Volltext Seite (XML)
möglich zeitlebens als Krüppel, euch, den Eltern und euren Mitmenschen zur Last, herum. — Weg von den Bahnanlagen! Schließlich ein Wort an die Eltern: Ihr müßt eure Lieblinge nicht nur ermahnen, sondern auch selbst über sie wachen. Eine Mutter, die im Zugabteil ein- schläft und ihr spielendes Kind aus dem Zuge fallen läßt, handelt wahrlich nicht nach diesen Merkregeln. Bürrlo? Trauung auf dem feuerspeienden Berg. Es ist nicht wahr, daß es nur in Amerika, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, Menschen gibt, die ihren Lebenszweck darin sehen, eine möglichst ausgefallene Sache vorzuführen. So ereignete sich kürzlich in Japan ein« kleine Geschichte, die durch ihre besondere Eigenart einen jungen Mann fast zur Verzweiflung gebracht hatte. Li-Ho-San war die Tochter eines sehr reichen Kaufmannes und hatte einem jungen Mann ihr Herz geschenkt, stellte ihm aber die merkwürdige Bedingung, daß sie nur dann seine Frau werden könne, wenn er sich mit ihr hoch oben auf dem Gipfel des Fusijama, dem heiligen Berg der Japaner, trauen lassen würde. Der arme Mann wagte es nicht, diesem etwas eigenartigen Wunsche seiner Angebeteten zu widersprechen, da diese nicht nur sehr schön, sondern auch sehr reich war. Eine buntgewürfelte Hochzeitsgesell schaft, bei der sich die Bonzen und einige Buddhistenmönchs befanden, machte man sich also auf den Weg, und inmitten einer felszerklüfteten Landschaft, hoch oben an dem Rande des Kraters, fand unter feierlichem Pomp die Trauung statt, gerade in dem Augenblick, als die Sonne im Zenit stand. Die faulen Männer von Napa. Auf einer idyllisch gelegenen Insel im Indischen Ozean, die den schönen Namen Rapa hat und auf der es zwischen Kokospalmen, Fruchtbäumen und wundervollen Blumen auch wunderbare Frauen gibt, Hausen als oberste Instanz die Männer. Ihre Lebensaufgabe besteht darin, sich die Sonne auf den Kopf scheinen zu lassen, Fruchtwein zu trinken und ihren Frauen alle anderen Arbeiten zu überlassen, wie Kokosnüsse sammeln, Kopra vorbereiten, Maniok ernten, Geflügel und Schweine pflegen. Die Faulheit des Mannes geht dort so weit, daß ihm selbst das Oeffnen des Mundes zum Einnehmen einer Mahlzeit eine überflüssige Einrichtung erscheint. Naht die Essenstunde, die von den Männern als notwendiges Uebel aufgefaßt wird, so strecken sie sich im Grase an einem Flußlauf aus, und mit einem ge schickten Schwung wirft die Ehefrau das zubeveitete Mahl, das in der Regel aus kleinen Klößen von Früchten besteht, tn den gewaltig geöffneten Mund des Ehegesponses. Mit großer Behaglichkeit wird das Mahl verzehrt, und lautes Schnarchen verkündet die Befriedigung der männlichen Inselbewohner, Verblüffende Losung eines unangenehmen Auftrages. Der Bildhauer Carpeaux in Paris war ein kluger, aber sehr seltsamer Mensch. Eines Tages bekam er von einem Kunstfreund den Auftrag, eine Gruppe zu meißeln, die Polyphemus darstellt, wie er Acis mit einem Felsblock zer schmettert. Der Auftrag gefiel Carpeaux nicht, und deshalb begann er die Arbeit gar nicht. Nach einigen Monaten er schien aber der Freund im Atelier, um nachzuschauen, wie weit der Künstler mit dem Werk gekommen wäre. „Die Arbeit ist schon vollendet", sagte Carpeaux. Mit Uesen Worten führte er den Gast zu einem großen Marmor block. „Schauen Sie es nur gut an. Das ist die Gruppe, bie Sie mir aufgetragen haben zu machen." Mit stummem Staunen betrachtete der Auftraggeber den Block und dann )as todernste Gesicht des Künstlers. „Verstehen Sie das nicht?" sprach endlich Carpeaux. „Nein, um es offen zu sagen ... Ich sehe doch bloß einen Steinblock. Wo ist denn Acis?" — „Der liegt ja unter dem Block. . . tot." „Und wo ist Polyphemus?" — „Der ist weggelaufen . . . Glauben Sie, daß er warten wird, bis die Polizei kommt?" o—o—r> Praktische Winke Petroleumflecke entfernen. Aus Papier sind sie leicht dadurch zu entfernen, daß man die fettigen Stellen an den Zylinder einer brennenden Lampe oder auch an eine elektrische Glühlampe hält, wobei das Petroleum verdunstet. Petroleumflecke auf Holz muß man versuchen aufzusangen, indem man Tonerde mit Wasser zu einem dicken Brei an macht und ihn über Nacht ans den Fleck legt. Am nächsten Tag ist der Brei trocken und kann leicht entfernt werden. Der Oelfleck ist dann meistens verschwunden. Die Entfer nung eines Petroleumflecks von Marmorplatten bewerkstelligt man dadurch, daß man eine Mischung von 1 Teil sehr fein gepulverten Kalkes, I Teil geschlämmten Bimsstein und 2 Tei len Soda mit Wasser bereitet und sie auf den Fleck reibt. Nach Entfernung dieses Mittels wird die Platte einfach mit Seifenwasser gereinigt. Beim Abwäsche« von kostbare«» Porzellan oder Kristall ist zu empfehlen, auf den Boden der Auf waschschüssel ein dickes Frottiertuch zu legen. Das verhindert die Gefahr des Anstoßens, wodurch leicht Sprünge entstehend Oelfarbevgeruch aus frisch gestrichenen Zimmern entfernt man mühelos und schnell, werden ein bis zwei flache Schalen mit Salz aufgestellt. oom—oo—o Für die Küche o—vo—oo A«fla«s von sa«rer Sahne. Vier Eigelb werden mit 75 Gramm Zucker recht dickschaumig gerührt, dann gibt man '/« Liter dicke saure Sahne daran, fügt eine Prise Salz, etwas abgeriebene Zitronenschale, 25 Gramm Mondamin (Maizena oder Gustin) und 25 Gramm Mehl- daru und zieht zuletzt den steifen Schnee der Eiweiß durcb. Die schaumige Masse kommt in eine gebutterte Auflaufform, sie wird bei mäßiger Hitze etwa 40 Minuten gebacken. Sowie der Sahne auflauf fertig ist, kommt er sofort zu Tisch, wird mit Va nillezucker bestreut und mit geschmorten Johannisbeeren, die besonders gut zu ihm munden, aufgetragen. ° Humoristisches ° Ersatz für Wintersport. „Wo wollen Sie denn jetzt mitten im Winter mit dem Paddelboot hin?" — „Der Arzt hat mit Sitzbäder verordnet, nu werde ick es als Sitz badewanne benutzen!" Altes Eise». „Denken Sie an, ich habe eine Locken nadel verschluckt!" — „O Gott, da werden Sie ja einen ondulierten Blinddarm bekommen!" Erster Gedanke. Emma: „Welchen Eindruck machte denn der Kölner Dom auf Dich?" — Ottilie: „Nun, ich dachte, wie reizend es sein müßte, wenn man sich da könnte trauen lassen!" Der Stammgast. „Ich hoffe, daß ich Sie heute zum letztenmal hier sehe", bemerkte der Vorsitzende des Ge richts nach der Verkündigung des Urteils zum Chauffeur Rasendowsky, der zum soundsovieltenmal wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit verurteilt worden war. — In den Zügen des wiederholt Bestraften malte sich aufrichtiges Bedauern. „Wollen Sie sich denn an ein anderes Gericht versetzen lassen, Herr.Präsident", meinte er kummervoll. Wachsende Einficht. „Als die Jungen sechzehn bis zwanzig Jahre alt waren, wußten sie mehr als ich", sagte ein alter Landwirt, „mit fünfundzwanzig wußten sie eben so viel; mit dreißig waren sie willens zu hören, was ich zu sagen hatte; mit fünfunddreißig fragten sie mich um Rat, und ich vermute, wenn sie vierzig sind, so werden sie anerkennen, daß der Alte wirklich etwas versteht." ^Ls ist kein leerer, schmeichelnder Wahn, Erzeugt im Gehirne des Toren; Im Herzen kündet es laut sich an: Zu was Besserem sind wir geboren; Und was die innere Stimme spricht, Das täuscht die hoffende Seele nicht. Schiller. SWSSMrMMS SmtagMW -- MMWsMr MttlattM.SSW! Druck und Verlag von E. L. Förster'» Erben (Inhaber: I. W. Mohr) . Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz ir quirle« «u» Immerfort In de» Irrtums Bande«. Wie manche« verständliche Wort Habt ihr mitzverstande« ? Einem ««verständigen Wort Habt ihr Sinn geliehen. Und so geht e« immerfort. Terzeihtl euch wird verziehen! Goethe. —— Bilder vom Lande Ei« Neber treuer Fre««d Geknipst vom Dorfovkel Gustav Unsere liebe, altvertraute Heimalzeitung meine ich. Da kann man gehen von Dorf zu Dorf, es ist immer wieder dasselbe Bild vormittags: der Briefträger kommt mit Briefen und kommt mit der Zeitung. Und es ist immer wieder das selbe Bild nachmittags: der Austräger, die Zeitung kommt. Da kann man gehen von Haus zu Haus, von Familie zu Familie: auf dem Fensterbrett oder Tisch liegt halt die Zeitung. Ohne Blatt geht es eben nicht, und wenn man es flugs mit dem Nachbar zusammen liest. Und wenn man es flugs, wie auch im Sommer, mal nicht ganz von A bis Z durchstudiert. Das holt man aber an langen Winterabenden und Sonn- und Feiertagen doppelt wieder ein. Ja wirklich, die Zeitung gehört direkt wie mit zur Familie. Dort sitzt Großmütterchen vor der Haustür, die beiden Stäbe an die Knie gelehnt und liest von den vielen Auto unglücken. Dort sitzt Großvatel im Lehnstuhl mit Brille und Zeitung und staunt, wie es heutzutage auf der Welt zugeht. Dort steht die gute Hausfrau, die beiden Ellen bogen der verschränkten Arme fest auf die Tischplatte gesteift. Das Butterauswaschen muß sich einen Augenblick gedulden, bis die Romanfortsetzung verschlungen ist. Dort sitzt der Vater nach dem Abendessen, die Füße in den molligen Filz pantoffeln und schmaucht seine Feierabendzigarre und liest fein Blatt meistens laut vor. Dort studiert Herr Sohn die Sportberichte, Fräulein Tochter die neuesten Moden und Klein-Paulchen Bilder und Rätselsilben. Und das liebe, gute Blatt läßt es an nichts fehlen. Jedem will es gerecht werden, von allem möglichen will es berichten und erzählen. Von Politik und den neuesten Welt ereignissen, was im Ausland, in Deutschland, in der Pro vinz, im eigenen Städtchen und auf den Nachbardörfern vor geht. Einen spannenden Roman, allerlei interessante Auf sätze und Artikel, hübsche Geschichtchen, Plaudereien, Witze und Illustrationen bringt es. Was wir für Wetter bekom men werden, wie teuer Vieh und Stroh, Hafer und Kuchen mehl, Lupinen, Mohn und Kartoffelflocken sind. Wie es mit Börse und Aktien, mit den Schonzeiten für das Wild und mit dem Sternenhimmel in diesem Monat steht. Wel chen Gedenktag wir heute haben, welche Nummern in der Lotterie gezogen worden sind, welcher Arzt Sonntagsdienst hat. Funkprogramm, praktische Winke für Haus- und Land wirtschaft, letzte Meldungen, Brieskastenauskunft, ab und zu ein Eingesandt und ab und zu ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, daß man es nur ja nicht vergessen solle, die Zei tung für den nächsten Monat neu zu bestellen. Usw. Kurz und gut, man muß staunen, was eine Zeitung nur an einem allereinzigen Tage alles bring! und wie emsig sie auch gerade von den schlichten Landleutchen gelesen wird, bevor sie „hinter den Spiegel" kommt. Aber auch dann, wenn du schon lange hinter dem Spiegel steckst, mein liebes Blatt, auch dann machst du dich noch irgendwie nützlich. Dieses soll flink mal eingewickelt und jenes rasch ein wenig eingepackt werden. Eine Schüssel zurechtgemachtes Essen wird bis zur Mahlzeit zugedeckt. Wegen den Fliegen. Ein Buch wird eingeschlagen. In einem Karton oder Korb, in eine Schachtel oder Lichttille, in einen Hut wird eine Einlage benötigt. Ein Topf soll zugebunden, ein Schrankfach ausgelegt werden. Hübsche Zacken werden erst am Rande entlanggeschnitzelt, damit es recht nett und prompter aussieht. Papierhelme wollen die Jungens haben, nasses Schuhwerk wird ausgestopft. Manche Leutchen sammeln auch die Blätter, um sie dann zu ver kaufen. Und sogar gelesen wird solch ein Stück, alte Zei tungen oft noch einmal. Beim Frühstücken auf dem Felde oder auch „hinten drum". Und zwar Zeile für Zeile, und wenn es flugs irgend eine Stelle mitten aus dem Roman ist, wo man sich die Hälfte dazu denken muß. Ein lieber Freund, ein Stückchen Heimat ist das alt vertraute Heimatblatt. Das kommt dem erst richtig zum Bewußtsein, der nach langer Zeit wieder einmal im Eltern haus sitzt und darin herumblättert wie dereinst, oder der sich seine liebe Vaterhauszeitung in die Fremde nachschicken läßt. So mancher weit draußen bleibt ja sein ganzes Leben lang seiner Heimatzeitung treu. Von Dorf zu Dorf, von Hans zu Haus kann man gehen, sie gehört mit zur Familie, gehört mit zur lieben Heimat. Auch in der Gaststube liegt sie aus und gibt man chem fremden Gaste, dec sie gelangweilt zur Hand nimmt, einen interessanten Eindruck von dieser Gegend mit auf den Weg. Großstadtblätter machen sich zwar immer mehr breit und dringen bis in die verstecktesten Dörflein. Sie leisten und bringen natürlich allerhand. Aber die liebe, traute Heimatsetzung haben sie noch nicht ersetzen können und wer den es auch in Zukunft nicht fertig bringen. Der Gorilla von Munbattu —° Erzählung aus Belgffch-Kongo von G. W. Brandstetter Ich saß als Gast auf der Veranda des Stationsge bäudes von Libenge und sah auf den träge fließenden Ubangi, der mich in wenigen Tagen zum Kongo hinuntertragen sollte, zur ersten Etappe auf dem Rückweg in die Heimat. Der Siationskommandant blies dicke Rauchwolken in die Mückenschwärme, die vor den Moskitonetzen tanzten: „Noch zwei Tage, dann sitze ich wieder für ein, zwei Jahre oder noch länger allein hier im Wald, bis ich wieder ein