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Nr. 9. Pulsnitzer Tageblatt — Dienstag, 12. Januar 1932 StaalSbürgschaft für den sächsischen Autoirufi vesAloffen. Der 6-Millioncn-Krcdit an die Kraftwagenindustrie. Das Gesamtministerium hat beschlossen, daß der säch sische Staatssiskus zum Zwecke der Beschaffung von Geld mitteln, die für den Zusammenschluß der sächsischen Kraft- wagenindustrie benötigt werden, die selbstschuldnerische Bürgschaft für einen im Interesse der neuen Gesellschaft aufzunehmenden Kredit bis zum Betrage von 6 Millionen Reichsmark befristet auf die Dauer von sechs Jahren übernimmt. ZiMige Schlägerei in der „Aenntmannsdorser Mühles In der „Nenntmannsdorfer Mühle" bei Liebstadt kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Gästen, die in eine Rauferei ausartcte. Einer der Beteiligten hat mit einem Messer mehreren Gästen Verletzungen beigebracht. Im weiteren Verlaufe der Auseinandersetzung hat er selbst einen Schlag ins Genick erhalten, durch den sein Tod verursacht worden ist. Ob politische Differenzen den Anlaß zum Streit gegeben haben, steht noch nicht fest. Die Staatsanwaltschaft hat sofort an Ort und Stelle eine Untersuchung vorgenommen. Regierungsverireier imSochwass ergediet Wie bereits angekündigt wurde, haben der Minister des Innern, Richter, und Ministerialdirektor Dr. Sorger oom Finanzministerium eine Fahrt nach Flöha, Franken berg, Chemnitz, Altchemnitz, Hartha», Meinersdorf und Geyer unternommen, um sich ein ungefähres Bild über Ursache und Umfang der durch das Hochwasser verursachten Schäden und derjenigen Arbeiten, die zur Verhütung gleicher Vorgänge und zur Behebung der hauptsächlichsten Schäden vorgenommen werden müssen, zu verschaffen. Bei den Verhandlungen mit örtlichen Stellen ist seitens der Regierungsvertreter der Wille der Regierung betont worden, mit dem vorhandenen, wie allgemein bekannt, aber außerordentlich beschränkten Mitteln, nach Möglichkeit zu helfen. Umfang und Art der planmäßig vorzunehmend?» Arbeiten und der notwendige Geldbedarf werden durch sie allenthalben eingeleiteten Prüfungen, namentlich seitens der technischen Behörden, noch festgestellt werden müssen. Als erfreuliches Moment trat vielfach das Be streben der Geschädigten zutage, sich selbst zu helfen, sowie sie wertvolle Hilfe, die in großem Umfange den Geschädig ten durch freiwillige Gelder geleistet worden ist und noch geleistet wird. In den nächsten Tagen sollen noch andere Orte besucht werden. In den bevorstehenden Lanütags- aerhandlnngen dürften ausführliche Angaben über den Umfang der Schäden und die notwendigen Hilfsmaß nahmen gemacht werden können. Zusammenschluß -er sächsischen GiaaSsbeamien. Gründung des Sächsischen Staatsbeamtcnbundes. Der Bundestag des Bundes Sächsischer Staatsbeam ten und der Vertretertag der Gewerkschaft Sächsischer Staatsbeamten traten in Dresden zur Gründungs versammlung des Sächsischen Staatsbeamtenbundes zu sammen. Am Tage vorher nahmen die obersten Organe der beiden Organisationen Stellung zu dem am 30. No vember 1931 abgeschlossenen Vorvertrag über die Grün dung des Sächsischen Staatsbeamtenbundes. Das Ergebnis der Beratungen war die Auflösung der alten Organisa tionen zum Zwecke der Vereinigung. Nach der Eröffnung der gemeinsamen Tagung wurde die Vorlage zur Grün dung des Sächsischen Staatsbeamtenbundes unter großem Beifall angenommen. In den geschäftsführenden Vorstand des Sächsischen Staatsbeamtenbundes wurden bis zu dem demnächst stattfindenden ersten ordentlichen Bundestag gewählt: Zum 1. Bundesvorsitzenden Oberverwaltungs inspektor Eichler, zum 2. Bundesvorsitzenden Oberregie rungssekretär Gäbler und zum 3. Bundesvorsitzenden Oberpfleger Jungnickel. Die Gründungsversammlung faßte sodann eine Entschließung, in der es unter anderem heißt: Die sächsische Staatsbeamtenschaft tritt vor Regierung, Parlament und Öffentlichkeit mit dem festen Willen, ihre neugegründete Einheitsorganisation mit ganzer Energie für die Rechte des Berufsbeamtentums im sächsischen Staatsdienst einzusetzen. Sie wird sich dabei stets von dem obersten Gesichtspunkt leiten lassen, daß der Staat nur gedeihen kann, wenn allen durch eine gerechte Rege lung des wirtschaftlichen Verkehrs ein auskömmliches und kulturwürdiges Dasein verbürgt ist. Volksbegehren und Landtag. Nachdem das von der Kommunistischen Partei Deutschlands beantragte Volksbegehren über die Auf lösung des Sächsischen Landtags zustande gekommen ist, hat der Landtag nach Artikel 36 der Verfassung darüber Beschluß zu fassen, ob er dem Volksbegehren stallgeben will. Das Gesamtministerium hat eine entsprechende Vor lage an den Landtag verabschiedet, die dem Landtag un verzüglich zugeleitet wird. Dev Plan des Reichskanzlers gescheitert Berlin. Die Montagnachmittag-Besprechung zwischen >em Führer der deutschnationalen Volkspartei, Lr. Hugen- ierg, und dem Führer der NSDAP., Adolf Hitler, Sezog sich wieder auf den Wunsch des Reichskanzlers, durch tine verfassungsändernde Zweidrittel mehrheit des Reichstages eine Verlängerung der Amtsdauer des Reichspräsidenten vorzunehmen. Der Ver- mch, die Verfassung auf diesem Wege in einer grund legenden Frage abzuändern, gilt in parlamentarischen Kreisen nach Abschluß der Unterredung als ge scheitert. Auch in den Kreisen der Regierung verlautet, daß der Versuch des Reichskanzlers nicht mehr m Betracht komme und daß der Reichskanzler nicht mehr damit rechne, eine Zweidrittelmehrheit im Reichstage mit Hilfe der Stimmen der Nationalen Opposition aufzubringen. Die Frage der Wiederwahl Hindenburgs. Lösung v o r a u s s i ch t l i ch e rst im Februar. Mit der Überreichung der Briefe Hugenbergs und Hitlers an den Reichskanzler dürfte die Aktion Brünings abgeschlossen sein. Irgendwelche weiteren amtlichen Schritte zur Klärung der Frage der Wiederwahl Hindenburgs durch - das Volk werde» in unterrichteten Kreisen jedenfalls vor- ° erst nicht erwartet. Man nimmt an, daß erst etwa Anfang i Februar von der zuständigen Stelle init den Parteien dar über Fühlung genommen wird, ob es möglich ist, Hin denburg als gemeinsame» Kandidaten der Rechts- und Mittelparteien, möglicherweise auch der Sozialdemokratie, wieder aufzustellen. Für den genaneren Zeitpunkt hierfür dürfte die Frage von Bedeutung sein, wann der Reichstag wieder Zusam mentritt. Die Neuwahl muß bis zum 5. Mas erfolgt sein. Ursprünglich war der 13. März für den ersten Wahlgang in Aussicht genommen, es ist aber nicht unmöglich, daß dieser nun früher angesetzt wird. Im Falle der Zustim mung Hindenburgs zu einer Wiederaufstellung als Prä sidentschaftskandidat wird vermutlich nur ein kommuni- stifcher Gegenkandidat aufgestellt werden, und eine Wahl Hindenburgs im ersten Wohlgang würde dann ge sichert sein. st Die Briefe Hugenbergs und Hitlers. Veröffentlichung erst Dienstag. Die Deutschnationalen rind die Nationalsozialisten Werden dem Reichskanzler getrennte Erklärungen über mitteln. Mit der Veröffentlichung der Briefe Hugenbergs und Hitlers ist erst im Laufe des Dienstag zu rechnen. NaiisnalsoMlistsn beim Staats sekretär -es AeLchspräsidenten. Montagmittag fand eine Besprechung zwischen dem Staatssekretär des Reichspräsidenten Meißner und den Führern der NSDAP, statt. Sie bauerte N/, Stunden. Die Führer der NSDAP, äußerten sich über den Verlauf der Aussprache sehr befriedigt. Am Montagnachmittag fand dann eine neue Besprechung zwischen dem Führer der Deutsch nationalen, Or. Hugenberg, und Adolf Hitler, dem Führer der NSDAP., über die Aktion des Reichs kanzlers zur Verlängerung der Amtsdauer des Reichspräsi denten statt. Eine Besprechung, die vr. Hugenberg mit dem Reichskanzler am Sonntag hatte, hatte keine Ent scheidung gebracht. Die Besprechung hatte nur den Zweck, Or. Hugenberg Uber die Absichten des Reichskanzlers zu unterrichten. Der Reichskanzler hatte im Laufe des Montags mit Vertretern der kleinenParteien Uber eine Ver längerung der Amtsdauer des Reichspräsidenten Fühlung genommen. Die deutschnktionale Begründung Berlin. Bon deutschnationaler Seite wird Wert auf die Feststellung gelegt, daß in der Annahme des Vorschlags Brünings, die Präsidentenwahl durch den Reichstag vornehmen zu lassen, zugleich eine Bertrauenskundgebung für den Kanzler zu sehen gewesen wäre. Zu einer solchen Bertrauenskundgebung für Brüning sei aber für die Deutschnationalen kein Anlaß gegeben. In voller Uebereinstimmung mit dem Stahlhelm halte man an dem Standpunkt fest, daß eine parlamentarische Lösung nicht eine Machtstärkung der Stellung des Reichspräsi denten bedeuten würde, sondern im Gegenteil eine Vermehrung Ler Machtbefugnisse des Reichstages herbeiführen würde. „Kultur in Rot." Ueber „Kultur in Not" sprach am Sonntag im Rund funk der preußische Kultusminister Grimme. Er stellte fest, »aß Preußen im Jahre 1913 288 Millionen, im Jahre 1931 S26 Millionen im Haushalt für kulturelle Ausgaben ein- zesetzt habe. Aus dieser Erhöhung den Vorwurf deutscher iultureller Großmannssucht herzuleiten, wäre deshalb ver fehlt, weil dem Staat durch die Wirkungen des Krieges und »er Inflation erhebliche Mehrausgaben in kultureller Hinsicht rntstanden seien, so durch die Zerstörung vieler Familien )urch den Tod der Ernährer, durch den Verlust der Kadetten- mstalten, durch die Zuwanderung von Ausländsdeutschen Md durch dis Notwendigkeit der Bildung neuer Schulen, be- 'onders in den Grenzlanden. Bon den in den Jahren 1924 us 1930 an Kredit aufgenommenen 18)4 Milliarden Mark bien für kulturelle Zwecke nur rund 267 Millionen, also »er 70. Teil, ausgegeben worden. Inzwischen stA hier eine mckläufige Bewegung eingetreten. Mit Beginn der nächsten Spielzeit würden rund zwei Drittel der staatlichen Theater zeschlossen werden müssen. Durch die übergroße Arbeits- osigkeit würden Millionen von Menschen von den kulturellen Aütern abgeschlossen, da dem Staat die Mittel fehlten, um »ie erforderlichen Zuschüsse zu Volksbüchereien, Volkshoch- chulen und ähnlichen Einrichtungen zu leisten. Kulturelle Lrsparnisse beveuteten letzten Endes Kulturvernichtung. Be seitigung der Tributlasten könne allein dazu führen, den kulturellen Dingen wieder größere Mittel zuzuführen. Die Steuererllürungen für 1931. Der Reichsfinanzminister hat als Frist für die allgemein» Abgabe der Steuererklärungen zur Einkommensteuer, Körper- schaststeuer und Umsatzsteuer bei der Veranlagung für di» 1931 endenden Steuerabschnitte die Zeit vom 15. bis 29. Februar bestimmt. Kampf um Briand Paris. Hinter den Kulissen wird um Briand ein harter Kampf geführt. Während seine Freunde alles tun, um ihn zur Zurücknahme seines nur mündlich vorgebrachten Rücktritt«- wunsches zu bewegen, sind seine Gegner lebhaft bemüht, seinen Entschluß als unwiderruflich darzustellen und sein Ausscheiden s zu erzwingen. Dieser Kampf spiegelt sich auch in der Presse wieder, da ein Teil der Blätter den Rücktritt Briands als vollzogen ansieht, während andere ebenso betonen, daß von einer Krise am Quai d'Orseh gar keine Rede sein könne. Ein verstärkt auftretendes Gerücht will wissen, daß Briand gar nicht die Absicht habe, im Falle einer einfachen Umbildung des Kabinetts zurückzutreten. Amtlicherseits hält man sich in Schweigen. Laval berichtete dem Staatspräsidenten über die Lage. Neues Vordringen der Japaner Einer sowjetamtlichen Meldung aus Schanghai zufolge ! haben nach der vor einigen Tagen erfolgten Besetzung der - Städte Tsinsi und Jtschau in der Rähe von Kintschau neue ? blutige Kämpfe der Chinesen mit den vordringenden japanischen j Truppen begonnen, denen die chinesische Heeresleitung große j Bedeutung beilegt. Alle verfügbaren chinesischen Truppen sind j zusammengezogen worden, um dem japanischen Bordringen Einhalt zu gebieten. AuÄ New Vork muß sparen. 90-Millionen-Dollar-Anleihe notwendig. New dort. Die Stadt New Pork verhandelt zur Zeit mit acht Hauptbanken über eine Anleihe in Höhe von 90 Millionen Dollar zur Abdeckung der im Januar fällig werdenden Schulden. Die Banken machen die Anleihe- gcwährung abhängig von außerordentlichen Spar maßnahmen und von einer Umgestaltung der städtischen Unternehmungen im Sinne einer nachträglicheren Geschäfts führung. Der Oberbürgermeister drohte den Banken die Ausgabe einer direkten Stadtanleihe an, um die Fort führung der Stadtgeschüfte zu ermöglichen und um zu ver- hinderu, daß dis Bevölkerung New Parks Hunger leidet. Aus dem Gerichtsfaal Wer zur politischen Versammlung geht, darf keinen gemahlene» Psesfer In der Tasche führen — Zuwiderhandlung 3 Monate Gefängnis Leipzig. Am 15. Juli letzten Jahres wurde nach einer kommunistischen Versammlung in Groitzsch ein Umzug veran staltet: Versammlung und Umzug waren nicht genehmigt: die Polizei griff ein und nahm einen Arbeiter Willy Lorenz und einen Arbeiter Reinhard Voigt aus Pegau fest; Voigt hat in Ler Versammlung gesprochen, ihm war aber nicht nachzu weisen, daß er gewußt habe, daß es sich um eine nichtgeneh migte Versammlung handelte. Bei Lorenz aber fand man eine Tüte mit gemahlenem Pfeffer. Das Schöffengericht Leipzig nahm an, daß dieser Pfeffer dazu bestimmt war, bei Zu sammenstößen mit Andersdenkenden als Abwehrmittel Ver wendung zu finden: es verurteilte deshalb den Voigt wegen verbotenen Waffentragens im Sinne der Verordnung des Reichspräsidenten vom 28. März 193l zu drei Monaten Gefängnis. Neueste Drahtmeldung Dresden, 12. Januar, 14 Uhr. (T,i-U.) Rücktritt des Kabinetts Laval Paris. Das französische Kabinett, das am Dienstag mittag zusammentrat, hat auf Beschluß des Ministerpräsidenten Laval beschlossen, dem Staatspräsidenten das Rücktrittsgesuch zu unterbreiten. 215 Kus bei K1itein8sndung dieses 6utsekeine8 skhettsn Lie d?8 rum 31. I932tür lkrs lss- ?en Umhüllungen vonlee „Teekanne" ..Komplette"-posrellan im doppelten 6ut- scheinwefte nsoh ttois? ^sni. äbdildungen uno Prospekte üvef ..Kompletta"- porreltan(3 neueLtüeka: kueftenplatte.äufscftnttt- plstt» und öutte^oss kamen ftinru) erstatten Sie bei Ihrem Kaufmann o0or oirskt. 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