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Pulsnitzer Tageblatt : 21.01.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193201219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19320121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19320121
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-01
- Tag 1932-01-21
-
Monat
1932-01
-
Jahr
1932
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 21.01.1932
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Nr. 17 Oertüches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.) Pulsnitz. F u n Lg e g e n st ä n d e. Als gefunden wurden abgegeben: Mehrere kleine Ledergeldtaschen (in einer Geld tasche befinden sich zwei Fahrkartxn Pulsnitz—Kamenz— Rauschwitz)., — Ferner wurde abgegeben ein runder Käse. Pulsnitz. Berichtigung. In dem Inserat „Hermann Führlich" in der gestrigen Nummer ist ein Versehen seitens des Setzers in den Herings-Preisen vorgekommen. Das betr. Inserat erscheint in der heutigen Nummer noch einmal mit den richtigen Preisen. — Der F rüh j ah r s b u ß t a g . der von der evang- luth. Landeskirche als Feiertag begangen wird, obgleich er keinen staatlichen Schutz mehr genießt, fällt in diesem Jahre auf den 24. Februar, obwohl er in einigen Kalendern schon auf den 17. Februar verzeichnet ist. In den kommenden Jahren wird er stets am Mittwoch vor dem Sonntag Oculi gefeiert werden, also 1933 am 15. März, 1934 am 28. Februar. Als gesetzlicher Feiertag gilt der Frühjahrsbußtag bekanntlich in Sachsen nicht mehr. ' — Sachsen hat die meisten Ehescheidu n g e n. Nach der letzten statistischen Veröffentlichung Hat Sachsen den traurigen Ruhm, von allen deutschen Ländern — die Hanse städte ausgenommen, bei Lenen die rein großstädtische Struktur das Bild verändert die verhältnismäßig. höchste Eheschei dungsziffer auszuweisen. Während im Reichsdurchschnitt 1930 auf 122 222 Einwohner 63,3 Ehescheidungen entfielen, sind es in Sachsen 78,0. Es ergibt ferner für Sachsen, daß die Ehe scheidungen gegen das Vorjahr (70,9) erheblich zugenommen haben, während dies im Reich, Preußen und Bayern nur in bescheidenem Umfange der Fall war. Die absolute Zahl der Ehescheidungen betrug in Sachsen 3954. — Müssen Hausangestellte Bürger st euer zahlen? Die Fassung der Notverordnung vom 1. 12. 1930, durch die dir Dürgersteuer eingeführt wurde, läßt die Frage strittig erscheinen, weil als bürgersteuerpslichtig die Personen bezeichnet werden, die über 22 Jahre alt sind und selbständig auf eigene Rechnung leben. Ihnen gleichgestellt werden die jenigen, die selbständiges Einkommen haben und im Haushalt der Eltern oder sonstiger Verwandten leben. Es ist geltend gemacht worden, daß eine Hausangestellte ja nicht auf eigene Rechnung, sondern im Haushalt einer dritten, nicht verwandten Person lebt. Demgegenüber wird von kommunaler Seite im „Sächsischen Gemeindetag" auf den Runderlah des Reichs- finanzministers verwiesen, der besagt, daß durch diese Vor-' schrift nur die in der Ausbildung befindlichen über 22 Jahre alten Kinder ohne eigenes Einkommen (Studenten), ferner be dürftige Eltern, die im Haushalte ihrer Kinder leben, und in ähnlichen Verhältnissen befindliche Personen von der Dürger- steuerpflicht ausscheiden. Die oben gestellte Frage wird von kommunaler Seite also bejaht. — Umfang des Postscheckverkehrs im Deut schen Reiche. Die Nachrichtenstelle der Oberpostdirektion Dresden teilt mit: Die Zahl der Postscheckkunden betrug Ende Dezember 1931: 1 212 961. Dies bedeutet einen Zuwachs von 191 Konten gegen das Ende des Vormonats. An Gut- und Lastschriften zusammen sind im Monat Dezember 64 762 222 Buchungen über 9 844 624 222 AM ausgeführt worden. Davon sind bargeldlos beglichen worden 7 686 425 222 RM. Das durchschnittliche Guthaben der Postscheckkunden belief sich auf 528 214 222 RM. Pulsnitz M. S. Turnverein DT. Am Sonnabend, 16. Januar, hielt der Turnverein Pulsnitz M. S. DT. in Menzels Gasthof seine Hauptversammlung ab. Waren doch dem Rufe des Vorstandes weit über 122 Turner und Turner innen gefolgt, um Rückblick über das verflossene Jahr und zugleich einen Lleberblick über die Arbeiten in diesem Jahre zu erhalten. Ersteres war klar aus den Berichten des Vor sitzenden und der Fachwarte zu ersehen. Aus dem Bericht des Kassierers war eine gute Kassenführung zu ersehen, war doch trotz der Vieten Arbeitslosen ein Minus der Steuereingängel so hatte die Kasse doch noch ein Plus zu verzeichnen. Der Wahlausschuß hatte schon gut vorgearbeitet, so daß die Wahlen glatt vonstatten gingen. Besonders sei noch erwähnt. Laß Turnbruder Georg Wittig nach 26 jährigem Amt als Schriftführer zum Ehrenmitglied einstimmig ernannt wurde. Darum ein „Gut Heil!" diesem Getreuen. Ferner wurde noch der Dolksturnwart neu gewählt. Am 13. Februar findet das Fastnachtsvergnügen in Menzels Gasthof statt. Der Gerätewettkampf Oberlichtenau, Obersteina und Pulsnitz M. S. findet zum dritten Male am 12. März in Pulsnitz M. statt. Die Drreinsleitung hat zu diesem Abend den neuen Turnerinnenfilm „Cs wächst ein Geschlecht" bestellt. Mit einem frohen Lurnerlied schloß die inhaltreiche Versammlung. Lichtenberg. Turnverein DT. Am vorigen Sonntag, 17. Januar, beging der Turnverein sein 46. Stiftungsfest, be stehend in turnerischen Vorführungen und Ball. Infolge der wirtschaftlichen Notlage war diesmal von einer weiteren Ausgestaltung des Abends abgesehen worden. Aber trotzdem waren die Mitglieder und Turnfreunde von nah und fern so zählreich gekommen, daß die Tanzfläche hätte oft ein ganzes Stück größer sein können. Die im Laufe des Abends von den Turnern und Turnerinnen gebotenen Freiübungen ernteten reichen Beifall. Viel zu schnell vergingen die Stunden, und nur ungern schied man aus dem Kreise lieber Turnsreunde. Großnaundorf. Generalversammlung im Män ne rgesangverein „Sängerbund". Nun ist wieder ein Jahr reger Dereinsarbeit zu Ende und gebührt es sich, nach dem Abschluß des Vereinsjahres auch wiederum in einer schlichten Generalversammlung Rück- und Ausschau zu halten über alles, was in einem Jahr im Leben eines Gesang vereins vorkommt. Vorstand und Dereinswirt, sowie Lieder- meister hatten in stimmungsvoller Weise alles so vorbereitet,i daß alle Punkte der Versammlung reibungslos vonstatten gingen, Jahresberichte wie Neuwahlen, Anträge wie Abstim mungen. Ein Kommerslied aus der Feder des Vorsitzenden erhöhte die Stimmung und so fand die Versammlung, trotz ihrer beträchtlichen Länge, einen schönen harmonischen Abschluß. Großnaundorf. Landwirtschaftlicher Verein. Auch in unserer Landgemeinde herrscht gegenwärtig im Punkte Versammlungen ein kolossaler Hochbetrieb, so daß man beinahe Mühe hat, von einem Lokale zum andern zu kommen. Einen kostbaren Höhepunkt in dieser Hinsicht konnte am vergangenen Montag derjenige erleben, der die Versammlung des Land wirtschaftlichen Vereins besuchte. War doch Lie seltene Ge legenheit geboten, neben dem Geschäftsführer des Bezirks landbundes, Herrn Jäckel-Kamenz, auch noch Herrn Landtags abgeordneten Gutsbesitzer Krahl-Kamenz zu hören. Während Herr Jäckel auf mehrfach gestellte Anfragen bereitwilligst Auskunft gab, verbreitete sich der Abgeordnete Krahl über das Thema „Nationalsozialismus und wir" und klärte die Anwesenden sehr wertvoll in wirtschaftlichen, rein beruflichen und politischen Gegenwartsfragen auf. So verlief der Abend fehr anregend für beide Teile, Sprecher und Hörer. Er war eine Feierstunde! Pulsnitzer Tageblatt — Doünersiag, 21. Januar 1932 Dresden. Ausstellung für das Gaststätten- gewrrbe. Die vom Deutschen AuVstellungs- und Messeamt genehmigte Ausstellung für Las Gaststättengewerbe, die vom 23. April bis mit 1. Mai auf Lem städtischen Ausstellungs- gelände in Dresden in Verbindung mit einer Kochkunstschau, einem Preiswettkochen und einer Nahrungsmittel-Ausstellung stattsinden wird, begegnet, wie gemeldet wird, seitens der Aus stellerschaft aus Kreisen von Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe außerordentlich starkem Interesse. Zu dem Preis- wettkochen haben bereits hervorragende Persönlichkeiten aus der Künstlerirelt und zahlreiche andere Personen ihre Mitwirkung zugesagt. Während der Ausstsllungsdauer halten verschiedene bedeutende Organisationen ihre Kongresse in Dresden ab, so Ler Sächs. Gastwiltsverband, der Landesverband der Saal- und Konzertlokalinhabsr im Freistaat Sachsen und der Verband Deutscher Köche-Jnnungen. An der Ausstellung werden sich auch die Innungen der Konditoren und Fleischer beteiligen. Dresden. Edelpelztierfarm in der Dresdner Heide? In Ler Nähe der Heidemühls soll durch den Dresd ner Edelpelztierzuchtverein eine große Musterfarm eingerichtet werden, in der zunächst an hundert Tiere Unterkunft finden werden. Dresden. Nachwahl zur Lande sshnode. Bei der am Sonntag stattgehäbten Nachwahl eines geistlichen Mit gliedes der Lanhessynode anstelle des in den Ruhestand ge tretenen Pfarrers Dr. Göttsching wurden 413 Stimmen ab gegeben, davon 161 für Pfarrer Geißler - Dresden, 146 für Pfarrer Riedel-Dresden und 126 für Rektor Ranft-Dresden. Da keiner der Kandidaten die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen konnte, macht sich eine neuerliche Wahl notwendig« die am 31. Januar stattfinden soll! Zittau. Millionen» erlu st e der Oberlausitzer Textilindustrie? Die Zahlungseinstellung einer großen Frankfurter Textilhandelsgesellichaft hat die Oberlausitzsr Textilindustrie in schwerste Mitleidenschaft gezogen. Zahlreiche Webereien arbeiten seit Herbst vorigen Jahres für dieses Exportgeschäft, das namentlich Frankreich belieferte. Wie dem Telunion-Sachs-endienst nun. Seite mitgeteilt wird, hat dieser Frankfurter Abnehmer plötzlich seine Zah lungen eingestellt und beantragt ein Moratorium. Die Ober lausitzer Fabrikanten sindu mit! MiW engagiert und es ist bisher völlig ungeklärt, welchen Ausgang die Angelegen heit nehmen wird. Pi , . Mügeln. Aufgespürt« Auf dem Rittergut Gröp- pendorf waren von unbekannten DiKven ein Schwein nnd vier Truthühner gestohlen worden- Der Gendarm konnte die Fußspuren und Eindrücke von drei Fahrrädern über Felder, Straßen und Wiesen in stundenlangem Bemühen bis vor ein Haus in Obergrauschwitz verfolgen. Bei der Haussuchung fanden sich tatsächlich das gestohlene Schwein in zerlegtem Zustande und zwei Truthühner in der Woh nung des Melkers Dutte. Der zweite Heiser war der Melker Fischer aus Oschatz, während die Personalien des dritten Diebes nicht bekannt sind. Chemnitz. Die Gemeinde Mittelfroh na mußte ihre Zahlungen ein st eilen, da die Steuereinnahmen zu rückgegangen und die Wohlfahrtsausgaben gestiegen sind. Der Bürgermeister der Gemeinde hatte Staatsaufsicht beantragt. Es wird außerdem mit den Gläubigern ein Vergleichsverfahren angestrebt. Chemnitz. Vor städtische Kleinsiedlung. In der Sitzung des Gesamtrates wurde beschlossen, das Wohnungs- und Siedlungsamt zu beauftragen, eine Vor lage für die Randsiedlung für Erwerbslose auszuarbeiten. Tie Stadt stellt zu diesem Zwecke bis zu 32 Hektar Land zur Verfügung, wovon auf eine Siedlerstelle bis zu 1000 Quadratmeter zum Preise von 4 Pfg. jährlich pro Quadratmeter in Erbbaurecht abgegeben werden sollen. Hermsdorf bei Hohenstein-Ernstthal. Berufungs - Verhandlung gegen den Bürgermeister Werner. Der zu viereinhalb Jahren Zuchthaus ver urteilte ehemalige hiesige Bürgermeister Werner, der einen früheren Knecht zum Mord anstifteu wollte, wurde dieser Tage von der Heilanstalt Zschadraß «ach dem Landgerichts- gefüngnis Zwickau wieder übergeführt, wo jetzt seine Be rufungsverhandlung in der Mordaffäre beginnt. Werners Geisteszustand ist nach den Gutachten der Anstaltsärzte einwandfrei, so daß er für seine Handlungen voll verant wörtlich ist. Plauen. N ufse h e »erregende Verhaftung, girier dem Verdacht der Untreue und Unterschlagung wurde der Ortsrichter und Rcchtsbeistand Gruber fest- jenommen. Gruber, über dessen Vermögen Konkurs eröff- ret worden ist, war zuletzt in nicht weniger als zwölf Fällen Konkursverwalter und schon seit vielen Jahren üs Ortsrichter tätig. Seit einigen Monaten ist er auch Stadtverordneter. Limbach i. Sa 50 Ja h re Stadt. In diesem Jahr ist ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem das säch sische Ministerium des Innern die Umwandlung der Ge meinde Limbach in eine Stadt genehmigt hat. Der Ge meinderat beschloß auf Grund dieser Genehmigung im Mai 1882, mit Wirkung ab 1. Januar 1883 die revidierte Städteordnung einzuführen und einen juristisch vorgebil deten Bürgermeister anzustellen. Wie Sachsen sparen muß. Das Defizit in den Staatsfinanzen. Um die Neichsfinanzen steht es schlecht, die Finanzlage der Gemeinden ist geradezu als katastrophal zu bezeichnen, beinahe täglich wird darüber berichtet. Verhältnismäßig wenig aber hört man vom Stande der Staatsfinanzen. Kann man daraus schließen, daß Sachsens Staatshaushaltplan in Ordnung sei, daß er gleichsam eine Oase in der Wüste des allgemeinen Finanzelends bilde? Schön wäre es, wenn das zuträfe. Leider aber sehen die Tatsachen ganz anders aus: die Lage derStaats- finanzrn ist ebenfalls alles andere als gut. Eine Zusammenstellung, die die Regierung jetzt dem Landtag überreicht hat, bringt umfassendes Material hierüber. Man er fährt daraus unter anderem, daß nach dem augenblicklichen Stande der Dinge für das am 31. März ablaufende Etatjahr mit einem Fehlbetrag im ordentlichen Staatshaushalt von 14,5 Millionen Mark zu rechnen ist. Aber mancherlei Gründe sprechen dafür, daß sich dieses Defizit in Wirklichkeit noch er höhen wird. Dann zum Beispiel, wenn der Rückgang der Steuereinnahmen weiter anhalten sollte. Und gerade in diesem Punkte kann man gar nicht pessimistisch genug sein, Arbens - tosigkeit, Einkommensschrumpfung usw. wirken sich ja von Steuertermin zu Steuertermin mehr aus. Aus den Ausfall an Seite 2 Steuereinnahmen ist das jetzt angenommene. Defizit über wiegend zuruckzuführen: 45 Millionen Mark der erhofften Steuereingänge fehlen, und nur ein Mehr von 5,5 Millionen rus Steuern — durch die Erhöhung der Umsatz- und der Schlachtsteuer — steht diesem Minus gegenüber, so daß auf !>er Steuereinnahme ein Weniger von insgesamt rund 40 Mil- Ionen Mark verbleibt! Dazu kommen aber noch weitere Haushaltverschlechterungen, ruch andere Einnahmen fließen dünner. 54,3 Millionen Märk ind es im ganzen, die auf der Einnahmeseite fehlen. Der Fehlbetrag müßte also riesenhaft sein, wenn es nicht gelungen väre, auch die Ausgaben sehr erheblich zu beschränken: 39,8 Mil- ionen sind hier gestrichen worden. Der größte Anteil davon ällt auf die Einsparungen im Personalaufwand: der stattliche 8etrag von 18,5 Millionen Mark. Er stellt die Abzüge dar, >ie die Beamten, die Staatsangestellten und -arbeiter nach den Notverordnungen aus sich nehmen mußten. Die übrigen, rund 20 Millionen Mark Ersparnisse verteilen sich auf die verschieden sten Kapitel des Haushaltplänes; die dem Landtage vorgelegte Übersicht zeigt, wie eingehend die Regierung jeden einzelnen Posten durchgegangcn ist, und daß sie fast überall Abstriche oorgenommen hat So sind unter anderem bei den Forsten 1,2, bei den Gerichten usw. 1,8, bei den Frauenkliniken und Heilanstalten 1,5, bei der Polizei 1,45, bei der Wohlfahrts pflege 1,6, beim Straßen- und Wasserwesen 4,8, beim Hochbau- wesen 1,1, bei den Schulen aller Art etwa 4 Millionen Mark gestrichen worden. Daß hiervon auch zahlreiche Einrichtungen betroffen worden sind, bei denen man noch vor kurzer Zeil Ersparnisse für unmöglich gehalten haue, jst selbstverständlich, die Not hat dazu gezwungen. Und trotzdem verbleibt ein Fehl betrag von fast 15 Millionen Mark. . . An die Notlage der Gemeinden ist schon im Anfang er innert worden. Es kann kein Zwe>'el darüber bestehen, daß sie doch noch schlechter dastehen, als 'r Staat, die Fehlbeträge beispielsweise in Leipzig und Dresden sind mindestens ebenso groß wie die des Staates, und das gleiche gilt verhäimismäßig auch für die kleineren Gemeinden. Tie Fürsorge jifi dw Wohl fahrtserwerbslosen, mit der der Staat direkt nich, viel zu tun hat, drückt aus sie. Und wenn man, wie gesagt, besnr<chlcn muß, daß auch das Desizit im Staatshaushaltplane noch größer werden wird, so besteht diese Befürchtung für die Gemeinden ebenfalls. Oder wagt etwa jemand zu hoffen, daß der „große Umschwung" so bald kommen werde? Steuererleichterungen für die Landwirtschaft. Kein allgemeines Beitreibungsverbot im Interesse der Steuermoral. In der letzten Landtagssitzung machte Finanzminister Hedrich unter anderem auch Angaben zur Frage der Steuererleichterungen für die Landwirtschaft. Er sagte hier zu etwa folgendes: Bei der Einhebung von Steuern kann ein Unterschied zwischen Landwirten, deren landwirtschaft licher Betrieb den Einheitswert von 30 000 Mark und im Bedürftigkeitsfalle 35 000 Mark und deren Einkommen 3000 Mark nicht übersteigt, und anderen Landwirten mit höherem Vermögen und Einkommen schon detzhalb nickt gemacht werden, weil keine Möglichkeit besteht, die Land wirte festzustellen, deren Einkommen 3000 Mark nicht >tber- steigt, da bereits für das Rechnungsjahr 1931 das Ein kommen der Landwirte bis zur Höhe von 6000 Mark nicht mehr festgestellt, sondern bis zu dieser Höhe durch die Grundsteuer als Einheitssteuer als abgegolten angesehen wird. Aber ganz abgesehen von diesem mehr technischen Hindernis würde ein allgemeines Verbot der zwangs weisen Beitreibung der Steuern gegen die durch die an haltende Regenperiode geschädigten kleinen Landwirts schon im Interesse der Aufrechterhaltung der Stenerhoheit und Staatsautorität nicht erlassen werden können. — Die Frage, ob vorläufig von einer zwangsweisen Beitreibung rückständiger Steuern abzusehen ist und die weitere Frage, ob und in welchem Umfange Steuererlaß zu gewähren ist, kann nur von Fall zu Fall nach Maßgabe der Verhältnisse in jedem einzelnen Falle beurteilt und entschieden werden. Ls kann ohne weiteres davon ausgegangen werden, daß Lie Steuerbehörden besonders rücksichtsvoll gegen solche Landwirte vorgehen, die durch die anhaltende Regen periode wesentliche Ernteschäden erlitten haben und zur Zahlung der geschnldeten Steuern tatsächlich außer stande sind. Sächsische Wirtschastsnachrichten. Abgelehnter Schiedsspruch im sächsischen Holzgewerbe. Am 11. Januar d. I. wurde von der auf Anordnung des Reichsarbeitsministers gebildeten Schlichterkammcr unter dem Vorsitz des südwestdemschen Schlichters Dr. Kimmich für die sächsifche Holzindustrie ein Schieosspruch gefällt, Ler Lie alten Mantelverträge wieder in Kraft setzt und einen Spitzenlohn von 98 Pfg. für die höchste Ortsklasse bestimmt. Die zuständigen Organe des Arbeit geberverbandes des sächsischen Holzgewerbes haben jetzt diesen Spruch einstimmig abgelehnt, da die Betriebe bei dessen Durchführung gezwungen sein würden, Lohnzulagen zu gewähren. Gins Statistik -es deutschen Eleu-s. Die dentsche Auswanderung in Zahlen. Eine unübertreffbave Darstellung der deutschen Not bring t die Statistik der Reichs st eile für Aus- wanderungswesen. Während nach Uebersee vor dew Kriege die Ziffern verhältnismäßig niedrig lagen (1911: 22 000, 1912: 18 000, 1913 : 25 000), stieg sie nach dem Krieg- außerordentlich stark an. 1921 waren es 24 000, ein Jahr später bereits 36 000, und 1923 sogar 115 000. Dann sielen die Ziffern zwangsläufig durch die Einwanderungsbeschrän- kungen vieler Länder (1926: 65 000, 1927 : 61 000 1928: 57 000, 1929 : 48 000, 1930 : 37 000 und im Vorjahre rund 15 000. Hierzu muß jedoch Lie sehr starke Aus man. derung über Land (also unter Ausschaltung des See weges) htnzugerechnet werden. Es wanderten auf diesem Wege noch aus: in den Jahren 1926 bis 1929 rund 80000 Personen, im Jahre 1930 waren es wettere 40 000 und im Vorjahre weitere 60 000 Reichsdeutsche.
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