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Nr. 17 Pulsnitzer Tageblatt — Donnerstag, 21. Januar 1932 Seite 3 «IMlMk MilWWAN MM« Die Maßnahmen, die die Reichsregierung getroffen hat, um mit erhöhten Zöllen die Gefahr der erhöhten Einfuhr nach Deutschland aus Ländern, deren Währung sich verschlech tert hat, abzuwenden, haben in den am meisten betroffenen Ländern Protest hervorgerufen. In Dänemark hat sich Zer Außenminister gegen die deutschen Maßnahmen ausge- prochen und drohend darauf hingewiesen, daß Dänemark einer der besten Kunden Deutschlands" sei. Auch aus Eng- land liegen Proteste vor. Bedeutungslos sind die polni - schen Proteste, zumal Polen in dauerndem Handelskrieg zegen Deutschland alles getan hat, um die handelspolitischen Beziehungen zwischen Warschau und Berlin zu gefährden. Starte Zunahme der lettischen Vuttereinsuhr. Infolge der erwarteten starken Erhöhung des deutschen Butterzolls hat sich die Ausfuhr le t t i s ch e r B u t t e r nach Deutschland in der letzten Zeit stark vergrößert. Die Butterausfuhr Lettlands nach Deutschland hat sich in der etztcn Woche gegenüber der Vorwoche mehr als verdoppelt rnd betrug 5840 Faß gegenüber 2535 Faß in der vorletzten Woche (ein Faß durchschnittlich 50 Kz). 170 Millionen für Auslandseier. Die Reichsinteressenvertretung der Ge flügelwirtschaft wendet sich in einer Notkundgebung an die Oeffentlichkeit und fordert, daß endlich Maßnahmen ergriffen werden, durch die eine weitere Verelendung der Ge flügelwirtschaft verhindert wird. Der Hühnerbestand habe sich im vergangenen Jahre Um 4 Millionen verringert, tausende kleiner Siedler, die vor wenigen Jahren auf amt liches Anraten Geflügelfarmen angelegt haben, seien zu- sammenaebrochen. Viele Monate lang sei über die Verord nung über Handelsklaffen für Hühnereier verhandelt wor den, bis heute aber sei diese Verordnung, durch die wenig- stens ein Teil der Not hätte gelindert werden können, nicht in Kraft gesetzt worden. Unterdessen seien 170 Mil lionen NM für die Einfuhr größtenteils minderwertige« Eier ins Ausland gegangen. Schärfster Protest müsse dagegen erhoben werden, daß die Lebensinteressen eines Wirtschaftszweiges, der in über 4 M i lli onen Betrieb en für fast eine Milliarde Wert« jährlich erzeuge, derart vernachlässigt werden. I Vorkriegszeit stellte sich der Absatz im entsprechenden Viertel jahr auf rund 500 000 Hektoliter. Der Schrumpfungsprozeß des Trinkbranntweinäbsatzes schreitet unaufhaltsam fort. Giadi Rew Hort muß Rekord-Zinsen zahle«. New Pork, 20. Januar. Die Stadt New Pork befindet ich in schweren Zahlungsschwierigkeiten. Eine cegelrechte Finanzkrise wurde in letzter Minute nur ) a d u r ch v e r m i e d en, daß die Stadt sich von den Banken i ü r elf Tage 12)4 Millionen Dollar lieb, wo- -ur ste v Prozent Zinsen zahlen muß, ein Rekordsatz, »er seit Bestehen der Stadt nicht bezahlt worden ist. Die Kaffenlage der Stadt ist so schlecht, wie sie seit Be stehen der jetzigen Form der Stadtverwaltung im Jahr« 1898 noch nie gewesen ist. Mit der Anleihe von 12)4 Millionen Dollar sind aber die Schwierigkeiten noch lang« nicht behoben, xn schon in den nächsten Tagen braucht die Stadt dringend »eitere 50 Millionen Dollar, vor allem um die Sehälter der städtischen Beamten auszuzahlen. Wenn jetzt Sie Stadt ihre laufenden Verpflichtungen etnlSst, bleiben sage and schreibe noch zwei Millionen Dollar in der Stadtkaffe. Ltnd das alles um einen kleinen Rausch! Der Kampf um den Brolpreis Berlin. Der Germania-Verband der Backer hat gestern abend den Preissenkungskommissar schriftlich darauf hinge wiesen, daß bei der letzten Preisvereinbarung die Mehlpreise fast im ganzen Reich um rund 2 RM gestiegen seien. Diese Steigerung müsse sich unbedingt auf den Brotpreis auswirken, da die Berdienstspanne soweit gesenkt worden sei, daß sie keine Bewegungsfreiheit zulasse. Der Preissenkungskommissar habe sich zwar inzwischen mit dem Reichsernährungsministerium wegen einer Senkung der Mehlpreise in Verbindung gesetzt, jedoch sei noch nichts in dieser Richtung geschehen. Anter diesen Umständen sei eine Erhöhung des Brotpreises unvermeidlich. Fast 20 v. H. der deutschen Handelsflotte außer Fahrt Aeber 8000 Seeleute stellungslos Hamburg. Rach dem Bericht des Vorsitzenden des Ver bandes deutscher Kapitäne und Schifssoffiziere, Kapitän Freyer, sind Ende des vergangenen Jahres 8336 Seeleute aller Dienst- grade stellungslos, darunter 219 Kapitäne und 805 Schiffs- offizierc. Don der insgesamt 3,9 Millionen B-ruttoregister- tonnen betragend^, deutschen Handelsflotte sind 19,6 v. H. aufgelegt. Die Reedereien haben sich veranlaßt gesehen,- weitere Kündigungen an Kapitäne und Offiziere vorsorglich auszusprechen, da voraussichtlich noch mehrere Schiffe auf gelegt werden müssen. Doch 10 Jahre Stillhaltung? Berlin. Der „Berliner Börsen-Courier" meldet: Wie wir hören, ist bei den Berliner Stillhalteverhandlungen neuer dings überraschenderweise wieder der schon bei Konferenz- bcginn erörterte Plan einer zehnjährigen Stillhaltung in den Vordergrund gerückt. Rach unseren Informationen soll sich dieser Plan nur aus die Darkredite beziehen, und zwar sollen diese in halbjährigen Quoten von je 5 v. H. in Devisen ge tilgt werden. Gleichzeitig ist aber in diese Konstruktion ein gewisser Transferschutz für die Reichsbank eingebaut worden. Der Schuh ist in der Weise gedacht, daß die Reichsbank das Recht haben soll, die Devisen bei Fälligkeit nur soweit zur Verfügung zu stellen, als es ihr auf Grund ihrer Demsen- Position möglich ist. 2m Falle eines solchen „Transserauf- schubs' soll ein Gemeinschaftskomitee der Gläubiger und Schuldner zusammentreten und darüber befinden, ob und in welchen, Äinfange die Reichsbank Devisen für die Bezahlung der sättigen Quote verfügbar machen kann. Ferner enthält der Plan den Vorschlag, daß vorher eine Sicherstellung der Bar kreditforderungen in Höhe von 15 v. H. erfolgen soll. Bei Durchführung dieses Planes werden die jährlichen Devisen anforderungen an die Reichsbank für die Tilgung der Dar kredite auf etwa 120 Millionen Mark geschätzt. Die Rembours kredite bleiben außerhalb der Regelung. Sie sollen, wie schon früher geplant, so behandelt werden, daß die unausgenutzte Kreditlinie, soweit sie 10 v. H. der Gesamtlinie beträgt, auf die Tilgung angerechnet wird, wir mithin vorläufig nichts mehr zu zahlen hätten. An der einjährigen Verlängerung der Stillhaltung für die Rembourskredite bis zum 28. Februar nächsten Jahres scheint man festzuhalten. 2m übrigen rechnet man in Kreisen der Konferenzteilnehmer nach wie vor mit einer Beendigung der Stillhalteverhandtungen in dieser Woche. Bulgarien erklärt in Genf seine Zahlungsunfähigkeit Genf. Bulgariens Ministerpräsident Muschanosf und Fi nanzminister Steph anoff trafen am Mittwoch in Genf ein. Der Ministerpräsident erstattete dem Finanzausschuß des Völkerbundes einen ausführlichen Bericht über die Aus wirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die bulgarische Wirt schaft und wies daraus hin, daß Bulgarien in Zukunft die durch Tributzahlungen und den Zinsendienst auswärtiger An leihen entstandenen Devisenabgänge nicht mehr tragen könne. Der bulgarische FinanzmLnister gab einen Äeberblick über den Haushalt, die Kassenl^e und die Zahlungsbilanz Bulgariens. Für die bulgarische Regierung handele es sich gegenwärtig hauptsächlich um die Einstellung des Zinsendienstes für die beiden großen Ausländsanleihen, zu der Bulgarien jetzt ge zwungen sei. — Die Aussichten auf Gewährung einer Aus ländsanleihe werden auch in den Kreisen der bulgarischen AL^rung keineswegs günstig beurteilt. Der Finanzausschuß " dem am Montag zusammentretcnden Dölkerbunds- rat Bericht erstatten. Blutige Zusammenstöße in Indien. Ein '.vciterer indischer Nativnalistcnsührcr verhaftet. , . Sen Gupta, einer der fanatischsten Anhänger Gandhis, wurde an Bord des naltentschen Dampfers „Ganges" verhaftet. r ein ?"lftischer Polizeioffizier über- lallen Er erhielt einen Stich in den Kopf und blieb be- wutztlos liegen In Gorakhpur feuerte die Polizei zwei ^a ven in die Demonstranten. Die Zahl der Peill,sie ist "Nvetcrnttt. Golddeckung oder nicht? Lin Vorschlag zur Währungsreform. Der Leiter ^>es Instituts für Konjunkturforschung, Pro fessor Wagemann, hat Vorschläge für eine Reform des Geld- und Währungswesens ausgearbeitet. Der Vorschlag von Professor Wagemann geht zunächst dahin, den inlän - dischenZahlungsverlehr, also den Zahlungsmittel umlauf,, dessen sich der Verbraucher bedient, nicht durch Gold weiter zu decken. In England und in den Vereinigten Staaten sei man schon lange davon abgekommen, dieses Konsumgeld, das in Form von Münzen oder in kleinen Noten bis zu 50 RM bei Warenkäufen des Verbrauchers als Vermittler dient, durch Gold zu decken. Dort werde ein-großer Teil des inländischen Geldverkehrs durch die ewige Staatsschuld gedeckt, und es habe sich aus dieser Art von Notendeckung kein Schaden für Vie Währung im allgemeinen ergeben. Professor Wagemann, Auch in Deutschland sei das möglich. Die ewige Staats schuld Deutschlands könnte jederzeit als Deckung dienen. Line solche Notendeckung, die sich vielleicht auf einen Zah- lungsmittelumlauf von drei Milliarden erstrecken würde, könnte das Reich in die Lage versetzen, öffentliche Schulden bis zur gleichen Höhe zu fundieren. Außerdem wird als un mittelbare Folgeerscheinung das Auftauen eingefro rener Kredite der Wirtschaft bezeichnet. Professor Wagemann glaubt, daß der Zahlungsmittelumlauf zu diesem Zweck nur wenig gesteigert zu werden brauche, Weiter sollen noch zwei Milliarden Reichsmark ohne Golddeckung bleiben, die Deckung sollte hier zum größeren Teil durch münde!- sichere festverzinsliche Werte erfolgen, zum anderen Teil durch Depositenreserven und beste Barwechsel. In einer Uebergangszeit soll der Betrag, der über fünf Milliarden Reichsmark hinausgeht, durch Gold gedeckt sein. Da der Umlauf an Zahlungsmitteln ziemlich stabil bleibt, könnte nach der Meinung von Professor Wagemann eine Gefahr für eine erhebliche Ausweitung des Zahlungsmittelumlaufs für diese Zwecke nicht bestehen. Die Geldmengen, die dagegen der Gütererzeugung dienen, sollen auch weiterhin durch Gold gedeckt werden, da ihre Umlaufshöhe ständig Schwankungen unterworfen ist. Bei diesen Geldmengen handelt es sich um die großen Noten und um das sogenannte Giral- oder Buchgcld. Bei der Reichsbank sollen die Giralgelder, die u. a. auch dazu be stimmt sind, den Zahlungsausgleich mit dem Ausland zu ver mitteln, außer durch Gold- und Giroeinlagen der Banken von l 10 Prozent und im übrigen durch allerbeste Handelswechsel gedeckt sein. Professor Wagemann glaubt, daß dadurch der Deflation entgegengewirkt werden könne, ohne daß die Güte der Währung erschüttert würde. — Ob die Währung über haupt gesichert werden kann, scheint ohne Regelung der Tributfrage nicht möglich. Weiterer Rückgang des Weinbrandverbrauchs. Das Reichsmonopolamt für Branntwein gibt soeben dis Absatzzahlen für Trinkbranntwein für das erste Viertel des Betriebsjahres 1931/32, also für Oktober bis Dezember 1931, bekannt. Danach wurden in diesen drei Monaten insgesamt rund 117 000 Hektoliter abgesetzt gegen rund 143 000 Hekto liter im entsprechenden Quartal des Vorjahres, das sind 26 000 Hektoliter oder rund 15 Prozent weniger. In der Amsterdam. Eine seltene Verkettung von Unglücksfällen war in der Gemeinde Noorden zu verzeichnen. Ein Betrunkener war in einen Kanal gestürzt, konnte jedoch bald aufgefischt werden. Da tt bewußtlos war, sollten der Arzt und ein Geistlicher herbei gerufen werden. An Stelle des Ortsgeistlichen, der abwesend war, wurde ein in Noorden aus Britisch-Indien zu Besuch weilender Missionar verständigt. Arzt und Geistlicher begaben sich in Kraftwagen an die Unfallstelle. In Noorden begegneten sich die beiden Wagen, wobei der Kraftwagen des Missionars erst gegen einen Telephonmast und dann gegen den Wagen de« Arzte» fuhr, in dem dieser mit drei Söhnen saß. Infolge des Zusammen stoßes fuhr das Arztauto in einen Kanal, der Arzt und seine drei Söhne konnten sich jedoch retten. Schlimmer erging es dem Missionar, der Schnittwunden anGe- sicht und Händen sowie innere Verletzungen erlitt, so daß er seine für Dienstag angesetzte Rückreis« nach Britisch-Indien aufschieben mußte. Inzwischen war der Betrunkene wieder zum Bewußtsein gekommen, ohn« die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen zu muffen. Was Deutschland nötig wär' Wißt ihr. was Deutschland nötig wär'? Röttger noch als ein Kriegesheer? Ebenso nötig wir starke Frauen, Die helfend an Deutschlands Zukunft bauen? — Tüchtige Mädels tun Deutschland not, Ebenso nötig wie s tägliche Brot, — Mädels, die fleißig die Hände regen, Mädels, dem deutschen Volke zum Segen. — Richt Modepüppchen und leere Atrappen, Richt hohle Köpfe mit Narrenkappen, Rein, echte, tapfere Kameraden, Die ihr Teil Last auf die Schultern laden. Mädels, die fröhlich die Arbeit vollbringen And bei dem schweren Tagwerk noch singen. — Mädels mit Augen voll Sonnenschein, Mit Wärme im Herzen wie glühender Wein Mit gläubigem Blick und voll Gottvertrauen' Die hoffend in Deutschlands Zukunft schauen Mädels voll Kraft und gesund käs ins Herz' Fähig zu tragen des Weibes Schmerz. — Sie wollen ja Frauen und Mütter werden: Mä^ll'^ deutsche Zukunft auf Erden. — Mädels «ns tiefem, echt deutschem Gemüt, aus altem Germanengeblüt. Das Stolz und aufrechter Ehr' — Das lst s, was.Deutschland so nötig wär'! — Elisabeth Klug. Kirchen-Nachrichten Pulsnitz. Ähr Bibelstunde im Konsirmandenzimmer. — , Januar, Septuagesimä: — Kollekte für den ev.- luth Gotteskasten - 8,30 Ahr Abendmahl. 9 Ahr Predigt- SEesbienst (1. Kor. 6, 19—20). Pfarrer Grobe. Lieder: Rr. 325: 265: 415: 17. Sprüche: Rr. 81: 88. 10,30 Ahr Kinder gottesdienst (Luk. 5, 1—11). — Mittwoch, 27. Januar: 8 Ahr Bibelstunde in Friedersdorf (Liebach) — nicht Donnerstag. Landeskirchliche Gemeinschaft Sonntag, 24. Januar: 1,30 Ahr Sonntagsfchule. 3 Ahr Vortrag in Lichtenberg (Mittelgasthof). 7,30 Ähr Dortrag. — Dienstag, 26. Januar: 8 Ahr Dibelstunde. Ohorn. Dienstag, 26. Januar: 8 Ähr Bibelstunde. Pfarrer Grobe. Obersteina. Sonntag, 24. Januar: 3,45 Ähr Kindergottesdienst. 4,30 Ähr Abendmahl. 5 Ähr Predigtgottesdienst. Pfarrer Grobe. Lichtenberg. Sonntag, 24. Januar, Septuagesimä: 9 Ähr Predigt- gottesdienft. Sammlung. 10,30 Ähr Traugottesdienst. 1.30 Ähr Kindergottesdienst im Konfirmandenzimmer. Großnaundorf. Sonntag, 24. Januar, Septuagesimä: 2 Ähr Predigt gottesdienst. Kollekte für den Gotteskasten. Oberlichtenau. Sonntag, 24. Januar, Septuagesimä: 9 Ähr Predigt gottesdienst. 10,15 Ähr Kindergottesdienst. Psr. i. R. Kilian- Lomnitz. Reichenbach. Sonntag, 24. Januar. Septuagesimä: 9 Ähr Predigt gottesdienst: anschließend Kindergottesdienst. Landeswetterwarle Dresden Keine wesentliche Aenderung.