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Pulsnitzer Tageblatt : 03.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193202031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19320203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19320203
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-03
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 03.02.1932
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Nr. 28. Paralysieren und die Nationen immer wieder in das Wettrüsten schleudern. Die moderne Geschichte kennt genug Beispiele der Irrtüm lichkeit der Auffassung, daß die Sicherheit einer Nation m direktem Verhältnis zu der Stärke ihrer Rüstungen steht. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die gegenwärtige Gene- ration immer argwöhnischer gegenüber dem sogenannten bewaffneten Frieden wird, der bisher die einzige Garantie gegen den Krieg war. Immer stärker ist die Erkenntnis im Wachsen, daß es keine größere und sicherere Bedrohung des Friedens und der Sicherheit gibt, als die Aufrechterhaltung der außer gewöhnlichen Rüstungen. Die Mitglieder des Völkerbundes haben sich im Artikel acht des Völkerbundspaktes verpflichtet, daß die Aufrechterhaltung des Friedens eins Herabsetzung der natio nalen Rüstungen zu dem niedrigsten Punkte fordert, der mit der nationalen Sicherheit vereinbar ist, und mit gemeinsamem Vorgehen die internationalen Verpflichtungen zu stärken. Es bestand bisher das allgemeine Erwarten, daß die Verpflich tung des Artikels acht des Völkerbundspaktes so schnell wie möglich ausgeführt würde. Diese Verpflichtung bleibt weiter auf allen Mitgliedern des Völkerbundes lasten, und jeder einzelne muß jetzt versuchen, den Völkerbund von dieser Ver pflichtung zu befreien. Der Völkerbund hat bisher keine Zeit verloren, dieses Problem in Angriff zu nehmen." Präsident Henderson gab sodann einen langen histori schen Ueberblick Uber das bisherige Verhalten des Völker bundes auf dem Gebiete der Abrüstung, schilderte die Ver handlungen der Völkerbundsversammlungcn, des Völker- bundsratss und des Vorbereitenden Abrüstungsausschusses. Die Abrüstungskonferenz müsse jetzt die endgültigen Zahlen für dir Herabsetzung und Beschränkung der Rüstungen bestimmen. Der Abkommenscntwurf sei vielfach auf starken Widerstand gestoßen. Selbst über die Methoden der Abrüstung be ständen verschiedene Auffassungen. Einzelne Artikel in dem Entwurf würden von der Mehrheit angenommen werden. Zahlreiche Vorbehalte seien von den verschiedensten Seiten an gemeldet worden. Zum Schluß erklärte Henderson, daß das Problem der Abrüstung von lebenswichtiger Bedeutung für die gegenwärtige schwere Wirtschafts, und Finanzkrise sei, mit der die meisten Nationen heute zu kämpfen hätten. Die finanziellen Lasten der Rüstungen und der vergange nen Kriege seien eine der hauptsächlichsten Ursachen der heutigen schweren Lage und der zerrütteten Staatshaus- halte in verschiedenen Ländern. Zweifellos werde es schwierig sein, eine gemeinsame Lösung für die Herabsetzung der Rüstungen in den verschiedenen Län- dern zu finden. Die öffentliche Meinung verlangt, daß jetzt eine wesentliche Herabsetzung der auf allen Völ kern lastenden Heeresausgaben erreicht wird. Die Welt ver- langt die Abrüstung. Die Welt braucht Abrüstung. Die Konferenz hat es in ihrer Macht, das Schicksal der Weltge schichte zu bestimmen. Henderson schloß dann mit den bedeu tungsvollen Worten: „Gegenwärtig kann es nur eine Gleich- heit der Rechte für jede Nation in der von uns gebauten freien Gesellschaft der Völker geben. Es kann nur die Brü derlichkeit aller Völker geben, die in Zukunft nicht mehr Feinde, sondern treue Freunde sein werden. Es kann nur letzt die Freiheit für jedes Volk geben, sein Leben ohne Furcht vor Ungleichheit, vor Bedrückung oder Krieg leben zu können." O ertlich es und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) Pulsnitz. Fundgegen stände. Als gefunden abge geben wurde ein Herrenfahrrad. — Ms verloren gemeldet Wurde eine dunkelblaue Lederhandtasche mit Inhalt. Diese Tasche wurde von einer Frau mit einem Fahrrade aufge hoben. Dieselbe wird gebeten, die Handtasche in der Polizei wache abzugeben. — Obstbauberatung. Donnerstag, 4. Februar, vor mittags 10—12 Ahr, findet im Gebäude der Amtshauptmann schaft Kamenz die allmonatlich am ersten Donnerstag vorge sehene kostenlose Obstbauberatung durch den Obstbauinspektor der Kreishauptmannschaft statt. Erinnert sei nur an die Auswahl geeigneter Obstsorten zur bevorstehenden Pflanzzeit, die Beschaffung von sortenechten Edelreisern zum Ampfropfen wenig wertvoller Bäume und an die wichtige Schädlings bekämpfung im Winter. Auch über alle sonstige Fragen des Gartenbaues wird bereitwilligst Auskunft erteilt. — Gelöste Fahrkarten werd e n z u rückgenom - m e n. Eine bereits gelöste Fahrkarte kann ohne weiteres kurz vor Abgang Les Zuges zurückgegeben oder umgetauscht werden. Hat man jedoch die Sperre bereits durchschritten und hat den Zug nicht benutzt, so muh man sich unmittelbar darauf bei dem diensttuenden Beamten melden und sich auf der Karte beschein nigen lassen, aus welchem Grunde man die Karte nicht benutzt hat. Am Schalter kann man dann den gezählten Betrag unter Abzug von V.20 AM zurückerhalten. — Wann gewährt das Reich Darlehen zur Errichtung von Kleingärten? Eine befriedigende Nutzung des Geländes durch Kleingärten kann nur erwartet werden, wenn diese wissen, daß ihnen das Gelände mindestens zehn Jahre überlassen bleibt. Nur bei längerer Pachtzeit wird der Kleingärtner bereit sein, den Boden ausreichend zu bearbeiten und auch Obstbäume und Beerensträucher anzu- pslanzen. Für die Aufschließung des Geländes und zur Be schaffung der einstweiligen Einrichtung gewährt das Reich Len Gemeinden auf Antrag unverzinsliche Tilgungsdarlehen unter folgenden Bedingungen: Die Kleingärten sollen in der Regel nicht unter 400 Quadratmeter groß sein. Als Klein gärtner kommen Erwerbslose und Kurzarbeiter in Frage, die sich freiwillig melden. Besonders bevorzugt sollen langfristige Erwerbslose und kinderreiche Familien werden. Die für Klein gärten benötigten Grundstücke sollen in erster Linie aus dem Eigenbesitz öffentlicher Körperschaften ohne Aufwand von Dar kapital zur Beifügung gestellt werden. Die Darlehen sind vom Beginn des Kalenderjahres ab, das auf die erste Ernte folgt,, längstens in zehn gleichen Jahresraten zu tilgen. Soweit in einer Kleingartenkolonie neben den Erwerbslosen und Kurz arbeitern auch Vollbeschäftigte Kleingärten erhalten sollen, kommt die Gewährung des Reichsdarlehens nur nach Maß gabe der Zahl der Erwerbslosen und Kurzarbeiter in Frage. Die Höhr des Reichsdarlehens soll 60 Mark für den Klein garten nicht übersteigen. Die Gewährung von Reichsdarlehen kann aber nur für die Errichtung von mindestens hundert Kleingärten in gefchlosfenen Gruppen in Frage kommen. Für die Errichtung vereinzelter Kleingärten können Reichsdarlehen nicht zur Verfügung gestellt werden. Pulsnitzer Tageblatt — Mittwoch, 3. Februar 1932 — Sächsischer Kleinhandelstag. Gemäß Be schluß des geschäftssührenden Vorstandes des Landesaus schusses Les Sächsischen Kleinhandels r. V., Sitz Dresden) wird der diesjährige sächsische Kleinhandelstag in Verbindung mit dem 26. Gautag des Gau Sachsen im Verband der Handelsschuh- und Rabattsparvereine Deutschlands am 5. und 6. Juni 1932 in Augustusburg (Erzgeb.) abgehalten. Wie uns weiter mitgeteilt wird, haben bereits prominente Führer des Kleinhandels zeitgemäße Referate zu diesen Tagungen über nommen, so daß berechtigt zu erwarten ist, daß sich auch der 17. sächsische Kleinhandelstag in Besuch und Verlauf würdig den voraufgegangenen anschliehen wird. — Warnung vor einem Betrüger bei Tisch lermeistern. Ein angeblicher Assekurant H. Kuller aus Lüneburg, gibt sich bei Tischlermeistern als Vertreter der „Eos" deutscher Bestattungs- und Lebensversicherungsgesell schaft in Düsseldorf aus, und teilt mit, daß er am Orte eine größere Anzahl Versicherungsnehmer geworben habe, und jetzt einen Tischlermeister suche, der im Sterbefalle die Särge zu liefern und auch die laufenden Inkassogeschäfte wahrzunehmen habe. Er hat sich sodann 8 bis 10 NM Gebühren bezahlen lassen und ist verschwunden. Kuller wird beschrieben: Etwa 27 bis 30 Jahre alt, hageres blasses Gesicht, im Nacken eine Narbe, ständig nervöses Zittern am Kinn, schwarzen Mantel mit Sammetkragen, dunkelbraunen Hut, schwarze Schnürschuhe. Lichtenberg. Theaterabend. Am Sonntag, 24. Ja nuar, fand in der hiesigen Turnhalle ein Theaterabend statt, Ler vom Männergesangverein „Liederkranz" veranstaltet war. Der starke Besuch der Veranstaltung zeigte, wie beliebt der artige Darbietungen sind. Es wurden zwei Stücke geboten. Das erste, „Das Glück im Forsthause", trug ernsteres Gepräge. Es lehrte an den Schicksalen einer unverschuldet in Not und Sorge geratenen adeligen Familie, daß wahres Glück nicht in Reichtum, Aeberfluh und Besitz, sondern im Frieden des Herzens besteht, der dem Menschen auf Grund von Gott vertrauen, edler Gesinnung und treuer Pflichterfüllung von Gott geschenkt wird. Das zweite Stück, „Der geplatzte Stroh- witwer", gehörte, wie seine Aeberfchrift schon zeigt, der heiteren Muse an. Es bot an drolligen Einfällen, spaßigen Verwick lungen und zwerchfellerschütternden Anmöglichkeiten so viel des Guten, daß die Zuhörerschaft aus dem Lachen nicht heraus kam. Da beide Stücke flott und mit Hingebung gespielt wurden, war der den Darstellern gespendete Beifall wohlver dient. Allen Mitwirkenden — der Spielleitung und den Dar stellern — wie auch dem Deutschen Turnverein, der seine schone Halle Lem Männergesangverein freundlichst zur Verfügung gestellt hatte, sei hiermit nochmals herzlich gedankt. Die wohl gelungenen Darbietungen, die jeden Zuhörer einmal auf kurze Zeit seine persönlichen Nöte und Sorgen vergessen ließen, werden gewiß allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben. D. Iesau. Bürgermeister-Wahl. Zu der am Sonn abend erfolgten Neuwahl eines Bürgermeisters anstelle des durch den Tod abberufenen Herrn Bürgermeister Scholze lag nur ein Vorschlag vor. Demzufolge fiel die Wahl auf Herrn Gutsbesitzer Deeg in Iesau. Kömgsbriick. Zusammenstoß politisch erGegner. Für Sonnabend hatte die „Eiserne Front" Versammlungen in mehreren Dörfern der Amgebung anberaumt. Zum Saalschutz waren etwa 150 Mitglieder des „Abwehrkartells" aus Rade berg auf Fahrrädern und in einem Lastwagen mit Anhänger in Königsbrück erschienen, die sich von hier aus nach den ver schiedenen Versammlungsorten begaben. Als ein Trupp abends zurückkam, geriet er an der Ecke Weißbacher und Hoyers werdaer Straße mit Rationalsozialisten aneinander. Dem sofortigen Eingreifen der Ortspülizei gelang es, die Kämpfen den zu trennen und Frieden zu stiften. Schwepnitz. Verhafteter Falschmünzer. Hier ist ein Mann festgenommen worden, der dringend verdächtig ist, mit Falschmünzern in Verbindung zu stehen. An der nahegelegenen preußischen Grenze waren in letzter Zeit mehrfach falsche Fünfmarkstücke aufgetaucht. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Demitz-Thumitz. Einbruch in das Stationsge bäude. In den Stationsraum des hiesigen Bahnhofs wurde ein Einbruch verübt. Die Täter sind von der Gleisseite aus mittels Sperrhakens, mit dem sie die Tür geöffnet haben, in den Raum eingedrungen und raubten aus einer verschlossenen, in einem Holzkasten am Fahrkartenschalter ausbewahrten Kassette 16 Mark, so Pfennig Wechselgeld haben sie zurück gelassen. Hierauf flüchteten die Diebe auf gleichem Wege. Die Gendarmerie ist ihnen auf der Spur. Bautzen. W e rk st a ttbra nd. Die Feuerwehr wurde Montag früh nach der Tuchmacherstrahe Nr. 22, Hinterhaus, gerufen, wo in einer Tischlerwerkstatt im 1. Stock ein Brand ausgebrochen war. Die Arsache war ein erhitzter Ofen, der am letzten Sonnabend nach Nrbeitsschluh nicht abgelöscht worden war. Trotz einer Isolierschicht (Asbest) zwischen Fuß boden und Ofen ist der Fußboden in einem Amfange von einem Quadratmeter vollständig durchgebrannt. Der Brand wurde durch die Feuerwehr gelöscht. Bautzen. Aus Ler Medizi na (Verwaltung. Die Stelle des Dezirksarztes für den Medizinalbezirk Bautzen ist vom 1. Februar ab dem Regierungs-Medizinalrat Dr. Sauer brey übertragen worden, der auch die Geschäfte des medizi nischen Rats bei der Kreishauptmannschaft Dautzen mit über nehmen wird. Die Verwaltung des Medizinalbezirks Löbau ist vom 1. Februar ab dem Bezirksarzt in Zittau mit über tragen worden. Zittau. In der Bezirksausschuhsitzung wurde mitgeteilt, daß die Erwerbslosigkeit im Bezirk am 15. Januar mit 12 621 Arbeitsuchenden den Höchststand erreicht hat, der bisher zu beobachten war. Lebhafte Klage geführt wurde über die schlechte Beschaffenheit der Straßen im Bezirk, die kaum noch zu befahren seien. Die Kritik, die früher an den Wege verhältnissen jenseits der Reichsgrenze geübt worden sei, treffe jetzt vollkommen auf die hiesigen Verhältnisse zu. Die Wege baubeihilfen, die das Ministerium zur Verfügung gestellt hat, sind aber so niedrig, daß damit nicht viel verbessert werden kann. "Auch der Dezirksverband ist in diesem Jahre kaum in der Lage, den Gemeinden nennenswerte Zuwendungen für diesen Zweck zu machen. Dresden. Dierpreissenkung. Der Verband des Gaststättengewerbes von Dresden und Amgebung beschloß mit den ihm angeschlofsenen Gastwirtsorganisationen eine Senkung Les Bierpreises für das Stadtgebiet Dresden. And zwar wird der Ausschankpreis für 6/20 Glas Vollbier um 3 auf 32 Pfg. herabgesetzt. Stollberg i. E. Dreistes Sittlichkeitsattentat. Wie unerträglich die Ansicherheit von Tag zu Tag wächst, weist ein dreistes Sittlichkeitsattentat, das am Freitag abend auf Mitteldorser Flur auf eine 30 jährige Handschuhnäherin aus Neuwiese verübt wurde. Ein bisher noch unbekannter Bursche überfiel im abendlichen Dunkel das erschrockene Mäd chen und versuchte, es zu vergewaltigen, wobei er ihm Len Mund zuhielt und rief: „Willst du nicht schreien". Anter Aufbietung aller Kräfte vermochte sich jedoch die Aeberfallene loszureißen, worauf sie der Rohling mehrfach ins Gesicht schlug und ihr ihre Aktentasche entriß, mit der er querfeldein in Oberwürschnitzer Richtung entfloh. Seite 2 Limbach. Die Suche nach den Lohngeld- räubern. Der Angestellten einer Frankenberger Firma war bekanntlich die Aktentasche mit 600 Mark von drei jungen Leuten, die einem Auto entstiegen waren, geraubt worden. Der in Chemnitz gestohlene Kraftwagen wurde nunmehr hier in der Hohe Straße aufgefunden. Von den Räubern fehlt noch jede Spur. Meerane. Ein Dieb schickt das Geld zu rück. Unlängst waren einem Bewohner in der Schäm berger Straße Geldscheine im Gesamtbeträge von 1700 Mk. gestohlen worden. Darunter befand sich auch ein Tausend- markschein. Alle Nachforschungen waren bisher vergebens. Um so erstaunter war der Bestohlene, als er jetzt einen gewöhnlichen Brief erhielt, in dem sich 1500 Mark be fanden. Der Brief, der in Gößnitz abgestempelt ist, war ohne jedes Begleitschreiben. Es wird angenommen, daß sich der Spitzbube nicht getraut hat, den Tausendmarkschein in Zahlung zu geben, ohne sich dabei verdächtig zn machen. Plauen. In engerer Wahl. Von den 43 Kandidaten für die Oberbürgermeisterstelle in Plauen sind vier Bewerber in die engere Wahl gezogen worden, und zwar Bürgermeister Dr. Schlotte und Stadtrnt Schmidt, beide aus Plauen, ferner Oberbürgermeister Arnold ans Gera und Stadtrat Dr. Böhme aus Chemnitz. Die Wahl wird in etwa ein bis zwei Wochen stattfinden. Hohenstein-Ernstthal. Geschichtliche Brand- ruine wird abgetragen. Im nahen Pleitza be ginnt man jetzt mit dem Abbruch der Ruine des am 18. August 1914 niedergebrannten Erbgerichts. Tie beim Brande unversehrt gebliebenen Gebäude stammen aus dem 13. Jahrhundert. Das heute noch bewohnte Haus enthielt die Amtsstube des Richters und dessen Wohnung, das gegenüberliegende Gebäude einen Tanzsaal, auf dem sich die Dorfjugend noch bis in die Mitte des vorigen Jahr hunderts vergnügte. Bereits 1731 fiel das wiederholt von Feuersbrünsten schwer heimgesuchte Lehngericht einem furchtbaren Dorfbrande zum Opfer, bei dem auch die Schule und die Kirche in Schutt und Asche gelegt wurden Bernsdorf bei Chemnitz. Rätselhafte Schüsse. Auswärtige Motorradfahrer gaben hier aus noch unbe kannter Ursache drei Schüsse ab. Die Kugel des ersten Schusses drang durch ein offenes Fenster des Ludwigschen Hauses und blieb in einer Wohnung stecken. Ein Ein wohner, der gerade zum Fenster hinausblickte, wurde glücklicherweise nicht verletzt. Die Kugel des zweiten Schusses blieb im Gartenzaun des Ludwigschen Grund stückes stecken. Die Kugel des dritten Schusses wurde nicht aufgefunden; es wurden aber drei leere Hülsen vor dem Steinbachschen Gasthause gefunden. Tumult im Dresdner Stadtparlament. Die Nationalsozialisten verlassen die Sitzung. Als in der Dresdner Stadtverordnetensitzung der nationalsozialistische Stadtverordnete Richter einen Antrag seiner Fraktion, alte und gebrechliche Wohlfahrtsunter- stützte von ver Konlrottpfllcht zu befreien, begründete, und dabei den Sozialdemokraten vorwarf, aus den schmutzigen Händen eines Franzosen Geld genommen zu haben, ent stand auf der Linken starker Lärm, der noch anwuchs, als Richter auf einen Zuruf des ältesten Stadtverordneten Fischer l (SPD.) antwortete: „Sie schützt nur Ihr Alter vor etwas anderem!" Schließlich mußte die Sitzung unter brochen werden. Bei Wiedereröffnung erklärte der Vorsteher im Namen des Vorstandes, daß Richter wegen gröblicher Verletzung der Würde des Hauses von dieser und der folgenden Sitzung auszuschließen sei. Dem Antrag wurde gegen die Nationalsozialisten und Kommunisten stattgegeben. Stadt verordneter Dr. Kluge (Nätsoz.) protestierte gegen den Ausschluß, da Richter zuerst und mit unerhörten Aus drücken angegriffen worden sei. Hierauf verließen die Nationalsozialisten geschlossen die Versammlung. Der Antrag wurde schließlich einem Ausschuß überwiesen. „Eine eiserne und sittliche Notwendigkeit." Dr. Goerdeler im Verband Sächsischer Industrieller. Vor dem Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller hielt Neichskommissar für Preisüberwachung, Dr. Goerdeler unter Darlegung seiner gewonnenen Er fahrungen eine Rede über die zur Herabsetzung des deut schen Preisniveaus im Erzeugung»- und Verteilungs- Prozeß notwendigen Maßnahmen. Der Redner ging davon uns, daß die Gesundung unseres Wirtschaftskörpers nicht durch einzelne Korrekturen an Symptomen, sondern nur durch die Lösung des gesamten Komplexes möglich ist, die durch Kriegsverlnst, Landverlust, Verlust an Sachgütern und Kapital, durch Reparationszahlungen, Verlust durch Inflation und übermäßige Verjchuldnng nach der Inflation, durch Irrtümer aller Art sowie durch Mangel der Wehrfreiheit aufgerollt sind, und deren un entrinnbaren Auswirkungen sich das deutsche Volk ohne jede Illusion klar werden muß. Daraus solgerte er die eiserne und sittliche Notwendigkeit, daß wir von dem klaren Bewußtsein der Armut in Arbeit und Lebensgestaltung ausgehend, unbeirrbar mit höchster Nüchternheit in den mehr oder minder langen Zeit raum eintreten müßten, der unter dem Zeichen einer uns aufgezwungenen Autarkie stehen würde. In steigendem Maße wird die Aufnahme deutscher War^n im Auslände erschwert und verweigert. Für die deutsche Industrie seien die Wirkungen besonders schwierig. Trotzdem seien wir dazu gezwungen, diesen Zeitraum aus -igenen Krästeu durchzuhalten, unsere moralische Widerstandsfähigkeit zu stärken, um die oberste Forderung, die Erhaltung des Staates, zu sichern. Diese Umstellung unseres Volkes und die Einstellung auf die Tatsachen dürfe nicht Zusammenbruch der Kaufkraft, sondern Erholung bedeuten, wie andererseits die Beseitigung unprovuktiver, Reibungsverluste erzeugender Überorganisationen in Ver waltung und Wirtschaft der gesunden Belebung der Pro duktions- und Konsumkraft nicht hinderlich sein könne.
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