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Pulsnitzer Tageblatt ! ! ! »»II Beilage zu Nr. 57 Dienstag, 8. März 1932 84. Jahrgang lUKNkU . 5POKI - Lpici. 4V0V RM OlymPia-Zuschufr der Kegler. Der Deutsche Keglerbund beschloß in einer Vorstandssitzung in Stettin 4000 RM als Olympia-Auschuß. Die Deutschen Kegelmeisterschaften 1932 finden vom 16. bis 18. Juli in Leipzig statt. Zwei Eishockey-Niederlagen. Die deutschen Eishockey spieler bereiteten in zwei Berliner Spielen den Zuschauern bittere Enttäuschungen. Der Schlittschuh-Club unterlag gegen die Bostoner Mannschaft „^11 Stars" 3:4; gegen eine verbesserte Bostoner Mannschaft konnten die Deutschen überhaupt kein Tor erringen, sondern mußten mit dem Ergebnis 0:4 vom Platze ziehen. Einen neuen Weltrekord im beidarmigen Ltosten der Federgewichtsklasse stellte Schäfer - KV. Stuttgart im Rahmen eines Mannschaftskampfes in Stuttgart auf. Er brachte 246 Pfund zur Hochstrecke und überbot damit den bisherigen Rekord des Aegypters Mohammed (246) um 1- Kilogramm. Bierwirth und Helbig siegten bei den Olympia-Aus scheidungskämpfen der Gewichtheber in Essen, Helbig (Plauen) erzielte im Leichtgewicht im olympischen Drei kampf 600 Pfund, Bierwirth (Essen) brachte es im Halb schwergewicht auf 695 Pfund. Die DFB.-Plakette, eine Neuschöpsung oes Deuycyen Fußball-Bundes für besondere Verdienste um den Fußball Port, wurde erstmalig dem VfB. Leipzig gelegentlich des Länderspiels Deutschland—Schweiz überreicht. Zn 4 Tagen, 47 Giun-en, 4V Minnien über den Ozean. Die schnellste je erreichte Zeit der Ozeanuberquerung. Bremen. Die aus New York cingetroffene Nachricht, daß der Schnelldampfer „Bremen" des Norddeutschen Lloyd einen neuen Rekord aufstellte, indem er den Atlantik trotz ungünstiger Witterung auf der für das Blaue Band des Ozeans gewerteten Strecke in 4 Tagen 17 Stunden 10 Minuten durchbrauste, ist dahin zu erläutern, daß unter Sportfreunde 1920 (Deutscher Futzballbimd) Fuhball Ergebnis vom Sonntag. 6. März: Pulsnitz 1. gegen Putz- kau 1. 2: 4 (1: 2). Puhkau hatte es „vergessen", das Spiel wegen Spielunfähigkeit des Platzes abzusagen, und muhten 'usmgedemn die Mannschaften in einem bis zu den Knöcheln reichenden Sand- und Ascheschlamm antreten. Da Pulsnitz Kombinationsspiel gewöhnt ist und sich auch merkwürdiger weise nicht auf hohes Spiel umstellte, kam es, da der Ball buchstäblich im Schlamm stecken blieb, nie zur Entwicklung und muhte trotz seiner technischen Aeberlegenheit den höher spie lenden Putztauern den Sieg überlassen. Zu diesem Handicap der Pulsnitzer kam noch der unter aller Kritik pfeifende Schiedsrichter Petzold-Neukirch, den sich doch der Gau einmal etwas näher ansehen sollte. Dieser Mann pfiff derartigen Ansug zusammen, das; die Pulsnitzer Spieler die ganze An gelegenheit zuletzt von der humoristischen Seite nahmen, wofür er wiederum kein Verständnis hatte oder haben wollte. Bon den Pulsnitzer Spielern konnte sich bestenfalls der Tormann, der einige prächtige Paraden zeigte, und die Verteidigung etwas entwickeln, alles andere versank im Schlamm. — Pulsnitz 2. spielte unter ähnlichen Verhältnissen in Bretnig gegen Bretnig 2. und verlor knapp 2:3. Das negative Er gebnis resultiert hauptsächlich daraus, dah die 2. Mannschaft noch nicht genügend aufeinander eingespielt ist. Turnverein „Turnerbund" Pulsnitz e. D., DT. Handball Ergebnisse vom letzten Sonntag, 6. März: Turnerbund Pulsnitz 2. gegen Bretnig 1. 1:1 (0 :0). Turnerbund Puls nitz 4. gegen Schönbach 1. 1:1 (0 :1). Turnerbund Pulsnitz Jugend gegen Bretnig Lugend 2:2 (2:2). Die Spiele fanden unter den denkbar schlechtesten Bodenverhältnissen statt. Das Spiel der 3. Mannschaft muhte deshalb abgesagt werden. Die 2. Mannschaft schlug sich besser als erwartet; konnte sie doch gegen die guten Dretniger ein verdientes Llnentfchieden er ringen. Die Mannschaft sollte in dieser Besetzung nach Mög lichkeit Winterspielen. Die Erfolge dürsten dann nicht aus bleiben. Die 4. Elf hatte grohe Mühe, um gegen die sehr eifrigen Schönbacher ein Unentschieden zu erreichen. Wider Erwarten gelang es auch der Jugend gegen die körperlich weit überlegenen Dretniger ein Anentschieden herauszuholen. Grpbfch. Arbeiter-Tum- u. Sportbund Pulsnitz u.Pnlsnitz M.S. Handball Ergebnis: Pulsnitz 1. gegen Obersteina 1. 4:3 (Serien- lpiel). Die Pulsnitzer liehen sich vom Gegner nichts vor machen und waren infolge der letzten Meldungen auf den Posten. Hätte Obersteina das vielversprechende Anfangstempo durchgehalten, wäre vielleicht doch ein anderes Resultat her ausgekommen. Ebenso wäre das Spiel viel spannender ver lausen, so aber legte sich Obersteina in der zweiten Halbzeit (beim Spielstand von 2 :3 Toren für Obersteina) nur noch aus die Verteidigung des Tores. Llnsre Elf, welche jetzt gut besetzt ist, berechtigt zu guten Hoffnungen und dürfte den nächsten Spielen mit Vertrauen entgegensehen. Der Schieds richter (Kamenz) war ein guter Leiter. Brandenburgischer Kunstturnmeister im Zehnkampf wurde Wedekind-Forst mit 185 P. vor Bockenauer-Weißen- see, 173 Punkte. Sporibegeisterung. Acht wandern von Würzburg nach Leipzig zum Fußbaü- Länderkampf. Leipzig. Acht sportbegeisterte Jünglinge hatten sich zu Fuß von Würzburg aus aufgemacht, um in einem zwöls- tagigen Marsch Leipzig, die Stätte des F"ßball-Ländcr- kampfes, zu erreichen. Als sie in Leipzig eingetroffen waren, hatten sie keine Karten, da bekanntlich alle Plätze seit langem re tlos ausverkauft waren. Ein Appell an die Leipziger Sportwelt hatte Erfolg. In kurzer Zeit hatten die acht sport begeisterten Wanderer die notwendigen Plätze zum Länder- 1P el. Unter den Wanderlustigen befindet sich übrigens auch ein einbeiniger Kriegsverletzter, der auf zwei Krücken den größten Teil des Weges zurücklcgte. Ein treffendes Zeugnis für die Sportbegeisterung. schieden werden muß zwischen der O st - W e st - Z-ah r t und zwischen der West-Ost-Fahrt sowie zwischen der kürzeren Winterroute und der längeren Sommerroute. Ferner ist zu beachten, daß auf dem Wege von West nach Ost, also auf der Heimreise, die Uhr in 24 Stunden eine Stunde vorausqestellt'wird, so daß ein Etmal, d. h Zeit von Mittmszu Mittag, in dieser Richtung nur 23 Stunden um- saßt, während in der umgekehrten Richtung, also aus der Ausreise, das Etmal 25 Stunden beträgt. In Anbetracht dieser Verhältnisse bedeutet also der neue Rekord der Bremen" die absolut schnellste Ueberquerung des Ozeans, die je ein Passagierdampfer erreichte. Die „Bremen" gewann das Blaue Band zum ersten Male auf ihrer Jungfernfahrt vor 3 Jahren mit 4 Tagen 17 Stunden 42 Minuten west- wärts auf einer längeren Sommerroute. Die bisher absolut kürzeste Fahrt vollendete sie am 22. Oktober 1929 mit 4 Tagen 17 Stunden 24 Minuten gleichfalls westwärts. Aus aller Wett Berlin. Fünf Kapitalflüchtlinge ver haftet. Auf Veranlassung des Steueraußendienstes beim Landesfinanzamt Groß-Berlin sind fünf Haftbefehle gegen Personen erlassen worden, die ihr Vermögen ins Ausland gebracht haben und selbst dorthin verzogen sind. Die Höhe des verschobenenKapitals beträgt ungefähr acht Millionen Reichsmark. Halle. Flog eine Erpressertaube zu ihm... Der evangelische Pfarrer des Ortes Gottschalk (Eichsfeld) fand vor der Tür des Pfarrhauses einen Sack, in dem eine lebende Brieftaube und ein Schreiben steckten. In dem Schreiben wurde er aufgefordert, der Taube einen Hundert- markschein umzuhängen und sie fliegen zu lassen, andernfalls würde er in nächster Zeit hinterrücks erschossen werden. Die Taube ließ man, nachdem die Polizei benachrichtigt war, wieder fliegen, aber ohne Geldschein. Cs ist noch nicht ge lungen, festzustellen, wohin sie geflogen ist. Halle. Weltbekannter Schmetterlings forschergestorben. Der weltbekannte Schmetterlings forscher Professor Petry in Nordhausen wurde beim Betreten des dortigen Postamts 74jührig von einem tödlichen Herz schlag getroffen. Petry hat auf zahlreichen Reisen die Schmetterlingsarten Europas erforscht. Seite Sammlung umfaßt Tausende von Schmetterlingsarten. Jessen (Elbe). Landjäger erschießt Russen in Notwehr. Zwischen Markfredersdorf und Nelnitz er schoß der Landjäger aus Seyda den russischen Arbeiter Pokotschalow aus Markfredersdorf. Der Russe stand im Verdacht, im Besitze von Schußwaffen zu sein. Seit einigen Wochen war er flüchtig, Montag früh begegnete ihm der Landjäger auf der Straße zwischen Markfredersdorf und Nelnitz. Pokotschalow bewarf den Landjäger mit Steinen, worauf dieser den Revolver zog und auf den Russen schoß, der sofort tot war. Altona. Geld oder Gewalt. Hiesige Geschäfts leute bekamen in den letzten Tagen zahlreiche anonyme Briese von Erpressern, in denen um Uebersendung von Geldsummen l ersucht wurde, widrigenfalls man Gewalt anwenden würde. IN von MSM8S ronnsvoi'o K I K z o kr 8 7) l5 So war es ihr zum Beispiel nicht ganz zufällig zu Ohren gekommen, wo und wie Vie Frau Major von Feld heim lebte. Von den einhundertzweiundsiebzig Be werbungsschreiben, die sie durch eine Agentur aus eine Annonce nach einer Privatsekretärin erhalten, war das eine von Nora von Feldheim gewesen, und die beigelegtc Photographie hatte so unverkennbar verwandtschaftliche Züge aufgewiesen, das ernste, sachliche Schreiben des jungen Mädchens hatte ihr so gut gefallen, daß sie mit ihrem Sohne in eine lange und eingehende Beratung ein getreten war. Das Resultat waren einige weitere Retuschie rungen in dem beabsichtigten Schreiben. „Mit Verwandten mutz man doppelt und dreifach vor sichtig fein!" hatte sich die welterfahrene Dame gesagt. „Also nur keinerlei feste Bindungen. Aber wenn es sich machen ließe — warum das Gute, das man zu vergeben Hai, nicht Leuten zuführen, die schließlich noch ein wenig An recht auf einen haben? Und Feldheim, den ich, als er ein blutjunger Leutnant war, einige Male gesehen habe, Ivar ein feiner, lieber Mensch!" „Arme Verwandte?" hatte der junge Vollwank kopf schüttelnd gesagt. „Mutter, Mutter, setz' dir keine Läuse in den Pelz!" Man kam sich — wahrlich — von beiden Seiten mit der genügenden Vorsicht entgegen. „Wenn es unerträglich sein sollte, Nora", prägte die im Abschiedsschmerz besorgte Frau Major, bereits mit ihr auf Dem Bahnsteig wartend, der Tochter noch einmal ein, „so schreibst du um ein Paar schwarzseidene Strümpfe. Dann Depeschiere ich sofort, dah du wegen einer Erkrankung im Hause zurückkommen mußt. Du brauchst dann, solange du die Gastfreundschaft dort genießt, kein mißbilligendes Wort zu schreiben — und wir verstehen uns doch. Vergiß es nicht, liebes Kind!" Nora lächelte. „Wir wollen uns nach keiner Richtung hin Illusionen machen, Mutter!" „Illusionen? Ich bitte dich, Kind! Ich bin nur in Sorge. Sie sind uns so fremd — und kommen doch mit den Anmaßungen von Verwandten an uns heran." „Nun, die Briefe der .Tante Barbara' — ich hab' es nicht gern, daß ich sie gleich so nennen soll; aber da ist ja nun nichts zu machen —, die waren doch recht rücksichtsvoll und fein. Wir wollen versuchen, nach keiner Richtung hin Vorurteile zu haben." — Als der Berliner O-Zug in den Hauptbahnhof Barmen einlief, eine Minute verschnaufte und dann von neuem los- keuchte, Richtung Elberfeld—Köln, da stand Frau Barbara Vollwank erst kurze Zeit auf dem Bahnsteig und schaute sich nach ihrem Gast um. Aus der nicht allzu großen Zahl der Aussteigenden löste sich die sehr schmale und schlanke Ge stalt eines jungen Mädchens in einfachem, dunklem Strick kleid, das einen mittelgroßen Handkoffer, der nicht ganz leicht schien, mit entschlossener Kraft, doch entschieden etwas außer Atem, den Zug entlang trug. Man sah ein blasses, schmales Gesicht mit regelmäßigen Zügen, einem ziemlich großen, aber fein geschnittenen Mund — und sehr dunklen, leuchtenden, das ganze Antlitz beherrschenden Augen. Der Vater, wie er damals war, vor bald fünf- unddreißig Jahren, dachte Frau Barbara. Aber obwohl sie die junge Verwandte sogleich erkannte, wandte sie sich halb ab und schaute interessiert nach dem anderen Ende des Zuges. Wie sie sich wohl einzuführen versteht?, dachte sie. Daran erkennt man immer schon eine ganze Menge! „Gnädige Frau gestatten: Nora von Feldheim!" klang eine weiche, tiefe Stimme neben ihr. „Habe ich die Freude, Frau Vollwank zu sehen?" „Ei, sieh da, Kind — das ist ja hübsch! Nun, hast du eine gute Reise gehabt, Nora?" „Danke, ein bißchen heiß! Die Julisonne hat's in sich!" Frau Vollwank hatte einem Manne zugewinkt, der be scheiden ein paar Schritte entfernt wartete. „Gib deinen Koffer unserem alten Eschholz, Nora! Er trägt ihn an den Wagen." Nora zögerte einen Augenblick; sie war es nicht ge wöhnt, sich bedienen zu lassen. Aber dann trieb ihr der leicht verwunderte Blick der „Tante" eine seine Röte in die Wangen, und sie gab dem Diener, dessen blaue Livree ihn ein wenig wie einen uniformierten Beamten ausschauen ließ, ihre Last. „Meine Mutter und meine Schwester sowie unsere Jungens lassen vielmals grüßen!" sagte Nora etwas ver legen und steif, während man die Treppe hinunterschritt. „Danke! Es ist sehr nett von deiner Mutter, daß sie dich mir für eine Weile überläßt. Wenn man alt wird —" „Oh, Tante Barbara!" „Was denn, Kind?" „Alt? Du? Ich hatte dich mir ganz anders vorgestelll. Du schriebst, du seiest zweiundfünfzig Jahre alt..." „Und das stimmt, Nora! Keine Frau macht sich un nötig älter, als sie ist." „Aber — du schaust so jung aus! Wie ist das mir möglich?" „Willst du neben mir sitzen oder lieber im Sessel hinter mir? — Ja, so kann man besser miteinander plaudern — vann kommt man nicht so ganz fremd zu Hause an. Doch, Nora, ich fahre selbst, lange schon. Du kannst dich mir ohne Furcht anvertrauen. Ja, Kind, ich bin ein moderner Mensch. Wer früh selbständig wird und eine große Firma mit leitet, die sich immer und immer wieder anpassen nnv umstellen muß, wenn sie ihre alte Bedeutung behalten will, der hat keine Zeit zum Verkalken, zum Grillenfangen, znm Klagen und zum Altwerden. Meine Tage sind immer zn schnell vergangen, meine Jahre waren immer zu kurz — nie bin ich ganz fertig geworden mit dem, was ich mir vorgcnommen hatte — und so scheine ich vielleicht ein wenig jünger, als ich bin. Aber bedenke, mein erster Sohn wäre, wenn er noch lebte, dreißig Jahre alt." »lk »«tl« 7 OopzkrjxUt Martin keucdtvvsnLvr,