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Nr. 24 Pulsnitzer Tageblatt — Freitag, 29. Januar 1932 Seite 2 Oerlliches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) — Das Landstallamt in Moritzburg besetzt wieder die Beschälstationen und zwar erhält Skassa I Kaltblut- und 2 Marmbluthengste, Mohlis 2 Kaltblut« und 1 Warmblut hengst, Dorna 2 Kaltblut- und I Warmbluthengst, Riesa 2 Kaltblut- und 1 Warmbluthengst. — Keine neuen Gehaltskürzungen. Nus einer Tagung der Staatspartei in Dortmund teilte der frühere preußische Finanzminister Höpker-Aschoff mit, Reichssinanz- minister Dietrich habe bindend zugesagt, daß weder neue Ge haltskürzungen noch ein neues Besoldungsgesetz kommen wer den. Wörtlich habe Dietrich erklärt' Ich bin doch noch gesund und werde mir solche Dinge nicht auf den Hals laden. Dir Ausbildung der Praktikanten in Apotheken. Das Ministerium des Innern hat mit einer Verordnung „Praktikanten in Apotheken" die Ausbildungsmöglichkeiter für Apothekerpraktikanten in sächsischen Apotheken dahin eingeschränkt, daß in einer Apotheke jeweils nur ein Praktikant ausgebildet werden darf und daß nur in größeren Apotheken, die ständig mehr als zwei approbierte Assistenten beschäftigen, die gleichzeitige Ausbildung von zwei Praktikanten zulässig ist. Dies ist deshalb geschehen, weil zurzeit der Apothekerberuf gänzlich überfüllt ist und trotzdem ein großer Andrang zum Apothekerberuf herrscht. — Wo eigentlich in Europa Winter ist, be antwortet eine in den letzten Tagen ergangene Umfrage in folgender Weise: In Bayern entsprechen die winterlichen Schneeverhältnisse namentlich im Süden, denen eines normalen, nicht übermäßig schneereichen Durchschnittswinters. Das Flach land ist schneefrei. Oesterreich meldet: Meist Firnschnee. Die Schweiz: Üeberall Sonne. Die Tschechei: Seit Wochen keinen Zentimeter Reuschnee! Erste Veilchen! Polen: Londoner Rebel. Aber man hofft noch auf richtigen Winter. Frankreich: Selbst im Mont-Blanc-Gebiet kein Schnee. Schon Frühling. Die französischen Winterkurorte in den Alpen, Vogesen und in den Mittelgebirgen Zentralfrankreichs sind bisher durch das Wetter schwer enttäuscht worden. England: Die Insel schwimmt im Rebek . . . Dieser Winter hat als Teil der großen nationalen Vewegung das „Bleibe zu Hause" gezeigt und „Trage kein Geld ins Ausland". So sucht man mühselig nach heimischem Wintersport. Schweden: Seit Jahrzehnten ein Kuriosum. Wärmer als Berlin! Ganz ähnlich ist die Witterung in Ror- wegen. Für Deutschland lautet die Wettervoraussage für die nächsten Tage: 2m Süden meist trübe und strichweise leichter Sprühregen. 2m übrigen Reiche zeitweilig ausheiternd und etwas milder. Ohorn. Die Mütterberatung findet Mittwoch, den 3. Februar, nachm. 2 Uhr im Rathaus statt. Großröhrsdorf. 2m 2ahre 1931 starben hier 69 Personen, die älteste wurde über 95 2ahre alt. Unter den Verstorbenen erreichten ein Alter von 80—90 2ahren ll Personen, ein Alter von 70—80 2ahren 18 Personen. Kamenz. Auf dem letzten Wochenmarkt kosteten u. a.: Weißkraut 10. Rotkraut 10—12. Spinat 20—25. Rosen kohl 25—30. Grünkohl 15. Möhren 8—10. Zwiebeln 15—18. Sellerie 15—25, Meerrettich 60—70. Tomaten 50—70. Aepfel. 1. Sorte 20—25. 2. Sorte 5—15, Wein 60—65, Walnüsse 40 bis 60, Haselnüsse 55—60 Pfg. das Pfund. Blumenkohl 30 bis 50, Kohlrabi 5—10, Endivien 10—20, Salat '20—25. schwarze Rettiche 5—10 Pfg. das Stück, Radieschen und Weiße Rettiche 10 Pfg. das Bündel. Kamenz. D o r st a n d s w a h l. 2n der letzten Hauptver sammlung der Ortsgruppe Amtshauptmannschaft Kamenz des Verbandes Sächsischer industrieller wurde zum 1. Vorsitzenden Herr Fabrikbesitzer Karl Schöne i. Fa. Gebler L Schöne, Groß röhrsdorf, gewählt, zum Vorsitzenden der Untergruppe Kamenz Herr Dr. Otto Schwartzkopff i. Fa. Chamottefabrik Thonberg. Aus dem Vorstand schied aus Herr Fabrikbesitzer Bolte i. Fa. F. Mattick. Pulsnitz. Die anderen Mitglieder wurden sämtlich wiedergewählt. Königsbrück. 2ugen blich er Ausreißer aufge griffen. 2n der vorvergangenen Nacht wurde die Polizei darauf aufmerksam, daß sich ein 12 jähriger Knabe im Bahn hofsgebäude aufhielt, der offenbar nicht wußte, wo er die Nacht verbringen sollte. Er wurde in Gewahrsam genommen, und es stellte sich heraus, daß er aus Freital stammte und seinen Eltern davongelaufen war. 2hm hatte es daheim nicht mehr behagt, er stahl seinen Eltern Geld, kaufte sich eine Fahrkarte nach Schwepnitz, fuhr vorgestern mittag dorthin, hielt sich aber nicht lange dort auf, sondern fuhr zurück. Weil der letzte Zug nicht weiterging, mußte er in Königsbrück über Nacht bleiben. Die Polizei verständigte telephonisch Lie Eltern des 2ungen und sorgte dafür, daß er mit dem ersten Zuge wieder heimgeschafft wurde. Hohenstein-Ernstthal. Werner verzichtet auf Berufung. Bürgermeister Werner aus Hermsdorf, dem vom Landgericht Zwickau wegen Aufforderung zum Mord eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten auferlegt wurde, hat auf Revisionseinlegung verzichtet. Dadurch ist das Urteil rechtskräftig geworden. Nunmehr wird noch wegen Amtsunterschlagung und Urkunden fälschung gegen ihn verhandelt werden. Leipzig. Feuer auf einem Rittergut. In einem Stallgebäude des Rittergutes Knautnaundorf brach Feuer aus, das die zu den Arbeiterwohnungen ge hörigen Stallungen vollständig einäscherte. Allerhand Kleinvieh ist verbrannt. Das angrenzende Wohnhaus wurde geräumt, konnte aber erhalten werden. Crimmitschau. Erstmalig ein bürgerliches Präsidium. In der Stadtverordnetensitzung wurde erstmalig nach der Revolution wieder ein bürgerliches Stadtverordnetenpräsidium gewählt. Es gingen aus der Wahl hervor: Erster Vorsteher Bräuntnger (Bürgerlich), erster Vizcvorsteher Pursürst (Bürgerlich), zweiter Vize vorsteher Tr. Wagner (Natsoz.). Weida. 7 0 0 0 Paar Schuhe verbrannt. In einer hiesigen Schuhfabrik kam ein Brand aus, bei dem die oberen Räumlichkeiten vollständig zerstört wurden. In den Lagerräumen sind etwa 7000 Paar fertiger Schuhe mitverbrannt. Die Beschwerde gegen Tempel erfolglos. Nach einer offiziell allerdings noch nicht bestätigten Meldung hat das Versicherungsamt aus die seitens der Arbeitgebervertreter und verschiedener Arbeitgeberverbände gegen die Wahl Tempels zum Vorstand der Dresdner Ortskrankenkasse erhobene Beschwerde das Vorliegen eines Tatbestandes des 8 24 der NVO. verneint. In den be kannten, für Tempel ungünstigen Feststellungen des Urteils des sächsischen Disziplinarhofes erblickte das Persicherungs amt danach keinen Grund zu der Annahme, daß Tempel das Amt eines Vorsitzenden des Kassenvorstandes nicht sachgemäß führen könne. Schon wieder ein postraub. Zwei Postsäcke aus dem Postauto gestohlen. Zwei geschlossene Postsäckc, die in Auerbach und Hormersdorf aufgegeben worden waren, und in denen sich außer 16 Einschreibebriefen und anderen Postsachen auch 500 Mark Papiergeld befanden, sind auf der Strecke Thum — Meinersdorf aus dem Postauto gestohlen worden. Die beiden Säcke befanden sich in einem ver schlossenen Gelaß des Postwagens, das demnach mit einem falschen Schlüssel geöffnet worden sein muß. Bei der An kunft in Gornsdorf wurde der Diebstahl bemerkt. Aus politischen Gründen besangen. Aufsehenerregende Entscheidung einer Strafkammer. Während einer in Chemnitz stattfindenden Be rufungsverhandlung gegen einen Nationalsozialisten be antragte Rechtsanwalt Dr. Mehlhorn, den Vorsitzenden der Strafkammer, Landgerichtsdirektor Brodaus, und den Beisitzer, Landgerichtsrat Dr. Cohn, wegen Befangenheit abzulehnen, da der erstere als Mitglied der Staatspartei die Nationalsozialisten bekämpfe und zum Berichterstatter einen jüdischen Richter bestellt habe. Gegen Dr. Coyn wurde außerdem geltend gemacht, daß er Jude sei. Eine daraufhin zusammengetretene Kammer unter Landgerichts direktor Hoffmann gab dem Antrag statt, indem sie erklärte, daß zwar die bloße Mitgliedschaft zu einer Partei oder die Rassenzugehörigkeit den Einwand wegen Befangenheit nicht rechtfertigten, doch sei die aktive Betätigung an füh render Stelle innerhalb einer der Partei des Angeklagten feindlich gegenüberstehenden Parteigruppe ausschlag gebend. Sozlalhyglenische Arbeitsgemeinschaft in Sachsen. Zur Gewinnung eines größeren Wirkungskreises und einer verstärkten Schlagkraft sowie im Interesse der Ver minderung des Geschäftsaufwandes haben zunächst fol gende Landesstellen und Organisationen eine „Sozial hygienische Arbeitsgemeinschaft in Sachsen" gebildet: Landesausschuß Sachsen für hygienische Volksbelehrung, Landesausschub sür Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit, Landeshauptstelle gegen den Alkoholismus, Deutscher Verein für Volkshygiene, Landesgruppe Sachsen der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechts krankheiten, Landesgruppe Sachsen des Deutschen Vereins für Schulgesundheitspflege, Hygiene-Akademie Dresden. Die „Sozialhygienische Arbeitsgemeinschaft in Sachsen" hat ihren Sitz in Dresden im Deutschen Hygiene- Museum; die Geschäftsführung liegt bei der Hygiene- Akademie. Aus dem Landtage Im Rechtsausschnß wurde die Beratung über das Baugesetz fortgesetzt. Pom Berichterstatter wurde beim 8 181 die bevorrechtigte Stellung der Eisenbahn kritisiert, die man heute nicht mehr vertreten könne. Weiter wurde verlangt, daß die Hochspannungsleitungen entschädigungs pflichtig gemacht werden mutzten, ähnlich der Regelung bei der Eisenbahn und den Flughäfen. Tie Negierung er wähnte, Latz heute die technische Entwicklung soweit sort- geschritten sei, datz man Einflüsse auf Nachbargrundstücke nicht mehr zu erwarten habe. Der 8 SO Abs. 4, der die Ausstellung von Masten bei Straßenbahnen regelt, wurde abgelehnt, da die Rechtsparteien erklärten, daß eine der artige Regelung in ein Wegebaugesetz, aber nicht in ein Baugesetz, hineingehöre. Weiter bemängelte der Bericht erstatter, daß auch nach dem Entwurf zur Änderung des Vaugesetzes die Zersplitterung bauiechnijcher Vorschriften fortbestehe. Er wünschte in weiterem Umfang die Zu ständigkeit der Ortsgesetzgebung auszuschlicßen. Ferner be anstandete er eine zu weit gehende Rücksicht auf Anlagen der Eisenbahn. Es wurde angeregt, für die Schutzstreifen die geforderte Breite von 100 Metern derabzusetzen. Bei der Herstellung der Gebäude soll auf Umgebung und Land schaftsbild Rücksicht genommen werden. Abgelehnt wurde gegen die Stimmen der SPD. und KPD. die Vorschrift, nach der Grundstückseigentümer verpflichtet sind, an Ge bäuden und Einfriedigungen die Anbringung von Schildern, Nummern, Laternen, Rosseiten usw. zur Straßenbezeichnung, Straßenbeleuchtung und für Zwecke der Straßenbahn, der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke usw. zu dulden. Die Beratung wurde abgeschlossen mit den Vorschriften über die Errichtung von Einzel-, Doppel-, Gruppen- und Reihenhäusern, worüber die Einzelheiten in einer ausführlichen Ausführungsverordnung geregelt werden. Ne MMMW W WWWÄMW Nachdem die Verhandlungen über die Vorbereitungen zur Reichspräsidentenwahl wieder ausgenommen worden sind, werden auch die Bemühungen für die Kandidatur Hinden burgs durch die Bildung eines überparteilichen Ausschusses fortgesetzt. Die Kreise, die diesem Ausschuß nahestehen, ins besondere der Berliner Oberbürgermeister Or. Sahm, sind der Ansicht, daß dieser überparteiliche Ausschuß etwa Anfang nächster Woche gebildet werden kann. Es sollen ihm eine Reihe von Persönlichkeiten der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens angehören. Man nennt in den Kreisen, die den Ausschuß vorbereiten, u. a. die Namen Or. Goerdeler, Eckener, Kahl, Bracht und Krupp von Bohlen-Halbach. In Bayern ist bereits ein Ausschuß mit einem Aufruf aufgetreten. Diesem Ausschuß gehören vr. Escherich, der Präsident des Reichsfinanzhofes Dorn und Or. Heim an. In den Besprechungen, die der Reichspräsident mit dem Reichsinnenminister Groener und dem Reichskanzler Brüning gehabt hat, hat sich der Reichspräsident zu der Frage seiner Wiederaufstellung als Reichspräsident noch nicht endgültig geäußert. Das Gerücht, daß der Reichsinnenmini- ster dem Reichspräsidenten den Rücktritt des Reichskanzlers vorgeschlagen habe, wird als unbegründet bezeichnet. Es wird behauptet, daß der Reichspräsident den Rücktritt des Reichs kanzlers mit dem Ziel, seine Wiederaufstellung als Reichs präsident zu erleichtern, nicht gebilligt habe. Der in Bildung begriffene, überparteiliche 'Ausschuß rech net wohl damit, daß die Parteien der Mitte und auch die Sozialdemokraten die Aufstellung der Kandidatur Hindenburg billigen. Bei den Gruppen der Nationalen Opposition werden die entscheidenden Besprechungen erst in einiger Zeit stattsinden. Sowohl bei den D e u t s ch n a ti o n a l e u wie bei den Nationalsozialisten besteht dem Vernehmen nach keine Neigung, sich für die Kandidatur Hindenburgs ein zusetzen. Die Nationalsozialisten wollen in der Mitte der nächsten Woche in München eine Führertagung abhalten, um dort zu entscheiden, ob sie eine eigene Kandidatur aufstellen. Für diese kommt jedoch, wie man hört, nicht mehr der General v. Epp, sondern der Abgeordnete Or. Frick in Betracht. Eine andere Ver sion, die jedoch stark bestritten wird, spricht von einer Kandi datur Hitlers. In politischen Kreisen der Mitte werden die Aussichten für den ersten Wahlgang wenig hoffnungsvoll beurteilt. Ein mal rechnet man damit, daß es bei der Aufstellung von ernst haften Gegenkandidaturen vielleicht schwierig sein würde, die notwendigen 50 Prozent aller Stimmen auf die Kandidatur Hindenburgs zu vereinigen. Bor allem aber befürchtet man, daß der Reichspräsident v. Hindenburg in einem solchen Falle überhaupt ablehnt, eine Kandidatur für die Neuwahl anzu nehmen. Der Christlich-soziale Vslksdienst fordert beschleunigte Volkswah! Hindenburgs. In einer Versammlung des Christlich-sozialen Volksdien stes in Hannover sprach Reichstagsabgeordneter Simpfen- dörfer über den Kampf des Christlich-sozialen Bolksdien- stes um Deutschlands Recht und Freiheit. Der Redner hob hervor, daß der Revisionskampf nicht ohne die deutsche Ar beiterschaft, auch nicht ohne die Arbeiterschaft, die heute noch bei der Sozialdemokratie stehe, durchgeführt werden könne. In der Ab rü st u n g s fr a g e ergebe sich für Deutschland nur die Forderung auf Erfüllung der Verpflichtungen, die die anderen in den Verträgen eingegangen seien. — Rachvem der Redner noch sein Bedauern über das Scheitern der par lamentarischen Amtszeitverlängerung Hindenburgs aus gesprochen hatte, forderte er die beschleunigte Ein leitung und Durchführung der Volkswahl Hindenburgs. Zur Frage der Reichspräfidenten-Wahl Berlin. Lieber die Absichten des Berliner Oberbürger meisters Dr. Sahm zur Bildung eines Ausschusses zur Vor bereitung der Reichspräsidentenwahl verlautet, daß am heu tigen Freitag die Einladungsschreiben an eine Reihe promi nenter Persönlichkeiten zu einer Zusammenkunft in Berlin herausgehen werden. Weiter verlautet, datz am Sonnabend die Zeitungen in einen: Rundschreiben gebeten werden, Listen auszulegen, in die sich alle diejenigen einzeichnen sollen, die eine Wiederwahl des Reichspräsidenten von Hindenburg wün schen. Weitere Einzelheiten sollen noch bekanntgegeben werden. Reichsiagsprasideni Löbe bei dr. Brüning. Reichstagspräsidcnt Löbe stattete dem Reichskanzler vi. Brüning einen Besuch ab. Wie verlautet, geschah das aber nicht aus einem besonderen politischen Anlaß, sondern es handelte sich um einen persönlichen Besuch, wie er unter be freundeten Politikern üblich ist. Trotzdem wird man annehmen können, daß im Laufe des Gesprächs auch die Frage einer früheren Ein berufung des Reichstages gestreift worden ist. Entscheidungsreif dürfte diese Frage jedoch noch nicht sein, da die weitere Entwicklung der außenpolitischen Lage, namentlich der Reparationsfrage, noch immer nicht zu über sehen ist. Während einer Kundgebung in Frankfurt a. M. teilte Reichstagspräsident Löbe mit, daß die Rsichsreaierung für die Minderung der Erwerbslosenlasten neue Pläne habe.' Man wolle versuchen, bis Pfingsten mindestens eine Million Arbeitslose in großzügigen Eied- lungs-, Kanalisattons- und Streckenbauten zu beschäftigen. Die Mittel hierfür sollen durch eine liberalere Kreditpolitik der Reichsbank gewonnen werden. Wie von unterrichteter Sette dazu verlautet, hat sich das Reichskabinett in seiner Sitzung am letzten Montag ohne Eini gung im Ziel und ohne Beschlußfassung nur allgemein mit der Frage beschäftigt, was mit den Arbeitslosen geschehen soll, wenn die außenpolitische Entscheidung bestenfalls Ende des Jahres 1932 oder sogar noch später fallen sollte. Offener Brief Hitlers an den Kanzler. Der „Völkische Beobachter" veröffentlicht einen offenen Brief Adolf Hitlers an den Reichskanzler als Antwort auf dessen Brief an Hitler. Hitler widerspricht der Darstellung des Kanzlers, es sei beabsichtigt gewesen, die Amtsdauer des Reichspräsidenten im Wege der Gesetzgebung „um eine ge wisse Zeit" zu verlängern. Richtig sei, daß dec Reichstag die Amtsdauer des Reichspräsidenten auf sieben Jahre, also auf die gesetzlich vorgeschricbene Amtsperiode, habe verlängern sollen. Wenn durch ein verfassungänderndes Gesetz die Amtsdaucr des Reichspräsidenten auch nur auf eine be schränkte Zeit verlängert werde, so sei damit gleichfalls die Bestimmung der Verfassung praktisch aufgehoben. Denn diese zwinge dazu, daß der Reichspräsident nach Ablauf seiner Amtszeit im Mai erneut vom Volke zu wählen sei, und ge statte nicht, daß durch das Parlament die Amtszeit ver längert tverde. Dieses