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Freitag, den 2. September 1904. 54. Jahrgang. Nr. 204. Grfäzriul d Hufsrvatr jede« Wochentag abends für den folgende« Tag »nd WWW MW W M MH nehme» außer der Expedition auch die Austräger auf lostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1^5 .^^W, MU U M MM U U dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen - 'durch die Post Mk. 1,82 frei in'S HauS. I W MW Expeditionen solche zu Originalpreisen. für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttmgrund u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Vugcnr crllev <berneirröe-Vovwcrltrrrrgorr der: rrurliegerrderr Wrtschcrftei r. Sonnabcuv de» 3 September 1W4, nach«. 4 Uhr kommt in Oberlungwitz eine Waschmaschine zur Versteigerung. Sommelort der Bieter: G'ßnerS Restauration daselbst. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Die städtische« Expeditionen sind Freitag, den S. September d. I , nachmittags von 3 — 4 Uhr geschlossen. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 1. September 1904. vr Polster, Bürgermeister. We. Kedan. Dampfwolken, wimmelnder Truppen Knäul, Berstende Kugeln, Salvengeheul, Blut und -kisen und Not und Tod, Die Erde dröhnend, dampfend und rot, Lin schauerlich Ringen mit Zrankreichr Nacht, — Das ist der Morgender Sedanschlacht, Lin weiße« Hähnlein am Kestungsturm, Plötzliche Stille »ach tobendem Sturm. Langsam reitend ein Parlamentär, Und ein Hurra, ein Jubel im deutschen Heer, Droben die Sonne in goldener Pracht, — Das ist das Lnde der Sedanschlacht. Lrrungen der Sieg, erstritten das Heldl So behauptete» wir den Platz in der Welt. Und bald, inmitten der großen Nation, Lrhob sich der deutsche Kaiserthron. Barbarossa« Glanz hell dämmernd erwacht, — Da« ist die Holge der Sedanschlacht. Noch leuchtet der Glanz bis in unsere Zeit, G mög' er leuchten in Ewigkeit! Au schützen die Freiheit, zu schirmen das Recht, voll Kraft zu bleiben, ein stolzes Geschlecht, Die Tugend zu wahren, die groß uns gemacht, — Da» ist die Mahnung der Sedanschlacht. Drum lasset uns schwören in deutscher Treu: Dir, Vaterland, weih'« wir uns heut aufs neu', Wir wollen dir dienen, den Vätern gleich, Wir folgen der Losung: Hie Kaiser und Reich! Wir halten freudig am Rheine die Wacht, — Da» ist der Legen der Sedanschlacht. Hritz Steinmeyer. Aus dem Reiche. Die Protestatiouskirche irr Speier ist gestern feierlich eingeweiht worden. Der große Uestzug, an welchem der V'rl.eter des Kaisers Prinz v. S-yn-Wittgmstein, der Regent von Sachsen- Koburg-Gotho, Fürst Hcheulohe - Langenburg, dec Erbprinz von Reuß, Prinz Trust von Sachsen- Meiningen und als Verirrter des Großherzogs von Sachsen-W:imar Gras Wedel teilnahmen, langte um 10 Uhr vormittag- vor der Kirche an. Nach Be grüßung der Fürstlichkeiten und des Vertreters der Prinzregenten Luitpold durch die Ausschußmitglieder erfolgte die feierliche Uebergabe der Schlüssel, der Einzug in die Kirche und die Weihe derselben durch Konsistorialrat Decker. Die Festpredipt hielt Oberhof- Prediger Dryavder üb:r das Thema: Nufere religiösen, sittlichen und kirchlichen Aufgaben. Um 2 Uhr war die Feier beendet, welcher sofort ein zweiter FeftgotteSdienft folgte. Nm Nachmittag sanden ein meiterer F-stgottesd'enst, Volksversammlungen, sowie ein Festbankett im Wittelsbacher Hof statt. Die Beteiligung des Publikums an den Feierlichkeiten war außerordentlich groß. — Ans ein von der Festver- sammlung an den Satse* abgrsandteS Telegramm ist folgende Antwort eingegangen: „Der Kaiser und König Haden Mergnädigft Sich über das treue Ge denken dec am Vorabend de§ WcihetageS der dortigen BedachtniSkirche der Pwttstation vereint gewesenen Fest- Versammlung lehr gesreut und lasten allen Beteiligten sür die freundliche Kundgebung bestens danke». Seine Majestät nehmen an der glücklichen Vollendung des hehren Werkes lebhaften Anteil und wünschen, daß die heutige Feier einen guten Verlauf nehme und daß daS neue GotteShauS als Stätte deS treuen evange lischen Bekenntnisses der evangelischen Kirche zum Segen gereichen möge. Auf Allerhöchsten Befehl von LucanuS." Die Wetterute. DaS ungarische Ackerbauministerium veröffentlicht die Schätzung deS Ertrages der Wetternte im Jahre 1904 Danach beträgt die gesamte Er- Zeugung der Getreide auSführendeu Staaten an Weizen 623 Millionen Meterzentner, Roggen 245, Gerste 192, Hafer 301 und Mais 764 Millionen Meterzminer. Die wahrscheinliche Einfuhr Deutschlands wird an Weizen mit 21 M llionen und Roggen mit 8*/, Millionen Meterzentner an genommen. DaS Wetterträgnis an Getreide ist gegen das Vorjahr um 5 Prozent, daS heißt 145,63 Millwnev Meterzentner geringer. Der Ausfall findet aber in den sichtbaren Vorräten des Weltmarktes mit 144 Millioven Meterzentner seine Deckung. Das Gesamt- erträgniS wird «»schätzt an Weizen aü 844 Millionen Meterzentner, Roggen 1395, Gerste 291, Hafer 488 und Mais 806 Millionen Meterzentner. Hiervon entfallen auf die europäische Produ tion an Weizen 462,32, Roggen 376.24, S-rste 190,35, Hafer 319,56 und Mais 83,35 Millionen Meterzentner. Die Produktion der überseeischen Smaien wird ge schätzt auf 377,43 Millionen Meterzentner Weizen, 16,84 Roggen, 100,86 Gerste, 168,85 Haser und 723,36 Millionen Meteczent er Mais. Der Minder- ertrag der europäischen Ernte gegen das Vorjahr be trägt 14,20 Prozent gleich 237,57 Millionen Meter zentner Derselbe wird jedoch durch die Mehrproduktion der überseeischen Staalen von 91,94 Millionen Meter- zentuer zum Teil ausgeglichen. Die Vorräte sind knapp. Die Borrä'e aus dem ivternationalen Getreide- markt werden geschätzt in Millionen Meterzentner an Weizen aus 41,95, Rogge« 16,50, Gerste 7,59, Haser 31, MaiL 46,45, und der wahrscheinliche Ver brauch im lausenden Jahre an Weizen aus 864,30, Roggen 414,27, «erst; 308.88, Haser 513,20, Mais 828,80, zusammen 2929,46 Millionen Meterzentner. In ganz Europa herrsch» starker Futtermangel. Die Ernte Deutschlands wird angenommen iv Millionen Meterzentner an Weizen aus 33,50, Roggen 88, Gerste 29.50 und Haser 64,50. „Alles, was der Papst verlangt" DaS sührende bayerische ZenirumSorgan gibt zu, daß zwischen den srühereu Resolutionen der Katho likentage zur „römischen Frage" und denen der beiden letzten Jahre ein Unterschied obwaltet, rudern srüher die Wiederherftelluvg der territorialen Selbständigkeit verlangt wurde, jetzt ober nur die Herstellung eiver Zustandes, dem der Papst selbst seine Zustimmung geben könne. DaS Blatt meint: „Natürlich ist daS -in Unterschied, aber dieser bezweckt, alles dem Heiligen Stuhle anheimzugeben und dem Heiligen Vater Papst PiuS X. in fei»' r Art einer etwaigen Regelung ver „römischen Frage" nicht vorzu ar eisen; denn der neue Papst hat in dieser Frage di- Einzel- torderungeu erst noch zu stellen. Die Katho liken Deutschland» werden stet- daS tuv, w a S der Papst verlang»." Das bay:- rische ZentrumSblatt stellt also namens der deutschen Katholiken dem Papste sozusagen ein Blankoakzept ouS; der Papst kann, welche Summe er nur immer will, hineinfchreibeu, die deutschen Katholiken werden sich — nach der Ansicht des bay rischen Blattes — wenigstens eine Ehre daraut machen, den Wechsel unter allen Umständen zu honorieren, auch wenn das deutsche Reich darüber zu Schaden käme. Gesetzt beispielsweise, der Papst könnte sich mit dem Königreich Italien nicht eivigen und hielt I e» für augebracht, große Mittel aufzuwendeo, um die Existenz deS italienischen Königreiche» zu unterminiere»,' so würde da» bayerische ZentrumSorgau die Be- willigung dieser Mittel al» eine Pflicht der deutsche» Katholiken ansehrn, obwohl dadurch natürlich daS BüudniSverhältniS zwischen Deutschland und Italien vernichtet werden müßte. Während so da» Blatt dem Papste gegenüber sich i» Selbsterniedrigung übt, weist eS dem Papste selbst in der „römischen Frage" eine autoritativ-entscheidende Stellung an, die er keines wegs besitz». DaS Blatt spricht von seiner, d. h. deS Papste» Art der Regelung der „römischen Frage", als ob der Papst diese Angelegenheit einseitig regeln könnte und das Königreich Italien nicht, so zu sagen, auch noch da wäre. DaS gute Blatt sollte bedenken, daß auf die Katholiken Italiens jedenfalls nicht der Satz zutrifft, daß sie stets das tu» werden, was der Papst verlangt. Die ungeheure Mehrheit der italie nischen Bevölkerung ist katholisch, aber sie hat viel zu viel StaatSgefühl und Selbstgefühl, um einen so ungeheuerlichen Satz zur Richtschnur zu nehmen. Aus dem Auslande. DI- Knitz—«« Uno Herr von 2SrSrr. Ministerpräsident vo» KSrber hält sich zur Zeit in Lemberg auf. Aus Anlaß seiner Anwesen heit fand gestern dort ein ruthettischer BolkStag statt, dem sämtliche rulhenische ReichSratS- und Land- tagSabgeordnete, Geistliche und Vertreter aller ruth?» Nischen Bezirke und nahezu 2000 rulhenische Bauern, die zum Teil mit Weibern und Kindern dorthin ge- kommen waren, beiwohnten. Den Vorsitz sührte Land- tagSab.-eardneter Dr. Constantin Lewicki, nach desieu Begrüßungsworten erstattete der Redakteur der ruthe- Nischen Tageblattes „Dilo", Dr. Eugen Lewicki, daS Referat über die von der Regierung und den Polen den Rulhenen gegenüber in Politik und Verwaltung eingenommene Haltung, wobei er sich io über- scharfe« Worte« erging, sodann wurde einstimmig eine Resolution angenommen: Der anläßlich der Anwesenheit de» österreichischen Ministerpräsidenten in Lemberg versammelte rulhenische BolkStag konsta- tiert einmütig, daß die Administration Galiziens ab- sichtlich einer künstlich geschaffenen polnischen Majorität aukgeliefert ist, die seit einer Reihe von I ihren zielbewußt und systematisch auf Vernichtung de? ru henischen Volkes hinarbeilet und alle Mittel zu diesem Zwecke, jede Art von Rechtlosigkeit urd Demoral sation benutzt. Der BolkStag konstatiert, di-ß diese BernichtungSarbeit der polnischen Verwaltung gegen das rulhenische Volk unter dem Prottkivrale und im vollen Einverständnis mit der Ze^'.ralregierung geführt wird, und daß all- bisherigen Klagen der Rulhenen über Rechtlosigkeit gegenüber der polnischen Administration ohne Erfolg geblieben find. Der BolkStag spricht der gegenwärtigen Regierung sein schärfstes Mißtraue« au». Abends fanu zu Ehren dcS Ministerpräsidenten beim Landmarschall Grasen Badeni ein Festmahl statt, bei welchem der Ministerpräsident aus einen Trinkspruch des Laudmarschalls mit einer längeren Rede erwiderte. Ec erklärte darin, er bedauere sehr, daß er der Sprache dcS Landes nicht mächtig in. Während seiner Reise sei er immer mehr zu der Ec- keuntnis gekommen, daß gerade die Beamten bei aller Wahrung der Nationalität mehrere ver landesübliche« Sprache« verstehe« fällte« Niemand brauche seinem Volke untreu zu werden, wenn er eine zweite und dritte Sprache erlerv?. Für den Frieden deS ReichcS wäre eS jedoch vou glück lichster Vorbedeutung, wen» ein Staat über eine groß? Schar von Beamten verfügen könnte, die in der Lage wären, mit Angehörigen anderer Bolksstämme durch das lebendige Wort zu verkehren. Wenn gegen die Regierung jüngst schwere Vorwürse erhoben worden seien, weil sie östrrreich-ungarischen Studenten der Agramrr Universiiät nach vorheriger Prüsung den Ein tritt in den österreichischen Staatsdienst ermöglicht habe, wozu die Regierung durch den Mangel an Beamten in Dalmatien gezwungen gewesen. Bo« de« makedonische« und armenische« Unruhe« liegen uns heute folgend: Telegramme vor: M-nastir, 31. August. Sins bulgarische Bande überfiel gestern abend das in unmilt. lbarer Nähe von Saloniki gelegene Dors Eradoborei tötete und verstümmelte in barbarischer weise den Führer der Griechenpartei, Neris, sowie zwei Familien angehörige desselben und zog sich dann in die Berge zurück. E« wurden umfaßende militärische Maßnahmen angeordnet, um eine Wiederholung solcher Vorkommnisse in der Umgebung von Saloniki zu verhüten. Ko«stattti«»pel 31 August. Einem Bericht deS Vali» von Bittts zufolge hat der armenische Ban- densührer A«dra«ik an den englischen Konsul in Musch ein Schreiben gerichtet, in welchem er sür die nächste Zeit ein euergisches Borgehe« von seiner Seite ankündigt. In englische« Kreisen glaubt man nicht, daß ein solcher Brief tatsächlich abgesandt worden ist- Der Bali von Wan meldet da« Auftauchen einer neuen «r«e»ischen Bande im Wilajet Wa» Aus Südwestafritm. Rach De«tsch-Südwestafrika find gestern auch eine Anzahl Techniker, Monteure und Bahn arbeiter abgrreist, welchen sich eine zweite Abteilung von Southampton au» mit einem englischen Schnell dampfer am 3. September beigesellt. DaS Reiseziel ist Swakopm««d, der Ausgangspunkt der «eue» Okavt-vay«, weiche in einem beschleunigt«!»! Tempo nunmehr gebaut wird. Die Trace sühr! nördlich der bestehenden Windhuker Bahnlinie bis Karibik, wo sie sich dieser bis aus einige Kilometer . ähert, um dann nach Norden abzuschwenke». Sie erklimmt dabei eine mit kleinen Suppen bedeckte Hochebene und erreicht über 1200 Meter Seehöhe. Etwa 150 Kilometer nördlich von Olavi wendet sie wieder schars nach 2sten um und endigt im Minengebiet. Auch vo» Vtavi auS erstreckt sich ein solches in östlicher Richtuog, voraussichtlich ist später hier noch eine Zweigbahn er- orderlich. Die ganze Bahnlänge entspricht bei 560 Kilometer ungefähr der Entfernung Berlin-Mainz. Nächst ihrer Bestimmung als Mi«e«bah« wird sie vorerst militärische« Zwecke« dienen, w.'Shalb auch gerade jetzt mit dem Bau begonnen wird, da alle anderen wirtschaftlichen Unternehmungen dieser Kolonie zurzeit brach liegen. Jo strategischer Hinsicht wird die Bahn von Karibik au» sehr günstig liegen, denn der Höhenrücken dacht sich nach West und Ost allmählich ab und bilde! hier die Wasserscheide. Andererseits sind auch genügend Wasserstellen vor- -ariden, so daß die Bahn als sichere OperationSbafi» für militärische und wirtschaftliche Unternehmungen gelten kann. Amtlich wird gemeldet: Am 11. August bei Waterberg gefalle« Heinrich Paul Merbitz, geboren am 11. Dezember 1882 (Kopfschuß). Reiter Maier, von der 9. Kompagnie des Regiment» 1, «st im Lazarett zu Warterberg an Typhus ge- ftorbe«. In dem Gefecht bei Waterberg am II. August wurde der Leutnant Freiherr von Reibllitz leicht verwundet (Schuß in die rechte Hand). Vermitzt wird feit 17. Juli Reiter Johann Freitag. Aie Kämpft vor LmM. * Wüin man den russischen Meldungen üb-r den AuSgang der Schlacht am Mittwoch vollen Glauben beimcssen darf, so sind die Japaner geschlagen morden. Nicht nur mehrere Hundert vefaugeue, sondern auch viele Kauoue« sind in den Händen der siegreichen Russen geblieben, nachdem alle japa- nischru Angriff: abgewieseu worden waren. Wesentlich ander- freilich klingen Londoner, aus japanischer Quelle herrührende Meldungen. Nach ihnen sollen sich die Japauer im ««aufhaltsame» Vor marsch befinden, ein Teil ihrer Trupp'N habe sich bereits Eingang in Liaujang verschafft und der rechte Flügel unter Kuroki habe Kuropatki» de» Rück zug nach SRukde» abgeschnitte» und die Bahn in seinem Besitz. Gegenüber den ziemlich sicher auf- tretenden russischen Telegrammen dürfte dies wohl al» nicht wahrscheinlich erscheinen. Jedenfalls ober bilde» die sich j-tzl abspi-levden Kämpfe eine entscheidende Wendung im Kriege; gelingt eS den Japanern, Kuro- patkin zum Rückzüge nach Mukden zu nötigen, so dürste der Kampf um die Mandschurei tatsächlich ent schieden uns die Japaner Herren deS Lande» fein.