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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190406031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19040603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19040603
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-03
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.06.1904
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Deutschland drängen darauf, daß die handelspolitischen Beziehungen zwischen den einzelnen Staaten recht bald eine Klärung aus einen längeren Zeitraum ersahreu. Erst wenn diese» Ziel erreicht sein wird, wird für die einzelnen Staaten wieder eine Stetigkeit im Handel und Berkehr eintrete« und diese Stetigkeit wird für alle von großem Rutzen sein. Unwetter. Bei einem über der Gegend zwischen Straß und Grevenbroich niedergegangeueu Gewitter richtete eine Windhose in den Ortschesten Grefrath, Hemmerdev und Lüttenglehu große Verwüstungen «« Zahlreiche Häuser wurden abgedeckt, starke Bäume entwurzelt and die Fcldfrüchte vollständig niedergeschlagen. Der Schaden ist sehr groß; Unglücksfälle von Menschen sind bisher nicht gemeldet worden. Aus dem Auslande. Bulfsur über Englands äußere Politik. Ja der gestrigen Sitzung de» englische« Unter Hauses nahm der Premierminister Balfour Anlaß, Interpellationen Greys, Dittes und Bauuermaus über da» englisch srau vfische Abkommen aursührlich zu beantworte». Balfour führte, wie aus Londou tele graphiert wird, u- a folgende» au» : E« ist im Laufe der Debatte bemerkt worden, daß die Handelsbe ziehungen in Marokko nur ein Menfchenalter dauern sollen, aber ich bin überzeugt, daß die Diplomatie Europas mehr und mehr den Vorteil der zeitlichen Begrenzung von Verträgen erkennen wird, weil sie offenbar iynen Stabilrtät gibt. Keine Regierung hat »e einen besseren Abschluß als wir mit einem Staat, der sich in dem Zustand wie Marokko befindet gemacht. Bezügl ch der in der Debatte zur Sprache gelommcncu Verwendung der französischen Flagge in Maseat und anderwärts ist es wahr, daß im verflossenen Jahre eine sehr schwierige Frage zwilchen uns und der fr»., zösischen Regierung entstanden ist, und ich bin erfreut- sagen zu können, daß «vier Zustimmung beider Regie rnngen diese Frage dem Haager Tribunal z r Ent- fchcidung überwiesen worden ist. (Beifall) Sir Charles Dilke hat gesagt, der Vertrag sei unvereinbar mit irgend einer Militärischen Nllirnz mit Deutsch ¬ land. Ich habe aber hier gehört, daß eine solche Politik von irgend einer Partei angereot wor- den sei, und sie hat sicherlich keine Jsce der Politik Salisburys gebildet. Ich bestreite, daß das, was geschehen ist, unvereinbar ist mit einem freund liche« Abkomme« mit Deutschla«d oder mit irgend einer anderen Macht. Die enormen inte» nationalen Borteile des Abkommens betreffend Ne« f««dla«d werden bei weitem nicht genügend g» würdigt. ES gab Zeiten, wo der Frieden zwischen Frankreich und England fast an einem Faden zu hängen schien, und nur der Takt der Marim-Offiziere der beiden Mächte an Ort und Stelle machte die Ut rechter Abmachungen erträglich. Diese ewige Drohung ist, glaube ich, jetzt beseitigt. Das gesamte Abkommen darf nicht als Tauschgeschäft betraget werden. Was jeder der beiden Staaten aufgibt, ist in der Haupt sache die Möglichkeit, die sreie Entwicklung des andern zu hindern, und was jeder gewinnt, ist die Möglich keit sich in äußerster Freiheit in Aegypten, Neufund land oder Marokko zu entwickeln Wir haben nicht nur keine englischen Interessen geopfert, sondern die britischen Interessen sind schon allein hinsichtlich de» Handels in Marokko wesentlich durch das Abkommen gefördert. Balfour bezeichnet schließlich das Abkommen über Aegypten als eine Erleichterung der großen philanthropischen und administrativen Aufgabe Eng lands und glaubt, daß auch die Geschichte das Ab kommen einst billigen werde und daß diese große U» künde als der Beginn einer neuen glücklichen Zeit in den internationalen Beziehungen Englands werde be trachtet werden. (Beifall) Die zweite Lesung wird darauf ohne Abstimmung angenommen. Lm WMtil MMaiM. Et«e «eue russische Niederlage? Gegen Börseugerüchte ist man von jeher etwas eingenommen, da sie saft regelmäßig Zwecken der Spekulat on zu tjenen haben. Aber heute möchten wir doch von einem Gerücht Notiz m hmeu, das gleich zeitig an den Börsen zu Berlin und Loudon ver breitet war und von einer «eue« schweren Nieder lage der Raffen wssm wbllir. Das Gerücht V-.» dichtete sich in folgendem Telegramm: Lo«do«, 2 J««i M«e «eue Nieder läge der Russe« wird Londoner Blättern au» Tokio berichtet: General K«roki soll dem General «uropatkin unweit von Samatse eine völlige Niederlage beige bracht habe«. Die Russe« hätte« alle ihre Stellttuge« östlich vo» Heitscheng geräumt. Ganze Schwadronen Kosaken seien gefangen genommen u«d mehrere Kanonen erbeutet worden. Die Lage in Port Arthur wird von chinesischer, also freilich nicht einwand- freier Seite als bereits recht traurig dargrstelle. Jedenfalls ist die Festung nun schon so lange von dem Verkehr nach außen abgeschuitten, daß die Nach teile eines Belagerungszustandes sich der Bevölkerung schon recht fühlbar machen werden. Folgendes Tele gramm erklärt die Zustände: London, 1. Juni. Der „Daily Mail" wird aus Niutfchwang telegraphiert: Sechs soeben a«2 Port Arthur entkommene Chinesen berichten, die Lage der Einwohner sei verzweifelt. ES herrschten Huugersnotpreise, die fortwährend stiegen. Viele essen chinesische Sp-isev, und selbst diese sind teuer. Mehl kostet 24 Schillinge pro Sack. Ganze Slraßen, einschließlich mehrerer öffentlicher Gebäude, sind durch Granate« zerstört. Jeden Trg finden Kämpfe statt. Die Krankenhäuser sind voller Kranker und Verwun deter, die Toten werden weit ins Land herausgetragen und ohne Zeremonien eivgegraben. In den Forts nördlich von Taiuscheng stehen höchstens 10 000 Mann. Die Garnisonen der Forts nach dcm Meere zu sind io weit wie möglich herabgemindert. Die Arbeit an den beschädigten Schiffen ist eingestellt; die Geschütze der am meisten beschädigten wurden an Land geschafft. Alle Ziv list n müssen militärische Dienste verrichten. Die Läden und Geschäftslokale werden geschlossen, so bald gefeuert wird. Der allgemeine Gesundheitszustand ist gut, außer daß die Chinesen Hungers sterben. Auf Diebstahl ist Todesstrafe gesetzt. Die Chinesen durften die japanischen Linien passieren; diese erstrecken sich von Westen nech Osten quer über die Halbinsel und w-rden von einer Kette von Schanzen beschützt, aus denen schwere Geschütze ausgestellt sind. Die Eisen bahn ist bis Kintschou total und von dort bis Wafangtien stehen 15 000 Japaner; weiter nördlich waren keine Truppen zu sehen. Petersburg, 1. Juni. W't ein Telegramm des G-nerals Kuropatki« an den Kaiser vom 31. Mai meldet, herrscht in der Umgebung vo Föng-ran^chöig Ruhe. Sinjan ist von den I,. panero nicht b.setzt. äm 30. Mai rückten zwei j,p«. nische Kowp-gnien m t 30 Dragonern auf Ulafi am Wege nach Trkuschan vor und versuchte« vom li ken Flügel an. die russische Feldwache und eine Streif wache za umgehe», aas von der Strcifwache jedoch rechtzeitig bemerkt wurde. I« dem daranffolgend-.n Gelecht w..rde ein Kosak verwundet. Die japanische Abteilung, mit wel ? er russische Kavallerie am 30 Mai rin Gefecht hatte, h elt Vie. Werst vo» der Station Wafangou und began» ihre Stellung zu befestige». Ei» weiteres Varrüacn der Japaner von Saimatzza zum Fisschuiliopaß auf dem Wege »ach L avjang ward, nicht beobachtet- Petersburg, 1. Juni. Sin Telegramm der G:neral» Ssacharow an den Gcneralstab von heute meldet: Wie der Anführer der russische» Abteilung i» dem Gefecht b:i der S ation Wafangou am 30. Mai berichtet, hätten die Japs» r drei Bataillone Jafavterie in Reserve. Auf russischer Seite wurden »rei Man» getötet uu > zweinnddreißig verwund t; auch zwei O fit ere wurde» verwundet Die Brr- lüste der Japaner sind fehr bedeutend. Sine japanische Stk-rron dcS 13. Regiment» wurde im Handgemenge f st ganz «ufgekieben. Auch eine andere Eekadror, die d r erstes zu Hilfe kam, erlitt durch das Feuer der Grenzwache und einer Fre w ll gen abte lsrg große Verluste. Petersburg, 1. Javi- Ein Telegramm de» LtattaaltcrS Alexejew vom 31. Mai besagt: Ich habe h<rte Berichte s-r Kontreadmirale W t höff. un> G igorow ttch ettalt-v, d e bi» zum 28 Mai zurück gehen Am t« Rhede vo» Por. Arthur w.rdeu viel: japanische Mirren gesunden m d «r Exvlofior grbrecht. Die Japaner verweude» j tzt offenbar stat der Sp-rrsch'ffe Sperrmine«, die si- von H-»»el»- ich.ffcn auS au-le^en. London, 1. Juni, Die .Time»" veröffentlichen weitere Einzelheiten über die Schlacht Von Ki«t scho« von ihrem Berichterstatter an Bord de» .Haiwuv" Damich ist der Rückzug der R«ffe« stelleaweise in zügellose Flucht au-geartet. Die zweite Stellung, 12 oder 14 englische Meile« vo» Port Arthur, wohin die Russe» sich zurückzogeu sei wenig günstig Sobald General Oka i» der Lage ist, seine» ersten Vorstoß wieder anfzunehme» müßten die «offen au: ihre letzte« Verteidigung»»«!« vor Port Arthur zurück- falleu. — Der Sonderberichterstatter der „Time«" bet der erste« japanische» Armee d ahtet am 30. Mai: R cht» deatet darauf hi», daß die Japa»er sich » Be- »egu», zu setzen gedenken- Ebenso wenig ist ein An- ze chcn für einen Mastenvorstotz der Rusten südwärt» vorha»de». SS ist unwahrscheinllch, daß sie vor Liaujang standhalten werden, da alle Stellungen auf der Pekinger Landstraße, den Motienliogpaß m» inbegriffen, leicht auf beiden Seite« vmgangen werde« können. London, 2. Juni. Dem „Standard" wird auS Tokio telegraphiert: Infolge wiederholter Streif- züge kleiner russischer Abteilungen im Nordvsten von Korea verlassen die japanischen Frauen, Kinder und alte Leute Genfan. Einige sind bereits in Fusan eingetroffen, indes wird die Lage nicht für ernst ge halten. Poris, 2. Jani. Nach einer Heraldmeldung aus Petersburg weiß man dort absolut nichts von einem für die Rüste« ungünstig verlaufenen Reitergefechi. - Dagegen werden Einzelheiten über vaS R itergeiecht beiWafäNgoubekannt.wo sich unter Führung de» Obersten Kaschutis die Kosaken aus- zeichneten. Die Japaner hätten 200 Todte aus dem Gesichtsfeld gelassen. Die B setzung von Dalny durch japanische Truppen und die Aufstellung schwerer japanischer Artillerie gilt in Milstärkreisen zwar als bedeutsamer Faktor, aber man vertraut aus die fechs- zehnhundert Minen, die im westen Umkreise von Dalcy zurückgelassen sind und den Japanern manchs sehr unangenehme Ueberraschung bereiten können. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 2. Juni 1904 Wettervoraussage des Kgl. Sachs. Meteorologischer Instituts zu Chemnitz. Kür Freitag; zu Niederschlägen bei normaler Temperatur und südwestliche» Winden. Barometer: mittel. 3. Juni: Tagesmittel: -f-13,6o Maximum: -s-17,5o Minimum: -j-8,7». —* Vom Beginn des gestrigen Gewitters bis heute früh 7 Uhr ist aus den Quadratmeter Boden fläche 17,3 Liter Rege« gefallen. Wäre von diesen Regenmengen nichts avgelaufen, versickert oder ver- dunstet, so würde heute srüh daS Wasser 17*/, Milli- meter hoch in den Straßen gestanden haben. — In der dritte« Dekade des Mai stellten sich die Witterungsverhält«ifse nach den Be- obachtungen der hiesigen meteorologischen Station wie folgt: Niederschläge in Lit. pro Niedrigste Tem- Höchste Tem- Temperatur mittag» Lag Quadr.-Met peratur. peratur. 12 Uhr 21. 1.6 15.2 13.9 22. 1.7 8.5 15.0 12.2 23. 4.6 10.1 16.9 16.3 24. 0.2 8.0 15.8 15.0 25. 7.7 19.7 19.0 26. 11.7 24.4 23.2 27. - 16.2 28.1 26.7 28. 16.3 21.8 20.5 29. 322 13.2 15.3 14.0 30. 20.4 11.1 18.5 16.9 31. 9.2 20.6 18.5 Dek.-Summe: 59.1 113.6 211.3 196.2 Dek.-Mittel: 10.33 19.21 17.84 Ges. Niederschl, im Monat Mai 82.5 Lir. pro Niedr. Temp. - - - 0.6" am 13. Höchste .... 28.1« . 27. — Wenn «nS heute mehr an die Ge heim«iste des hundertjährigen Kale« Vers glaub», so hat e» doch eiv gewiss:» historisch.'» Juten ff?, M sehen, avter welche» kbm«t scheu Verhältnisse» m serc Voifahr-m lebte», welche Leiden und Freude» ihvev ne himmlische» Wettermicher brachten. Das ganze Jahr 1SV4 war für uns Sachse« kein besonders glückliches; »«m-rtlich im Erzgebirge yerrichte schwere Rot. D.» Getreide stand sehr hoch >m Preise und stieg den Sommer durch immer höher. De Ernttbcstände de» I, r-s waren gering und dazu traten im Jnni vielerorten „fürchterliche" U-berschwem- «uogev ans. Sin zeitgenössischer Bericht meldet da- rüoer: Außer de« mit ungeheuer große« Hazel» ver. bundtueo, in der Nähe von AngSbm, am 5 Juni niedergegangenen Klutregen u»d Ueberschoemmuoge« brach am 7. Jani im Krei« Pot»d,m bei Belzig ei» starker Wolkenbruch au» u»d zerstörte Mühle», Woh- uuugen o»d Flure« tu schneller Verwüstung. Aber auch über unser eugereS Vaterland brache» die Wetter hereio. Am 13. Juni fiel im Slbsaudstei»gebirze uud i» der Lausitz da« Wasser in so «»halte»» gießende» Strömen nieder, d ß die Spree und die Elbe plötzlich zu einer gewaltige« Höhe uud fürchterlichen Flute« ««schwollen Besonder» tr«f Balisfi» (Bautzen) am 14 Juni morgen« eine Ueberschwcmmuug, wie diese St«dt seit mehrere» Hu»dert Jahr:« »icht erfahren hatte. Die durch d,e Regeofluten und auSgeriffenen Teiche zu einer furchtbaren Höhe angefchw llene Spree brach sich eine Bah», stürzte eine Me»ge und darunter selbst feste massive Häuser und Mühlen uieder. wo- runter auch ei»e große von sechzehn Gängenwar ver- wüstete die Bleichen und riß einer Meu e Bewohner hr ganzes Eigentum, ihre Habseligkeiten und ihr Vieh in wenigen Augenblicken dahin. Ebenso litt Sebnitz viel Unglück und Schaden, besonder» an seinen Gar« bleiche»- I« Dr-tden und Meißen stieg daß Wasser der Elbe ganz bedeutend uud wurde besonders dadurch gefährlich, daß e» jählings um 5—6 Ellen wuchs, da. her mehrere Personen verunglückten. Schiffe zu Grande gingen und viele Mobilien und Effekten mit fortge- schwemmt wurden. Aber auch weite Teile Schlesiens und Brandenburgs wurden in wenigen Tagen von verwüstende» Wasserfluten heimgesucht- Die Görlitzer Neiße und die Oder durchbrachen ihre Dämme mit solcher Gewalt, daß man 63 Dammbrüche zählte, von denen einige 1000—2000 Ellen Größe umfaßte«- — So hatte der Juni 1804 zu der allgemeinen Not, die sich in den ärmer:« Gegenden in Form einer schleichen- den Hungersnot mit allen ihren Uebeln, Krankheiten usw. im Gefolge äußerte, »och vielerorten schwere Wasserkvot gebracht. Wir wollen hoffen- daß der heute beginnende Juni 1904 sich gnädiger erweist. — Heuer am 9 August werde« 50 Jahre ver- flossen sein, daß König Friedrich August U. bei Brennbichl unterhalb Imst durch einen Unglücks- fall vom Tode ereilt wurde. Der Köniz war ein großer Freund der Tiroler Alp-o und halt: al- unermüdlicher Tourist sowohl dir meisten d:r tirolische» Metsche. täler, al« auch zum großen Teile die Dolo miten durchwandert und dabei eine Reihe von Berg gipfeln erstiegen, 'o daß der gekrönte Tourist mit R-cht von sich sagen konnte, daß es in Tiiol kein be- deutenderes Berg- und Tslgcbict mehr gäbe, da» er nicht kennen würde, audzeoommev da- Pitztal. Uud im August 1854 beabsichtigte nun der König auch eine Wauderoog zu den P tztal r Gletschern zu unter nehme», zu welchem Zv-cke r am 9 August nach Imst fuhr, nachdem er tagS vorher auf eiaer Fußtour durch Sellraiu über Kühtai nach Silz gekommen war. Dal Pitztal sollte der Monarch »icht mehr erreichen denn auf der Fahrt von Imst herab zur Jonbrück' stürzte beim Weiler Brcnobichl an einer fiele» Straßen* biegurg der Wagen um, der König sprang zu Boden,- verw ckelte sich dabei iu die Stränge und erhielt vom scheu gewordenen Handpserd: einen schwere» Hufschlag an den Kopf, worauf nach Ueberbriogung de» Beran- glückten io das Gasthaus zur Brenvbichl io kurze: Zeit schoa der Tod eintret. Da» Sterbezimmer ist eute noch erhärten. w d auch das blatbefleckte, mit deo sächsischen Hofficgeln v:r,ehene Bett im Breavbichl- Grfibause zu sehen- Ao der Alle s-shsi i-doch wurde zuerst i!» Vk^kkAi» und später em schmuckes gotisches Kirchlein erbaut, daS (gaoz nahe am «aha- hof Imst der Arlb-rgbaho gelegen) alljährlich von v elcu Alpcvfahrcr», besonders aus Sachseo. Thüringen, Bayern ul»., besucht wird. In dcm Gedeokbache d » KirchleivS finden sich zahlreiche illustre Ramen, wie z. B. Kaiser Franz Joseph, Königin-Witwe Marie von Srchsen g:b- Prinzessin vo» Bayer», König Johan» und Königin Amalie von Sachen, Königin Crrol« von Sachsen, die Erzherzoge Johann und Ludwig von Oesterreich, die Erzherzoginnen Sidonie uvd Sophie zu Sachsen usw verzeichnet Im Sachscvkiichlein wir alljährlich am 3 August ein TrauergotteSdierst «bge- haltcn Heuer jedoch ist voa sächsische» Patrioten die Veranstaltung einer größeren Gedenkfeier in Aussicht geaommco, an der sich auch j-denfalls die geheimische Bevölkerung beteiligen wird, da Köoig Friedrich Av- ellst cb seiner große« Lutseligkeit urdRaturbegeister. nog heute noch vielfach im Tiroler Lande in sehr gutem Andenken steht. — Ein seltenes Schauspiel wird vom Sonntag ab auf dem Schützenplatze zu sehen sein, wo Günthers Sie Madonna des LoUicelli. Novelle von Lothar Brenkeodorf 6. Korts. Nachdruck verboten. „Gewiß! — Da es sich um die Decke eines Zestsaales handelt, dachte ich an einen Bacchuszug. Würde Ihnen dieser Stoff zusagen?" „Ls ist bestellte Arbeit, und Sie haben in folgedessen nur zu bestimmen," erwiderte er, nicht ohne eine leise Beimischung von Ironie. Sie aber fuhr lebhaft fort: „Kür einen phantasievollen Künstler kann es ja auch kaum einen dankbareren Vorwurf geben als diesen, der ihm die Möglichkeit gewährt, eine Külle schöner Menschengestalten zu schaffen, ohne ihm in- bezug auf ihre Gruppierung und Bewegung irgend welchen Zwang aufzuerlegen. — Darf ich Ihnen gestehen, daß ich vermessen genug war, mich selbst mit dem Entwurf zu einem solchen Bilde zu ver suchen?" „Das nenne ich in der Tat Mut, mein gnä diges Kräulein! — Line Komposition wie diese ist meines Wissens bisher kaum jemals von einer Dame versucht worden." „Sie werden mich natürlich damit auslachen; denn ich gebe mich gar keiner Täuschung darüber hin, daß es nur klägliches Dilettantenwerk ist. Aber Sie können aus der unvollkommenen Skizze doch vielleicht erraten, wie ich mir die Anlage des Ganzen gedacht habe, und ich würde sehr stolz sein, wenn Sie einen meiner Gedanken für Ihr Werk zu benutzen vermöchten." Lr mußte nun den Wunsch natürlich aussprechen, die Skizze zu sehen, und während der Kommerzien ¬ rat sich mit einer dringenden Arbeit entschuldigte, ging Melanie ihm voran durch mehrere Zimmer bis zu einem Raum, von dem sie mit einem halb stolzen und halb verlegenen, jedenfalls aber sehr be strickenden Lächeln sagte, daß sie gewohnt sei, ihn ihr Atelier zu nennen. Line Külle von Licht, die in ihrem Gegensatz zu der gedämpften Helligkeit der übrigen Gemächer fast blendend auf das Auge des Lintretenden wirkte, flutete dem jungen Maler e>tgegen. Sicher wäre mancher vielgerühmte Künstler glücklich gewesen, wenn er über einen Arbeitsraum hätte verfügen können, der gleich diesem mit einem fast erdrücken den Ueberfluß der verschiedenartigsten künstlerischen und kunstgewerblichen Kostbarkeiten angefüllt war. Das Gemach glich auf den ersten Blick viel mehr einem Museum als dem Boudoir einer jungen Dame, und es hätte gewiß einer stundenlangen, aufmerk samen Besichtigung bedurft, um alles, was da in phantastischer Anordnung zusammengehäuft war, nach Gebühr zu würdigen. Herbert Volkmar aber fühlte sich eigentümlich bedrückt inmitten dieses verschwenderisch üppigen Raumes, und die im Grunde nur recht behagliche Temperatur desselben dünkte ihn unerträglich heiß Melanie, über deren Gesicht für einen flüchtigen Moment ein leichter Schatten mißmutiger Lnttäu- schung geglitten war, da er auch nicht das kleinste Wort der Bewunderung hatte, öffnete eine Mappe und reichte ihm eine in Wasserfarben ausgeführte Skizze. „Ls ist ein dilettantischer Versuch, wie ich Ihnen bereits sagte, und Sie dürfen bei seiner Beurteilung natürlich nur den allermildesten Maß ¬ stab anlegen." In der Tat hatte die Arbeit keinen Anspruch darauf, für eine künstlerisch wertvolle Leistung zu gelten; aber sie übertraf doch sehr weit alle Lr- wartungen des jungen Malers und verriet nament lich in der Komposition ein nicht unbedeutendes Talent. Mit voller Vffenheit sprach Volkmar aus, was er über den Entwurf dachte, und er sah, daß sein Lob die schönen Augen der Millionärstochter stolzer ausleuchten machte. „Und Sie werden etwas d«.von für Ihr Ge mälde benutzen können?" fragte sie, ihn durch ihren brennenden Blick in Verwirrung setzend. „wenn Sie es wünschen — gewiß! Gerade die Mittelgruppe dürfte mit einigen Aenderungen recht wohl zu verwenden sein." „Ah, Sie wissen nicht, Herr Volkmar, wie sehr Lie mich damit erfreuen Kein Geschenk hätte mich glücklicher machen können als ein solches ver sprechen." Da er nicht antwortete, suchte sie einer pein lichen Stockung des Gespräches dadurch vorzubeugen, daß sie ihm einige besonders erlesene und kostbare Stücke ihrer kleinen Kunstsammlung zeigte; aber als sie nach einer weile zu bemerken glaubte, daß er ihr nur zerstreute und etwas ungeduldige Antworten gab, machte sie keinen versuch mehr, ihn noch länger zurückzuhalten. „Werden Sie mir böse sein, wenn ich Ihnen eine recht unbescheidene Bitte ausspreche?" sagte sie mit gewinnender Liebenswürdigkeit, während sie ihn bis in den Salon zurückbegleitete. „Es ist seit langem mein sehnlicher Wunsch gewesen, einen Blick in die Werkstatt eines bedeutenden Künstlers tun zu dürfen, würden Sie ungehalten sein, wenn ich die Kühnheit hätte, Lie in meines Vaters Be gleitung gelegentlich in Ihrem Atelier zu über fallen?" Lo wenig angenehm ihm auch diese unerwartete Ankündigung war, sah sich Volkmar doch schon durch die einfachsten Gesetze der Höflichkeit gezwun gen, eine artige Antwort zu geben, und er tat es in der stillen Hoffnung, daß Kräulein Melanie El linger über irgend einen neuen Einfall vergessen würde, ihrer sonderbaren Laune zu folgen. Als er das Haus des Kommerzienrate mi seiner erdrückenden Pracht hinter sich hatte, atmete er tief auf, wie wenn die Lust des Reichtums, die er eine Ltunde lang geatmet, sich ihm gleich einer schweren Last auf die Brust gelegt hätte. In seinem Atelier, das er zehn Minuten später betrat, war von solcher Atmosphäre de« Ueber- flusses allerdings ganz und garnicht zu spüren. Man brauchte nicht lange Umschau zu halten, um den Eindruck zu gewinnen, daß dieser trotz des mannigfachsten künstlerischen Rüstzeuges, welches er an den wänden wie in allen Ecken und Winkeln aufzuweisen hatte, beinahe nüchterne Raum lediglich eine Stätte ernster Arbeit sei. Nicht ein einziger Gegenstand schien ausschließlich dem Behagen des Bewohners zu dienen — es fei denn, daß man einen hohen und mit Büchern dichtgefüllten Biblio thekschrank als einen solchen Gegenstand hätte an sehen wollen. Kortsetzung folgt.
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