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Nr. 43 Pulsnitzer Tageblatt — Sonnabend». M Februar 1932 gewerbes, Einführung der allgemeinen Wehr- und Arbeits- > dienstpflicht. durch Neusiedlungen und Unterbindung der Ein fuhr aller ausländischen Dinge, die nicht zur Erhaltung unserer Existenz notwendig wären, ginge die einzig mögliche Bahn aus dem Chaos und der beginnenden Anarchie zur Freiheit Les Bölkes und zu Arbeit und Brot für alle, die heute auf der Straße liegen. — Kein Arbeiterführer sprach zur Debatte, um die Ausführungen des Redners zu widerlegen. Dresden. Neuer Leiter der Fachschule für Textilindustrie. Zum Nachfolger des Ende März dieses Jahres in den Ruhestand tretenden Oberstudien direktors Prof. Gräbner von der Sächsischen Höheren Fach schule sür Textil-Jndustrie hat der Schulvorstand Dr. Ing. Walter Frenzel gewählt. Scitcndors bei Zittau. Brandstifter ges atzt. In Robnau wurde der hiesige Gastwirt Filla wegen Ver dachts der Brandstiftung an seinem eigenen Hause, das bis auf die Grimdmaucrn cingeäschcrt wurde, verhaftet. Tas Grundstück brannte während der Abwesenheit Fillas und dessen Frau nieder. Mit der Aufklärung des Falles ist inan noch beschäftigt. Wurzen. Zwei Brüder ertrunken. In Deuben vergnügten sich die beiden sechs- und neunjährigen Herbert und Alfred Schaarschmidt auf dem Eise der Mulde. Plötzlich brachen sie an einer dünnen Stelle ein. Die Kinder versanken in den Fluten. Auf ihre Hilferufe eilten zwei in der Nähe befindliche Arbeitslose aus Wurzen herbei, vermochten aber trotz großer Anstrengungen den beiden Kindern keine Hilfe zu bringen, so daß sie ertranken. Hofrat Seyfferts 20. Geburtstag. Ehrendoktor der Universität Leipzig. Schon in der frühen Morgenstunde begannen die Ehrungen und Gratulationsbesuche bei Hofrat Seyffert, dem Siebzigjährigen, in seiner Wohnung in Dresden. Die ersten waren die Zither- und Lautenspieler der Lands mannschaft der Bayern. Dann gab buchstäblich ein Gra tulant dem anderen die Türklinke in die Hand. Unter den vielen Glückwünschen seien besonders die des in zwischen verstorbenen sächsischen Königs erwähnt, die dieser dem General O'Byrn zur Übermittlung aufgetragen hatte Weiter gratulierten unter anderem die sächsische Staats- regrerung, der Ministerpräsident und der Rat zu Dresden. Anton Gunther sang zur Laute „Das Lied vom Vaterhaus". Den offiziellen Festaktns gab es dann später im Kur- länder Palais, in dem alle die Deputationen und Promi nenten versammelt waren, die dem Jubilar ihre Hul digungen bringen wollten. Der stellvertretende Vorsitzende des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Geheimrat Meinel (Tannenberg), gedachte in seiner Festrede zu nächst des verstorbenen Königs, dem die Heimatschutzbewe gung viel zu verdanken hatte, und wies auf den Widerhall der Jubelfeier des Hofrats im Volke hin, der den besten Beweis sür die Bedeutung und volkstümliche Lebendigkeit des Seyffertschen Werkes sei. InnenministerRichter betonte für die Staats regierung die Bedeutung der Bemühungen Seyfferts für die Wiedererweckung der Liebe zu Volkskunst und alten Bräuchen. Oberbürgermeister Külz sprach die Glück wünsche für die Stadt Dresden aus. Der Jubilar habe sich, so führte er aus, durch sein Leben und Wirken im Herzen der Dresdner Bevölkerung ein schöneres Denkmal gesetzt, als es Künstlerhand bilden könne. Für die Leipziger Universität sprach Prof Dr. Mogk, der Hofrat Seyffert die Würde eines Ehrendoktors an der Leipziger Universität verlieh. Der Geehrte dankte gerührt und in seiner schlichten, warmherzigen Weise. Dieser Ehrentag wird ihm Beweis gewesen sein, daß sein Weg allzeit der richtige war. ... Neue Notverordnung zur Osthilfe. Reichspräsident v. Hindenburg hat eine neue Notverord nung, die sich mit Maßnahmen für das Osthilfe - gebiet befaßt, unterzeichnet. Die Notverordnung bringt zunächst eine Neuregelung für die Provinz O st - preußen derart, daß jetzt etwa 13 000 Betriebe, besonders im Grenzgebiet, die durch das alte Östhilfegesetz umgeschuldet worden sind, und die durch den Sturz der Beredlungspreise unverschuldet in neue Not geraten sind, ebenfalls das Siche- rungsverfahren beantragen können. Ferner wird die Frage der D ü ng e m i tt e l k re d i te sür das OsthKsegebiet ge regelt. Die allgemeine Düngemittel-Notverordnung sah im 8 4 vor. daß das Osthilfegcbiet von diesen Maßnahmen aus geschlossen sei. Diese Lücke wird jetzt durch die neue Notver- ordnung ausgefüllt. Sie wirkt sich, wie von zuständiger Seite betont wird, zum Schutze der Gläubiger aus. Die Landwirte wären jetzt in der Lage, Düngemittel auf dem Kreditwege zu beziehen. — Schließlich ordnet noch die neue Notverordnung Maßnah men zum Schutze der Landarbeiterschaft im Osthilfegebiet an. Künf tig sind Deputate, die einen Teil des Lohnes darstellen, unpfändbar. * Die Reichsregierung hat auch eine neue Durchfüh rung s ve r o r d nun g Devisen Verordnung erlaßen, die erhebliche Verschärfungen der Bestimmungen vorsieht. Die Durchführungsverordnung bestimmt u. a., daß Reichsmarknoten, die aus dem Ausland oder dem Saar gebiet an inländische Kreditinstitute eingesandt werden, dort nur auf Sperrkonto gutgebracht werden dürfen. Auch der Erlös aus Wertpapierverkäufen und der Erlös aus der Liquidierung anderer inländischer Vermögensanlagen von Ausländern, insbesondere aus Gmndstücksverkäüfen, soll nur am ein Sperrkonto gebracht werden. Verschmelzung Commer zbimk- Barmer Bankverein. Der Barmer Bankverein wird mit der Commerz- und Privatbank verschmolzen werden. Ueber Einzelheiten des Fusionsplanes liegen Angaben noch nicht vor. Die Commerz- und Privatbank, die 1930 ihre Dividende von 11 auf 7 Prozent ermäßigte, verfügt über ein 'Aktien kapital von 75 Millionen Reichsmark und ein Eigenkapital von 115 5 Millionen Reichsmark. Der Barmer Bankverein konnte 1930 8 Prozent Dividende auch chutte» gegen 10 Pro zent in, Vorjahr. Das Kapital dieses westdeutschen Instituts 75 Jahr- Norddeutscher Lloyd. Der Norddeutsche Lloyd in Bremen, neben der Hapag die größte deutsche Schiffahrts gesellschaft, feiert am 20. Fe- bruar sein 75jähriges Bestehen. Der erste Ueberseedampfer des Norddeutschen Lloyd, die im Jahre 1858 in Dienst gestellte „Bremen". Rechts: H.H.Meier, der Begründer des Norddeut schen Lloyd. Am 20. Februar 1857 wurde in Bremen der Grund stein gelegt zu einer der größten und leistungsfähigsten deut schen Reedereien und damit zugleich zu einem ungeahnten Aufschwung der deutschen Schiffahrt und des deutschen See- Mrdels im allgemeinen. An diesem Tage wurde durch den Zusammenschluß von vier kleineren Reedereien an der Weser ^er Norddeutsche Lloyd gegründet, um bei den sich immer ,-nger knüpfenden Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten eine allen Anforderungen ent sprechende Dampferverbinduvg zwischen Bre- menundNewVorkzu schaffen. Die treibende Kraft war der Bremer Konsul H. H. Meier, der auch der erste Präsident der neuen Gesellschaft wurde. Leiner richtunggebenden Leitung ist es auch zu danken, daß sich aus der neugegründeten Reederei bald ein führendes und geachtetes deutsches Unternehmen entwickelte, das zunächst «ur mit vier Dampfern, darunter der alten „Bremen", die Hirne nach New Port eröffnete, das aber sehr bald sein Linien netz nach weiteren Hafenplätzen in Nord- und Südamerika llusdehnte. Neben der Erweiterung der Verkehrsbeziehungen galt es, die technische Entwicklung der Schiffe zu fördern. Der Lloyd war es, der zuerst in den achtziger Jahren mit neuen großen Schnelldampfern auf den Plan trat, die nicht nur in allen Schiffahrtskreisen Aufsehen, sondern auch bei oen Reisenden höchste Bewunderung erregten und der Ree derei einen durchschlagenden Erfolg brachten. Im Jahre 1914 besaß der Lloyd nicht weniger als 494 Schiffe mit einem Gesamtraumgehalt von ungefähr 1 Million Brutto-Register-Tonnen. Auf mehr als 40 Linien wurden von diesen Schiffen rund 200 Häfen in aller Welt regel mäßig angelaufen. Zwar mutzte auch der Lloyd nach dem Krige fast seine gesamte Flotte an den Feindbund abliefern, aber der ungebrochenen Tatkraft seiner Führer verdankt die Reederei ihren erfreulichen Wiederaufbau in den letzten zehn Jahren. Heute erreicht der Tonnengehalt der Lloyd-Schiffe beinahe wieder den Vorkriegsstand, nicht zuletzt dank dem kühnen Bau der beiden Rresenschiffe „Bremen" und „L urop a", die nach langen Jahren das „Blaue Band desOzeans" wieder der deutschen Flagge zurückgewinnen konnten, die aber vor allem und erfreulicherweise den Strom der Reisenden über den Nordatlantik in stärkstem Maße auf sich gelenkt haben. So stark auf sich gelenkt haben, daß heute die deutschen Passagierdampfer trotz des starken Rückgangs im Passagirrverkehr die bestbesuchten innerhalb der inter- nationalen Schiffahrt sind. Daß übrigens heute gerade See- reisen auf deutschen Dampfern auch von wirtschaftlichen Ge- sichtspunkten aus außerordentlich empfehlenswert sind, liegt auf der Hand; denn es kommt beinahe jeder Pfennig, den man für eine solche Reise anlegt, der deutschen Wirtschaft zugute. Tatsächlich ist die Seereise auf deutschen Schiffen der einzige Weg, der die Forderungen des Wirtschastspatrio. tismus in der Frage der Auslandreisen voll erfüllt und der zugleich wohl auch die schönste und bequemste Reisemöglichkeit überhaupt verkörpert. Gerade die beiden Großschiffe „Bremen" und „Europa" sind ein leuchtender Beweis für Deutschlands ungebrochen« Schaffenskraft; sie mögen uns aber an diesem Gedenktage auch eine Mahnung sein, daß der Deutsche die unverzagte Arbeit seiner Reedereien tatkräftig unterstützen und bei allen seinen Reisen und Verschiffungen nur die Schiffe der eigenen Handelsflotte benutzen soll. Man dorn. betrug 35,8 Millionen Reichsmark, denen Rücklagen von 18 Millionen Reichsmark hinzuzurechnen sind. Die Bilanz, summe des Instituts stellte sich auf M4 Millionen Reichs mark, die Bilanzsumme der Commerz- und Privatbank wurde 1930 mit 1,8 Milliarden Reichsmark angegeben. Vertagung der Abrüstungskonferenz in Aussicht genommen. Genf. Das Präsidium der Abrüstungskonferenz hat be schlossen, bis Dienstag keine Bollsitzungen abhalten zu lassen. Dienstag tritt das Präsidium von neuem zusammen, um über den weiteren Gang der Arbeiten zu berate». Man be absichtigt, im Laufe der nächsten Woche den politischen Kon serenzausschuß zusammentreten zu lasse», um zunächst z» den vorliegenden zahlreichen Vorschlägesi der einzelnen Regie rungen Stellung zu nehmen. Man nimm: an. daß die Kon ferenz etwa am 20. März auf einige Wochen vertagt werden wird. Vor einer Vollversammlung des Völkerbundes. Zum 3. Mätz cinberufcn. In der voraussichtlich letzten öffentlichen Sitzung des Völkerbun.dsrates vor dem Zusammentritt der Voll versammlung des Völkerbundes fand eine außerordentlich scharfe Auseinandersetzung zwischen den Vertretern Ja pans und Chinas statt. Die Sitzung begann mit der Mit teilung des Natspräsidentön Paul-Boncour, daß der Vol- kerbundsrat auf Grund des chinesischen Antrages nunmehr zur Einberufung der Vollversammlung des Völkerbundes schreiten müsse. Nach vierstündigen Verhandlungen wurde auf Grund des Antrages der chinesischen Regierung beschlossen, eine außerordentliche Vollversammlung des Völkerbundes zum 3. März nach Genf einzubcrufcn. Sämtliche 54 Mitglieds staaten des Völkerbundes werden ersucht, Vertreter zu der Vollversammlung zu entsenden. Die chinesische und japa- üifche Regierung werden aufgefordcrt, unverzüglich eine eingehende Darlegung der Konsliktslage zu übermitteln. Über den Verlauf der Verhandlungen liegt nachstehen der Bericht vor: Chinesisch-japanisches Rededuell. Der chinesische Gesandte Jen gab zunächst n größter Erregung eine kurze Erklärung ab. Die Feind seligkeiten in Schanghai hätten den Charakter eines offenen Krieges angenommen. Das japanische Ober kommando habe 40 0W Mann in Schanghai gelandet, die mit Giftgasbomben und Dum-Dum-Geschossen ausgerüstet oorgingen. Die Lage sei völlig unhaltbar. Die chinesische Regierung ersuche daher den Völkerbundsrat zum sofor tigen Zusammentritt, um unverzüglich Gegenmaßnahmen zu ergreifen, da sonst ein furchtbares Blutbad in den nächsten Tagen stattfinden würde. Der japanische Botschafter Sato gab so- sann unter der größten Spannung eine grundsätzliche Er klärung ab. Scharf protestierte er gegen die Behauptung oer chinesischen Regierung, daß Vie japanischen Truppen Äiftgasbomben und Dum-Dum-Gcschosse verwendeten. Die Manischen Truppen besäßen lediglich Rauchbomben, die LerschleierungszweckeN dienen. Der Völkerbundspakl könne irur bei einem Konflikt Mischen zivilisierten Staaten in Frage kommen. China befinde sich seit zehn Jahren in dem Zustand eines fortgesetzt^. vollständiger ckuordnung und der Auflösung. Die Sicherheit der Aus- iänder sei nicht mehr gewährleistsr. Niemand könne den Schutz der japanischen Interessen Japan abnehme». Die Mandschureisragc. Der japanische Botschafter erklärte sodann, er habe oem Völkerbundsrat eine bedeutsame Mitteilung zu machen: Die Unabhängigkeit der Mandschurei sei soeben tusgerufen worden. Japan habe weitgehende Interessen in der Mandschurei und sehr durch das Vorgehen der Chinesischen Gouverneure gelitten. Die japanische Regierung unterstütze daher die Unabhängigkeitsbewegung in der Mandschurei. Wenn China einmal eine normale Zentral- Regicrmig habe, sei die japanische Regierung bereit, sich mit China über das endgültige Schicksal der Mandschurei zu verständigen. Japan verfolge keinerlei territoriale Ab sichten in der Mandschurei. Die japanische Regierung sei bereit, ihre Truppen aus der Mandschurei zurückzuziehen, sobald der japanischen Auswanderung und den wirtschaft- licyeii Interessen keine Schwierigkeiten mehr bereitet würden. Der Schutz der japanischen Interessen müsse dann oo» einer neutralen Streitmacht übernommen werden. Ein Verlegcnhcitsbcschluß. Nach Schluß del Aussprache beschloß der Völkerounds- rat auf Grund eiües Vorschlages des Natspräsidenteu Paul-Boncour, an die japanische und chinesische Regierung folgende Aufforderung zu richten: I. Verlängerung des lUtimatums; 2. Sofortige Wiederaufnahme der direkten Verhandlungen; 3. Einschaltung neutraler Truppen zwischen den japanisch-chinesischen Kampflinien, um den Ausbruch von Feindseligkeiten nach dem Ablauf des Ulti matum^ zu vermeiden. Ferner wurden die Vertreter der Großmächte ersucht, ihren Vertretern in Schanghai sofort telegaphisch diesen Vorschlag des Volkerbundsrates zu übermitteln. Kanadische Flieger bieten sich China an - ^/"wa. Fünfzig infolge der Sparmaßnahmen entlassene kanadische Füegeroffiziere und 200 Flugzeugmechaniker haben Lem chinesischen Generalkonsul in Ottawa eine Denkschrift überreicht, in der sie ihre Dienste zur Verteidigung Chinas anmeten. Sie würden zwei vollständige Flugzeuggefchwader stellen, von denen jedes mit 18 Maschinengewehren ausgerüstet sein würde. Im Bedarfsfälle würden sich entlassene amerika nische Fliegeroffiziere der Gruppe anschliehen. Die Gesamt kosten bei Uebernahme Ler Geschwader würden sich auf 2 600 000 Pfund belaufen. Neueste Drahtmeldung Dresden, 20. Februar 1932, 13,30 Uhr. (T.-U.) Volksentscheid für di« Auflösung des Sächsischen Landtages am 10. oder 17. April Dresden. Amtlich wird mitgeteilk, daß am 10. April der Volksentscheid für Lie Auflösung des Sächsischen Landtages stattfindet. Sollte am 10. April ein zweiter Wahlgang der Reichspräsidentenwahl sein, so wird der Volksentscheid auf den 17. April festgesetzt. Landeswefterwarte Dresden (Nachdruck verboten) Vorwiegend bewölkt, besonders anfangs noch Schneeschauer, Temperaturen in der Ebene um den Nullpunkt schwankend, Gebirge anhaltend vorwiegend leichter Frost, nächste beiden Nächte in Aufklarungszonen wieder etwas verstärkter srost. Winde aus nördlicher Richtung, zeitweise besonders »n Ge- Vei Erkältungskrankheiten, bei Schmer len rheumatischer, gichtischer und nervöser Art haben sich Togal- Tabletten hervorragend bewährt. Togal beseitigt die Krankheitsstoffe aus natürlichem Wege! Fragea<Sie Ihren Arzt. i2.b"/o o.«.. LKin.. ^->4 -c-I. »iic.