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Pulsnitzer Iagebtatt Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und v L ^4 » Commerz- und Privat-Bauk, Zweigstelle Pulsnitz Fernsprecher 18. Lei.-Adr.,: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto DttSden 2188. Giro-Konto 146 «»N Mittwochs den 6. Januar 1932 84. Jahrgang Nummer 4 NSDAP zur Tribut- und Abrüstungsfrage Erscheint a« jedem Werktag Im Falle höh«« Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welch« Störung des Betriebes d« Zeitung od« der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.60 Mil Lei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.60 ML; durch die Post monatlich 2.40 Ml freibleibend gegen den Chefredakteur des Toulouser radikalsozialistischen Organs. „Amt du peuple" erklärt, daß der Artikelschreiber geradezu idiotische Lleberlegungen anstelle. Er scheine vom Mond gefallen zu sein und die letzten zehn Jahre der Ge schichte vollkommen unbeachtet zu lassen. „Journal des Debats" erklärt, man müsse zunächst die Stellung Herriots, Caillaux' und Sarrauts abwarten, um zu sehen, ob sie schon soweit ge sunken seien, Laß sie Len Mut hätten, einen derartigen Plan anzunehmen. ' Die Ausführungsbestimmungen für die Umsatzsteuer Berlin. Das Aeichsfinanzministerium wird nach einer Meldung Berliner Blätter Mitte Januar neue Ausführungs bestimmungen über die Umsatzsteuer bekanntgeben. Die Be ratungen darüber stehen vor dem Abschluß. Dagegen werden die Durchführungsbestimmungen über Lie sogenannte Phasen- Pauschalierung der Umsatzsteuer noch nicht herauskommen, lieber dieses System wird zunächst mit der Textilindustrie verhandelt, bei der die gesamte für ein Textilfabrikat fällige Umsatzsteuer nach den vorläufigen Absichten bei den Webereien erhoben werden soll. Der Abschluß der Verhandlungen mit der Textilindustrie wird für einen Zeitpunkt erwartet, der Lie Durchführung der Phasen-Pauschalierung etwa zum I. 4. 1032 möglich machen würde. 2m Anschluß daran sollen ähn liche Verhandlungen mit anderen Industrien geführt werden. Wie Var die Rundfunk-Störung möglich? Das Reichspostministcrium gibt jetzt weitere Aus künfte über die technischen Voraussetzungen zur Stö- rung der Rundfunkrede des Reichspräsidenten. Das Mikrophon war im Arbeitszimmer des Neichspräsi- deuten aufgestellt. Von dort aus wurde auf zwei Wegen unterirdisch die Rede in das Funkhaus übermittelt und vom Funkhaus auf den Deutschlandsender nach Königswusterhausen, und zwar in einer Ader des vom Funkhaus nach Königswusterhausen gehenden Kabels für den Deutschlandsender, in einer anderen Ader für den Kurzwellensender, weitergeleitet. Im Funkhaus hat ein Beamter die Sendung kontrolliert. Als er frststellte, dah in der Uebermittlung auf den Dcutschlandsender eine Störung eintrat, hat er diesen Sender sofort ausgeschaltrt und eine andere Ader des Kabels zur Uebermittlung nach Königswusterhausen eingeschaltet. Die Kabelleitungen konnten in einem Kabelbrunnen ohne weiteres angebohrt werden. Angeblich war der Versuch der Störung nur dann zu verhindern, wenn sämtliche Kabel, die zusammen über 10 000 Kilometer lang sind, überwacht worden wären. Es sollen aber zur Ucberwachung von besonders wichtigen Rundfunksendungen besondere Maßnahmen ge troffen werden. Kanzlerbeeicht beim Reichs-Präsidenten Chefbesprechungen zur Vorbereitung für die Tributkonferenz Tie Pariser Presse zum Vo>schlag emes Tributverzichtes — Die Ausführungsbestimmung für die Umsatzsteuer Auzeigen-Grundzahlen in O/: Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilemnesser 14) 1 mm Höhe 10 ÄV, in der AmtShanptmannschaft Kamenz 8 O/; amtlich 1 mm 30 FH/ und 24 L?/; Reklame 2ö Tabellarischer Satz 50 °/o Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzcigengebührcu durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. ! Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Die außenpolitischen Beratungen der Reichsregierung werden gegenwärtig in Form von Einzelbesprechungen des Kanzlers mit den leitenden Persönlichkeiten des Auswärtigen Amts geführt. In nächster Zeit werden auch der deutsch« Botschafter in Paris und wahrscheinlich einige andere de«t- sche Botschafter aus besonders wichtigen Hauptstädten des Auslandes nach Berlin kommen und an diesen Besprechun gen teilnehmen. Die Verhandlungen tragen also vorläufig den Charak ter sogenannter Chefbesprechungen und Reffortberatungen. Die eigentlichen Kabinettsfitzungen darüber werden erst in der nächsten Woche stattfinden. Am Dienstag hat dagegen der Reichspräsident einen Vortrag des Reichskanzlers über die politische Lage cntgegengenommen. Reue StiühalLung für ein Zahr? Die Verhandlungen, die im Stillhalte ausschuß über die deutschen kurzfristigen Kredite in Berlin feit längerer Zeit geführt werden, sind so weit fortgeschritten, daß der Ausschuß sich mit dem Versuch beschäftigt, eine Ver längerung des bisherigen Vertrages um etwa ein Jahr zu vereinbaren. Es soll dabei eine Reihe von Paragraphen des bisherigen Abkommens abgeändert werden. Deshalb werden diese Paragraphen der Reihe nach im Stillhalteausschuß durchberaten. Lausanne als Konferenzori bestimmt. Der englische Gesandte hat dem Schweizer Bundesrat Motta mitgeteilt, daß nunmehr die interessierten Regierun gen sich dahin verständigt haben, die Reparationskon- fercnz in der zweiten Hälfte des Januar in Lausanne abzuhalten. Gleichzeitig bat der Gesandte um die Zustimmung der Schweiz, Lausanne als Konserenzort zu bezeichnen. Ein ä h nIi ch er S ch ri tt ist auch vomfran- zösischen Botschafter unternommen worden. Bun desrat Motta hat zu allem seine Zustimmung erteilt. Die Konferenz soll in dem historischen Schloß Ouchy tagen, in dem bereits die Verhandlungen zwischen der Türkei und den Alliierten im Jahre 1922/23 stattfanden. Die meisten Delegationen haben bereits in den großen Lausanner Hotels Plätzebelegt. Lausanner Konferenz am 25 Januar Basel. Nachdem Bundespräsident Motta bereits dem englischen Gesandten und dem französischen Botschafter in Dern seine Zustimmung zur Abhaltung der Tributkonferenz in Lausanne gegeben hat, hat der Gesamtbundesrat in seiner Dienstagsitzung diese Zusage bestätigt. Die Konferenz wird am 25. Januar in Lausanne beginnen. Bundespräsident Motta wird als Vertreter Ler schweizerischen Landesregierung und damit des Gastlandes der Eröffnungssitzung beiwohnen. Die Pariser Blätter zum Vorschlag eines Tcibuiverzichtes Paris. Die Aufforderung der radikalfozialistischen „Dö- peche de Toulouse", Frankreich möge im Interesse einer Leutsch-französischen Annäherung endgültig auf die Tribute verzichten, wird in Ler gesamten Pariser Presse ausführlich kommentiert. Die rechtsgerichteten Blätter wenden sich mit aller Schärfe gegen eine derartige „Zumutung", während die Linkspresse bis zur „Nepublique" einer derartigen Geste durch aus zustimmt. Das Organ Les linken Flügels Ler radikal- sozialistischen Partei erklärt, daß Lie Ausführungen des Tou- loufer Blattes vollkommen im Nahmen der Gedankengänge lägen, die von den Nadikalsozialisten schon immer verteidigt worden seien. Die „Ere Nouvelle", die dem Präsidenten der Partei, Herriot, nahesteht, zeigt sich weniger begeistert. Auch sie stimmt dem Gedanken zu, macht jedoch zur Bedingung, daß eine derartige Geste nicht ein Geschenk Frankreichs darstellen dürfe. Es sei vorsichtiger und klüger gehandelt, wenn man vorher die notwendigen Zugeständnisse erhalte und die Ge wißheit habe, dah in Zukunft nie wieder die Rede von Rüstungsgleichheit, Vertragsrevision oder Anschluß sein werde. Die Rechtspresse ergeht sich zum Teil in groben Beschimpfungen Deutsch-französische Lustsa »iriverhandlungen. Zur Vereinfachung und Verbilligung der Zusammenarbeit. Der vom deutsch-französischen Wirtschaftskomitee ge bildete Unterausschuß für Verkehr, Abteilung Luftfahrt, der bereits iin Dezember in Paris seine Verhandlungen aus genommen hatte, ist zur Zeit in Berlin zu Besprechungen über den weiteren Fortgang der Arbeiten zusammen gekommen. Auf deutscher Seite leitet die Verhandlungen das Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Luft Hansa, Direktor vr. Weigelt (DD-Bank), auf französischer Seite der Direktor der französischen Staatseisenbahn-Gelellschaft, Dautry. Von den Regierungen gehören dem Komitee Ge heimrat Fisch vom Reichsverkehrsministerium und Direktor Lhaumiö vom französischen Luftministerium an. Auch vr. Eckener ist an den Besprechungen beteiligt. Es handelt sich bei den Besprechungen um die Schaffung weiterer Vereinfachungen und Ersparnisse auf dem bisherigen Gebiete der deutsch-französischen Zusammenarbeit im Luft- verkehr. Dies bezieht sich sowohl aus den europäischen Ver kehr zwischen Berlin und Paris sowie zwischen Frankreich und Deutschland und den Balkanländern. ' Ebenso wird eine Verständigung über den Luftdienst nach Südamerika angestrebt. Im Rahmen des deutschen Anteils sind hierbei auch etwa 10 Fahrten des Luftschiffes „Graf Zeppelin" vorgesehen. Die aus der französischen Zei tung „L'Homme Libre" übernommene Nachricht, daß ein deutsch-französischer Luftverkehrs-Trust gebildet werden soll, entspricht nicht den Tatsachen. Diese deutsch-französischen Verhandlungen schließen in keiner Weise die enge deutsche Zusammenarbeit mit anderen Ländern, wie z. B. Italien, Spanien, Südamerika usw. aus. Nach Ablauf des Burgfriedens entwickelt die NSDAP, in allen Teilen des Reiches wieder eine rege Werbetätigkeit. Man spricht auch davon, daßHitlerin den nächsten Tagen wieder nach Berlin sahren wird. Im Zusammen- Hang damit sind allerlei Gerüchte im Umlauf über Ver handlungen Hitlers mit dem Reichsinnen- und -wehr- minister Groener. In Essen ging auf einer Kundgebung der NSDAP, der Außenpolitiker der Partei, der Hauptschriftleiter des „Völk. Beobachters", Abg. Rosenberg, auf die beiden Konferenzen, die Abrüstungs- und die Tributkonferenz, ein. Auf der Abrüstungskonferenz habe Deutschland einige Thesen vorzubringen und zu vertreten: den Rechtsan spruch Deutschlands auf allgemeine Abrüstung, seinen An spruch auf das Mindestmaß der eigenen na- tionalen Sicherheit gegenüber der von Frankreich be tonten Gefährdung seiner nattonalen Sicherheit und ebenso die Verpflichtung des Völkerbundes, der nach der Dölker- bundsakte von 1919 die Pflicht Hobe, alle zehn Jahre den Rü- stungszustand der Völker zu prüfen. Woraus eine aktive Außenpolitik hinarbeiten müsse, sei, nicht alle möglichen Kon ferenzen einzuberufen, sondern dieEinberufungeiner großen Friedenskonferenz. Man müsse mit der Auffassung der Gegner brechen und dieser die nationalsozia listische Auffassung gegenüberstellen, daß man es nicht mit Reparationen, sondern mit Kriegstributen zu tun habe, daß Deutschland in dieser Beziehung mehr als genug bezahlt habe. Bei der Erörterung der Fragen der bevor stehenden Tributkonferenz wies Rosenberg vor allem darauf hin, daß im Haag von den Franzosen erneut die Sanktions- klausel des Artikels 430 des Versailler Vertrages in den Poung-Plan hineingeschmuggelt worden sei. Es sei unver- stündlich, daß der Kanzler in einem Augenblick, wo er sich anschicke, zur Tributkonferenz zu gehen, die,Nationalsozia- listen bekämpfe, die mit ihrer ganzen Kraft für eine Revision eingetreten seien. In Münster i. W. erörterte im Rahmen einer NSDAP.-Kundgebung Graf Reventlow die Lage, wie sie in den 13 Nachkriegsjahren geschaffen wurde. Der Redner befaßte sich weiter eingehend mit den Reisen des Kanzlers nach London und Paris. Die NSDAP, sei niemals Gegner der Verständigung gewesen. Sie verstehe aber unter Ver ständigung etwas, was auf Gegenseitigkeit vor sich gehe. Die NSDAP, sei bereit, mit allen Mächten zu verhandeln, weil sie nicht den Krieg, sondern den Frieden wolle. Bei allen Verhandlungen sei aber Voraussetzung, daß man Deutschland nicht als Nation zweiter Klasse behandle. Reparationen erkenne die NSDAP, nicht an. Sie erstrebe vielmehr die Aufrollung der Kriegs schuldfrage. Auf der Abrüstungskonferenz müsse Deutschland mit aller Energie auf Abrüstung aller Staaten dringen. Komme sie nicht, so sei eine neue Lage geschaffen. * Der „Völkische Beobachter" veröffentlicht im Wortlaut eine Verfügung des bayerischen In- nenmini st ers Or. Stützel, die an alle Polizeidirekttonen und Polizeiämter gerichtet wurde. Die Verfügung stellt die nationalsozialistische Bewegung unter eine besondere Aus nahmeaufsicht der Polizei. Die mit der Aufgabe der Ver sammlungsüberwachung zu betrauenden Beamten seien sorgfältig auszusuchen. Redner, die sich rednerische Ausschreitungen zuschulden kommen lassen, seien auf einige Zeit in öffentlichen Versammlungen nicht mehr zuzulassen und von ihnen einberufene Versammlungen zu verbieten. Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShanptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften der Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz. Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obcrsteiua, Niedcrsteina, Weißbach, Ober- und Niedcrlichtenau, FricderSdsff, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L- Försters Erben (Inh. I. W. Mohr)Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz