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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190401176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19040117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19040117
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-01
- Tag 1904-01-17
-
Monat
1904-01
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.01.1904
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«»gen energische Maßnahmen der Behörden nun ein. (Fortsetzung 'olgt) heiter auSsperrten, nachdem in fünf Fabrikbetriebe» der Ligen Grund und mitten VergleichSverhandlungeu hinein war. Unsere Arbeiter haben von den Arbeitern Streik ohne tris> zwischen schwebende proklamiert worden > - Hantwerker wird kaum besser leben können, als ein Durchschnittsarbeiter hiesiger Stadt. Unser städtisches Arweobudget ist verhältnismäßig gering belastet, und die süns städtischen Geistlichen kennen den Kreis der Bedürftigen und wirklich Armen ziemlich genau. In einer volkreichen, gutsituierten großstädtischen Borortgemeinde, wo ich eine ziemliche Reihe von Jahren zu amtieren hatte, habe ich viel mehr wirt- schastlicheS und soziales Elend vorgesunden, als in der ausgeprägten Fabrik- und Industriestadt Crim- As am < breit« Ma- kurze richte auch anmt bescht Mod das gegen keim für «mH häng, schnit gereil Halb, unter Gam Weis' dazu, geeigi Seid, sonde «ahm lich Rr.l aus Währ durch Spitz und ! Aem gesell ein fl mit 4 chara! Der Herausgeber der „Christl- Welt", Pfarrer Rande ist aber mit den Ausführungen Schinks nicht -«verstanden. Er antwortet darauf folgende- : „Wenn die Fabrikanten nicht von selbst eine Herabminderung »er Arbeitsstunden bewilligen wollten oder konnten o scheint uns die sittlich: Berechtigung für die Arbei ter, ihrerseits die Forderung aufzustellen, unanfechtbar, Unter den lokalrn Verhältnissen mag man die Art wie sie gefordert und auf ihrer Forderung bestanden haben, noch so hart empfinden, das große zu chauende Publikum darf und wird nicht vergessen: für den Kulturfortschritt find unter allen Umständen die Ar beiter eiogetretev Daß dabei ihr eigenes Jutercss- sie leitete, ist kein Unrecht, und wenn der Anstoß dazu etwa von außen kam, vov der großen Organisation, der sie angehörten, nicht au» der Mitte der Crimmit schauer Arbeiter selbst io liegt auch darin kein Unrecht Ueber da» moralische Recht der Arbeiter nach dieser Seite hin wird auch Sieg oder Niederlage am Ende nicht entscheiden Wie denkt «an sich denn, »aß Fort schritte in dieser Richtung zustande kommen sollen? Durch Kampf der Interessierten gegen die Privilegier tcu So ist cs unzähligemale geschehen in der Welt geschichte, und so w rd e» immer wieder gehen. Auch eine augenblickliche Niederlage macht da vielleicht gar nicht so viel au» Oder meint denn wirklich jemand dieser Zehnstundentag werde den Arbeitern plötzlich einmal vom Zentralverband der Industriellen gescheok, werden? Da ich daran nicht glaube, verdenke ich de» Arbeitern de« Versuch nicht, beklage herzlich, daß der Staat ihnen nicht in der richtigen Werle vermittelnd ,u Hilfe gekommen ist, und werde sie bedauern, nenn sie unterliegen. Das hindert mich nicht, auch der Arbeitgeber mit Teilnahme zu gedenken, sofern sie sich a cht in der Geschäft» age befinden, den Arbeitern ent gegevzukommeo ; aber da» höhere Kaltur Ideal können jedenfall» die Arbeiter für sich in Anspruch nehmen. In diesem Sinae wird such vermutlich einmal die künftige Geschichte dieses Streik» geschrieben werden " Ueber daS „Herr «m Hause" meint schließlich Rade: „Der Fcrnstehcnde darf sich sagen, daß die» „Herr im Hause" überall, wo Arbeitgeber und Ar- bc ter zusammen«»!-«, ein schwankender Begriff ist; vaß da» MitbestimmungSrecht bezüglich der ArbeilSbe- »mguagen in dem gemeinsamen Betriebe ein sehr ver schiedenes sein kann; daß im Laufe der WirtschastSge- U-ichte schon viele „Herren" ihrer „Herrschaft" mehr oder minder verlustig gegangen sind; ich will damit licht in de« Steinen spiele« z« lasse« und befahl ihrem Verlobten, ihn ihr um da» Haidgelenk z« befestige». „Reizend, reizend I" versicherte sie und fiel ihm „Tu hast wirklich einen famose» Ge ratz!" Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Oberlungwitz vom 13 Januar 1904. Anwesend waren 22 Mitglieder- Entschuldigt fehl en 3, unentschuldigt 2 Mitglieder. Nach festgtstellter Beschlußfähigkeit des Rates eröff nete der Herr Vorsitzende die 2. diesjährige Sitzung und machte hierauf geschäftliche Mitteilungen unter anderem davon, daß nach der bei der Betriebsleitung des Elektri» plätSwerkeS eingeholten Auskunft für die Straßenbeleuch tung die Einrichtung eines Zentralschalters in dem zu errichtenden Rathause möglich ist Hierauf wurde wie folgt beraten und beschlossen: 1. Die Verzinsung der bei der G-meindesparkasse bis zum 4 Tage des Monats bewirkten Einlagen soll schon für den Einzahlungsmonot erfolgen und demnach ein Regulativnachtrag ausgestellt werden, 2. Genehmigt- man die Gewährung eines Kapital- vorschuffeS bis zu 10 000 Mark auf einen Wohnhaus» neubau. «it de» La, Za, lust da« der mm M« Phi INS! rech des gew ledi, Met der Sch Zeit sond sonk Leu Ma fast orig Woll Pika oder zurü gart läßt Herr und !- 2 Aer> leich „Gewiß bin ich völlig damit zufrieden," log er, trotzdem ihn ein heftgcr Schlicken überfiel. Daß diese Brillantsteine, wie sie sich einen wünschte, fest doppelt so viel kosteten, al» da- Armband, wußte er, da erste heute mittag beim Juwelier hatte au»liegen sehen mit dem daran befestigten Preistäfelchen. Aber wa» sollte er machen? Wollte er nicht gleich am ersten Tage seines Brautstandes eine Verstimmung zwischen sich und <>rna auskommen lassen, so mußte er sich mit dem Umtausch einverstanden erklären War ihn mit der Sache versöhnte, war nr« die Erwägung, daß ein Diesebach» anzukleide«, verließ er seine Geschäst»rä««e- I» Diesebach'scheu Hause war an diesem Abend ein Überwältigender Glanz entfaltet. Sämtliche Gas flammen uv» Lampen brannten. Alle», was mau an Silber besaß, war — oft au der verkehrtesten Stelle — zur Schau gestellt, Papa Diesebach hatte anstatt der Orde», die ihm za seimm tiefen Bedauern fehlte», seine beiden F-ldzugSmedaillen angelegt, und seine beiden Damen str hlteu in funkelnagelneuen Toiletten — Mama Diesebach in einer burgunderroter Samtrobe ur d Erna, wie e» sich für eine junge Brant gehört, in eir em »eißwollenen K e de, an dessen Aus schnitt ei» Strauß Granatblüteu sockle. Sie sah wirk« lich sehr gut au», heute abend allerdings mehr wie eine Fra», al» wie ein junge» Mädchen, wa» wohl an der für ihre Jahre e wa» zu großen Fülle der Ge stalt lag. Fritz konnte nicht umhin, ihre Erscheinung zu b-vmnderuun», da sie ihm auch sehr liebcnlwürdig rutgegeukam, so fing, wie e» ihm schon öfter geschehe» war, der unleugbare, pikante Reiz ihrer Persönlichkeit av, auf ihn zu wirken. An klein » Verstimmungen, die sie ihm bereitete, fehlte e» zwar diffenuvgrachtet icht. Al« Fritz ih, seine» Strauß überreichte, meinte sie, „ach, die schönen Blumen I Ich danke Dir, Schatz aber — weißt Du künftig schenke mir lieber Maröchal Riel-Rosen oder duukelrote Blüte», die passen bester zu n einem Haar und Teint, al» die rosa Rosen- Ich kann sie dann doch gleich zum Avsteckeu beoutzer, und Du brauchst für diesen Zweck nicht noch besonder» Blumen zu kauf»." „Nanu?" dachte Fritz verblüfft- «Wa» stellt die sich eigentlich vor? Bildet sie sich etwa gar ei», daß ich ihr iäglich Blumen bringe» werd:?" sich in guten wirt- schastlichen Verhältnissen befunden, und ein Durch- schnmSbeamter niederer Kategorie oder auch ein kleiner Aber e» sollte «och bester komme». Nachdem der Strauß bewundert und beiseite gelegt worden war, og " da» Tt«i mit dem Armband au» der Tasche und gab e» ihr. Sie stieß einen keinen Ruf de» Entzücken» aus, drehte de» Reif nach allen Seite», um da» Gas W WIichtt «dir LrimiWi. Die „Christliche Welt" hatte die evangelische Geist' lichkeit in Crimmitschau «m ein Urteil vom kirchlich- religiösen Standpunkt au» über die dortige Ausstand», bewegung gebeten. Darauf hat Pfarrer Schink iv Crimmitschau unter ausdrückl-cher Zustimmung seiner AmtSgevosten dem Blatte eine Darstellung der dortigen Verhältnisse gegeben, au» der folgende« hier wiederge geben sei: „Al» Vertreter der geistlichen Stande», der von Gotte» und Rechts «egen auf Seite der Mühseligen und Beladenen, Bedrückten and Enterbten stehen möchte, und als eine» Fabrikarbeiter» Kind, da» iv seiner Jagend aus eigenster Anschauung und am eigenen Leibe Armut, Niedrigkeit und Dienstbarkeit kennen lernte, kann ich doch aus Seite der streckenden Arbeiter «.der in materieller noch in formeller Beziehung ein Recht finden, welches die Entfesselung eines so außer ordentlichen, ein große», lühendeS Gemeinwesen in Vie schlimmsten Gefahren stürzenden Kampfes zu recht fertigen vermöchte. Sie fragen, wie sich die christ liche Gemeinde zu dem Streik stellt. So weit ich zu sehen vermag, steht der kirchlich-religiöse Teil un serer Gemeinde nicht aus Seite der Streikenden, und ganz gewiß haben auch alle kirchlich - religiös gerich teten Arbeiter den Streik nicht gewollt. Und eS kann dies auch nicht anders seio; den» der Streik ist nach Ansicht aller Kundigen und Gerechten freventlich vom Zaun gebrochen worden. Zur Entschuldigung freilich aller der nach Tausenden zählenden Arbeiter, welche za dem Streike »ich: organisiert, und auch gar nicht streikwillig waren, von ihren Arbeitgebern schließlich aber auch mit auSgesperrt werden mußten, und nach Wiedereröffnung der Fabriken seitens der Fabrikanten im Ausstande verharrten, darf nicht unberücksichtigt bleiben, daß er für einen Arbeiter vou geringerer Bildung sehr schwer war, Vie Berechtigung und Not- weudigkeit zu verstehen, welche auf Seite der Arbeit geber Vorlagen, als diese entsprechend der Bor- schrift ihres BerbondSstatuteS alle ihre Ar- mitschau. E» ist eben in einer Industriestadt für alle, auch für ältere und schwächere Leute, leichter möglich, Verdienst zu bekommen, als anderwärts. Auch während der nun schon so lange andauernden Streikes haben die Arbeiter sich nichts abgehen zu lassen brauchen. Die Unterstützungsgelder fließen ihnen ja sehr reichlich zu und war von gewissen Zeitungen über die Hungersnot und andere LeibeSnot gefabelt und in die weite Welt hinausposaunt wird, ist geradezu zum Lachen. Wie manchem Arbeiter der Deutschen Reiche», der jetzt seine sauer verdienten Uo- terstützungSgroschen beisteuert, mag eS viel schlimmer ergehen als den hiesigen Streikenden. Aber nicht nur wirtschaftlich sind unsere Arbeiter verhältnis mäßig gut gestellt, auch ihr Verhältnis zu den Arbeit gebern war ein gutes, weil eben der größte Teil der Fabrikanten sich so zu seinen Arbeitern stellt, wie es nur gewünscht werden kann. Andererseits sind auch unsere Arbeiter zum größten Teile so ruhige, fleißige, nüchterne und gutgesinnte Leute, daß sie nur durch die planvollste, umfänglichste und fchlimmste Agitation so in Grgeniatz zu ihren Arbeitgebern gebracht werden konnten, wie eS jetzt teilweise der Fall ist. Ich sage teilweise, denn trotz des StreikkampseS walten auch heute noch zwischen manchen Arbeitgebern und ihren streikenden Arbeitern ganz freundliche Beziehungen ob. Ungehörig ist vielfach daS Auftreten der jungen Bur- schen und der jungen Mädchen, und wenn unser Schiller während dieses Streikes unter einem gewissen Teile des streikenden weiblichen Geschlechtes sich hätte umfehen können, so würde er wahrscheinlich sein be- kavntes Wort „Ehret die Frauen rc." etwas modi fiziert haben. Hunderte von Arbeitern, die ich fragte, ob sie an ihren Arbeitgebern etwas auSzusetzen hätten, oder ob ihr Lohn zu niedrig gewesen wäre, vernein ten diese Frage. Warum also Streik? Die zielbewußte Arbeiter- schäft antwortet: Wir wollen den Zehn - Stunden- Arbeitstag. Den gönne ich den Alberter» auch, und der foll ihnen auch seitens der hiesigen Arbeitgeber nicht vorenthalten bleiben. Nur waren auch die letz teren au« Gründen der Konkurrenz nicht sofort und nicht für sich allein in der Lage, die ganze Forder ung zu erfüllen, wenn sie auch bereit sein wollten, die Arbeit«zeit sofort um eine halbe Stunde zu ver kürzen. Die Fabrikavte« konnten wirklich für den Augenblick nicht mehr bewilligen, einmal weil der größte Teil ihrer direkten Konkurrenz längere Arbeits zeit bei niedrigeren Löhnen hat, und zum andern, weil die ganze hiesige Industrie durch jahrelangen schlechten Geschäftsgang an sich schon außerordentlich geschwächt war. Mit der vielgerühmten und vielbe- neideten Fabrikavtcvherrlichkeit ist eS ja überhaupt nicht »eit her. E» si»d nur sehr wenige, die wirt schaftlich obenauf komme», ei» viel größerer Teil muß auch bei anerkannter Tüchtigkeit und beim ehrlichsten Strebe» ein sorgenvolle« Dasein führen »od nur zv ost Schiffbruch leiden- E« sivd hier schon öfter nach dieser Seite hin Statistiken ausgestellt worden, die mit überraschender Deutlichkeit die Vergänglichkeit und Hinfälligkeit aller „Schlotbaronen",Herrlichkeit zeigten Auch »icht sanitäre Uebelstände konnten bei der Pla- oung des Ausstande» maßgebend sein, denn die hic- sige Fabriktätigkeit ist bei weitem nicht so gesundheit». w drig, wie die» vielfach in Zeitungen, und zwar selbst von auswärtigen medizinischen Giößev dargeftellt wirb. Geradezu auffällig ist die geringe Zahl der Lungen- schwindsüchtigen in unserer Gemeinde, und sowohl unsere Aerzte al» auch unsere Gemeindeschwester» fiv den die gesundheitlichen Verhältnisse, wie auch die all gemeine Sterblichkeit in hiesigem Ort schlechterdings nicht schlimmer al« anderwärt«. Die letzte Ursache oc» Streiks ist wirklich nicht die Lohn- und Arbcit»- zeitfrase, sondern die Frage, wer iu der Fabrik Herr sein soll, also die Machtirage. Nach dieser Richtung hin hat der Streik auch seine Schatten vorauSgeworfen. E» waren in den letzten Jahren schon so merkwürdige, für die Arbeitgeber unerträgliche und die ganze Ent- w cklnog der hiesige» Industrie gefährdende Dinge ge- schcheo, daß ein jeder Einsichtige und Gerechte sich sagen mußte: So kann e« nicht mehr weiter gehe». Herre» wie der Pastor a. D. Kötschke und andere dieser Richtung «ei»en zwar, e« wäre ein ganz ver alteter Standpunkt, wenn der Arbeitgeber Herr iv seinen vier Pfählen sein wolle. Wie sich aber eigent lich da» ganze industrielle Leben in der Praxis ge stalten loll, wenn kein tonangebender, fivavz-rll und moralisch verantwortlicher Eiozelwillc mehr gelten soll, daS wird wohl ei» uur von der gra«en Theorie zv e»thüllevde« Geheim»!« bleiben. Au» rein selbstischen Gründen schon fällt eS den Fabrikanten gar nicht ein, Mädchen, für welche» der Wert de« Gelde« so wenig zu existiere» schie», wie für sein: '-rva, doch in sehr, sehr glänzende» Verhältnisse» erzogen sein mußt». Umso größer würde dann die Mitgift sein. „Du bist mir doch nicht böse, Schatz?" erkundigte sich Erna unschuldig. „Rein, »ei», nicht doch," versicherte er, „die Hauptsache ist jo, daß Du Freude an meiner kleinen Gabe hast." Für dieie Worte erhielt er aberma!« eine» Kuß, wo- rauf Fräulei» Erna ihr Rose»bukett in die Hand oahm, sich an seine» Arm hängte und mit ihm i» vm Saal ging, um ihn den liebe» Verwandten vor zustellen. Eine derartige Zeremonie pflegt ni: sehr angenehm für den zu sein, der sie über sich ergehen lassen muß, für Fritz war sie e« zumal nicht, da die Familie seiner Erna sich au« lauter Elemente» zu- fammensetzte, die ihm wenig sympathisch erschienen ES mochte» ja durchweg sehr brave Leute sein, aber sie gehörte» jedenfalls nicht den höheren Gesellschafts klassen an und, war ihnen au Bildung and formeller Gewandtheit abging, la» ersetzten sie durch Prohentum Fritz wurde unter anderem einer Cousine sorge- stellt, die ihm gleich iu den ersten fünf Minute» ihre, beiderseitige» Bekanntschefl erzählte, daß ihr Manv vor einigen Jahren sei», Fritzens, Hau« hätte kaufen wolle», um sein Handschuhzeschäft dort zu betreibe», daß er dann aber doch davon Abstand genommen, weil „der alte Kasten" seinen Ansprüche» nicht genügte. „Wir hätten da« Hau« ja doch umbauen lassen müsse»," meinte die würdige, in ein sehr enge«, violettes Taffetkleid mit silberglitzerndem Perlbif »tz gezwängt« Dame „und für da» Geld, wa» da» gekostet hätte, konnten wir un» auch schon ein neuer kaufen. Denn sehen Sie, Herr Wehner, Parkett und Stuckdecken, da» um den Hal- fchmack, Schatz „Also gefällt e» Dir?" fragte er vergnügt. „Natürlich! Wie sollte e» »icht? Nur —„ al» ob ihr plötzlich ein überraschender Gedanke »«sgestiegen wäre, legt sie d n Finger an die Stirn — „trifft e» sich so schlecht, daß ich gerade av Armbändern einen Ueberfluß besitze. Andere Schmuckstücke dagegen fehlen mir, zumal iv» Haar zu steck-v, habe ich nicht» — aber buchstäblich nicht». Ich ärgere mich immer, wevv ich bei Bällen und G scllschasiev die avd rcv Damev mit edr steiobesetztev Kämmen und Radeln sehe, und ich nicht» al» eine Blume im Haar habe. Sog' mal, Schatz — würdest Du e» mir , belvehmeo, wenn ich da» Armlavd gegen einen Brill,ntsterv eivtausche? Aber ganz ehrlich, Schatz? " etwa die Lyravue» spiele» zu «olle»; sie kowmer vielmehr dem Wille» der Arbeiter, besonder« der gute» Arbeiter, soweit »ach, >1« e» sich nur einigermaßen mit de« Gedeihe» de» ganze» Fabrikbetriebe» und auch mit der Würde eine» Manne« verträgt, der, um bestehen zu können, große Opfer au körperlicher und geistiger Kraft bringen muß Daß e« auf Seite der Arbeitgeber »atürlich auch noch Personen gibt, welche die christliche Verpflichtung de« fre«vdlichcv Wohltao« a»d uneigennützige» Mitteilen« recht schwer »egreifen, istebe»sowenigverw»vderlich, wie die andere Tatsache, daß « auch ans Seite der Arbeiter »icht au recht undank baren und aufsässigen Elementen fehlt " Pfarrer Schmk billigt dann weiter die Verstärkung der Gendarmerie u»d betont die Berechtigung des Verbot« der WeihnachtSbeicheruvgen Ueber den Terrorismus der Ausständigen gegenüber den Arbeits willigen heißt e» endlich : „War für Vergewaltigungen nach dieser Richtung vorgeko«' en find, wie man die Arbeitswilligen be- drohte und ängstete, wie die Freiheit dir andern frech M't Füßen getreten wurde, spottet jeder Beschreibung, und ist in der gesamten Presse nicht genug gewürdigt und verurteilt worden- Huudette von Leuten habev uns in sichtlicher Angst versichert: Wir möchten gar so gern arbeiten, aber wir getraue» uo» nicht. Rcht su» innerer Begeisterung für die Sache der Arbeiter, sondern aus reiner Furcht vor dem Terror'SmnS der „Zielbewußt v" bleiben Tausende der Arbeit fern." Der Brief schließt: „Nach dem bisher Dargelezteu werden Sie er- kennen, w e unendlich schwierig es für an» ist, unseres Amtes zu walte», die von uns erkannte Wahrheit nicht zu verschleiern aber doch zu versöhnen und nicht etwa noch Orl iu da» Feuer zu gießen. Jede Geleg.nhcit, die sich uns b etet, wir» von uns benützt, um dem Frieden zu diene«. DsS wichtigste, was uo» bei unfern Predigten zu tun obliegt, ist die immer mehr sich verwirrenden, sittlichen Begriffe der Masse nur einigermaßen wieder zurecht zu rücke». Alle Ver g-huvgen gegen die zehn Gebote Gotte», selbst Mord and Vatcrlaudsverrat, werden niedriger ciugeschätzt alt Streikbruä . Durch solche Umwertung von Gut und Böse will man »atürlich die Arbeitswilligen schrecken." ist doch das wenigste, «,» man heutzutage haben muß" Eine andere Dame, die Frau Gerbereibefitzer Mato«, die eine ungerechtfertigte Vorliebe für de» Dativ auf Kvsten de» AccnsativS au de» Tag legte, erkundigte sich, wohin er seine Hochzeit»reise zu richte» gedenke, ob nach Italien oder nach Norwegen. Sie ihrerseits wäre mehr für Norwegen, weil der Kaiser dort immer hinginge; seitdem da» geschähe, wären Reisen »ach Italien doch »icht mehr so recht „feun". Fritz äußerte, daß er de» Plav einer Hochzeits reise vorläufig überhaupt noch » cht erwogrv habe, da er j, noch gar nicht recht wissen könue, ob er für längere Zeit vou seinem Geschäft abkömmlich fei» würde, aber die Frau Gerbereibesitzer bemerkte mit Entschiedenheit „Hochzeitsreise muß find." Immerhin »areu diese Unterhaltungen noch ver gnüglich im Vergleich zu den Prüfungen, die hm durch eioeu anderen i ebea Verwandten auferlegt wurden. Dieser, ei» alter Junggeselle und Rentier, „Wuttke" mit Namen, von seiner Familie aber kurzweg „Onkel Emil" gevannt, «ar cin kleiner, sehr magerer Herr «it großer Glatze, der offenbar al» Witzbold in hohem Anseheu stand. Al» na« beim Souper saß, traut er Fritz zu und ries ihm über die Tafel mit lauter Stimme zu „na, uu sagen Sie 'mal, junger Mauv, wie fühlen Sie sich eigentlich so al« Bräut gam? Ist doch ei» eigene« Gefühl, w,z? So ungefähr, al« ob man uu auf zeitlebru» ingespunden werden soll? Hab' ich recht — wa«?" anderen politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten blinden Standpunkt manchen modernen Sozialpolitik«! kennzeichnend —, daß Männer der StaatSwifsenschaft sich zu solchen, alle reichstreuen Kreise aufs tiefste ver- letzenden Ausfälle« gegen die Behörden hergeben Kinnen. Zu» Schluffe heißt eS: Die Industrie wird ihre Gegner fest ins Auge fasten und ihnen eine um so größere Macht entgegensetze», sie wird eine Rirsenor- ganifation schaffen, durch die sie den Uebermut sozial- demokratischer Arbeiterverbäude bändigen wird. So «erden die Lehren dieser Streiks vou ganz besonderem Rutzen für die Industrie fein, man wird sie schon im uächsten Streikfalle ungleich stärker gewappnet finden, da fchon jetzt die ganze deutsche Textil- und auch andere Industrien in der opferwilligsten, großartigsten Weife für Crimmitschau eintreten. Hingegen hoffen wir, daß zufolge unserer Dar- leguugen die bürgerlichen Kreise aufhören, der Sozial- demokratie HeereSfolge zu leisten und in übelange- brachter Menschenfreundlichkeit die Streikende» durch Geldspenden zur Fortsetzung des aussichtslosen Streiks ermuntern. Besonders die Deutschen Frauenvereine, die vou Berlin aus zu Sammlungen aufgefordert worden sind, fordern wir unsererseits auf, sich als echte Deutsche Frauenvereine nicht in eine verhängnis volle Gemeinschaft mit der Sozialdemokratie drängen zu lassen. sage», daß dieser höchst begreifliche und selbstverständ liche Wuvsch der Fabrikanten, auf alle Fälle Herr i« Haase zn bleibe», für da« Urteil be« urteilende» Dritten nicht ausschlaggebend sei» kann. Dieser Dritte kann sich eben noch andere Formen der Machtvertei- lang sehr wohl denke». Aber daß eine Machtverschie- buog »icht ohne Machtkämpfe v n statten geht, versteht der Dritte sehr wohl- ES wird nur eben dem aatge- brocheoeu Machtkämpfe gegenüber vornehmlich da« ei»e Interesse habev: wer wird siegen? uvo über Recht und Unrecht de« Kriege« sich sein letzte- Urteil Vorbe halten bi« nach der Entscheidung. Wo e« allein um die Macht geht, entscheidet vu. noch — der Erfolg"- * * Uebe« deu Crimmitschauer Streik äußert sich die „Rordd. Allg Ztg." wie folgt: Die Lage des Au»- stände« in Crimmitschau ist noch immer unverändert; «»entschieden wogt auch uoch immer »er Kampf der Meinungen iu der Presse über Recht oder Unrecht beider Teile hin u»d her. Wir haben neulich eine Darlegung de» Pfarrer» Schivk von Crimmitschau im Au-zuge wiedergegrben, die durchaus deu Eindruck der Objektivität macht, obwohl sie sich vollständig auf die Seite der Arbeitgeber stellt. Diese Darlegung darf zweifelsohne umsomehr Beachtung beanspruche», al» sie die ausdrückliche Anerkennung der vier Geistlichen die neben Pfarrer Schink in Crimmitschau tätig find, erhalten hat, und Pfarrer Schink außerdem averkann- ter Naumauuianer, also alles eher al» ein Arbeiter- feind ist. Eins geht allerdings aus dieser Veröffent lichung zur Evidenz hervor, daß nämlich die sozial demokratische Presse deu sächsischen Behörden gegen über, insbesondere wegen de» Verbot» allgemeiner Weihnachtsfeiern, aber auch wegen ihrer sonstigen Hal tung mit allen Mitteln einer zügellosen Aktion ope- niert hat. Auch hier ist e» der politische Charakter der die Sozialdemokratie dem Streik ausgeprägt hat, der eine Einigung der beiden streitenden Parteien er- schwert, und den wirtschaftlichen Kampf in unnötiger, Weise verbittert. So ist die Mission de» sächsischen Geheimrat» Dr. Roscher, wie e» scheint, hauptsächlich an dem festen Willen der Unternehmer gescheitert, ihr tHauIrecht zu wahren, und die -ewerb-mäßigev Agita- ore» von dem mit ihren Arbeiter» zu schließende» Frieden ao»zuvehmen. Ein weiterer Punkt, der iu Pfarrer Schink» Darlegungen besondere Beachtung verdient, ist der vou einem so sachkundigen und von AmtSwegev unparteiischen Beurteiler in den Ausdrücke« lebhaftester Entrüstung bezeugte Terrorismus vieler sozialdemokratisch verhetzter Streikender gegenüber Ar- bslt-willigev. klebrigen» hat sich auch ein Teil der bürgerlichen Frauenwelt, die stark fortschrittlichen Zielen huldigt und insofern eine gewisse Wahlverwandtschaft mit der Sozialdemokratie bekundet hat, durch eine etwas auffällige und nicht oanz einwandfreie Kund gebung iv den Ausstand in Crimmitschau eingemischt. Ein Komitee, dem ll. a. Alice Salomon-Berlin, Helene Laoge-Halensee, Marie Stritt-Dresden und Minna Cauer-Berlin angehöreo, hat einen Ausruf veröffent licht. War e» den Unterzeichnerinnen de» Aufruf» um die (übrigen» gar nicht vorhandene) augenblickliche Notlage zu tun, so wäre ein Appell an die Sozial- Demokratie, die den Streik provoziert hat, doch wohl eher sm Platze gewesen, al» der Versuch, die Au»- ständigen durch G-lduvterstützungen in ihrem Wider stande noch zu ermutige». Als unbefangene Zeugen darf mau also düse Richtung bürgerlicher Frauen, die übrigen» noch «m Mittwoch eine Volksversammlung iu Berlin zugunsten der Ausständigen veranstaltet hatten jxwerlich gelten lassen"
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