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pulsnißerDmeblait Sonnabend, den K. April 1029 j 2. Beilage za Nr 80 81. Jahrgang - vm 0 701» 0N2S - o^rz 0Ms O-Mö LLLN Menschen, die wie Tiere leben -er 4 Oberlausitzer Werkzeuge aus der Zeit 3000 - soo v. Chr. Geb. Sobald die Kinder groß genug sind um allein auf die Nahrungsuche gehen zu können, trennen sie sich von den Litern und ziehen allein herum. Ebenso leicht ist die Tren nung der Geschlechter, von Ehe kann man kaum reden, man ;eht einfach auseinander. Gegen Krankheit und Tod verhält nan sich völlig passiv. Stirbt jemand, so läßt man ihn ein jach liegen und geht von dannen. Die wilden Kubu sind tat- sächlich wohl das einzige Volk auf der Welt ohne jede Spur son Religion und Gefühl. Die ersten Frühlingsbolen - der Vorgeschichte. (Bautzen, Coblenz, Commcrau. Liebon, Neupiirschwitz.) „Aber weil man die Töpfe nur im Maien gräbt, da sie M sklßer verraten und als wäre die Erde schwanger, einen Hübel Machen, darnach sich die richten, die ibnen nachgeken. io lasse ich es ^natürliche, ungemachte und van Gott und der Natur gewirkte Töpfe sein" — schreibt der Prediger Matkesius zn Joachimstbal ki seiner frommen Neravosiill. Einige Jabrbunbcrte sind darüber bingegangen. seit dies die Anschauung auch gelebrter Männer war, viel ist über die merk- pürdigen Töpfe gedacht und crzäblt, gedeutet und geschrieben morden, bis es eine Altertumswissenschaft gab, die ibre wabre verkunkt erwies. Aber eines ist immer so geblieben wie cbc- bcm: Im Frnbiabr, kaum daß der Schnee geschmolzen, kommen die krsten vorgeschichtlichen stunde de? Jabres zu Tage. Seit Fabr- Hunderten werden sie ansgegraben, aber noch immer finden wir deren in Menae, der Seimatboöen scheint ein unerschövflicher Schoß zu sein, dessen stülle uns aber nicht darüber binwcgtäuschen lMe, dass iedes Scherblein. daß dem Erdboden entnommen wird, einen sich nicht mehrenden Bestand verringert. Unsere Sorge um die Erbaltung auch der unscheinbaren stunde wird so allen ver- Ländlich erscheinen. Auch im heurigen Lenz kamen schon wahrend der Schnee- schmelze die ersten Altertümer in unsere Sand: Die Bahnstrecke Dautzen —Löban durchschneidet kurz vor dem Bahnübergang nach Soculahora einen Stigelbana. in seinem nördlichen Teile ent deckten wir 1926 eine slawische Siedlung. Oft schon gingen wir Über die Höhe und suchten nach Scherben, da sie in ihrer wasser- nahen Lage recht geeignet kür vorgeschichtliche Siedlungen erscheint, über immer war dies bisher erfolglos, bis setzt in der Kunststein- Aabrik der Firma Wobst beim Sandgrahen die ersten Scherben einem Arbeiter vor die stütze rollten. Er hob sie aus und lieferte ne im Museum ab. Dem uns unbekannten Finder sei hierdurch bestens gedankt. Die Scherben stammen von einer zmeibenkeliaen Amphora der mittleren Bronzezeit und zeigen alte Brüche. Die Bcrmutnng. datz sie aus einer Siedlung der Zeit nm 1500 vor Christus herrühren, bestätigte sich, als wir bei einer Untersuchung der groben Sandgrube dicht unter dem Snmns anschlietzend an letzt noch nnzugä'nglicher Stelle eine metertiele, mit schwarzer Erde erfüllte Grube beobachteten. Fhre Untersuchung mnb aul spätere Zeit verschoben werben. Auch nahebei ans dem südlich anschließen den Sügel. über den der Weg nach Krnbd? tz fübrt. sind Scherben der Lausitzer Kultur gesunden worden, die dem Billenborser Tvvus angehören. Das Feld ist jetzt bestellt, als Fundstelle war es bisher noch unbekannt. In den Straßen und Vorstädten Bautzens wird lebt viel gegraben. Schleusenleguna und Hausbau erfordern um fangreiche Erdarbeiten. Schon früher wurde bei solcher Gelegen- Veit manch wichtiger stund entdeckt, aber auch heute noch kann man seltsame Dinge der Vorzeit anlbeben, wenn man die Augen . so offen hält wie der Schulknabe Herbert Hennig, der aus den Erd haufen bei Schleusenbauten auf dem Burgvlatz einen schönen, eisernen Schlüssel sich aufhob, der jenem gotis-ben Schlüssel auS Sächsische Obei-lauflh: vr. Frenzei, Bautzen, Stieberstraße 36 (Fernruf 3773). preußische Oberiausth: Or. Ganbert. Görlitz, Gedenlhalle (Fernruf ro). Freistaat Sachsen- Or. Bierbaum. Dresden, Zwinger (Fernruf 18020). " Neu inventarisierte Steinwertzeuge der Oberiausth. Mes in Privatbesitz, der Oeffentlichtelt nicht zugänglich: Zeichnungen von Dr. W. Frenzel. Aundmeldungen werden erbeten für der Burg Kovschien äbnelt, der in beigedruckter Abbildung dar« gestellt ist. Stammt dieser aus dem 15. stahrbunbert, so ist der -neue Fund, für den mir dem Herbert Hennig danken, aus e'wgsi jüngerer Zeit Er wird etwa dem Mäbrigen Kriege angebören, vielleicht geriet er mit den Schuttmassen des großen Stadtbrandes von 1634 in die Erde. Gesamtlänge 17,7 Zentimeter, der 4,2 Zentimeter breite Bart zeigt ebenso wie beim Kovschiener Schlüssel! drei Oeffnungen. der Griff ist gleichfalls rautenförmig, jedoch an Len Seiten nicht eingeschwunaen. sondern gerade, bas Ende ist Lem Salle angeschmiebet. Was könnte dieser Urvätcrhausrat erzählen? > Auch aus der Umgebung von Bautzen laufen neue Fund« Leobachtungen ein: So bat Herr Lehrer Fselt in Coblenz auh Lem Sterbehügel vor Fahren einen tönernen Svinnwirtel ge stunden, den er der Gesellschastslammlung schenkte. Wir dankest ihm bestens für das hübsche Fnndstück. Da der Wirtel auf einem! slawischen Skelett- und Brandgräberfelde gesunden ist, gehört er in die Zeit von 600—1000 n. Ebr., seine dovvelkonische Gestalt und die flüchtige Formgebung weisen ihn in den älteren Abschnitt Ler slawischen Zeit. Aus Commerau bei Milkel stammt ein ArbcitShammerj aus Diabas mit schöner, graugrüner Nerwitternngsrinbe, den Herr Hochkirch dem Gesessschastsarchiv zur Verfügung stellte, auch ihm, dem Bruder des ersteren, danken wir für seist Entgegenkommen. Ler Nacken des Arbeitshammers zeigt deut lich die Trümmerwirkung der mit ihm geführten Schläge, Bahn !und Schneideflächen stnd ieboch gut geschliffen und waren ehedem wohl poliert. Das Stück gehört wahrscheinlich der Bronzezeit an, aus der wir noch wenig Steingeräte kennen. In der Sandgrube zu Liebon bat der Frost di« steile Wand herabbrcchen lassen, bei einem Besuche sand ich hier zahlreiche Scherben von schönen Gefäßen des Bissendorfer Tnvus. Sand- subrleute haben aber schon jetzt den größten Teil mit dem Kies ausaeladeu und fortgcfübrt, so baß eine Wiederherstellung unmög lich ist Af welchem Wege mögen diese Altertümer beute von dem k'ubvwerk zu Staub zermahlen werden? An de^W Straße ist östlich von Neuvursch« witz lnÄner lleinen Sandgrube nördlich des Straßen« eine vronzezeitliche Sieblunasgrube zu sehen, die dmch ihre braun« Füllerde deutlich von dem umgebenden sieben gelassen damit diejenigen, welche sich kur die heimische ,-or- seit interessieren - und das sollte eigentlich jeder Landsmann -n Gelegenheit babcn, an bcancm zugänglicher Stelle sich ei e solche Grube ansehen können. Hoffentlich wird sie von Unverständigen nicht zerstört! Dr. Frenz ei. , Oberlausitzer, Eet Hix Funde na» Bautzen, Stiebcrstraßc 36, Kernruf 3<< ! Ihr rettet damit wichtige Altertümer! i Das unkultivierteste Volk der Erde wohnt im Innern wundervollen, reichen Insel Sumatra, die Hollands Ligentum ist und stellt das allernieürigste dar, was bisher von menschlichen Lebewesen bekanntgeworden ist. Die Kubu, w nennt sich das Volk, leben in Formen, die sich tatsächlich aum über das Tierische erheben. Sie sind wenig zahl reich, führen ihr Dasein in den unzugänglichsten Urwäldern in- leben familienweise in kleinen Horden. Feste Wohnsitze kennen sie nicht. Frei schweifen sie umher und verbringen die Nächte unter ganz einfachen, aus Laub hergestellten Regen- »ächern oder in Vorgefundenen Schlupfwinkeln. Wie das der Urmenschen, ist ihr Leben nur immerwährende Suche nach Nahrung. Ihre Kleidung ist ein zwischen den Beinen durch- zezogener Gürtel aus geklopftem Baumbast und eine aus demselben Stoff verfertigte Kopfbinde. Eine lange, spitze Salzstange als Lanze ist ihre einzige Waffe. Zum Wurzel- zrabcn benutzen sie einsn zugespitzten Grabstock und zur vor ibergehenden Aufbewahrung von Nahrungsmitteln dient ihnen ein primitiv geflochtener Tragkorb. Eßbar ist ihnen eigentlich alles, was die Natur für sie erreichbar gemacht hat in Pflanzen- und Tierwelt. Nicht immer sind sie an ihren Händen zu erkennen. Ist das Wesen jedes Menschen, wie die Vertreter der Handlesekunst behaupten, wirklich so unauslöschbar in der Hand eingegraben, daß Charakter und Lebensart sich daraus sofort offenbaren? Der Schauspieler F., einer der um- schwärmtesten jugendlichen Liebhaber des Filmes, erzählt gern das folgende Erlebnis, dessen Humor nicht für die leichte Deutung des Charakters aus der Hand spricht. Wie alle Film schauspieler. ist er aus Beruf und Neigung ein begeisterter Anhänger der Leichtathletik, deshalb prominentes Mitglied eines Ruderklubs und Gewinner vieler Preise. Nach einem besonders scharfen Training für das Herbstrennen packte ihn die Lust, sich in einem Sommergarten zu ergehen und in mitten der fröhlichen Menge jene Nolle zu spielen, die ihm im Film schon oft Beifall und Anerkennung gebracht hatte. Er mischte sich unter die Tanzenden und saß bald mit einem reizenden Mädchen inmitten der Liebespärchen. Seine Hal tung beim Tanzen, sein zuvorkommendes Benehmen, ver bunden mit der vorteilhaften Erscheinung, nahpien das junge Mädchen ganz gefangen, so daß es einer Verabredung, die für einen der nächsten Tage getroffen wurde, gern zu-, stimmte. Aber als sachliche Frau von heute konnte sie dis Frage nicht unterdrücken, welchen Beruf ihr Tänzer eigentliH habe. — „Ich bin Filmschauspieler", entgegnete F. und) meinte, sie werde nunmehr erkennen, wer er sei. Aber seine« Antwort schien keineswegs Begeisterung in seiner Begleit terin auszulösen. „Filmschauspieler . . . ?" wiederholte sie sehr gedehnt, drehte dann seine mit den Schwielen des Rudertrainings bedeckte Hand ins Licht und erklärte kurz; „Alter Schwindler, du gehst in die Fabrikl" Fs gibt nur ein Glück: die Pflicht, ^nur einen Trost: die Arbeit, nur einen Genuß: das Schöne. Carmen Sylva.