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Anzeiger Inserat» nehmen nutzer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Anuonceu- Expeditioneu solche zu Originalpreisen. für Hohensteiu-Grmstthal, Güerlunymitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Mngenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Mrchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Gmmbach, St. Egydien, HüttenMnd u. s.N Erscheint ;eden Wochentag abends für den folgenden Tag und lostet durch die Austräger pro Quartal Mk. durch die Post Mk 1,82 frei in's HauS. für das Königliche Amtsgericht «ud de« Ttadtrat z« Hoheufteiu-Eruftthal. Rr. 81. Sonnabend, den S, April 1904. 54. Jahrgang. Die unter G ersichtliche B kanntmachung wird hierdurch wiederholt zur allgemeinen Kenntnis und Nachachtuug veröffentlicht. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 7. April 1904. vr. Polster, Bürgermeister. G Kekanntmachung, die Ueverladung des Fuhrwerks, die Au- und Abfuhr von Baumaterialien und sonstigen Laste» zn und von Baustellen, Lagerplätzen, Ziegeleien, Steinbrücheu, Lehm-, Kies- «ud Sandgruben, sowie das Steheulasseu bespannter Fuhrwerke auf Straße» vetr. Zu möglichster Hintanhaltung von Tierquälerei wird folgendes angeordnet: I. H 1. Die Ladung eines Fuhrwerkes darf die Leistungsfähigkeit der Zugtiere nicht übersteigen. Eine Ueberladung des Fuhrwerkes, infolge deren die Zugtiere zur gehörige« Fortschaffung desselben unver mögend werden, ist strafbar. 8 2. Zum Abfuhren von Baugrund, Steinen, Lehm, KieS, Saud oder dergl. aus Baustellen, Lagerplätzen, Ziegeleien, Steinbrüchen und Gruben, sowie zum Anfahren von Baumaterialien dürfen Pferde oder andere Zugtiere nur benutzt werden, wenn zuvor von der befestigten Straße bis zur Ab» und An- fuhrstrlle eine, das lockere Erdreich deckende feste Fahrbahn (Pflaster, Steinfchlag, Bohlen-, Schwelleo- oder Snüppel-Belag) hergestellt ist. Diese Fahrbahn muß in zweckentsprechendem Zustande erhalten und ausschließlich benutzt werden. 8 3. Die Unternehmer von Bauten (Bauherr, Bauleiter und Bauausführender) i. S. von 8 1, Absatz 2 des Allgemeinen Baugesetzes vom 1. Juli 1900, sowie die Inhaber von Lagerplätzen, Ziegeleien, Steinbrüchen und Gruben, welche die Ueberladung des Fahrwerks dulden oder die Herstellung und In- standhaltung der Fahrbahn unterlaßen, werden mit 150 M. Geldstrafe oder 2 Wochen Haftstrafe belegt. Gleiche Strafe trifft die Geschirrsührer, welche überladene Fuhrwerke befördern und erforderlichen Falls nicht für genüge den Vorspann sorgen oder welche die feste Fahrbahn nicht benutzen oder deren Herstellung zu oder von den bezeichneten Stellen fahren. Verantwortlich für Einhaltung dieser Vorschriften ist auch die mit der Aufsicht an diesen Stellen ch besonders beauftragte Person. A 4. Ausnahmen von der Bestimmung in 8 2 können vom Stadtrate aus Antrag zugelassen erden, wenn nachgewiesen wird, daß die Herstellung der Fahrbahn mit überwiegenden Schwierigkeiten »der unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist und anderweitig Vorkehrungen zur Verhütung von Ueber- .strengung und Mißhandlung der Zugtiere getroffen werden. H. Wer ohne Zweck ein bespanntes Fuhrwerk auf Straßen oder Plätzen der Stadt übermäßig lange stehen läßt, wird mit Geld bis zu 150 M. oder Hast bis zn 2 Wochen bestraft. Hshemftei«-Gr«stthal, am 19. November 1903. Der Stadtrat. vr. Polster, Bürgermeister. Durch die in den Vorjahren getroffenen Maßnahmen hat man die Blutlaus an den Obst bäumen durchaus nicht gründlich zu beseitigen vermocht, und es ist auch in diesem Jahre, befouders zur Jetztzeit, die größ'e Aufmerksamkeit auf vollständige Vernichtung dieses Schädlings zu richten. Die hiesigen Obstbaumbesitzer werden daher hierdurch aufgefordert, sofort und Wiederholt ihre Obstbäume auf das Vorhandensein der Blutlaus genau zu untersuchen und ev. sofort zur Vertilgung dieses Insekts zu schreiten. Als wirksames Mittel gegen das Auftreten und die Verbreitung der Blutlaus ist das Abwaschen der Obstbäume mit Ammoniakwaffes oder einer Mischung von so Teilen süßer Milch, L0 Teilen Terpentin (gelöst in Terpentinöl) und 20 Teilen Schwefelkohlenstoff zu empfehlen. Stadtrat Hohenstein Ernstthal, am 6. April 1904. vr. Polster, Bürgermeister. Kny. Die KeschäMgMlg von Kindern beim Anstrage» van Kackmare« «nd Zeitungen betr. Auf Grund von 8 8 Abs. 2 der Reichsgesetzblattes, betr. die Kinderarbeit in gewerblichen Be trieben, vom 30. März 1903 haben wir beschlossen, im hiesigen Stadtbezirke auch nach dem 1. Januar 1904 die B-schätizung von Kindern über 12 Jahre beim Austragen von Backwaren und Zeitungen vor dem Vormittagsunterricht von 6'/, Uhr morg-ns an bis auf weiteres zu gestatten; die Beschäftigung vor dem Vormittagsunterricht darf mcht länger atS eine Smnde dauern. Die gesetzlich nachgelassene Dauer der täglichen Beschäftigung wird hierdurch nicht verlängert, auch ist die Beschäftigung fremder Kinder nur nach vorheriger Anmeldung und nach Aushändigung der auSzu- stellenden Arbeitskarte an den Arbeitgeber gestattet. Stadtrat Hsheustein-Ernstthal, am ö. April 1904. vr. Pslfter, Bürgermeister. Kny. Maul- und Klauenseuche. Unter dem Viehb,ständen der Viehhändlerin Marie verw. Rother, hier, Karlstraße 31, ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Der Verkauf von Vieh — Schlacht- und Zuchtvieh — auf den hiesigen Wochenmärkten ist bis aus weiteres verboten. Stadtrat Hoheusteiu-Erustthal, am 8. Acril 1904. vr. Polster, Bürgermeister. Kny. Krkanntmachnug. Nachdem das Ergebnis der diesjährigen Einschätzung zur Einkommen- und ErgänzungS- steuer den hiesigen Beitragspflichtigen durch Aushändigung oer Steuerzettel bekannt gemacht worden ist, werden alle Diejenigen, welche einen Steuerzrttel nicht erhielten, veranlaßt, sich bei dem Unterzeichneten z« melden. Hermsdorf, den 7. April 1904. Der Gemeiudevorstaud. Müller. kaffenangehörigen an den Kreishauptmann zu Leipzig Zeitpunkte über 200 000 Familienangehörige einer richtigen ärztlichen Versorgung entbehren. Er wolle nicht entscheiden, anf welcher Seite der streitenden Parteien daS geringere Maß von Entgegenkommen sei, aber die L ipjiger Acrzteschaft habe durch ihre Ber einigung zu einem Schutz- und Trutzbündni« ihren Teil dazu beizatragen, daß eine derartige Schädigung der Krankenkaffcnmitglieder in Aussicht stehe «nd von der Regierung könne der von den Aerzten unternommene Schritt nicht als zu einem gangbaren «ege führend angesehen »erden. Zum mindesten müßten die Mittel and Wege als wenig empsehlenswert bezeichnet werden, und es könne von der Regierung nie und nimmer ver bürgt werden, daß sie diesen Weg mitgehe (Lebhafter kaffe der ärztliche« Pflege nicht i« vollem Maße teil hastig «erden könnten. Dir Konseqaenz werde sein- daß die Kraukenkaffe in einer kür den 13 April ein- zuberufenden Generalversammlung ihr Statut ändern und die Verpflegung von Familienangehörigen aus heben müsse. Es mürben dann mit dem genannten sozialen Reform tief zu beklagen. (Lehr richtig!) Aus dec andern Seite drängt dieser Zustand die Aufsichts- organe, pflichtgemäß vermittelnd eiszutreten. Leider habe mau diesen Organen einseitige Parteinahme gegen die Aerzte vorgeworfeu, ja sie geradezu beschuldigt, daß sie sich i« den Dienst der Sozialdemokratie gestellt hätten. Ich erkläre, daß diese Verdächtig angeu tatsächlich jeder Begründung entbehre u- Eine« solchen Standpunkt wird über haupt kein rechtlich Denkender der Regierung zutraucn. Der Minister verbreitet sich daun an der Hand de» Art kels im „Dresdner Journal" über die E tstchuug und den Verlauf de« Leipziger Aerztestreite« und hebt unter anderem hervor, die Kreishauptmavuschast hätte die Anstellung von DistriktSärzteu nicht verhinderu können, weil die Krankenkasse dazu gesetzlich besagt ge wesen sei- Es sei auch wohl begreifl ch gewesen, daß sich der Vorstand der Leipziger Ortskrankenkasse mit Rücksicht auf die große Beunruhigung der Kranken- (kons) al» HmiptdcrichteistMter und Abg Lang- Hammer als Mitberichterstatter Di« Deputation be- antragt, da» Gesetz nach der Vorlage anzunehmcu, doch hat sie Bestimmungen über die Wahlberechtigung und die Wahlfähigkeit za den Aerztekammero und Ehren-, gerichtshöfen, welche die Regierung auf dem Verord- um Intervention gewendet habe. Es bestehe die G;- uuugSwege regel» wollte, in »>S Gesetz mit aufge j fahr, daß di: 350000 Angehörige« der Ort-kranken nommem Auch hat sie die Vorlegung der Staudes- ' " " " "" """ " - - - ordnung für die ärztlichen B-zirksoereire und der «bgeäuderten ärztliche» EhrengerichtSordnuug erwirkt und beide geprüft. Vor Eintritt in die Debatte teilt der Präsident mit, daß von der Kammer der Wunsch ausgesprochen worbe« sei, den Leipziger Aerztestreit io die Debatte mit eiuzubezichev, obgleich dieser mit dem heutige» Gegeostaude uur in sehr losem Zusammenhänge stehe. Er «erde, da die Kammer und die Regierung damit einverstande« seien, die Debatte auch über diesen Gcgkvstand zulaffe». Staatsminister p. Metzsch r Durch die bedauer licher Weise an verschiedenen Stellen in die Erscheinung tretenden Jotereffenkämpfe entsteht le-der die Gefahr, daß die Segnungen der sozialen Gesetzgebung beein trächtigt «erden. Wenn sich jetzt in Leipzig die aus eogeS uud vertrauensvolle» Zusammengehen angewiesenen Kaffenärzte «nd die Krankenkasse bi» auf» Meffer be- jkhdeu, so ist da» von jedem aufrichtige« Freunde der Der Leipziger Aerztestreit im Landtage. Dresden, 7. April. Die zweite Kammer hielt heute eine sehr iutereffevolle und dazu aktuelle Sitzung ab, da der Leipziger Aerztestreit den weitaus meiste» Raum in der Verhandlung einnahm. Präsident vr. Mehnert eröffnete die Sitzung um 10 Uhr vormittag» Auf der Ta-etordnung stand da» Gesetz über die Organisation des ürzt ttche« Staudes sowie die hierzu eiogegangenen Petitionen und eine Beschwerde. Ueder da» Aerztegefitz referiert Abg. vr. Stöckel Beifall.) Er bebedaure e» tief.doß in einem Umlaufschreibeo »er leitende« Stellen i» ärztlichen Kreisen an ihre Kol legen die Regierung der unberechtigte» Parteinahm- verdächtigt worden and zum Aukdruck gebracht Warden sei, die Behörden würden wahrscheinlich weiter nach Streikbrechern suchen. Die Unterschiebung solcher un lauteren Machenschaften müsse er entschieden zurück weisen- Die Regierung stehe auf dem Standpuaktr reiner Objektivität. Sie scheide bei Beurteilung d-' Sache jedes politische Moment au» Sie frage bei ihrem Vorgehen nicht, wie der Saffeuvorstand politisch gesinnt sei. Eie «olle durch ihr Vorgehen auch nicht »ev Beifall der Sozialdemokratie gewinnen. D:e Regierung und ihre Organe seien selbstverständlich ge« llt, dev gerechte» Wünsche» de» hohen und »ichtige» Standet »er Aerzte zu entspreche» aber die Forderung der freien Aerztewahl sei eine derartige daß e» von vorn herein zweisehaft erscheine, daß sie erfüllt werden könne. Diese Angelegenheit könne lediglich im Wege der Reichlgesetzgebuog eventuell erledigt «erden, «las eine Petition, die in dieser Sache 1891 an den Reichs tag gerichtet wurde, sei aber erklärt morde», daß die verbündeten Regierungen Bedenke« tragen müßten, diesem Wunsche zu entsprechen. Die Einführung der freien Arzt» «hl habe die Gefahr in sich, daß die Krankenkaffen «ater Umständen durch zu starke fiaan- zielle Belastung in ihrer Existenz gefährd t »erden. Zum Schluffe gibt der Minister nochmal» dem Wunsche Aa»dr«ck, daß e» durch beiderseitige» Entgegenkommen bald gelingen möge, die Gegensätze auszugleichen. Abg. SamtätSrat Dr. Brückner-Leipzig (tonf.): Als die Ortskrankenkasse in Leipzig begründet wurde, war eine Familicnbehandlung nicht in Aussicht ge- nommen. Die Aerzte erhielten 75 Psg. pro Konsul tation und 1 Mk. für den Besuch. Die Ansprüche, die an die Kasse gestellt wurden, wuchsen immer mehr. Man zog die Familienmitglieder in die Behandlung. Die Aerzte mußten auf immer niedrigeres Honorar eiugehen. E? wurde eine Pauschale von 3 Mk. fest- gelegt. (Hört! hört!) Aber die Aerzte haben für ihre Humanitären Bestrebungen keine Anerkennung ge- sunden. (Sehr richtig!) Ihre Stellung wurde immer abhängiger von unerträglichen Verhältnissen und Launen. (Sehr richtig!) Der Arzt ist anders anzu- sehen, als jemand, der mit einer Ware handelt. Er muß entsprechend seiner Bedeutung für den Staat ge achtet werden. (Sehr richtig!) Schließlich fei die Bombe doch einmal geplatzt. Im großen Publikum habe es Aussehen erregt, daß die Kreishauptmannschaft mit einer ziemlich unvermittelten Plötzlichkeit ihre Stellung geändert habe. Das sei nur so zu erklären, daß sie ih e Entschlüsse auf G und nicht ganz wahr heitsgetreuer Unterlagen des KassenvoistandeS gefaßt habe. (Hört! Hört!) Die Anschauungen über die freie Aerztewahl sind geteilt. Ja Leipzig wäre nur eine Vermehrung von etwa 25 Aerzten in Frage ge kommen. Da lag keine Schwierigkeit vor. Die Aerzte wollten nur im Lauf der Jahre 10 Prozent unter der Minimaltoxe erreichen. Die Abschlüsse der Orts krankenkasse weifen jedeSmal nach, daß absolut nicht» übrig bleibt, aber der Reservefonds wird beim letzten Abschluß überreichlich und unter JnSgemei» finden sich noch außerdem 126000 Mk. Es fehlt eben av dem guten Willen, den Aerzten entgegenzukommen. Auf Grund unoersälschter und wahrheitsgetreuer Unter lagen hätte die Aufsichtsbehörde jedenfalls einen anderen Beschluß gefaßt. Die Aerzte, daS sei der Regierung gesagt, werden trotzdem sich in ihren Humanitären Idealen nicht irre machen lassen. (Beifall.) Abg. Zimmerman« (R-sormparte,): Der Kampf in Leipzig trägt nicht einen lokalen Charakter, sondern einen symptomatischen. Siegt der sozialdemo kratische Vorstand, so wird er die armen Aerzte MoreS lehren. Die Krankenkrsienvorstände mißbrauchen ihre Macht. Die Regierung ist allo nicht unparteiisch, wenn sie sich hier zuiückhält. Der Minister hat sich aus sächsisch-offiziöse Zeitungsartikel bezogen, di- als unrichtig längst widerlegt sind. (Hör,! hört!) Die Zahlen daraus find erfunden. I i Leipzig handelt es sich nicht um eine finanzielle G-fähcduag der Kasse, denn die Aerzte habe , sich erboten, bei Einführung der freien Arztwahl etwa entstehende Ausfälle auS ihrem Pauschale zu decken. Das amtliche württem-