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Nr. 29 Pulsnitzer Tageblatt — Donnerstag, 4. Februar 1932 Seite 3 Die Schreckensnacht von Santiago Santiago de Cuba. Cuba ist nachts von einer furchtbaren Erdbebenkatastrophe heimgesucht worden. Die Stadt Santiago ist nach den ersten Schreckensmeldungen teilweise dem Erdboden gleichgemacht. Die ersten Erdbcben- stöße waren so heftig, daß Hunderte von Häusern in sich zusammenstürzten und die schlafenden Bewohner unter den Trümmern begruben. In Santiago spielten sich im Dunkel der Nacht furchtbare Schreckensszenen ab. Wilde Entsetzens schreie zerrissen die Luft. Hunderte von verzweifelten Men schen durcheilten in nur notdürftiger Kleidung die Strahen. In wahnsinniger Angst schrien Frauen nach ihren vermißten Kindern. Inmitten des allgemeinen Chaos versuchten Polizei und Militär die erste Hilfe für die Verwundeten zu organisieren und die unter den Trümmern Begrabenen zu bergen. Santiago ist durch das Erdbeben völlig von der Umwelt abgeschnitten. Sämtliche Telephon-- und Telegraphcnleitun- gen sind zerstört. Dadurch ist es auch völlig ungewiß, wie hoch die Zahl der Toten der Katastrophe ist. Man spricht von mehreren Hundert. Die Lichtversorgung der Stadt wurde durch das Beben ebenfalls mit einem Schlage unter bunden. Die tiefe Finsternis erschwerte die Feststellung der angerichteten Verheerungen naturgemäß ganz außerordent lich und trug zur Steigerung der Panik unter den Ueber- lebenden bei. Beim trüben Licht von' Notlaternen und Fackeln leisteten die Aerzte in den im Trümmerfelde er- richteten fliegenden Verbandsstationen den Hunderten von Verletzten die erste Hilfe. 500 Tote und 1000 Verwundete. Santiago. Das Erdbeben hat bisher 5 00 Tote und 1000 Verwundete gefordert. Hunderte von Menschen liegen noch unter den Trümmern. Ein grauenhaftes Ende haben die meisten Insassen des Gefä n g n i s s e s von San tiago gefunden. Im Kerker fest eingeschloßen, konnten sie bei der ersten Erderschiitterung nicht fliehen, sondern mußten das Erdbeben bis zu seinem Ende abwarten. Bei den Auf räumungsarbeiten wurden nur noch wenige Gefangene Karte vom Erdbebengebiet. lebend vorgefunden, die meisten waren sofort vom zu sammenstürzenden Gestein erschlagen worden, andere mußten, in Steinblöcke eingeklemmt, unter furchtbaren Dua len enden. Es heißt, daß in dem Gefängnis auch politische Verbrecher gesessen haben, denn die Zahl der politischen Ge fangenen ist auf Kuba nicht gering. Die Negierung Machado hat schon viele Revolutionen und Attentate bestehen müssen. In Cuba haben bereits in früheren Jahren heftige Erd- beben stattgefunden. Das heftigste Erdbeben ereignete sich im Jahre 1885, wo zahlreiche Häuser in Santiago (Cuba) einstürzten und viele Menschen ums Leben kamen. Km Kabr- 1903 fand ein ähnlich starkes Beben statt. Ein sächsischer Hin-en-urg-Ausruf. Oberbürgermeister Dr. Külz zur Präsidentenwahl. Ler Dresdner Oberbürgermeister Dr. Külz hat folgen den Aufruf erlassen: Auch das sächsische Volk will Hindenburg! Von Berlin kommt der Ruf „Das Volk will Hinde» bürg!" Der Berliner Oberbürgermeister Dr. Sahm erläßt den Aufruf an das deutsche Volk: „Hindenburg ist Über windung des Partcigeistes, das Sinnbild der Volks gemeinschaft, die Führung in die Freiheit!" Dank dem Oberbürgermeister von Berlin für diese Tat! Keiner darf beiseitestehen, sich zu Hindenburg und der na tionalen Einheit zu bekennen. Unter all den Namen des Hindenburg-Ausschusses be findet sich leine einzige führende Persönlichkeit aus Sachsen. Aber gerade in Sachsen wurzelt der Gedanke der Rcichseinheit und der Reichsgröße fest und tief. über Partei und über soziale und gesellschaftliche Schichtung hinaus ist uns auch in Sachsen der Name Hindenburg das Monument deutscher Pflichterfüllung ge worden. Ju der politischen Erscheinungen Flucht ist er allein der ruhende Pol. Wer überhaupt noch national fühlen und denken kann, bekennt sich zu ihm als dem Sinnbild uud Repräsentanten der deutschen nationalen Einheit. Reichsiagspräsident Löbe fordert den sozialistischen Volksstaat. Kiel. In Kiel sprach in einer Kundgebung der Eisernen Front Reichstagspräsident Löbe über „Hitlers Flucht in die Legalität". Auch die legale Machtergreifung durch die Natio nalsozialisten werde nicht ruhig hingenommen werden. Die Abwehrfront stehe fest. Nach dem Siege aber würden die Arbeiter bestimmen, wie das Deutschland aussehen werde, das dann komme. Sie würden die deutsche Republik fort entwickeln zum sozialistischen Volksstaat. Bolschewistische Propagandaversuche in der Reichswehr. Verhaftung von Berliner Kommunisten. Der Politischen Polizei in Berlin war schon vor Einiger Zeit zu Ohren gekommen, daß Beauftragte der KPD. versuchten, sich an Angehörige der Reichswehr und der Schutz- ponzei heranzumachen und sie zum Verrat von militärischen "^""vPPischen Geheimnissen zu bewegen. Es wurden seit etwa 14 Tagen umfangreiche Beobachtungen anqestellt, d,e zur Folge hatten daß 6 Kommu nisten, 'die in Falkensee wohnen, des versuchten Hochverrats überführt and festgenommen werde» konnten. Die Verhafteten weigerten sich, ihr«. Hintermänner an- zugeben, es steht aber fest, daß pe nicht aus eigenem Antrieb gehandelt haben, sondern offenbar für die Zwecke jener kom munistischen Zentralstelle vorgcgangen sind, die die etwa vor 2ahr aufgedecktcn kommunistischen Zersetzunqs- versuchc bei der Reichswehr IN verschiedenen Städten Deutsch lands veranlag hatt ... Die erste» Nachrichten über die Versuche der K-.mmu- msten, multarniche Geheimnisse zu erfahren, gingen bei der Berliner Polizei von Angehörigen der Reichswehr ein. Nun wurden die Beobachtungen unauffällig mehrere Tage hin durch angcstcllt. Dabei kam der Polizei ein Zufall zu Hilfe. In einem Berliner Cafe konnte von Kriminalbeamten ein Reichswehrsoldat mit einem Kommunisten zusammen beob achte: werden. Der Kommunist fragte den Soldaten aus und notierte sich dessen Antworten. Die Beamten traten auf die beiden zu und erklärten sie für festgenommen. Das 'Notiz buch des Kommunisten wurde beschlagnahmt. Es enthielt bereits eine ganze Anzahl von Aufzeichnungen militärischen Inhalts. Auf dieser Spur gingen dann die Beamten der Politischen Polizei weiter und konnten in dem Wohnort des Kommunisten in Falkensee noch weitere 5 Freunde des Fest genommenen ermitteln, die in gleicher Weise tätig waren. Bei Haussuchungen wurde eine ganze Menge kommunistischer Zer setzungsschriften gefunden, darunter zahlreiche Exemplare der kommunistischen Zeitungen „Der Rote Reiter", „Der Rote Infanterist" und „Der Rote Schupo" sowie anderes Propa gandamaterial. Um Hillers Slaatszugehörigkett. Aus Leipzig wird gemeldet: Zu der Frage, vb Adolf Hitler Staatsangehöriger eiues deutschen Landes ist oder nicht, kann aus folgendes hingewiesen werden: Im Verlauf des bekannte» Scheringer-Prozesses, also etwa drei Monate nach der angeblichen Einbürgerung in Thü ringen, hat Adolf Hitler als Zeuge unter Eid erklärt, er sei staatenlos. Auf die ausdrückliche Frage, unter dein Hinweis auf seinen Geburtsort, ob er nicht Österreicher sei hat er nochmals erklärt: „Nein, ich bi» staatenlos." ' Hitler hatte die Einbürgerung abgelehnt. Zu der Meldung über den angebliche» Erwerb der deutsche» Staatsangehörigkeit durch Hitler als thüringischer Beamter teilt die Pressestelle der Reichsleitung der NSDAP, mit, daß Minister Dr. Frick allerdings die Ab sicht gehabt habe, Hitler durch Erwerb der Beamtencigen schäft in Thüringen formell die deutsche Staatsangehörig keit zu verschaffen. Als Hitler jedoch von diesem Versuch, der ohne sein Wissen erfolgt war, erfuhr, bat er Dr. Frick, von seinen Bemühungen Abstand zu nehme», da er nicht auf diesem Wege die deutsche Staatsaugehüriglcit zu er werben wünschte. Demgegenüber hat auch Münster Frick damals die eingeleiteten Schritte in Thüringen unverzüg lich abgebrochen. Maismonopol und Eiereinfuhr. Der Haushaltsausschuß des Reichstags nahm am Mittwoch Denkschriften des Reichsernährungs ministeriums über die Bewirtschaftung der diesem Ministe rium zur Verfügung stehenden Fonds zur Kenntnis. In der Aussprache wurde das Maismonopol von verschiedenen Sei ten als eine kostspielige Zwangswirtschaft, die nur Ver teuerungen mit sich bringe, bekämpft. Ein Regierungs- Vertreter teilte mit, das Monopol habe sich dahin aus gewirkt, daß die Eiereinfuhr seit 1927 von 2,1 Millionen Tonnen auf 360 000 Tonnen zurückgegangen sei. Es seien in- folge des Monopols von den nordwestoeutschen Schweine- mästern 600 000 Tonnen Roggen und 250 000 Tonnen Kar toffelflocken verfüttert worden. Französische Kammer und Abrüstungskonferenz. Der Auswärtige Ausschuß der Kammer behandelte eingehend die Haltung der französischen Abordnung auf der Abrüstungskonferenz. Die Redner von Rechts bis Links forderten Einhaltung der Verträge und Ausbau der internationalen Vereinbarungen zur Erhöhung der Sicherheit. Amerika verlängert Reichsbankkredit Die Federal Reserve-Dank von Reuyork hat nach einer Meldung Berliner Blätter aus Reuyork am Mittwoch die Ver längerung des 25 - Millionen - Dollar - Anteils an dem lS0 - Millionen-Rediskont-Kredit für die Aeichsbank bekanntge geben. Die Verlängerung dürfte für 30 Tage erfolgt sein. Standesamts - Nachrichten Ohorn (Monat Januar 1932) Geburten: Kurt Johannes, Sohn des Maurers Franz Curt Rammer und seiner Ehefrau 2da Liesbeth, geb. Hoffmann. Eheschließungen: Georg Alfred Gebauer, Weber, mit Frieda Anna verw. Bürger, geb. Schöne, Fabrikarbeiterin. Sterbefälle: Auguste Emilre verw. Rammer, geb. Frey. Rentenempfängerin, 81 Ji 5 Mvn. 13 T. alt. Vörse unv Handes Schlachtviehpreise auf dem Biehhof Dresden vom 4. Februar L^f- ried Schlacht- vi«h, Dattnn, Wettklaffen Preife f« in » Lebenb- ,«wicht r dü k, w Schlacht, .«wicht »«. schäft., «°n. 18 ! KlNk^r »> llflttschig« artigem. HIchpiu Schlacht»»«»«» I. fang« > 2, Llt«r« . »> sonstig« voll fleischige I. jung« . 2. Llt««« . «> siwch'l« ä) tzolstttn« Wilderin»«« . . belangl. 20 0 NuLe» jünger« ooüfleifchige höchst«» Schlacht»«rte» h) sonstige vollsteischige oder au«- gemLpete ..... «) Aelschige .... L) gering gruShrt« . . » belang l. 39 c. «LH« ») I»n,«k« oovstiischig« h»chp«u ^chiach>w«rte» . . . ») sonstig« oollfleischige ade« an»« gemSsttt« »> strischig« ä) ,«»ia, g«vLH«t« belangl. - v. SM«« ») oollsteischig« an»«««. Schlacht»««»» d) sonst!«« »»üstiischtg« höchst«» — ! e. mist!« g«nShtt«» Iun,vi«h. — I - 59» u. NS!dn - Popp»ll«nd<«, b«it« Mast . beste Mast- »ad SaugkSlb« »Uttlel, »ast- nnd San,, Kälber gering« NLldr« - . . geringft« NLlb«r . . 28-12 24- 37 30-33 65 59 58 schlecht 98 »N. Schal« »s Lest« wastlümm«» und I Lu,«e« Maphamm«! i. Wcid«amast 2. Stallmap . ds mit». SraplLmme«, Llt. Map- hamw«l and ,nto«nLhrt« Schal« ») st«i,a>I„« Schasoieh L) «««in, g«nLhtt« Schaf« nnd SLm»«» belangt. «22 Mi « chw«>n« . kl Ftttschw«in« stb«, »00 Pfund. Pollfleischig« Schwein« oo« 2K> di» so« Pfund Dollflelfchig« »an 200- 210 Pfd. j Pollfletfchig« oo» l«0—LO0 Pfd. Fleifchi,« von rra-l«o Pfd. . ! Fleifchi,« -nt«. 120 Pfd. San«» ..... 40-41 39-40 37-38 35-36 51 51 50 so schlecht Berliner Produktenbörse: Ruhig. Verbrauch hält mit Anschaffungen zurück. Realisationen drücken beim Weizen zeitweilig auf den Markt. Roggen heute, nicht gedrückt durch di« DGH., lag dennoch ruhiger. Der Kon sum kaust fast nichts. Dies gilt für fast alle Artikel. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto einfchl. Sack ausschl. Fracht. Ml! «s!! 3. 2. 32 2. 2. 32 100 kg 3. 2. 32 1. 2. 32 Meis. Mehl mark. 241.0-243.0 241.0-243.0 Weizenmehl 29.0-33.0 29.0-32.7 Roagenmehl 27.5-29 7 27.5-29.7 Weizenkleie 9.60-10.0 9.60-10.0 Dez März Mai Roggenkleie 9.60-10.0 9.60- W.0 -55.5-254 5 2615-261.0 256.0-257.0 263.5-161.! Vikloria-Erbsen Kl. Speiseerbsen Tutlererbsen 21.0-27.5 21.0-23.5 15.0-171 21.0 27.5 21.0-23.5 15.0 17.0 Rogg. Peluschken ^6.0-18.0 16.0-18.0 märt. 197.0-199.0 198.0-2001 Ackerbohnen 14 0-16.0 14.0-16.0 Neue Wicken 16.0-19.0 16.0-19.0 Sri! c 204.5 215.5-204.7 Lupinen, blaue 10.0-12.0 10.0-12.0 März „ gelbe 14.5-16.0 14.5-16.0 Mai 212.0-211 0 Serradella 23.0-291 23.0-29.0 Leinkuchen Gerste Basis 37°/, II.3-11.4 11D-11.6 Brau Futt. 160.0-168.0 153.0 157.0 158.0-168.0 153.0 157.0 Erünußkuchen „ mehl Trockenschnitzel 12.5-12.6 12.2-12.3 7.00-7.10 12.5-12.6 12.2-12.3 6.80-6.90 Hafer 138.0-146.0 Sojaschrot märk. 138.0-146.0 Bas. 46°/„ Hbg. 10.5-10.6 10.6-10.8 Dez —— Sojaschrot März 156.0-155.5 —- Basis Stettin 11.60 11.70 Mai 165.0-164.0 I6S.5-166.0 Kattoffelflocken 12.5-12.6 12.5-12.6 Kirchen - Nachrichten Pulsnitz Heute 8 Uhr: Dibelstunde im Konfirmandenzimmer. — Morgen, Freitag, 8 Ahr: Mütterabend Pulsnitz im Konfir- mandenzrmmer. - Sonntag, 7. Februar, Estomihi: - Kollekte für die kirchliche Jugendpflege — 8,30 Uhr Abendmahl. 9 Uhr Predigtgottesdienst (1. Kor. 1, 18—25). Pfarrer Grobe. Lieder: Rr. 201: 159: 588: 316. Sprüche: Rr. 31: 32. 10,30 Uhr Kindergottesdienst (Luk. 7, 11—17). 2 Uhr Taufen. Landeskirchliche Gemeinschaft Sonntag, 7. Februar: 1,30 Uhr Sonntagsschule. 7,30 Uhr Dortrag. — Dienstag, 9. Februar: 8 Uhr Dibelstunde. Ohorn Donnerstag, ll. Februar: 8 Uhr Bibelstunde (Oberlehrer Liebach). Medersteina Sonntag, 7. Februar: 4,15 Uhr Abendmahl. 5 Uhr Pre- digtgottesdienst. Pfarrer Grobe. Lichtenberg Sonntag, 7. Februar, Estomihi: 9 Uhr Predigtgottes- Lienst. 10,30 Uhr Kindergottesdienst. Großnaundorf Sonntag, 7. Februar, Estomihi: 2 Uhr Predigtgottes- Lienst. Kollekte für die kirchliche Jugendpflege. 3,15 Uhr Kindergottesdienst. Oberlichtenau Sonntag, 7. Februar, Estomihi: 9 Uhr Predigtgottes- Lienst. Pfr. Schulze-Pulsnitz. Krrchen-Bereins-Nachrichten Donnerstag, 11. Februar: 8 Uhr Irauenberein Pulsnitz cm „Bürgergarten". Dortrag mit Lichtbildern, Film (auch für Richtmitglieder). Landeswetterwarts Dresden (Rachdruck verboten) Zeitweise lebhafte Winde aus nördlicher Richtung, meist trüb, etwas kalter, zeitweise Niederschläge.