, bis sie die gewünschte Farbe haben. Sie sehen nun mit Zucker bestreut besser aus, als wenn man die verbrannten Stellen abschneidet. Um Gemüse in Schechen zu schneiden, sollte sich jede Hausfrau eines Gemiisehobels bedienen. Man hat dieses praktische Kiichenwerkzeug mit einfachen und mit dop pelten Messern. Es gibt mehrere Größen, von denen die kleineren Sorten besonders für Gurken in Betracht kommen, während die ganz großen Gemüsehobel im Herbst zum Krauteknschneiden Verwendung finden. Diese Krauthobel haben Aufsetzkästen für den zu hobelnden Krautkopf; sie haben auch 4 oder 5 Messer. — Die mittleren Größen, die eigentlichen Gemüsehobel zum Schneiden von Kohlrabi, Sellerie, Rüben, Möhren usw. hat man auch mit Stellvorrichtung, so daß man die Scheibenstärke beliebig einstellen kann. Blumenkohl, der grau und fleckig ist, wird weißer, wenn man dem Kochwasser Milch zusetzt. 3m Keller aufbewlochrte Lebensmittel nehmen leicht dumpfigen Geschmack an. Diese Erscheinung ist auf die Schimmelbildung an den Kellerwänden zurückzuführen. Man verhütet die Bildung von Schimmelpilzen und be seitigt sie durch Abspritzen mit einer Lösung von 3 Teilen Kupfervitriol in 100 Teilen Wasser. Rindfleiischragout mit Pilzen auf Bratkartoffeln. Steinpilze oder Pfifferlinge (auch getrocknete Pilze) dünstet man in Butter weich und setzt eine Tasse Fleisch brühe zu. Da hinein gibt man die in Würfel ge schnittenen Fleischreste, ferner Kapern, Scheiben von Salzgurke und Tomaten, gehackte Petersile, schmeckt die Tunke mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft pikant ab, bindet sie leicht mit Kartoffelmehl und läßt alles noch eine Weile durchziehen. Man richtet das Ragout über Bratkartoffeln an und kann das Gericht vor dem Auf trägen mit Salatblättern, Petersilie, Gurken-, Tomaten- und gekochten Eierscheiben verzieren. Apfelsuppe Mit Korinthen. Zutaten: 3—4 Aepfel, 2 Eßlöffel Sago, 1 Teelöffel Korinthen, Zitronenschale, 1 Teelöffel Himbeer- oder sonstigen Saft, Hultsch- Zwieback, Zucker, Zimt. 1 Liter Wasser wird mit ein Stückchen Zimt und Zucker nach Geschmack aufgesetzt und wenn es kocht 2 Eßlöffel Sago hineingegeben. Dann schäle man die Aepfel, schneide sie in dünne Scheiben und gebe sie mit den Korinthen in die Suppe. Beim An richten gibt man den Saft (der Farbe wegen) und etwas abgeriebene Zitronenschale hinzu und brockt Hultsch- Zwieback hinein, was den Wohlgeschmack der Suppe um vieles erhöht. ZnHbackpudding mit Aepfeln. Zutaten: 12 Hultsch- Zwiebäcke, einen Viertelliter Milch, 1 Eßlöffel Butter, 3 Eier, 50 Gramm Zucker, abgeriebene Zitronenschale, 2 große in Würfel geschnittene Aepfel. Die Zwiebäcke bricht man in Stücke und übergießt sie mit der warmen Milch. Ist der Zwieback aufgeweicht, wird er ohne aus zudrücken mit 1 Eßlöffel Butter auf dem Feuer zu einem steifen Brei abgerührt. Man läßt ihn dann ab kühlen und vermengt ihn mit den 3 Eigelb, dem Zucker, Zitronenschale, Zimt, 1 Prise Salz und den Aepfeln und zieht zuletzt den Schnee der 3 Eiweiß darunter. Der Pudding kommt in eine vorbereitete Form und wird 1 Stunde im Wasserbade gekocht, mit Zucker bestreut und mit Vanillesauce zu Tisch gegeben. Arme Mtter. Zutaten: Hultsch-Zwiebäcke, Milch, Zucker, Ei, geriebene Semmel, Fett zum Backen. Man übergißt die gewünschte Anzahl Zwiebäcke mit gesüßter- Milch, läßt sie einige Minuten aufquellen und wälzt sie dann im zerrührten Ei und danach in geriebener Semmel und bäckt sie in Fett goldbraun. Mit Zucker und Zimt bestreut gibt man heiß sie zu Tisch. Sonntags -Beilage - 4 E Pulsnitzer Tageblatt » Druck und Bal-g v«, L L. Firste», Erben (Inhaber: I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Zahl der Soldate«, die im Weltkrieg als Opfer auf dem Schlachtfeld^ geblieben find, kennt man. Die Zahl der Ideen und Ueberzengnnge«, die bei dem furchtbare» Zusammenstoß zugrunde ge gangen find, kennt man nicht. Gustav Le Ton. Sonntagsgedanken In den letzten Tagen sind wieder viele Tausende von Kindern den Schulen zugeführt worden. Es ist ein erster, bedeutsamer Abschnitt im Leben der Kinder. Erst die Freiheit, alle Zeit gehört der Freude, dem Spiele; vom Ernst der Arbeit haben die Kinder wohl zumeist noch nichts kennen gelernt. Anderen Ernst, den der Not, der Arbeitslosigkeit, den kennt vielleicht doch schon man ches Kind, aber die Tragweite, die ganze Schwere, die kann ein Kind in diesem Alter, Gottlob, noch nicht recht verstehen; ja es trägt vielleicht durch sein frohes, sonniges Wesen dazu bei — ganz unbewußt! — manche düstere Wolke der Sorge und der Not aus der Stirn der Eltern zu verscheuchen. Am Kindersonntag ist das Evangelium das des guten Hirten. Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Und wem möchten wir lieber unsere Kinder an die Hand geben, als Christus, der die Kinder so gern um sich sammelte, der von den Kindern, der reinen, suchenden, vertrauensvollen Kindesseele so schöne und tiefe Worte redete, wie die: Wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen; oder jenes andere: Wer eines dieser Geringsten ärgert, dem wäre besser, daß ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist! Eine arme Frau hob eines Tages auf der Straße einen Gegenstand auf und wickelte ihn sorgfältig ein. Ein Polizist hatte die Frau beobachtet und glaubte, die Frau habe einen besonderen Wertgegenstand gefunden. Er folgte-daher der Frau nach bis in ihre Wohnung. Dort fragte er sie, was sie auf der Straße aufgehoben habe. Sie öffnete ihr Taschentuch, und zu seinem Er staunen fanden sich einige Glasscherben darin. Auf den fragenden Blick des Mannes antwortete die Frau: „Da mit die Kinder sich nicht ivehe tun und die Füße zer schneiden!" Ob wir Menschen alle wohl immer daran denken, daß und wie wir unseren Kindern die Steine des Anstoßes und des Aergernisses aus dem Wege räumen. Hier gilt es doch für jeden Ehristenmenschen, an sich zu arbeiten. Das eigene Beispiel macht viel mehr aus, als zahllose Worte der Ermahnung. Möchten wir immer mehr versuchen, Schlimmes, Gefährliches fernzu halten von unseren Kindern, möchten wir die Seelen unserer Kinder mit ihren tausend Fragen und vielen kleinen Nöten und Erlebnissen auch im Bereich der Schule immer mehr verstehen lernen und Zeit dafür haben. Was man in dieser Zeit versäumt, es ist vielleicht im ganzen Leben nicht wieder einzuholen und wieder gut zu machen! Gr. Ein Pantoffelheld Skizze von Hermann Schmitt-Carleen Geraume Zeit schon beobachtete Schutzmann Künnecke einen Mann mittleren Alters, der, mißtrauische Blicke um sich werfend, mehrere Male an der vornehmen Villa am Mittelweg vorüberging, um dann mit raschem Ent schluß über das Gitter zu klettern und im Garten zu ver schwinden. Aha, ein Einbrecher, der dem reichen Kom merzienrat Ingold einen unerbetenen Besuch abstatten will! Und noch dazu ein ganz gerissener, denn der spiegelnde Seidenhut und elegante Frackmantel sollten doch nur dazu dienen, keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Aber auf solche Mätzchen fiel ein alter Polizist nicht mehr herein. Schnell war Künnecke dem Verdäch tigen gefolgt, und gerade stand dieser im Begriff, durch das Küchensenster Zutritt zu der Villa zu gewinnen, als die schwere Hand des Hüters der Ordnung auf seine Schulter fiel: „Halt, alter Freund! Das gibt es nicht. Ich beobachte Euch schon lange. Nun geht mal hübsch ruhig mit, oder ich müßte Gewalt. . ." „Um Himmels willen, nur keine Gemalt! Ich bin friedfertig wie -ein Kind", entgegnete der andere, an scheinend gar nicht besonders bestürzt. „Ich gehe schon mit. Bringen Sie mich nur zu Ihrer Luruslimousine!" „Die ist leider gerade in Reparatur"^ meinte Kün necke, auf den scherzhaften Ton seines Opfers eingehend. „So müssen wir leider schon gehen. Aber es ist nicht weit bis zur Wache." „Na, denn man los!" Und Schutzmann und Ein brecher marschierten einträchtig durch die stillen Straßen Harvestehudes. Wenige Minuten später waren sie am Ziel. „Den Burschen hier habe ich gefaßt, als er gerade bei Kommerzienrat Ingold einbrechen wollte." Damit führte Künnecke seinen Arrestanten dem diensttuenden Beamten vor. „Sie heißen?" wandte sich dieser an den Verhafteten. „Na, Sie sind ja über meine Absichten schon so gut im Bilde, daß es Ihrer Klugheit nicht schwer fallen kann, diese Frage selbst zu beantwortens, meinte lächelnd der Einbrecher. „Nun, den Namen werden wir schon Kriegen. Durch suchen Sie mal den Mann, Künnecke!" Der Herr im Frackmantel hob die Arme, und der Schutzmann hatte rasch mit geübtem Griff ihm die Taschen geleert. „67 Mark in bar, eine goldene Uhr, Taschenmesser und ein goldener Bleistift", meldete er. „Kein Dietrich oder dergleichen? Ohne sein Werk zeug kommt ein Einbrecher doch nicht weit." „Ich bin ein ganz besonderer Einbrecher", meinte der Verhaftete, der in ausgezeichnter Stimmung schien. „Ich betreibe das Gewerbe aus Liebhaberei."