Suche löschen...
Pulsnitzer Tageblatt : 12.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192901124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19290112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19290112
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-01
- Tag 1929-01-12
-
Monat
1929-01
-
Jahr
1929
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 12.01.1929
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
pulsmtzerFayeblatt Sonnabend, LS. Januar 1929 3. Beilage zn Nr. 1V 81. Jahrgang Nachdruck, auch au«zug-w<isr verboten Statisten Der Drerduer kennt seine Theatergrößen und schätzt sie. Für die männlichen Sänger, Schauspieler, Dirigenten, schwärmt das «eibliche Dresden, slir weibliche Größen die entgegengesetzte Seite. Unser Busch I Unsre Rethberg I Ach, und Tino, - Kott-nkamp, — Ermold, — die Soundso, — der ausgehende Stern! Unser l Wer aber sragt nach den anderen, die stillschweigend milmimen, kaum bemerkt, oft verlacht, meist ganz als Nebensache betrachtet, und die doch auch dozugehören und zum Gelingen des Kunstwerkes mit beitragen wüsten, — dir Statisten ? Es ist in Witzblättern, in Parodien und lustigen Geschichten mancherlei über den Opernstatistrn geulkt worden, ost mit Recht. Und doch brauchen Circusgeheimniffe. Eine Plauderei aus der Welt des Circus und der Tiere CircuSmann hatte einmal einen jungen Tiger, der ein schweres Augen« le.den hatte, so gepflegt, daß er völlig gesund wurde. Nach 10 Jahren kam er in einen Zoologischen Garten und der dankbare Tiger erkannte seinen Pfleger natürlich sofort wieder, leckte ihm die Hand und knurrte und freute sich. Ich hatte vor einem Jahr einmal zwei Wölfe (ein Wolfspaar) gekauft, dieselben sogar im Personenauto nach Hause ge« fahren, so zahm waren die Tiere. In ein Rudel von 38 Wölfen sind wir eingedrungen, die Tiere waren in einem großen Käfig und scheuten sich natürlich außerordentlich. Nach vier Wochen, als ich die Tiere et was stärker gefüttert hatte, war das Zahme ganz verschwunden, der männliche Wolf biß mich eines Tages derart in den Arm, daß es mir ordentlich Angst wurde. Ich hatte vergessen, freundlich mit dem Wolf zu reden, hatte auch nicht daran gedacht, daß die neue Lederjacke, die ich trug, dem Wolf noch völlig unbekannt war. Er witterte einen fremden Menschen und biß, als ich ihm wie sonst über den Kopf strei chelte, ganz gehörig zu. In der Erregung schrie ich den Wolf noch an und dadurch vergrößerte sich das Unheil erst recht. Erst nach ein paar ruhigen, freundlichen Worten ließ mich das Tier wieder los; der Arm bluiete natürlich stark und die Lederjacke war — dahin. Mit wilden Tieren eine echte Freundschaft zu schließ n ist eine große Kunst. Die Circus! Ein Zauberwort auch in unserer modernen Zeit. Ro mantik liegt derin, lebendige Romantik, die ja so selten geworden ist im modernen Zeitaltar. Bor mehr als 2000 Jahren erklang schon in Rom, als volkstümlichstes Wort der Spruch: „paoem et circeusls" Brot und Spiele heißt das zu deutsch. Das Volk war zufrieden und glücklich, wenn eS sein tägliches Brot hatte, aber abends und an den Festtagen waren die Circusspiele des Lebens höchste Freude. Dr rö mische Circus hatte räumlich gewaltige Ausmaße, mehr als 200 000 Menschen konnten in einer Vorstellung Platz finden. Die alten rö mischen Circusspiele werden heule noch oft nachzuahmen versucht, diese Versuche wüsten mißlingen, weil man dort im Lande der Heitzblütigen mit so viel Mut und Waghalsigkeit an die Kunststücke des Reitens und Fahrens ging, daß über kurz oder lang einer der Künstler sein Leben lasten mußte. In diesem Mut fand das Publikum seine höchste Befrie digung. Waghalsigkeit in Potenz, das war die Devise im römischen Circu», man wagte sein Leben gerne aus dem Rucken der dahinstürm en den Pferde, im klassich gewordenen Römerwagen, mit sechs Hengsten davor oder mitten unter den Raubtieren. Immer und immer wieder zog diescr unübertreffliche Mut der römischen Circuskünstler, die übri gens außerordentlich angesehene Menschen waren, in den Bann. Was von dem CircuS jener fernen Tage bis heute noch geblieben ist, sind der Wagmut und das abgerundete Können wirklicher Circusleute. Selbst der einfachste Clown, den die Welt in seiner Arbeit immer so unschein bar hält, muß täglich an sich arbeiten, will er Abend für Abend Erfolg erzielen. Gute Clowns erzielen auch gute Gagen. Beim Clown muß, wenn der Witz zünden soll, j-der Tonfall sitzen, die Maske muß durch dacht sein (gute Clowns schminken sich schon eine Stunde vor Beginn der Vorstellung), denn sonst wird keine reine Komik erzielt, die Sprünge, die ein erstklassiger Clown zu vollbringen hat, sind akrobatische Kunst stücke, an denen rr zu üben und zu proben hat, um in Form zu blei ben, wie der Fachmann sagt. Und dann erst die waghalsigen Artisten, die droben unter der 28 m hohen Ciicuskuppel arbeiten. Ich habe viele solche Künstler kennen gelernt, ich habe gesehen, wenn sie vom Alkohol Völlig entfernt sind und selbst im heißesten Sommer nicht ein Glas Bier trinken. D«S sind Willensmenschen, wie man sie in anderen Berufen so selten findet ES gibt, das muß sachgemäß eingefügt werden, auch andere Artisten, die froh und sorglos in den Tag hineinleben, nicht viel von Proben Nüssen wollen. Aber wer im Fach ist, muß immer wieder feststellen, daß^solche Artisten klein bleiben, kleine Nummern haben, die niemand engagieren will. Höchstleistung ist heute im artistischen Fach die Devise, und wer das nicht begreift, muß unweigerlich hintenanstehen. Das Märchen, der Mensch vom Circus wäre leichtlebig, verantwortungs los, leichtsinnig und schon damit zum größten Teile niedergeschlagen. Selten habe ich in der Welt so arbeitsame, strebsame und solide Men schen gesunden, wie im Circu«. Einfache Arbeiter, die lm Zelt nachts Woche haben, sand ich beim Studieren einer fremden Sprache vor. Ich habe viele, ja sehr viele C rcuSarbetter gesunden, die flott zwei Sprachen beherrschten. Ist das Leichtsinn? Wer, wie die Circusleute unserer Tage, so harte Arbeit leisten muß, ist gezwungen, nach strengen Lebens regeln seinen Tag einzuteilen, denn sonst kann er eben seine Arbeit nicht leisten. Jeden dritten Tag ist der Circu- der modernen Zeit in einer anderen Stadt und all da« viele Material muß immer auf« und ab« gebaut werden, nach ehernen Gesetzen allerdings. Aber,mühsam ist das wirklich. Biel ehrliche Freude bereitet dem echten Circusmann das Leben mit den mannigfaltigen Tieren. Darüber sind ja schon Bücher geschrie ben Worden, aber immer wieder gibt es für den forschenden Menschen neue Beobachtungen. Ich selbst bin seit langer Zeit mit den verschie densten Tieren zusammen, beschäftige mich jeden Tag damit, Studien zu treiben und Freundschaften zu schließen. Mein neuestes Studium in der Tierwelt ist das Freundschastschließen mit Pavian. Assen. Diese Tiere sind Zähn-verteidiger, d. h. ihr Gebiß ist so scharf und kräftig, daß sie einen Menschen schon ordentlich verletzen können. Wer einen Affen anfaßt, wird das Gebiß sehr bald sehen und — evtl, auch zu spüren bekommen. Mit den menschenhandähnlichen Tatzen kön nen sie übrigens tüchtig zufafsen. Wer Affen zn sein Lieblingen erziehen will, muß der Affen LieblingSfutter Tag für Tag bringen; das sind Erdnüsse. Jede Nuß muß man dem Affen einzeln ins Pfölchm geben und dann noch einigen Wochen reichen die Affen, keine Zähne mehr zeigend auch da» Pfötchen so hin, in der Erwartung, wieder Erdnüsse zu bekommen. Auf kleine Kinder find Affen, ähnlich Leoparden und jungen Tigern, ganz wild. Kinder find für diese Tiere die begehrtesten BngriffSobjekte. Affen haben ein gutes tierisches Verständnis und Er« kennungSvermözen. Man soll Affen wirklich nicht unterschätzen. Dos Geheimnis nun, warum nicht jeder Mensch zu einem Raubtier kann, ist furchtbar einfach zu lösen: das Tier kennt seinen Herrn, wenn man so sagen darf, wie jeder Hund eben auch genau weiß, wohin er gehört und wer ihm etwas zu befehlen hat. Nicht einmal ein guter Haushund läßt sich von jedermann streicheln oder hört auf einen Fremden. Der Geruchssinn spielt in jedem Falle eine große Rolle; j^ver Löwe, jeder Tiger, jeder Wolf schnuppert den Menschen an, sobald er in seine Nähe oder in die Nähe de» Käfig« kommt. Ganz unb-merkt tun die Tiere da». Kommt der Herr, der Dompteur, dann sieht man keine böse Miene. Und sprechen muß man mit den Tieren, sobald man sie an faßt, denn auch die Stimme des Menschen prägen fich die Tiere gut ein, vor allem Kamele, Zebras und Elesanten, die ja wohl die klügsten Tiere der Welt sind. Freundlich muß man sogar sprechen, denn im rauhen menschlichen Ton wittern nach meiner Beobachtung die Tiere unwillkürlich Gefahr und sie werden dann unberechenbar. Man soll in der Jugend Raubtiere wie Haustiere behandeln, hat ein alter Tierfach mann einmal gesagt. Ein Raubtier kann zärtlich, anhänglich und treu sein. Wenn daS Tter regelmäßig gut zu fressen bekommt, vom Hause aus nicht bösartig ist (unter der Bösartigkeit der Raubtiere gibt cs ge waltige Stufen), dann kommt die „wilde Natur" erst dann zum Durch bruch, wenn da« Tier unnötig gereizt und in Wut gebracht wird. Ein Tierseele muß studiert werden, muß verstanden sein. Biele Dompteure machen eS mit der Grobheit, damit ist nicht viel anzufangen. Mit Liebe mnß man sich den wilden Tieren nähern; das klingt absurd, ist aber talsachengemäß, Mit Leoparden, übrigens außerordentlich ge- jährlich? Tiere, kann man bei Ticr-Berstäudnis Freundschaft schließen, die aufrichiige Freude bereitet. Ich gehe mit einem Leoparden zusam men spazieren. Einmal, als ich wieder mit dem Raubtier um den Circus herumwanderte, kamen gerade Pferde au- dem Stall, ich be merkte es nicht und schon war dN Leopard, den ich an einer Kette führte, ohne Peitsche oder sonstwas bei mir zu haben, mit mir über alle Berge. LoS auf dte Pferde, sein Hauptangriffspunkt im Tierreich! Er schleifte mich, da ich doch die Kette nicht los ließ, volle 30 Meter über den Erdboden dahin. Also Spaß ist da nicht zu machen, selbst bei der besten Freundschaft nicht. DieKuischer gingen mit denPferden zurück und schon war der Leopard zufrieden. Kinder mag er nicht leiden. Zebras sind auch ganz gefährliche Tiere. Wer von solch einem Tier geschlagen wird, denkt Zeil seines Lebens daran,. Das ist mir — leider — auch schon passiert. Zebras kann man ein ganze» Jahr lang gut und sreundtich behandeln, sie wollen gar nichts von Freundschaft wißen. Gibt man ihnen Zucker, hat man sehr darauf zu achten, daß sie nicht die Finger mit hinwcgbeißen. DaS ist auch die Spezialität mancher Pferde. Selbst das Pferd will studiert sein. Ein Schimmel unseres Ct.cuS ist absolut nicht mein Freund, er wollte mich eines AbendS während der Vorstellung hinter den Kulissen angreifen und, wären die Kurscher mir nicht zu Hilfe gekommen, seinen Hufen wäre ich erlegen. Das reizte mich, mit diesem Pferde, — eS heißt Wladimier — näher b-kannt zu werden. Irden Tag besuchte ich es und heute sind wir gute Freunde. Ich kann jetzt mit dem Tier machen was ich will. Mit Zucker habe ich unsere Freundschaft eingeleitet. Zebras sind nachts sehr dankbare Tiere, ich glauoe, beobachtet zu haben, daß diese Tiere dann annehmen, man komme nur ihnen zuliebe in d n Stall. Da sind sie sehr ruhig und vernünftig. Zebra« schlafen verhältnismäßig auch sehr wenig, Zebras sind Menschenscheu, je weniger Menschen sie sehen, desto berechenbarer sind sie. Kamele können gute und ehrliche Menschenfreude sein. Ich glaube, Ich könnte eines unserer Kamele sogar mit in mein Wohnzimmer nehmen, e» würde sich vor mein Sofa hinlegen. So treue Freunde sind wir. Jede« Wort versteht ein Kamel. Eisbären sind ganz gefährlich; ich muß sagen, daß es mir innerhalb Jahresfrist erst zweimal gelungen ist, etn EisbLrenfell anzufafsen. Die Schnauze der Eisbären ist so schön kalt, aber anzusafsen, das gelingt zu selten. Wenn man schon das Gebiß sieht! Eisbären find hinterlistig, sie machen freundliche Gesichter und beißen eine Sekunde später ganz gehörig zu. Wenn der E-Sbär einen menschlichen Arm am Käfig erwischt, ist alles vorbei. Er läßt nicht mehr los. Man kann mit diesen Tieren, wenn sie erwachsen sind, selbst bei größter Mühe keine Freundschaft mehr schließen. Wenn sie vier Monate alt find, dann muß man sich Tag für Tag mit diesen Tieren abgeben, die ja in der Gefangenschaft keine Jungen bekommen, also ewig Raubtiere in der Wortes vollster Bedeu tung bleiben. Eisbären haben so starke Krallen, daß fie in der Wildnis 3 m dickes Eis durchschauen können. Dazu haben die Tiere wirklich eine Bärenkraft. Wiegt doch ein gut ausgewachsener Eisbär bis zu ISCentner! Wird man von solch einem Tier zu Boden geschlagen, dann ist keine Rettung mehr. Rechte und echte Freunde sind Elefanten. Sie befreunden sich durchaus nicht mit jedermann, im Gegenteil, fremden Menschen sind sie sogar gefährlich. Es ist ein ausgesprochenes Kunststück, sich mit einem Elefanten zu befreunden. In den ersten vier Wochen der Anfreundung» versuche erleidet man kolossalen Schiffbruch. Der Elefant beachtet den „neuen Kreuud" gar nicht. Spricht man ihn au, dann schaut er mit wohler Ueberlegung zur Seite. Wenn man vieler Mühe des Ele fanten Freund geworden ist, dann hat man einen wirklichen Tiersreund. Angenommen, man würde (sobald man des Elefanten Freund ist) von einem Pferde angesallcn, der Elefant würde zu Hilfe kommen. Ein Elefant ist dankbar für ein kleines Stück Zucker. Wehe, wenn man ihn nachts besucht und nicht eine Kleinigkeit mitbringt. Elesanten haben ein scharfes ErkennungSvermögen, sie verstehen jedes Wort. Sie merken vor allem jahrelang, wenn man ihnen etwa- zu leide getan hat. Ele fanten sind mir dte liebsten Geschöpfe, schon ob ihrer Klugheitund Treue. Circusleben ist ein hartes, aber abwechselungsreiches Leben. Was muß man allein für ein spitzfindiger, erfinderischer Kopf sein, um eine gute Reklame durchzuführen. Hundert verzweigt- Arbeiten gibt eS beim Circus. Das ist e« auch, warum ich das Circusleben liebe.., wirklich liebe. Es ist wirklich schön, mitten im ZirkuSzauber mit all seinen Mühen, Sorgen und Freuden zu leben. Für Jeden wäre das al»rding« nichts .... W. Heimann-Bergen, C'rcus Amarant. wir ihn, brauchen ihn just so, wir er ist. Dena der Statist ist eia Mensch für fich, fehl theaterbegeistert, uneigennützig, gehorsam So verdienen auch die Statisten unserer Slaatstheater, daß einmal den Leuten über ihre Tätigkeit etwas erzählt wird, das je mand für fie eine Lanze bricht. Der Statist nimmt im modernen Theater eine andere, wichiigere Rolle ein, als früher. Er muß nicht nur die Szene füllen, wie etwa eia Gegenstand der Ausstattung, nein, er muß miterleben, muß mit feiner Mimik, feinen Bewegungen den Gang der Handlung unterstreichen, unterstützen. Er muß fich ganz den Hauplspiclern anpassen, muß beweglich sein uud bars fich doch nicht bewegen nach eigenem künstlerischen Wollen, auch darf er niemanden im Wege sein, und muß doch da sein. Eine schwierige Sache! Statisterie heißt soviel al- „Stehschast". Aber in der En- femblekunst unserer Bühnen ist dieser Ausdruck kaum mehr am ! Platze. Der Etatist darf nicht nur herumstehen, — er muß wissen, worum es fich handelt, muß Mitarbeiten, miterleben. Und welch wichtigen Platz nimmt die Etehschast im modernen Schauspiel, der modernen Oper ein! Lassen wir einen Statisten sprechen: „Aida! Wir müssen zeitig da sein, müssen uns schminken, nicht etwa nur Gesicht und Hände, nein, den ganzen Körper. Dann ist es ein Gehen und Ko mmen, eia Speerschwingcn, ein Mitspielen. Zum Schluß ein Bad, damit wir wieder zu Europäern werden. Das müssen dte anderen auch, sagen fie ? Freilich, aber die Tän- aer und Sängerinnen, Solisten wie Lhor, find in ihrem Beruf. Vie widmen ihm ihre ganze Zeit, während wir, — ach, was gibt es unter uns für Berufe I Ser eine kommt vom Werktisch, der andere aus dem Büro, ein dritter hat gar als Bäcker vor dem Ösen gestanden. Abends geht es dann Ins Theater. Meistens nicht wegen des Entgrldes, das ist ja nicht so bemessen, daß es sehr Ins Gewicht fiele! — Wir find an Ort und und Stelle, wir verwenden unsere srete Zeit dem Theater aus Begeisterung, aus Idealismus!' „Andere Opern stellen andere Anforderungen, aber wir fügen uns gern In» Ganze ein, denn wir lieb- n das Theater, und da wir keine Großen sein können, geben wir unser bescheidenes Talent im Kleinen hin." — Dieses sstnd die Statisten aus Last und Liebe, aus reiner Kuustbegeisterung. Es gibt ja noch andere. Da find die Schau spiel- und Gesangschüler, die ihre praktische Lausbahn aus diesem Wege beginnen, um fich aus der Bühne bewegen zu lernen. Dann dir Armen, dte Arbeitslosen, die fich zu ihrer Unterstützung ein kleines Nebeagrld verdienen wollen. Auch gescheiterte Existenzen, Schauspieler, ehemalige Größen, findet man unter der Statisterie. Ach, und wie glücklich find diese, wenn fie mal einige Worte zu sprechen bekommen! „Ich habe eine Rolle l" heißt es dann stolz Wer einmal in unserm Theater die Statisterie beobachten will, wird es bemerken, daß da von einem Herumstehen nicht dte Rede sein kann. Die Leute müßen wißen, was fie zu tun haben, bekommen sozusagen ihre kleine eigene Rolle zu spielen, und wenn fie nur aus einigen Bewegungen besteht. Auch das Volksgemurmel haben sie zu besorgen, da gibt es manchen heimlichen Scherz. Aber nichts ist so unerläßlich sür den Ersten wie den Letzten al» Disziplin und die Fähigkeit, fich einem leitenden Willen unlcr- zuordnen. , kegwL vertdolck - Gefahren des sächsischen Kleinbahnnetzes. Die Unglücksfälle an den Kreuzungen der großen Durchgangsstraßen mit Eisenbahnlinien haben sich in letzter Zeit in geradezu schreckenerregender Weise gehäuft. Erst kürzlich kollidierte im Müglitztal sogar ein voll besetzter Omnibus mit einer Lokomotive. Daß hierbei keine Menschenleben zu beklagen waren, ist nur ganz besonderen Glücksumstäuden zu verdanken. Das sächsische Kleinbahn netz erscheint geradezu prädestiniert für Zu sammenstöße mit Automobile u. Dit vielen schrankenlosen Überkreuzungen der Fahrbahn namentlich auf den Linien nach Kipsdorf, im Müglitztal und den Linien Pirna — Gottleuba und Oybin — Zittau bzw. Oybin — Jonsdorf bergen heute in der Zeit des Schnellverkehrs eine große Gefahrenquelle in sich. Der ortsunkundige Automobilist wird nur ganz Mt- genügend auf die ihm in kurzen Abständen drohenden Ge fahren aufmerksam gemacht, ja, im Dunkeln werden die unzureichenden Schilder in den meisten Fällen übersehen. Die sächsischen Kleinbahnanlagen — die renovierte Strecke im Müglitztal eingeschlossen — sind nach dem heuti gen Stande der Technik Völligveraltet. Der moderne Bahnbauer meidet jede zu umgehende Kreuzung mit der Landstraße durch Unterführungen, Tunnelbauten usw. Wenn heute die Mittel fehlen, die sächsischen Anlagen den Erfordernissen des modernen Verkehrs anzupassen, dann müssen Wir wenigstens bestrebt sein, das Gcfahren- moment nach Möglichkeit zu verringern. Der Verband Sächsischer Automobilbesitzer hat sich deshalb an die zu ständigen Stellen mit dem Ersuchen gewandt, die genann ten sächsischen Kleinbahnlinien, solange sie nicht überhaupt nach brauchbaren modernen Gesichtspunkten neu augelegt werden können, an den Kreuzungen mit elektri schen Lichtsignalen zu Verse Heu, die den Kraft fahrer rechtzeitig auf das Herannaheu des Zuges aufmerk sam machen. Das Pfeifen der Lokomotive, das früher auf wenig belebten Straßen genügt haben mag, wird heute leicht auch schon von den gewissenhaftesten Lenkern über hört. Die geringen Anschaffungskosten für die automatische Warnungsanlage an allen gefährlichen ungeschützten Kreu zungen werden sich durch den Wegfall weiterer folgen schwerer Unglücksfälle bald bezahlt machen. Es wäre im Interesse der Verkehrssicherheit auf den sächsischen Landstraßen nur zu begrüßen, wenn die Reichs- baynverwaltung dem Ersuchen des Verbandes Sächsischer Automobilbesitzer umgehend nachkäme. Oie Krage gegen das Reich. Auf die Klagen der früheren Eisenbahnländer beim Staatsgerichtshof gegen das Reich, worin sie die Zahlung der Zinsen auf das Restkaufgeld verlangen, das das Reich den Ländern aus der Abtretung der Eisenbahnen schuldet, hat das Reich den Ländern jetzt mitgeteilt daß es auf die Einrede der Verjährung der Zinsen, die zum Teil Anlaß zur Einreichung der Klage gab, unbeschadet seines Rechts- Standpunktes verzichten werde. Voraussichtlich werden die Prozesse trotzdem weitergehen, da eine grundsätzliche Klärung der Frage der Aufwertung der Restkaufgeldcr nötig ist. Sachsen hat außer der Zinsklage auch Klage auf Auszahlung des Nestkaufgeldes erhoben. Oie erstarrte Clbe. Infolge des anhaltend scharfen Frostes, der die Quecksilbersäule in Dresden bis auf 13 Grad unter den Gefrierpunkt drückte, geht die Elbe stark mit Treibeis. An mehreren Stellen des Oberlaufes ist das Eis bereits zum Stehen gekommen. Es bildet gegenwärtig von der Tet-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)