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Pulsnitzer Faye blatt Beilage zu Nr. 29 Donnerstag, 4. Februar 1932 84. Jahrgang Am den VMDD - Pokal. Am 21. Februar kommt die 5. Runde (2. Hauptrunde) um den von der „Reuen Leipziger Zeitung" gestifteten Fußball-Pokal des Verbandes Mittel deutscher Dallspiel-Vereine zum Austrag. Die Auslosung hat folgende Spiele ergeben: In Sonneberg: Reustadt bei Cob. VfL gegen Leipzig-Eintracht. Schiedsrichter A. Grah mann. Anion Zella-Mehlis. In Chemnitz: Limbach SC gegen Mehla-Preußen. F. Spranger, VsV Glauchau. In Magde burg: Schönebeck VfD gegen Großröhrsdorf SC. F. Exner, 09 Cöthen. In Halle: Halle-Wacker gegen Glauchau DfD. O. Sellwig, Crick. Vikt. Magdeburg. Air Halle: Halle-Sport freunde gegen Langensalza-Preußen. W. Dittmar, 05 Raum burg. In Halle: Halle VfL 96 gegen Dresden-Ring-Greiling. K. Weichold, DFC Plauen. In Leipzig: Leipzig DsB gegen Magdeburg-Fortuna. F. Hums, 08 Meißen. In Plauen: Plauener Sport- und BC gegen Lauscha FC. G. Schulz, DfD Leipzig. — Alls Spiele beginnen am 21. Februar, 15 Ahr, nur Wacker-Halle gegen DfD Glauchau ist auf 28. Februar, 15 Ahr, verlegt. Meisterschaftsboxkämpfe in Dresden. Ain nächsten Montag bringt der Gau Ostsachsen im Mitteldeutschen Amateurboxver band im Dresdner Kristallpalast die Vorrunde um die Ver bandsmeistertitel zur Durchführung. Nach Ler Auslosung stellt der Gau Mittelsachsen mit seinen Meistern die Gegner für die Dresdner. Dem aus Angehörigen anderer Landesverbände be stehenden Kampfgericht werden sich vom Fliegen- bis zum Schwergewicht folgende Paarungen stellen: Fliegengewicht: Fickert (DSC) gegen Kroll (Chemnitzer BC), Bantamgewicht: Dendel (Dresdensia) gegen Daumgärtl (Chemnitzer BC); Federgewicht: Reuter (DAC 14) gegen Liebers (Chemnitzer DC); Leichtgewicht: KWÜ (DSL) gegen Gabler (Chemnitzer DC); Weltergewicht: Ramsch (DSC) gegen Schubert (Polizei SD Chemnitz); Mittelgewicht: Franke (D2lE 14) gegen Ahliq (Polizei SB Chemnitz); Halbschwergewicht: Kämpfer (DL Bilz) gegen Barthel (Samson-Zwickau); Schwergewicht: Wabnik (DAC 14) gegen Rauner (Chemnitzer BC). Aus Ler Sächsischen Lucnerschast. Die Denutzungsüber- sichten der drei Kreisjugendherbergen der Sächsischen Turaer- schast in Oberwiesenthal, Augustusburg und Brunndöbra sür das Jahr 1931 zeigen ein weiteres Anwachsen der Desuchs- zifsern der Herbergen. Die Jugendherberge im Oberwiesen thaler Kreisheim verzeichnet sür das Jahr 1931 eine Lieber- nachtungszisfer von 17 703, das bedeutet ein Mehr von rund 300 Aebernachtungen. Die Kreisjugendherberge Augustusburg zählte im letzten Jahre 3118 Aebernachtungen, auch hier äst ein Anwachsen der Aebernachtungen festzustellen. In der Kreis jugendherberge Drunndöbra zählte man 1931: 1774 Aeber nachtungen — Das Kreistreffcn der Spielleute der Sächsischen Turnerschast, das sür dieses Jähr in Freiberg vorgesehen war, wird nunmehr am 7. und 8. Mai in Dresden durchgefuhrt, da von allen Gauen nach Dresden bessere Fahrtverbmdungen sind. — Der Turngau Mittelelbe-Dresden führt dwses Jahr erstmalig in Ler pflichtspielsreien Zeit ab 1. Marz Max- Schwarze-Gedächtnisspiele im Hand- und Fußball durch, an denen alle Gaumannfchaften teilnehmen dürfen. Die Spiele werden nach dem Ausscheidungssystem durchgeführt. Das vorläufige Nennungsergebnis zur Deutschen Dtiineisterschaft in Schreibcrhau. Die Schreiberhauer Ver anstalter der diesjährigen Deutschen Skimeisterschaften haben sich veranlaßt gesehen, des bisherigen Schneenlangels wegen den Ncnnungsschluß auf den 8. Februar hinauszuschieben. Nichtsdestoweniger läßt sich schon jetzt aus der Zahl der vor liegenden Nennungen erkennen, daß die vom 12. bis 16. Februar stattfindenden Titelkämpfe des DSB. und des Reichsheeres eine sehr starke Besetzung aufweisen werden. — Das Wetter hat sich grundlegend geändert. Gewissermaßen über Nacht setzte Schneetreiben ein, das in Kürze eine Schneedecke von zehn Zenti meter schuf und mit einem Schlage günstige Sportverhältnisse zur Folge hatte. ' Die beiden Bobfahrer Brehme (links) und Fritz Grau, die mit dem Viererbob „Deutschland II" bei dem Training zur Mnterolympiade in Lake Placid verunglückten und zum Teil schwer verletzt wurden. Vom Reitturnier. Ein besonderes Ereignis war das Rekordhoch, springen. Neun Teilnehmer traten an. Einige schieden schon bei Höhen von 1,70 und 1,80 Meter aus. Bei 2 Nieter schied Dessauer aus. Diese Höhe übersprang der von Frhr. v. Buddenbrock-Pläswitz gezogene Schimmel Harald unter Rittm. v. Hülsen, ohne die oberste Latte auch nur zu streifen. Diese übersprang auch Sigrid, doch fielen infolge Ausschlagens zwei untere Stangen. Da der Sprung über 2,10 Meter beiden mißglückte, blieb Rittm. o. Hülsen vielbejubelter Sieger. — Meerkönig holte sich im Stechen den Grotrian-Steinweg- Preis. A. Holst führte den Holsteiner der Frau -Glahn zum Siege. Erfolg der Ostpreußen-Auktion. Di e Versteigerung von o st p re u ß i s ch e n Tur nier- und Gebrauchspferden in Berlin zeitigte ein erfreuliches Ergebnis. Der Preisdurchschnitt hielt sich auf un gefähr 1200 RM. Den höchsten Preis erzielte die wundervolle Schimmelstute Maiblume, die für 2150 RM in tschechischen Besitz überging. 1606 RM legte der bekannte tschechische Dressur- veiterkapitän Thiel aus Prag für Horoskop an. Weitere be merkenswerte Preise erzielte Liberins mit 2020 RM, Harz tropfen mit 1800 RM. Die Schimmeistute Barbara ging sür 1880 RM an die Turnierveiierin Frau Andreae-Militsch. Schmeling - Sharkey gesichert. Der Kampfkontrakt für die Austragung der Weltmeisterschaft zwischen dem Titelinhaber Max Schmeling und Jack Shar - key in New Jork am 16. Juni ist durch Hinterlegung von Kau- tionen bei der New-Yorker Boxkommission endgültig abgeschlossen. Schmeling und Sharkey ließen jeder 25 000 Dollar in veräußer- lichen Wertpapieren hinterlegen. Der Unstern über Lake Placid. Das Sportpech, unter dessen Unstern bisher das Training zu den Olympischen Winterspielen stand, hat wieder einen der führenden Titelanwärter aus dem Rennen geworfen. Gillis Grafft röm, der weltberühmte schwedische Eiskunstläufer, der zweimal den olympischen Titel erobern konnte und neben dem Oesterreicher Karl Schaefer als ernsthaftester Favorit für die Erhaltung des Titels bei den diesjährigen Spielen galt, mußte wegen einer vor mehreren Tagen erlittenen Verletzung die Be teiligung an den Spielen aufgeben. Die Verletzung hatte sich erheblich verschlimmert, so daß sich jetzt sogar Wasser im Knie angcsammelt hatte. Durch das Ausscheiden Grafströms entfällt für den Kunst- laufwcltmeister Karl Schaefer der aussichtsreichste Gegner für di« diesmaligen Spiele. Allgemein war man gerade aus ein Duell der beiden gespannt. * Eine Röntgenuntersuchung aller bei dem neuen deutschen Bobunglück Verletzten hat ergeben, daß die Verletzungen sich doch nicht als so schwer erwiesen, wie zuerst angenommen werden mußte. Am schwersten betroffen wurde der Bremser Brehme, bei dem eine erhebliche Kopfverletzung sestgestellt wurde. Seine recht« Hand ist angebrochen. Fritz Grau erlitt eine Schnlter- fraktur. Mit einer Teilnahme an den olympischen Bobkonkur- renzen ist keineswegs zu rechnen. Inzwischen hat starker Schneefall eingesetzt, zudem ist es wieder kälter geworden, so daß die Sportmöglichkeiien sich weiter verbessert haben. Aus dem Gerichlsfaal Die Sühne für den Tod des Konsuls Hansen. Dresden. Am 6. November v. I. wurde der 63jährige nor wegische Konsul Orloff Hansen von einem Auto übersahren und getötet. Der Führer des Mietautos, Eleklromeistcr Günther aus Freital, hatte sich deswegen und wegen eines wetteren durch übermäßig schnelles Fahren hervorgerufene» Unfalles vor dem 4. Gemeinsame» Schöffengericht zu verantworten. Das Gericht ging wegen der beispiellosen Fahrlässigkeit und auf dl« häufigen Trinkgelage des Angeklagten do,'- gesetzliche Höchststrafe heran und verurteilt- ^umycr wegen jahrlassiger Tötung und Führerflucht zu zwei 7^'" Monaten Gefängnis und wegen übermäßiger cjeichwmdlgkeli zu drei Wochen Haft. — Ein Selbstmord des Konsuls wurde nach der Zeugenaussage der Witwe des Ver- norveneil als nicht erwiesen angesehen. Die Zeugin bestritt anch, daß eine Leibesvsänduna am Todestaae stattaesunden babe. Osi' 8ottsn6slsett Koman von lmcio keinkarä LopMskt dx Llartln keucdicvsnLer, liaUe iLiwicü I9A l7 Aber Hermann, dem die Situation gefährlich zu werden drohte, mischte sich jetzt ein und sagte hastig: .Aber das geht doch nicht! Blandine ist unsere Ver wandte, und da wollen wir nicht das förmliche ,Sie' ge brauchen/ .Also gut!" Frau Irma nickte herablassend und kühl. Ihr ganzes Wesen strahlte, wenn auch nur andeutend, eine gewisse Verachtung und Herablassung gegen Blandine aus, die das wohl empfand und nun auch ihrerseits förmlich und kühl gegen ihre Tante wurde. „Willst du deine Kusine nicht auch begrüßen, Dora?" wandte Hermann sich an seine Tochter, die Blandine mit finsteren Augen beobachtet harte und der es ebenso wie ihrer Mutter beim Anblick dieser Schönheit erging. Blandine trat zu ihr und hielt ihr treuherzig die Hand entgegen. . . . . „Ich habe MN immer eine Freundin oder eine Kusine gewünscht-, sagte sie dabei mit leise bittendem Ton. „Wollen wir treue Freundschaft halten, Kusine Dora?" „Das Weitz ich jetzt noch nicht. Ich habe auch schon ver schiedene Freundinnen. Wir werden sehen", erwiderte Dora kalt. Blandine war blaß geworden. Sie hatte sich vor genommen, den neuen Verwandten mit vertrauender Herzlichkeit entgegenzukommen; sie wollte vergessen, daß sie sich zu ihrer geliebten Mutter so ablehnend verhalten hatten. Ihre Augen gingen hilfesuchend zu dem Onkel hin über. Er Wußte, Was im Innern dieses warmherzigen Mädchens vor sich ging. Litt er doch auch unter seinem kühlen Ehe- und Familienleben. Tröstend nickte er ihr zu, als wollte er sagen: „Ich bin auch noch da. Komme nur zu mir, wenn dich die beiden Frauen quälen und be leidigen." In diesem Augenblick erschien Richard auf der Tür schwelle. Mit freundlichem Lächeln ging er auf Blandine zu und begrüßte sie mit besonderer Herzlichkeit, denn an den Mienen seiner Angehörigen sah er sofort, wie das Mädchen empfangen worden war. Sie tat ihm leid, mit diesem wehen Ausdruck in den Augen und dem zuckenden Mund. „Ich hoffe, daß wir gute Freunde werden, liebe Kusine", sagte er zu ihr, „und daß du dich hier in dem alten Stammhause der Familie wohlfühlst. Ich freue mich, eine so reizende Verwandte bekommen zu haben." Dabei drückte er ihr fest die Hand. Blandines Augen strahlten auf, als sich ihre Blicke trafen. Wie waren doch Vater und Sohn so ganz anders zu ihr als die Damen, die sich so feindlich gegen sie zeigten. Was hatte sie ihnen denn getan? Sie wäre selbst nie an diese Familie herangetreten und hatte sich auch heftig gesträubt, als der Onkel und Vormund den Wunsch aus sprach, sie solle von nun an in seinem Hause leben. Oh, sie wäre viel lieber in ihrem trauten, gemütlichen Heim geblieben, das so unendlich viel Glück und Liebe geborgen hatte. Hätte viel lieber dort ihre Gcsangsstudien voll endet und sich dann auf eigene Füße gestellt. Jedoch was konnte sie gegen den Wunsch ihres Vor mundes tun? Aber sich so herablassend behandeln zu lassen, das hatte sie gewiß nicht nötig. Die beiden Damen taten ja beinah so, als hänge sie von ihrer Gnade ab. sie konnte auf ihren Namen auch stolz sein, der überall hoch geehrt wurde. , In ihre Augen trat jetzt auch eine gewisse Kälte, wenn sie die Damen ansah. Wie reizend waren dagegen die Kollegen und Kolleginnen ihres Vaters stets zu ihr ge wesen; wie sehr hatten sie bedauert, daß sic fort ging, und was hatte der Freund ihres Vaters und ihr Gesanglehrer zum Abschied zu ihr gesagt? „Wenn Sie sich nicht glücklich fühlen, Blandine, dann kommen Sie wieder. Sie wissen, daß wir, meine Frau und ich. Sie mit offenen Armen aufnehmen. Und es ist schade um Ihre schöne Stimme. Aber in Blumenau lebt ein alter Stimmpädagoge, den werde ich auf Sie aufmerk sam machen und ihm einen Brief schreiben, daß er sich Ihrer annimmt." Ja, das waren andere Menschen; die hatten Herz und Gemüt und standen in der Not einander bei, wenn sie auch nur „Komödianten" und nicht reich waren wie ihre kalten Verwandten. Die aufgeregten Wogen in ihrem Innern legten sich bei diesen Gedanken allmählich wieder und wichen einer kalten Ruhe, die sie an diesem Abend nicht mehr verließ. Nur wenn ihre Augen den Onkel oder Richard trafen und sie mit ihnen sprach, kam ein warmer Klang in ihre Stimme, und ihr Antlitz wurde weich und freundlich. Richard mußte sie immerfort anblicken, denn ihre Schönheit hatte ihn begeistert. So kam es, daß fast nur die beiden Herren mit Blandine beim Abendessen sprachen und die Damen nie das Wort an sie richteten oder höchstens eine spöttische Bemerkung in die Unterhaltung warfen. Zu. ihrem geheimen Aerger benahm sich das junge Mädchen tadellos und hatte vornehme Manieren; Frau Irma fand auch nicht das Geringste auszusetzen. Sie grübelte aber während der Tafel unablässig nach, wie sie Blandine treffen und erniedrigen konnte, und schien auch endlich das Richtige gefunden zu haben, denn sie sagte plötzlich mit erzwungener Ruhe: „Unsere Köchin Johanna hat heute gekündigt; da kann Blandine für sie einspringen und gleichzeitig die anderen Dienstboten überwachen. Ich nehme an, saß sie etwas von der Wirtschaft versteht, wenn auch die Theaterdamen in dem Ruf stehen, von häuslichen Dingen keine Ahnung zu haben. In meinem Hause muß eben jeder arbeiten, und du wirst daher morgen gleich mit deinen Pflichten be ginnen, Blandine, und in allen Stuben den Staub wischen."