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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190403222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19040322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19040322
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-22
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.03.1904
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Kürze det Feldzuger schon oft bald von der einev bald von der einen Seite verbreitet worden find. War sonst heute Wichtiges gemeldet wird, i Folgender: Petersburg, 19. März. Zum Bordringen der Japaner in Korea wird von autoritativer Seite bemerkt: Er ist mit deu größten Schwierigkeiten ver knüpft. Besonders beschwerlich ist der Weg von Pen- jan, der alten Hauptstadt Korea-, nach Jitschu am Jalufluß, Entfernung 250 Werst. Die Hauptstraß? ist hier nicht breiter als acht Schritte, sie ist steinig, die Talwege sind lehmig und bei der Regenperiode unpatsierbar; daS BorwLrttkommen während der besten Jahreszeit von Penjan zum Jalufluß erfordert einen Monat. Die Japaner verfügen über keine ge» nügendcn Transportmittel, ihr Pferdematerial ist un zureichend, so daß Proviant und Gepäck auf Hand karren befördert wird. Derartige Karren nehmen 150 Kilo auf und werden von je drei Kulis ge zogen. Man trifft wohl daS Richtige, wenn man be hauptet, daß die Hauptstreitmacht nicht vor Mitte April am Jalufluß eivtreffen wird. In Friedens- zeiteu müßte sich die Mobilisierung einer Division der japanischen Armee in 14 Tagen vollziehen lassen. Bei der großen Akkuratesse der Japaner und ihren umfangreichen Borbereitungen vor Ausbruch des Krieges konnte angenommen werden, daß iu den vergangenen Wochen ungefähr 6 Divisionen, also fast die Hälfte der aktiven Armee, in Korea gelandet sei; doch die auf japanischer Seite befindlichen Korrespon denten melden nur von drei Divisionen, die aus Korea gelandet sind. Die Verzögerung kann nur da rin bestehen, daß die Mobilisierung des TrainS groß? Schwierigkeiten bereitete, die nicht vorhergesehen waren; lerner maß angenommen werben, daß die Japaner beabsichtigten, einen stärkeren Truppeukörper aus der Halbinsel Liaotung zu landen. Paris, 19 März. Nach einer Meldung aut Petersburg dauerte die Abschiedtandienz der auf den Kriegsschauplatz reisenden deutschen Osfiziere beim Zaren ungewöhnlich lange. Zu Major von Lettau gewandt, sagte der Zar schließlich: „Sie und dir an deren Herren werden, io hoffe ich, zufrieden sein." Der Zar sqätzt Lettaus Urteil besonders, nachdem dieser »urch seine von rusische» Fachblättern veröffent lichten Aufsätze über die russische Armeeorgauisation die Aufmerksamkeit des Herrschers erregt hat. London, 19- Mär;. Ein Vertreter det „Reu- terschen Bureau-- hatte eine Unterredung mit dem hier weilenden früheren japanischen Minister Baron Say?matso, dem Schwiegersöhne des Marquis Ito. Im Lame der Unterredung äußerte Suyrmatiu: Jsp n kämpft nicht nur aus re n eigennützigen Beweggründen. Jedci- Land, vrS politische und H»bclsmtenffea io Ostasieo hat, darunter Frsokreich und Deu ts chlaud, ebensowohl alt England und die Verunigicn Staaten, würde von dem Erfolg der Bemühungen Japans, die offene Tür und die Einhrttunq der Vertragtverpflich« tungcn zu sichern, Nutzen ziehen. Wir müssen ue» ohne weiteres von dem Gedanken losmach-n, daß zwischen Frankreich, Deutschland und Jap»n v Oftasieu irgend«: chcr Widerstreit der Jaterrssen best he. Im Gegesteil, wir verdanken diesen Ländern unsere H-.ereS'ühr^nz, uasrr Recht-wesen, Wsftuicha'tcv und Technik uns haben mit ihnen bedeutende wechselseitige Hand'ssb-zithllnzen. Wir wünschen mit tiefen Ländern be ' ' sreullbichafilichsteu Beziehungen zu unterhalten Wir verstehen durchaus die heikle Lage Frankreichs infolge seine- Büubmffr» mit Rußland; aber wir hoffeu und zkuben ernstlich, daß das Bestehen dieses Bünlmsfts sich nicht als Hindernis für die Fo is.tzung der beste» Beziehungen zu Frankreich erweN'N könne. DelltschlaudS Stellung, M'tien zwüchen Fra'krr'ch und Rußland, ist keine leichte, aber wir glauben ernstlich an die Aufrichtigkeit v o n Deutschland- Neutralität uad hegen den hczlchw Wunsch, saß unsere glücklichen Bestehungen zu Deutschland «n gestört tortdauern möchten. DaS evglstch französische Einvernehmen >st un» kein lw-gs uosngenchm; im Gegenteil wir beg'üßer 's alr emku mächt gen Faktor zur räumlichen Be'chrärkunz de- «nrgr» D r N:' dach», daß Japan glaube, sich am E^-lavdS H er urd Flotte stützeo zu könoco. in voll r uibe^ründet; Japaa hat nicht von 'irre den G-tarker, bewaffnete Unter- stützunz zu sich-v London 19. Merz. ,Ta, y Exoreß- erfährt aus Kode vom 18. Mär,, e- bistä'ge sich, daß die russisch- Flotte von Port Arthnr nach den Kämp en vom 10. und 11 März rach Wlad wosto' zu gelsager versuchte Alle seetaogüchen Schiff verließen den Hafen am 12 März vor Tagesanbruch, als sie aber w beträchtlicher Entfern Utz von Port Arthur rekog. nolziercode japanis e Schlffe erbjickteu, kehrten sie unverzüglich in den Hafen zurück, wo sie noch find. Petersbnrg, 20. März. Der Russische» Tele- graphen-Agentur wird au» Liaujang von gestern ge meldet. daß die Familie» der Ausländer Riutschwang verlaffen haben; nur einige ausländische Kaufleute find zurückgeblieben. Nur am Tage treffen dort Dampfer ein, unter Führung von ru fischen Lotsen. Die chinesischen Truppen haben sich an daS Westuser de» Liauho zurückgezogen. General Linewitsch hat an die Truppen der Mandschureiarmee eine» Tage»befehl erlassen, in welchem er ihnen eivschärst, mit der chine- fische» Bevölkerung in Frieden und Freundschaft zu eben, »jemanden zu beleidige» und zu bedrängen. Einkäufe bei Chinesen dürfen nur bei Barzahlung ge- chehen. Für die strenge Beobachtung dieser Bor- chriften haben die Chefs der Truppenteile zu sorgen. Der Tagesbefehl des Generals Liuewitsch machte au» die Bevölkerung einen höchst beruhigenden Eindruck. Die Ankäufe von Lebensmitteln, Fourage und Vieh ,ei der chinesischen Bevölkerung gehen ohne Schwierig- keilen von statten. Riutschwang 20. März. Die russischen B-- törden Haven heute bekannt gemacht, daß fortan kein? Konsularmeldungen über Angelegenheiten aus oder be- reffend Dalny oder Port Arthur hier eingehen Wer ren. — Die Konsuln haben heute ihren Landesange hörigen amtlich mitgeteilt, daß der russische Garnisons kommandant den Ausländern verbiete, über die Mauern der Eingeborenenstadt hioauSzugehen, mit der einzigen Ausnahme, daß sie das Flußuser zwischen der Fcem- denniederlassung und den Kanonenbooten benutz?» dürfen. Tokio, 20. März. Der Kaiser eröffnete heute in Person, begleitet vom Kronprinzen, die außer ordentliche Tagung der Parlaments mit einer Rede, in der er folgendes ouSsührte: Die Beziehungen zu den Bertragsmächten nehmen stetig an Herzlichkeit zu. Die Regieruug hatte Verhandlungen mit Rußland eingeleitet, aber mangels Aufrichtigkeit aus Seiten Rußlands sind wir genötigt gewesen, die Entscheidung der Waffen avzuru-en. Wir können jetzt nicht zögern, bis daS Ziel deS Krieges erreicht ist. Die Rede appelliert dann alle Untertanen, gemeinsam zur Mehrung deS Ruhmes deS Reiches zu wirken, und ersucht das Parlament, dem Finanzprogramm der Rk- gieruvg freudig seine Zustimmung zu geben. Der Kaiser schloß seine Rede mit Worten der Anerkennung sür die Truppen, die jetzt unter ungewohnten B> fchwerden und Entbehrungen Standhaftigkeit, Tr-ue und Tapferkeit an den Tag legten. Der Landtag nahm sodann eine Adresse an den Kaiser an, welche diesen der Ergebenheit des Parlaments versichert und erwähnt, daß Rußland seinen Vertrag mit China und seine, den Mächten gegenüber abgegebenen Erklärungen verletzt habe. Der Elöffimngsfnerlichkeit, welche sch» eindrucksvoll verlief, wohnten auch die meisten Mit glieder deS diplomatischen KorpS bei. Tokio. 20. März. Dir Vorschläge, betreffend die Kriegsdesteuerun«, welche die Regieruug dem außerordentlichen Landtage zu unterbreiten gedenk», sind von ihr noch nicht ganz bekannt gegeben worden. ZS heißt jetzt, daß keine Aenderung der Zuckerzölle, sondern eine inländische Zuckersteuer beantragt werden Wird- Wahrscheinlich werden die einzigen Zolltarif, änderungen in einer Erhöhung des Kerosinzoues und deS BranntweinzolleS bestehen; dabei soll aber kcin- unterschiedliche Behandlung zuungunsten d»L russischer Kkrosins eintreten, da sich der bezügliche Handel haup!- sächlich in den Händen britischer Kaufleute brsindc». Es wird angenommen, daß die Vorschläge der Be steuerung von Zucker und Seide im Landtage am ernstlichen Widerspruch stoßen werden. Washington, 20. Mä-z. Die R-gieruog ha» auf Ersuchen deS japanischen Gesandten den Botschafter in P terSburg, Mac Cormick, angewiesen, die russische Regierung zu ersuchen, sie möge den in Sibirien vor- handeoen etwa 50 japanischen Nichtkommbattanten behilflich sein, nach Berlin zu gelangen, wo die japa- Nische Gesandtschaft sich ihrer annchmen werde. Konea, 20. März. Heute nachmittag traf der russische Kreuzer „Dmitri Donkkoi- in der Suda-Ba' ein. 3 russische Torp-dobooie sind ausaelaufen, u» sich dem heute abgegangene» Schlachtschiff „OAjabja" mit Admiral WireniuS an Bord anzuschluß-r. Die Niederlage Im Hererolande. * Wie wir noch am Souvabentz telegraphisch meldeten, stob uuscrc Waffe» ia Südw-sta>rika vou einem überaus schmerzliche» Verlust betroffen worden Die Kolonne de» Major» vou Glascuapp, die b Sher noch kein Gefecht mit deu Herero» haO?, aber durch die forzierten Nacht und Gewaltmärsche erst nachdem Osten »er Kolome avd dann wieder zurück nach den Onjatibecg--n -hie Kräfte auk das ä ß^rste avspannev maßte, ist nurm-hr auf den Feind gestoßen und bat dabei äußerst schwere Verluste erlitten. Die Unglück« botfchast lautet au» üblich wie wl^t: Nach einem Telegramm des Gouver neues Leutwein vom heutigen Tage stieß Major von Glasenapp, dem Tetjo Stamme von Rehoro über Okand jesu nach Nordwesten folgend, den Kom pagnien vorauseilend, am 13. ds. M. bei Owikokorero mit feinem Stabe, zahl reichen Offizieren, einer berittenen Abtei lung von 36 Mann und einem Maschinen gewehr auf dieNa ch hu tde sFein des. Diese erhielt unerwartet Verstärkung, so daß Major von Glasenapp gezwungen wurde, zurürkzugehen. Das Gefecht spielte sich vor der eigentlichen Kolonne ab. G e fallen find: sieben Offiziere, 19 Mann, verwundet drei Offiziere, zwei Mann. Namen folgen. Vom Feind wurden 2V Tote gesehen. Um den Gegner in seiner jetzigen Stellung nach Formierung der Hauptabteilung, wenn möglich unter Heran ziehung der Kolonne des Majors v. Estorfs, umfassend anzugreifen, find Maßnahmen eingeleitet. Nach ninr weiteren T-legr-mm der Govvtt» u?S Lcutwew st, b Lic Vnlustc folgend: : Tot : Haupt man:- FtS'yoiS, Oberlert^aut Egg rs, Oberleatna-u r. S Stempel (2 M«Oose-d vifion), Leumart Dziobck (1- S'ebattillv'), L wvAvi d r Resirve Thi'kmey r, Leulvsnt d.-r Ncic'v: B-ud a Mcr n-obc'sffistcnzsrzi Dr Velten (S M. S „H.-b chi-) ; von der Schutz truppe-. F.-l'w?bel KE B*ch, FUSwcbcl Hermsnr R t'chkr. U t:'0'fiziek Pau! Kiel, Gcfrcter MchrcI Woti. Grstc-t-r Friedrich Otten; vom Jsruar.Ersrtz 1904: G fre ier W lhelm Aurecht, Reiter Otto Ho-st r, Ke'ter H rv sun Gro chopp, Husetrompeter H rwann Wodcrich R iier M chael Echsvz; von rer zweit u Mstroftnt-is sioa : S^nalmol Wrock- rge (D- Ä. S „Habibi'). Voottrnmu rniLÄi Heidike (Z. M. G. „Hsbcht ) Ober- atrose Gere (S. M. S. »Havichl'); Sergeant BmnewieZ aus E l- b ck vom Seebalaillov, nühsr im 15. Husarenregiment; -uß »dem Eriatzrescroist Derarst Srpp, L^ndweh mann Äugust Ahlrvberg aus Elbing, Lmdwehrmann S?bostian Stegmann aus G ummerSbach (U-ttersronkev), Invalide Oskar Buchmann aus B rlin, Viz'ftl'switcl der Relerv' Bernhard Wellslein aus Mühlheim n. Ruh. Leicht verwundet: Major von Gtassncpp (Sirei schuß am H nieikopf), Adju aut L'Ninau! Schäfer, ObcUeutoonr z. S. H?rimar.n (S. M. S. .Habicht-). Gefreiter der Landwehr Wilhelm Schmidt f^eboien um 14. August 1868 zu Gollendorf bei Osterbu!. ), G treuer der Lantw hr Johann L^nw (g-ibol^t PM 24 Januar 1870 zu FnedeichSfcl) b:> Hosgeisma s. BeionverS emvfi blich und schmerzlich ist jü' an e e Trupp? der Tob dec beiden alten bewährtep .Aftikanrr" Hauptmann von Francois und Oberleutnant Eggers. Hauptmann von Fco.1 gois trat als Leutnant bereits on der Schutz rappe >ir, als diese noch seinem aO-rrn Bruder als L^des- hauplmann nntetstaoü. Er war unter den Fechters gegen die Wirtvy' b.-i Horn! anz und züchrete sich als Soldat stets durch Umsicht und Schoeit:gkcit aus. Durch seine ausgedehnten R isen und f ine eefolgreiche Tätigkeit als G ogroph Hut er viel für die E forichung uvsereS südwestafrikanischen Schutzgebietes gleiste'. Bei lcinem AuS'cheiden aus d-r Schutztrupp.' ließ er sich in der Nähe von Windhuk als Farmer nieder. Bnm AuSbruch des H rero-Äu stankeL gelm g eS FranyviS, sich rechiz'itig mit d.n Seinen nach W nd- huk zu retten Als Landwehr o'sizier zur Fahne ein- berufen, erhi lr er in W-r dhuk von drm akttveo Ober leutnant T chow den B ithl übertragen und be ätigte sich zunächst bei den Eitsatzv?riucheu für Okahandja. Nun hat den alten tapferen Asrikalämpser, der dG Kampfes müde, als Farmer sein Leben beschließen zu können meinte, doch die Kugel eines Schwarzen gestreckt' Oberleutnant EggerS war ebeusallS einer bekannteste« und bewährtesten südwestafrikanischen Offiziere, der früher schon eine ganze Rühe Gefechte mitgemacht hatte und schon einmal schwer verwundet wurde. Ihm sowohl, wie FrangoiS hatte» die Kämpfe für deutsche Ehre auf afrikanischem Bode» den Roten Adler-Orde« mit den Schwertern eingetragen. Wie der verlustreiche Kampf herbeigeführt wurde, darüber wird man erst nähere Meldungen abwarten müssen. Die Abteiluna Glasenapp war von Windhuk nach Go- dabis vorgeschickt, um, von hier au» »ach Norden sich stehend, dem Feinde den Weg nach der englischen Grenze ,u verlegen, fall- er hierher zu entkommen versuchen sollte. Es stellte sich indessen heraus, daß er an einen stückzug nach dieser Richtun, bisher nicht gedacht hat; vielmehr steht eine auf 1000 Gewehre geschätzte Macht unter Samuel Näherer» noch westlich v,n Windhuk in ven KomaSbrrgen, welche durch Hauptmann Puder mit jwei Kompagnien in Schach gehalten wird- WeitereHerero« Haufen stehen in den Onjatjbergen östlich von Windhuk, und ihrer Einschließung galten die Beweaungen unserer Truppen in den letzten Tage». Nach Westen konnten die Herero nicht entkommen, weil hier die Kolonne »on Estorff die Linie Windhuk—Okahandja—Otjosasu be herrscht; im Süden erscheint dis Linie Windhuk—Gobabi» nach den vorliegenden Nachrichten zurzeit gleichfalls für an» gesichert, und nur nach Norden zu steht den Herero vcr Weg frei; denn von dem ganzen Gebiete zwischen den Onjati Bergen und Waterberg haben wir seit Wochen keine bestimmten Nachrichten mehr- Um dem Feinde diesen Weg abzuschneiden und der Kolonne Estorff die Hand zu reichen, rückte die Kolonne Glasenapp von Osten her vor. Der Ort Kchoro (nicht Rehoro) liegt am schwarzen Nossob genau auf dem 22 Breitengrade, Okandjesu etwa 45 km nordöstlich davon; weitere 110 km in derselben Richmng von letzterem Orte entfernt finden wir Owikokorero, den Schauplatz deS Gefechts vom 13 d. M. Das Gefecht war daS verlustreichste von allen, die während des bisherigen Verlaufs des Herero- AusstandeS staltgefuoden haben. Ein Verlust von 7 Offizieren und 19 Reitern an Toteu, und 3 Offi zieren und 2 Mann an Verwundeten ist an sich scho» schwer und bedauernswert, wiegt aber doppelt schwer unter Verhältnissen, wie sie in Deutsch-Südwestafrika liegen. Nicht bloß, daß es schwierig ist, einen Ersatz für die gefallenen Osfiziere und Mannschaften zu be schaffen, ,chwcr-.r uoch fällt die moralische Wirkung inS Gewicht, die ein? so blutige Schlappe der Schutz truppe auSübeu muß. Der Mut und daS Vertrauen -n die eigene Kraft wird den Herero gestärkt und etwa noch schwankende S-ämme werden den Aufrührer» in die Arme getrieben, wenn. Wenn die Meldung von diesem blutigen Siege der Herero über die Weißen in der in Afrika üblichen Uebertreibrng zu den Ooambo gelangt, liegt die Befürchtung nahe, daß der -creitS au säffiae Ovambv-Kapitäu Nechale, der am 2. Februar den Miliiärposteu Amaioui angegriffen hat, surch die Leute des Kapitäns Kambonde, der wegen seiner Unzuverlässigkeit berüchtigt ist, Zulaus erhält und daß sich fo im Norden deS Schutzgebietes ein neuer Kriegsschauplatz entwickelt. Man wird mit seinem endgültigen Urteil zurück- halten müss n, bis Einzelheiten vorliegen; daS eine läßt die Meldung Leutweins doch heute schon er kennen, daß Major vou Glasenapp die gebotenen Vor sichtsmaßregeln außer Acht gelassen hat. In dem Ver langen, möglichst schnell an dem Feind zu kommen, ft M.jor Glalenapp mit seinem Stabe und einer ungenügenden B?deckunüSmannschaft vorauSgeeilt, und da er unterlassen zu haben scheint, sich nach vorn zu sichern, ist ec unvermutet aus den Feind gestoßen, der ihn geradezu msi mö d-,rischem Feuer empfangen haben muß. Mru kurn sich des Eind.uckS nicht er wehren, daß Major von Glasenapp, weil er den Feind in siiner Stärke und in seiner Leistungsfähig keit unterschätzte, in einen F-Hler verfallen ist, dessen er sich einem weißen Feinde gegenüber gewiß nicht chuldig gemacht hätte. Dieser Fehler hat sich schwer gerächt. Nach dem „L.-Ä.- sind in unseren maßgelenden Kreisen Erwägungen im Gange, den früheren Kom mandeur der Schutztruppe in Ostasrika, Generalmajor oon Trotha, zur Zeit Divisionskommandeur in Trier, mit der Oberleitung des Feldzuges gegen die Aufständische» in Südwestafrika zu betrauen. Wie verlautet, werden in der nächsten Zeit olgende Truppentrausporte auf Dampfern Subotins Erbe. Kriminalroman aus der russischen Se'eUschasl von Zreifrau G. ». Kchlippe«b«rch. (Herbert Xio«1et.) 4. Horts. Aachor. verbalen. , „Aber das mußt Tu ja selbst noch wissen,' unterbrach sie sich, „verzeihe meine Plauderhaftig- keit." Sie wurde jetzt nach der Freude des ersien Wiedersehens förmlicher. »Ich war doch noch allzuklein, um mich deut lich zu erinnern," entgegnete Subotin, „deshalb ist es mir lieb, wenn Tu mich genau orientierst, Akulina." Sie standen jetzt im Rhnensaal, der durch das Licht hell erleuchtet war. Tie beiden großen Kron leuchter strahlten, es war fast tageshell in dem hohen Raum. Line dunkle, reich mit goldenen Arabesken verzierte Ledertapete bedeckte die mit Bildern in schweren, geschnitzten Lichenrahmen ge schmückten wände. Line ehrwürdige Ahnenreihe blickte auf den Lrben des Stammschlosses nieder. Nan las die vornehmsten Ramen unter den Del- bildern, Namen, die in der Geschichte Rußlands un sterblich geworden waren. Ltwas wie ein wilder Trotz blitzte in den grauen Augen Nicolajs auf, als er, in der Nitte des Saales stehend, feine Blicke von Bild zu Bild gleiten ließ Seine Lippen be wegten sich, war es ein versprechen, das er sich gab? Lin Schwur, den er den verstorbenen leistete, die hier Iahrhunderte lang als Herren gelebt hatten ? Vder sprach er ein Tankgebet, daß sich das feste Tach des alten Schlosses schützend über seinem Haupt wölbte, daß er den Vrt gefunden, den er seine Heimat nennen durfte? Akulina war hinausgegangen, um die Zimmer Subotins noch einmal in Augenschein zu nehmen, der Traf blieb allein im Ahnensaal, allein mit allen den Männern und Krauen, die aus den Rahmen auf ihn niederblickten. Lr schauerte heftig zusammen, ein eisiger Lufthauch streifte sein heißes Gesicht, leise, klagende Laute drangen an sein Vhr. War es eine menschliche Stimme, war es der letzte Seuf zer eines Sterbenden? „Ich bin nervös," dachte Nicolaj Petrowitsch, „es ist eine Täuschung." Lr wollte den Saal verlassen, da fiel ein Bild mit lautem Krachen zu Boden. Subotin stieß einen Schrei aus und starrte auf den zerbrochenen Rahmen, aus das blasse, von einem schwarzen Bart umrahmte Gesicht eines Mannes in der Uniform eines Vber- sten. Line häßliche, rote Narbe lief über die linke Wange, drohend und unheimlich sahen die großen, dunkeln Augen von der Lrde empor in das Gesicht seines Ururenkels. Akulina war herbeigeeilt, sie schlug voll aber gläubischer Kurcht die Hände zusammen und zitterte am ganzen Körper. „Ter schwarze Gberst," stammelte sie, „der böse Geist des Schlosses! Ls heißt, er künde Un glück, wenn er herabsteigt." Subotin versuchte zu lachen. „Torheit," sagte er, „siehst Tu nicht, daß der Nagel an dem das Bild hing, aus der Wand ge fallen ist." Seine Stimme klang rauh vor Lr- regung. „Man soll das Bild sortstellen," befahl er. „Tu es nicht, um des Himmels willen tu es nicht," flüsterte die Amme ängstlich, „der selige Herr Graf konnte den Schwarzen auch nicht leiden, er ließ das Bild in eine Dachkammer bringen. Acht Tage daraus starb Teine Mutter, die Krau seines Bruders, die schölle Vera Sergejewna und Tu ver waistest. — Lin früherer Besitzer Antonowkas ent fernte den Gberst ebenfalls aus dem Ahnensaal, der linke Klügel des Schlosses brannte ab, es ist jedesmal, als ob sich der böse Geist des Hause» rächen wolle." Subotin sagte kein Wort, er winkte der Amme zu schweigen. In seinen Zimmern angekommen, sagte er kurz : „Laß mich allein" Lr schloß die Tür und stand lange regungslos da. Seine Hände schlossen sich krampfhaft, als wollten sie etwas packen und nie wieder freigeben. Tie beiden großen Koffer standen an der wand des Schlafzimmers, Nicolaj Petrowitscbs Blick fiel auf sie. Lr nickte schwer mit dem Kopf. „Ia," sagte er halblaut, „es wird, es muß gehen, später, später will ich alles ordnen." Lr klingelte. Michail der Tiener erschien „Bringe mir wein " befahl Subotin, „starken wein, schnell." Ter Besitzer Antonowkas stieß das Kenster auf, die eisige Luft tat ihm wohl, sie kühlte dar Blut, das so wild in seinen Schläfen pochte. Die Nacht war kalt, und die Sterne funkelten am Himmel, in den hohen Bäumen, die das Schloß um gaben, rauschte es seltsam. — — Als der Diener den wein brachte, trank Su botin einige Gläser des schweren Rebensaftes. Lauernd betrachteten ihn die Augen Michails, über sein schlaues Kuchsgesicht glitt ein erstaunter Aus druck. „Um welche Zeit befehlen der Herr Graf zu speisen?'* fragte er mit kriechender Unterwürfigkeit, indem er sich tief verneigte. „Sobald wie möglich. Ich bin hungrig und müde von der Reise und will früh schlafen gehen," erwiderte Zubotin. „Soll ich dem Herrn nicht auspacken helfen?" „Nein, das besorge ich immer allein. Du kannst gehen." Der Diener entfernte sich geräuschlos. Subotin leerte noch ein Glas, er fühlte sich wie neu belebt und ließ Akulina rufen. „Höre, Alte," sagte er freundlich, „ich schenke Dir fünfundzwanzig Rubel, kaufe Dir ein Andenken dafür." „Mein goldenes Täubchen!" rief die Amme hocherfreut und küßte die Hand des freigebigen Herrn, „die Heiligen mögen Dich segnen." „Schon gut." Subotin zögerte etwas, dann fuhr er fort: „Ich bin in den langen Jahren meiner Ab wesenheit hier fast fremd geworden, mir liegt natür lich daran, mich bald zu orientieren. Du wirst scharf aufmerken und mir alles erzählen, was man über mich spricht, hörst Du? Ls soll Dein Schade nicht sein." (Zortsetzung folgt).
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