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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190408172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19040817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19040817
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-08
- Tag 1904-08-17
-
Monat
1904-08
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.08.1904
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Unglaubwürdig klingt auch eine andere Meldung aus Tschisu, wonach der „Zeffarewttfch" tiefer i» de» Haft« hiueingefahren lei in olge der Aufforderung der Japaner, daß die Ruff-n aus dem Hasen h^auSkommen und kämpfen sollten. Die Ja paner werden wissen, daß sie in Tsingtau die Neu- tralitäiSgesetze nicht ungestraft würden verletzen können. Bor Tsingtau und in der Kiautschou-Bucht weilen da- Flaggschiff deS Zweiten Admirals, Konteradmirals v. HoltzevdorN, der große Kreuzer „Ha«fa" und das Schwest«sch'ff, die „Hertha", sowie die Kanonenloore „Tiger" und „Luchs" und die Torpedoboote „8. SO" und „Taku". Seit Sonn abend weilt ruch das Geschwaderflaggschiff „Fürst Bismarck" mit Lem Chrf, Vizeadmiral v. Pritt Witz und Gassron an Bord, der kleine Kreuzer „Beier" und Sonntag tras die „Thetis" ein. Admiral Togo soll mit seinem Geschwader in der Richtung aui Schanghai segeln. Ucker die Lrge der russischen Schiffe, die diesen Hasen ausgesucht haben, wird unS Folgendes telegraphrerr: Schanghai, 1b. August. Die den russischen Schifftn zugestandene Krist von 48 Stunden wa^ gestern bereits abgelaufen. Der Torpedobootözer- störer „Grofovoih" ist noch nicht entwaffnet, dir Entwaffnung dürste aber demnächst erfolgen. D-e Verwundeten der „Askold" sind in daL städtisch- Hospital gebracht worden. Die Ausbesserungen an den Schiffen machen schnelle Fortschritt-.. Es ist un bekannt, was aus dem Hospitalsch ff „Mougolia" ge worden ist. Der Dampier „Gallio" bemerkte die „Nowik zwilchen Schanghai und Nagasaki, nach Süden fahrend. Die Behörden sind in Unruhe, die Schiffahrt ist gestört. TfchifU, 15. August. (Meldung des Reuter- schen Bur.) Nach eincm hier umlaufenden, hishei von keiner Seite bestätigten Gerücht soll der russisch Kreuzer „Nowik" 40 Meilen von Tsingtau zum Siukeu gebracht worden sein. Port Arthur. Petersburg, 15. August. Ein Telegramm der Statthalters Alexejew an den Kaiser vom 13. d. M. lautet: Einem Bericht aus Port Arthur vom 10. August zufolge ßr.ffm die Japaner in der Nacht aus den 9. August nach einem 15- stündigen Kampfe mit ungeheueren Siceitkrästen Taku- schan und Siaoguschan an, nachdem sie vom Morgen deS 8. August bis 9 Uhr abends ein stark s Feuer aus diese Berge unterhalten hatten. Die Japaner rückten nicht weiter vor. Ja der Nacht aus den 10. August machten sie während starken R-gens An- griffe auf die Ostfront, welche aber überall zurück gewiefeu wurden. Gleichzeitig wurde ein Angriff auf die gavze Front von den Wolfsbergen bis L^ku- schan unternvMmen. Der Find wurde jedoch überall zurückgeworfe«. Di- Festung wird seit drei Tagen beschosst«. Tschis«, 15. August. Ew von zuverlässige, Seite eiugegangeneS Telegramm besagt, daß h-nv früh 4 Uhr -in allgemeiner Augriff aaf Port Arthur begonnen habe. Petersburg, 16. August. Der „Ru fischen Telegraphen-Agemuc" wirb auS Mttkven vom 15. d. M. telegraphier!: Am 14. August sand ein An griff au» Port Arthur statt, be: welchem die Japaner auf allen P.siiiontn zurückgeschlage« wurden und große Berluste Huie . Die Ver teidigung leiteie G-neral Stöffel. D r Zustand uid Geist der Trupp>n ist vo zü-zlra), Vorräte sind reich lich in dir F stung vorhanden Der Mat und di- Kaltblüiigkeit des C^ess der Garnison flößt deu Truppen die G-wißheit aus den Steg em. Tie Niederlage des Wladiwostok- Geschwader. Tokio, 15. August. Nach einem Telegramm aus Takeshiki traf das unter dem Bist hl Kami muras stehende japanische Geschwader gestern morgen um 5 Uhr etwa 20 Meilen von Ulsan an der koreanischen Küste mit dem Wladiwostok-Ge schwader zusammen. Das Gefecht dauerte v,s 10»/, Uhr. Man sah, wie der Kreuzer „Rurik" sank und dabei für einige Augenblicke mit dem Bug in der Lust senkrecht stand. 45V Man« d.r Besatzung wurden durch die Japaner gerettet. „Rossija" und „Gromoboi" fingen mehrere Male F uer und wurde , beide stark beschädigt. Ein japanisches Schiff wurde von den russischen Schüssen getroffen, wodurch 2 Mann getötet und 7 Mann verwunde^ wurden. Die Lage in der Mandschurei Petersburg, 15. August. Der Kore spoudem der „Birshewija Wjedomosti" meldet aus Liaujang von gestern : Hier herrscht vollkommene Ruhe; selbst zwischen den Vorposten finden keine Scharmützel mehr stau. D^r Feind geht augenscheinlich überall weit zurück. Heute erfolgte aus der Eisenbahnstilck, zwischen Liaujang und Andjansian eine Explosion, deren Urheber, wie die Untersuchung ergeben ha», Japaner gewisen sind. Die Täter sind jedoch noch nicht aufgefuvden worden. Die Eisenbahnlinie ist wieder ouSgebesssit ES sind von neuem groß: Reger- mengen gefallen. liaujang, 15. August. Die Japaner befestigten ihre Stellung bei Haitschöug W-stlich vom Liauho-Fluß sind keine japanischen Truppen fest- gestellt DaL Flußtal ist infolge der Regengüsse ichwer passierbar. Die Nachrichten aus Port Arthur lauten ernst, unverbürgte G-rüchie melden wgar schon die Einnahme der Festung, nachdem die Japaner 450 Belagerungsgeschütz- gegen das S adt- innere ausgestellt haben. Die russische Flotte ioll seit ihrem Auslaufen aus dem Hasen neue. Schiffe ver- loren haben; der Rest sei erukommer. Doch sind da! alles unbistätigte Gerüchte. Jsdeufallr muß di- Lag der F stung als verzweifelt gelten. Die rusfftch- chin-sische Bank bereitet ihre Abreise nach Tielivg vor, auch die Bank in Mukden wird wahrscheinlich ihre G - schäfte bald schließen Hieraus dürfen aber vorläufig keine Folgerungen auf den nächsten Verlaus de, Operationen gezogen werden. Die Armee des General Kuroki steht süolich von Bennhsiwu und Milse am Tütjeho, der noch nicht überschütten ist. D e hiesige Militärbehörde erhielt die Nachricht, Saß hier Chu« use« in Stärke ron über 1200 Mann ein, Plünderung nach Abzug des russischen Milnärs vor- vereiten; man glaubte jedoch, daß diese Sp.kulatwn sich als verfehlt «wehen werde. Hestigc Regenguss- verwandeln weithin das Gelände m einen unabseh- baren Sumpf. - In Antschaudsia« saud gestern anläßlich der Geburt des Thronfolgers eine Parade stult, an der fast alle Truppen teilnohwen. Ihr» Stimmung war infolge des freudigen Ereignisse etwas gehoben. Liaujang, 15. August. F auen U 'd Kinder verlassen dre Stadt, die Kaufleute schließen die Läden. Die Trimmung ist «sorgt, weil man die Räumung von Liaujang befürchtet Die SanitäiSanstalten werden teilweise nach Norden verlegt. Petersburg, 15 August. Die „Russisch- Trle- geaphev-Agentur" m-ldet aus Mukden von heute: Nach Angaben von Chinesen organisierten von Japrnern beeinflußte Ehunchusenführer in Tsidsuschan, Talisan und Folingo im Hstnmmtun-Bezirk Bande«, Vie bis gegen 1000 Mann sterk sind. Bei jeder der- selben befinden sich gegen 100 Japaner mit B- g- qeschützw. Die Banden begeben sich den Lmofluß auswäris, um die Bahnlinie zu übnsaücn. Paris, 15 August Nach dem „Echo de Paris" ist d e Ausreise des baltischen Geschwader« bis zum F-übjayr verschoben worben. Der Marine- mimstc Aoellan erhielt Kon'olevzteleg amme dc? Ma» n «Mache! mehrerer Mächte, u. a. des englisch?! , u: läßlich ceS Hinfcheidkns Wll höfis. General Rennenkampf über die Japaner, Der bekanwe russische Rütergenerol Rennen- kampf, inss'N Name in letzter Züt oft gerann« wurde, liegt j tzi verwur d.-t im Hofpital der G-fill- schaft vom Roten Kreuz in Liaujang. Ein Mit arbeiter der „Now. Wr." hat ihn dort ausgesucht und ihn über seine Eüebnisse und Erfahrungen im Kriege gegen die Japaner ausgefragt. Da der General bei seinen zahllosen R-kognoSzierungSritten wohl mehr Ge legenheit gehabt hat, die Japaner und ihre Taktil kennen zu lernen, als irgend ein anderer russischer Offizier, so dürsten seine Mitteilungen darüber von besonderem Juiensse sein. „WaS bei den Japanern am meisten euffäll'," äußerte der Genera», „-WS ist ihre Planmäßigk i». Die macht sich b-sonderS in der Befestigung ihrer Stellungen bemerkbar. Auf einer Distanz von vier oder fünf W^rst (Kilometei) findet man nicht weniger als vier Linien von Feftuvgs werken mit alle» möglichen technischen Bornch'ungen vrm Telegraphen an, mit den selbst die kleinen Schanzwerke versehen find, bis zu Tabellen, die die Entfernungen und Situation-Pläne angeben Die Japaner verstehen eS bewunderungswürdig, sich jedem Terrain anzupassen. Selbst aus geringer Ent- sernung kann man gar nicht merken, wo ihre Be- »estigungeu errichtet sind. Dabei sind sie sehr vor- sichtrg Eine Säbelattacke auf eine japanische Ab- teiluvg ist unmöglich; die Japaner werden sich unter keinen Umständen daraus einlassen. Ihre Befehlshaber und ihre Offiziere aber machen oft Fehler. Mav merkt, daß selbst die geringste Aevderung der Situa- tion sie stutzig macht. WaS das Schüßen anbetrifft, «o sind die Japaner schlechte Schützen. Sie verschüß:n nutzlos eine immense Menge Patronen. Ich sagte immer meinen Kosaken, daß man die Japaner eigent- lich wegen Vergeudung von Patronen vor Gericht stellen sollte." Mit seinen Kosaken ist der General sehr zusrieden. Richt ohne Stolz hob ec in der Unterredung heroor, daß sie nicht einmal die erste Partie Patronen, die ihnen verabfolgt worden war, verbraucht hätten. Nohl. ZMiMt ru HcheM-WW am 1«. August 1SV4. Vorsitzender: Herr Amtsrichter Bach. 1) In nich'öffentlicher Sitzung v-rhandelte daS Gerichl gegen den Zimmermann Ernst Alfred Eismann von hier, der sich wegen unzüchtiger be leidigender Aeußerungen einem 17jährigen Mädchen gegenüber und wegen groben Unfugs zu verantworten halt-. Das Urieil lautete aus 20 Mark Geldstraf oder 4 Tage G sängniS. 2) Die Gastw.rtsehesrau Anna Marie H. erschien hieraus vor Gericht, um sich wegen Beamten- bileidigvng und Widerstandes gegen die Siaatsgewali zu verantworten. Der Anklage lag Folgendes zu G-unde: Am 9. April d. I. erschien in der Wohnung H.'s dec G richtSvollziehergehilfe B., um wegen zweier ausgeklagter Forderung-n Zahlung zu erlangen. Während Lie eine Forderung durch den Ehemann der Beklagten geregelt wurde und der Beamte z« r P Ladung eines Portemonnaies mit einem größeren Betrage gc- schritten war, riß ihm die Angeklagte kaS gepfändet» Gut gewaltsam auS der Hand und überschüttete den Beamten mit beleidigenden Ausdrücken. In der heutigen Verhandlung bestreitet die Angeklagte ent schieden, die ihr zur Last gelegten Straftaten begangen zu haben, namentlich will sie die auSgetanenen Be- leidigungm nicht auf sich rühmen. DaS Gericht ge- langte jedoch, trotz der -ntschiedenen Beharrlichkeit der Angeklagten, zu anverer Ucb-rzeugung und verurteilte Frau H wegen Beleidigung z einer Woche Gefäng nis und wegen Widerstandes zu 30 Mark Geldstrafe oder 6 Tagen Hast. Sächsisches. Hohenstein-Eruftlhal, 16 August. 1904 rAettervoranssage des Kgl. Sächi. Meteorologischen I.stuucö zu Chemnitz Für Mittwoch: Trockenes, wenn auch mchc oder weniger lrübeS Wetter bei normaler Temperatm und südwestlichen Windei». Barometer: mittel. 17. August: Taqeemnte!: -s-15 8°, Maximum: -s-20.0«, Minimum: -s-11,1 — Das hiesige Hotel „Braunes Rotz" am AUmarkte ist durch Kanf am 15. d. M. on Herrn Karl Emmerich aus Furth bei Chemnitz über gegangen, rachdem dasselbe erst vor Kurzem von Herrn Julius Baum an H-rrn Karl Spitzner aus Chemnitz übcrgegangcv war. — J i recht bederk-ich^r Weife treten j tzl im Hütteugrunde, haup-iä«hlich unter den roch N'ch! schulpflichtigen Kindern, die Maseru aus. Es giebt Familien, wo mehrere Glieder an dieser Krankheit darnieder liegen. Die Fälle erstrick-n sich bis in d e an unsere Stadt angrenzenden Häuser. *— Wie weite Kreise die „Schrammfurcht", dis wir an dieser Stelle schor einmal ausführlich be- prochcll haben, ergriffen hat, geht aus folgender Meldung hervor die wir nls charakteristisch hier wi vergeben woll-n: Eine rechr verdächtige Begegnung hatten am vergangenen Sonntag Vormittag zwei hiesige Einwohner im fürstlichen Walde in der Nähe des städtische« Wasserwerks. Im Dick-ch- sanden sie einen sehr schlecht gekleideten, ältere« Ma«« fest schlafend vor. Da derselbe barfuß war, weckte» die Männer den Schläfer, ihn noch verwarnend, sich doch nicht hierher barfuß zu legen. Die Beiden srugen den Unbekannten weiter, wo er seine Stiefel habe, woraus dieser erwiderte „er habe dieselben im Stiche lassen müssen." Eistaunt srug daraus einer der Männer scherzend: „Du bist doch nicht etwa gar der Rauhmörder Schramm?" Doch kaum hatte er den Satz beendet, als der Fremde einen Sritensprung machte und eiligst im Wald- ver schwand. Ehe sich die Beiden von ihrem El staunen erhol; hatten, war er längst ihren Blicken entschwunden." — Selbstverständlich war der B-treffende nicht Schramm, sondern irgendwelcher Landstreicher. — Oberlungwitz, 16 August. Am vergangenen Sonntag vormittag »/^12 Uhr fand bei der Freiwilligen Turner feuerrot he, in Gemeinschaft m»t den hiesigen 3 Spritzen.Kompagnien Inspektion statt- Anwesend waren als Inspektoren die Herren: Verger Callnberg bei Lichten stein, Färster-Altstadi Waldenburg, Lademann Lichtenstein, sowie Seifert C rllenberg, letzterer in Vertretung deS Herrn Auerbach-C immnschau Außerdem waren anwesend Herr Gtmcindcvorstand Lieberknecht und mehrere Vertreler deS GcmeinderatS sowie Kameraden vom hiesigen Bruder- vcrein. Dev rgenommenen Geräte Uebunzen Her Steiger und des EpützenzugeS, sowie das Fuß xnzieren und der darauffo'genbe Sturmangriff, bei welch letzterem sämtliche 3 Spitzen Kompagnien mit lätig waren, wurden zur vollen Zu riesenheit der Inspektoren und Anwesenden auS- -eführt. An di- hierauf folgende Prüfung ämtlicher Spritzenwerke, welche für gut belunden wurde», schloß sich eine Versammlung, in welcher Herr Kommandant E. Oppermann alle Anwesenden herzlich begrüßte und bann Herrn B-rzer.C-llnberg dat Wort erteilte, welcher nach abgegebener Kritik da- Resultat der Uebungen wie folgt bekannt g bt: Stsigerübung gut, Spritzmübung sehr gut, Fußlxerzw en sehr gut, sowie Sturmangriff . benfalls gut. Der Hsrr Borsitzei de spricht sämtlichen Kompagnien für die tadellose Ausführung seine voll« Befriedigung auS und würscht tzmselben ein ferneres Blühen und Gedeihen. Herr Branddirektor August Härtel jun- dankte ebenfalls den Mannschaften für ihre tatkräftige und gute Aus führung und wünscht, daß dieselben wie bisher kräftig weiter arbeiten. Nachdem Herr Kommandant E Opper mann den Herren Jnspek.'oren den verbindlichsten Dank euZgeprochen, vereinigte man sich zu einem kameradschaft lichen Beisammensein. — Chemnitz, >5 August. Das sächsische Manchester, dir Stadt «chtavg ebiettoder Intelligenz usd unermüdl'cher Arbeit Chemnitz trug am Sonntage die Signatur festlichen Lebco» ua» Wogens, m dcsfe» Mittelpunkt daS 6.Wctt»-Buvde-schicßen stand D»S vom herilichsten Wetter begünstigte Fest hatte, wie schon kurz mitgetcili. nicht nor zahlreiche Schützen aus »en vclschicdensteo Gegenden Sachsens nach Chemnitz gelock«, sondern auch die Bevölkerung der Erzgebirges und der sonstigen Umgebung von Chemnitz war zu Tausende» zu dem Feste gekommen. Bald nach 1t Uhr erfolgte vor dem festlich geschmückten Rathause an der Postftraßr die Uebcrgabe de« bisher in der Ver wahrung der Stadt Z ttau gewesenen BuvdeSbaover» as die Stadt Chemnitz, wel e daß Abzeichen deS Wkttin SchützcnbuadeS bl« zu dem iu zwei Jahren stattfiad nden 7- Wttt'v-B^ndersch.cßen »»»bewahren wird. Nachdem linier festl cher Musik und Begleitung von Fahnevkompaznien d°S von Jungfrauen umgebene Banner aus einen prächtigen Frftwagea vor dos Rat- douS, wo sich die Bertreier der Stadwerwaltungeo zu Zittau und Chemvtz und auch der Vorstand deS W:ti!N-Schüh:vbuudcr und die Mitglieder der AuS- ichüss- versammelt batten, gebracht worden war, ergriff Ob-ibürzerme.ster O-rte»-Z ltau daS Wort und bemerkte in seiner R-Le u », daß der W ttin-Schützevbuvd sich nicht vur m t d m Schieß Port o:schästige, sondern in elfter Reihe eine Vereinigung zur Stärkung deS Za smmeügehö igk tiS^esüblS, der Liebe zu Köaig und Vaterland und zur Hochhaltuna von G<ctz und Ord nung sei, uns oll s unter d»m Namen und P otektorat deS erlauchten sächsischen Herrscherhauses vollbringe. Mit besten Wünschen für dar Gelingen deS Festes zu Ehren der Sladt Chemnitz uud des Wettw-Schützen- bundeS übergab der Redner daS Banner dem Ober- bürgermeistrr Dr- Mck Chemnitz, welcher nach begrüßen- den Worten b-tovt-, daß es der Stadt Chemnitz zur Ehre gereiche, das BuodcSbaoner zu schützen und zu bewahren. Er wünsche dem Feste unter dem Zeichen dieses Banners dar beste Geling« Hieraus überreichte Frl. Baldauf den Herren de» Ehr-oaurschusse», unter welchen man auch den DivlfiovSfommandeur General leutnant Basse bemerkte Blumenspenden. Nachdem Herr Grunewald von der Chemnitzer Privilegierten Scheiben- fchützev-Gesellschast da» Banner übernommen hatte, stellte sich die Grupp: mit den Teilnehmern an der Uebergabe de» BundcSbannerS io prächtigen Karossen Drei Töchter. Roman vor. (dwald August König. Zft Korts. Nachdruck verboten. Amalie schreibt, daß der Mörder ihres Tatten sich der Strafe durch Flucht entzogen habe; ich bin sehr geneigt, zu glauben, daß der Naler, für den sie sehr eingenommen zu sein scheint, der Mörder ist-" Tie Aommerzienrätin schüttelte den Aopf. „Tiefe Vermutung wird durch das vertrauen, welches unsere Tochter zu dem Naler hat, genügend widerlegt," sagte sie, „zudem haben die Ldelleute, welche dem Duell beigewohnt —" „Tas Zeugnis dieser Herren, welche nicht besser waren, wie der Baron, kann mich nicht überführen," sagte der Kommerzienrat ihr in's Wort fallend. „Amalie will nicht zu uns zurückkehren, sie schreibt, daß sie nach England zu reisen gedenke, der Naler wird sie begleiten. Ich hoffe, sie wird stets einge denk sein, daß sie Baronin von Selbach ist. Erne Einwilligung zu einer Mißehe gebe ick nie. Teile ihr dies mit und erkläre ihr in meinem Namen, daß ich hoffe, sie binnen wenigen Wochen hier zu sehen; als verwitwete — — Was war das?" Tie Aommerzienrätin fuhr erschreckt von ihrem Sitz auf. ..Nein Tott - Emil!" rief die von namenloser Angst gefolterte Nutter. „Ah pah! Er ist viel zu feige dazu," sagte der Bankier, sich gewaltsam bemeisternd. Ein Tiener stürzte in's Zimmer. „Ter junge Herr — ein Schuß —" „Ich werde hinaufgehen, um die Ursache des Schusfes zu ermitteln." Während der Tiener hinauseilte, um Hilfe für die ohnmächtige Frau zu holen, stieg der Bankier die Treppe hinauf. Sein Blick war stier, in großen Tropfen perlte ihm der Schweiß auf der Stirn, aber seine Züge blieben fest und unbewegt. An der Tür des Zimmers, in welchem der Schuß ge fallen war, blieb er stehen, die Kraft drohte ihn zu verlassen. Er legte, in einem tiefen Seufzer dem schwer bedrückten Herzen Luft machend, seine Hand auf den Trücker. Tie Tür war nicht verschlossen. Als der Kommerzienrat eintrat, fiel sein Blick au» die Leiche seines Sohnes, die mit zerschmettertem Schädel auf dem Fußboden lag. Stumm und starr stand der Bankier vor der Leiche. Tie Diener, welche auf dem Korridor ge blieben waren, wagten nicht näher zu treten; ihnen graute vor diesem entsetzlichen Blick, vor diesen zerstörten Zügen, welche den Ausdruck wilder Ver zweiflung trugen. Da lag sein Stolz, seine Freude, seine Hoffnung! Wer trug die Schuld, daß es so weit gekommen war? Sagte dem strengen, finsteren Nann in diesem Augenblick nicht das Tewiffen, )aß nur die Elternliebe im Kindesherzen die Saat )es Tuten keimen läßt? Ter alte Nann seufzte tief auf; sein Blick hing wie gebannt an den entstellten Zügen des Toten. Endlich wendete er sich um; er schritt lang sam über den Korridor in sein Schlafzimmer. Sein Tang war nicht mehr so sicher, nicht mehr so elastisch, wie vordem; der Kommerzienrat hatte in dieser Minute um zehn Sahre gealtert. Er war plötzlich ein schwacher, hinfälliger Treis geworden, der Schicksalsschlag hatte ihn gebrochen, wie der Blitz die hundertjährige Eiche splittert. Am nächsten Morgen durchlief das Terücht die Stadt der Sohn Rabe's habe sich einer Spielschuld wegen erschossen und der Kommerzienrat sei während der Nacht vom Schlag gerührt worden. Wochen, Monate verstrichen; in dem Hause Rabe's wurde es immer stiller und einsamer. Ter alte Herr saß gelähmt in seinem Sessel. Zn dumpfes Brüten versunken, richtete er nur selten ein Wort an seine Umgebung, und wenn er es tat, so geschah cs in so barschem, rauhem Ton, daß es die Gattin, welche mit unermüdlicher Sorgfalt ihn pflegte, erbittern mußte. Außer seiner Tattin besaß er niemand mehr, der ihm Liebe und Teilnahme bewies. Emil war tot, Amalie weilte bei ihrer Schwester in England, Luise blieb kalt und ab weisend. Auf den Schultern der Aommerzienrätin ruhte die ganze Last; hier der mürrische, einsilbige, mit der Welt und sich zerfallene Satte, dort das Kind, welches in jedem Brief sie bestürmte, den Vater zur Verzeihung zu bewegen, das Kind, dessen Namen sie nicht über die Lippen bringen durfte, wenn sie nicht den Zorn des Kranken wecken wollte. Manche« kam im Laufe der Zeit noch hinzu, was ihr Tram und Sorgen bereitete, und niemand stand ihr ratend, tröstend zur Seite, niemand nahm ihr einen Teil der schweren drückenden Last ab. Emil war kaum unter den Rasen gebettet, als seine Gläubiger schon auf Zahlung ihrer Forder ungen drangen. Die Kommerzienrätin, welche alle Ersparnisse ihrer Tochter Mathilde geschickt hatte. besaß nicht die Mittel zur Befriedigung dieser An sprüche, die sich auf eine bedeutende Summe be liefen. Ter Kassierer wollte nur zahlen, wenn der Bankier ihn dazu bevollmächtigte. Die Gläubiger wollten sich nicht gedulden; mit blutendem Herzen mußte die Kommerzienrätin sich entschließen, die Rechnungen dem Kranken vor zulegen. Was sie befürchtet hatte, geschah nicht. Ter Kommerzienrat blieb ruhig, aber diese Ruhe, dieses finstere Schweigen war nicht minder peinlich und drückend. Er schrieb mit Bleistift an den Rand der Rechnung; „Zahlen!" und gab die Papiere, ohne ein Wort zu reden, der Gattin zurück. Kaum war dies geordnet, als Luise den Ent schluß äußerte, sich als Krankenpflegerin in ein Kinderspital zurückzuziehen. Umsonst bat die Mut ter sie, die Ausführung dieses Entschlusses zu ver» chieben, bis der Vater genesen sei, umsonst stellte sie ihr vor, daß es die Pflicht der Tochter sei, den erkrankten Vater zu pflegen; das Mädchen erwiderte kalt und bitter, der Vater habe sich nie um sein Kind gekümmert, vielmehr das Glück desselben seinen Launen, seinem Ehrgeiz geopfert, somit könne er auch von ihr keine Liebe fordern. Vergebens suchte die Mutter in der Seele ihrer Tochter die Hoffnung zu wecken, daß das Glück ihres Lebens noch nicht verloren, sondern nur getrübt sei, daß die Sonne des Glückes bald wieder die trüben Wolken verscheuchen könne und dann ein neues, schöneres Leben ihr aufgehen werde. Schluß folgt.
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