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Nr. 294. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 19 Dezember 1929. Seite 2. geeignetsten viereckige. Man versende also in runden Körben. In solchen werden die Federn am wenigsten abgestoßen und die Luft darin wird nicht so stickig. Die Körbe sollen oben so breit sein wie unten. Der Boden wird mit einer hohen Lage von weichem, reinen Stroh bedeckt. Für Hüh ner streut man Körner hinein und vermischt sie gut mit dem Stroh. So bekommen die Tiere Beschäftigung auf der Reise. Im Winter wird der Korb innerlich ganz und gar mit Sack leinwand umkleidet. Sollte aber die Kälte zu groß sein, wird um den Korb ein kräftiges Geflecht von Roggenstrohseilen gewunden. Auf dem Deckel wird dreifache Sackleinewand aufgenäht, jedoch müssen die Tiere genügend Luft bekommen. Natürlich müssen Verpackung und Anschrift vorschriftsmäßig sein, damit der Korb so vorsichtig und so schnell wie möglich befördert wird. Denn eine reine Freude ist natürlich solch eine Reise für die Tiere niemals, und ihr Aussehen sowohl wie ihre Leistungen werden dadurch stets auf einige Zeit gestört. — (Der er st e Schnee!) Ueber Nacht hat der Win ter uns etwas weiß gemacht; lange genug hat Frau Holle geschlafen, nun kann sie endlich einmal aufstehen und ihre Betten recht schütteln. Weniger gleicht der Schnee einem Langschläfer. Er wehrt sich solange er nur irgend kann, gegen das „Liegenbleiben", und mit um so größerer Wärme er vom Erdboden empfangen wird, mit um so geringerer Zärtlichkeit schmiegt er sich an sie. Die Verbindung zwischen Erdboden und Schneedecke kann ein Sonnenstrahl trüben; ein lauer Luftzug läßt den Schnee sofort vom Platze ver schwinden. Einen Kampf ruft natürlich der Schnee überall da hervor, wo er schon liegen bleibt, auf den Plätzen und Landstraßen. Die kleinen Straßenbuben rüsten sich zur ersten Schneeballschlacht. Der Krieg ist erklärt, wenn auch kein Streitobjekt vorhanden ist. Der Schneeballkrieg ist eben etn Sport, wie das Drachensteigen ein solcher ist. Jeder Jahreszeit haben unsere Kleinen ein Spiel abzuringen gewußt. Hoffen wir, daß der vorgestrige Einzug des Win ters nicht von allgemeinem Matschwetter belästigt wird. — (Die Arbeiterbank leiht Sachsen eine Million.) Vor einiger Zeit bot die Arbeiterbank in Ber lin dem sächsischen Staat durch sozialdemokratische Abgeord nete einen größeren Kredit an zur Bekämpfung der Arbeits losigkeit. Bei den Verhandlungen stellte sich heraus, daß nur ein Betrag von etwa 3 Mill. RM. in Frage kam, Die. Arbeiterbank machte zwei Vorschläge, wovon der eine, der 11 Prozent Zinsen vorsah, vom Staat natürlich rundweg abgelehnt wurde. Es wurde dann über den zweiten Vor schlag weiter verhandelt, und es ist jetzt ein Vertrag über einen sechsmonatigen Kredit in Höhe von 1 Mill. NM gegen 9 Prozent Zinsen zustande gekommen. — (Kosten der Gemeinden beim Volksbe gehren.) Nach einer Bekanntmachung des Reichsministers des Innern erhalten die Gemeinden, in denen Eintragungs listen fürs Volksgehrcn ausgelegt worden waren, vier Fünftel des ihnen erwachsenen Aufwands aus der Reichskasse zurück. Die Gemeinden müssen ihre Ausgaben unter Beifügung der Belege bis spätestens 25. Januar 1930 bei der Kreis- oder Amtshauptmannschaft, der sie unmittelbar unterstellt sind, an zumelden. — (Neuregelung der Konkursordnung.) Auf Veranlassung des Wirtschaftsministeriums befaßte sich die Industrie- und Handelskammer in Plauen in ihrem zu ständigen Ausschüsse mit dem Gesetzentwurf über die Pflicht zum Anträge auf Eröffnung des Konkurses oder des gericht lichen Vergleichsverfahrens, der einige, an sich unbedeutende, Aenderungen der Konkursvorschriften vorsieht. Namentlich soll dadurch die Vorlage klargestellt werden, daß der den Aktienunternehmungcn und Gesellschaften mbH. bei Zahlungs unfähigkeit und Ueberschuldung obliegenden gesetzlichen Ver pflichtung, das Konkursverfahren zu beantragen, künftig auch durch Stellung des Vergleichsantrags genügt werden kann. Gelegentlich der Aussprache wurde lebhaft bedauert, daß die Reichsregierung trotz den von der Wirtschaft seit Jahren geäußerten Wünschen offenbar nicht daran denkt, an eine grundlegende Reform der Konkursordnung heranzutreten; denn diese Frage ist im Hinblick auf die anhaltend gespannte Lage auf dem Geldmärkte heute besonders zeitgemäß. Mehr denn je ist ein wirksamer Schutz der Gläubigerschaft gegen gewissenlose Gemeinschuldner durch Verschärfung der Vor schriften der Konkursordnung am Platze. Mit Rücksicht hierauf richtete die Kammer an den Deutschen Industrie- und Han delstag die Bitte, dahin zu wirken, daß die Konkursbestim mungen nunmehr umgehend einer umfassenden Aenderung unterzogen werden, damit dem betrügerischen bezw. leichtsin nigen Konkursmachen endlich ein Riegel vorgeschoben wird. — (Naturschutzgebiete.) Sachsen besitzt trotz seiner großen, dicht zusammenwohnenden Bevölkerung bereits heute eine große Anzahl Naturschutzgebiete, in denen die Natur unbekümmert von der Kultur und der Störung durch den Menschen sich weiter entwickeln und erhalten kann. Die bekanntesten sächsischen Naturschutzgebiete sind die Moore bei Carlsfeld und Johanngeorgenstadt, ferner die Moothäuser Heide im Marienberger Bezirk. Bekannt ist weiter das Georgenfelder Hochmoor bei Zinnwald, die Geisingbergwiesen, die Sattclbergwiesen, die Hammergüter Oelsengrund und Bienhof, der Zechengrund bei Oberwiesenthal, das Ketzer bachtal bei Meißen, die Bosel bei Meißen und viele andere mehr. Zur Erweiterung dieser Gebiete und zur Schaffung neuer Gebiete, zur Erhaltung einer herrlichen Natur dienen die Mittel aus der 7. Geldlotterie des Heimatschutzes. Grotzuaimdorf. (Berichtigung.) In dem in Nr. 292 erschienenen Gemeindeverordnetenbericht muß es anstatt Rindersürsorge Trinkerfürsorge und an Stelle Notwohnung Nordwohnung heißen. Bischofswerda. (Sch eunenbrand.) Am Montag abend brannte die etwas vom Gute abseits stehende massive Feldscheune des Rittergutsbesitzers Lein in Lehndorf voll ständig nieder Große Erntevorräte und landwirtschaftliche ! Mem einzuführen. Bei den Einfuhrscheinen und der Ex portbegünstigung stellten sich die Ausschüsse auf den Stand punkt, daß die Einfuhrscheine auch in Zukunft über den vollen Wert des Zollbetrages ausgestellt werden sollen. Sie lehnten alle im Ausschuß gestellten Anträge auf Erweiterung des Einfuhrscheinsystems ab. Für Getreide beschlossen die Ausschüsse, in Abänderung der Regierungsvorlage folgende Zollsätze für einen Doppelzentner vorzuschlagen: Roggen 9 Mark, Weizen und Spelz 11 Mark, Gerste, Hafer und Mais je 9 Mark. Hinsichtlich der Zollsätze für Vieh und Fleisch stimmten die Ausschüsse der Regierungsvorlage zu, beschlossen jedoch, für Mais und Mühlenerzeugniffe in Kon sequenz der vorgeschlagenen Zölle für Getreide, folgende von der Regierungsvorlage abweichenden Zollsätze vorzuschlagen: Für Malz 18 Mark,' für Mehl 23,50 Mark, für Graupen, Grieß und Grütze 23,50 Mark und für sonstige Mühlener zeugnisse 23,50 Mark. tzi Die Beschlüsse über die neuen Viehzölle. Der Handelspolitische Ausschuß des Reichs tags beschloß am Mittwoch gemäß der Regierungsvorlage, daß für den Fall, daß der Preis am Berliner Markt für Schweine der Klasse L im Durchschnitt zweier Wochen niedriger als 75 Rm. für den Zentner Lebendgewicht ist, sich der Zollsatz für Schweine um 50 v. H. erhöht, bis der Preis am Berliner Markt für Schweine der Klasse c im Durchschnitt zweier Wochen 70 Rm. für den Zentner Lebendgewicht erreicht. Ist der Preis am Berliner Markt für Schweine der Klasse L im Durchschnitt zweier Wochen höher als 85 Rm. für den Zent ner Lebendgewicht, so ermäßigt sich der Zollsatz für Schweine um 50 v. H., bis der Preis auf 85 Rm. für den Zentner Lebendgewicht sinkt. Wenn die Zollsätze hiernach abgeändert werden, so sind sie durch den Reichsminister der Finanzen jeweils mit Wir kung vom zehnten Tage nach der letzten Notierung in Kraft zu setzen. Für die Einfuhr von lebendem Vieh sollen die Zollsätze durch vertragsmäßige Abmachungen bei Rindvieh zu Schlachtzwecken nicht unter 24,50 Rm. für einen Doppel zentner Lebendgewicht herabgesetzt werden, bei Schafen nicht unter 22,50 Rm., bei Schweinen nicht unter 16 Rm., bei Fleisch von Rindvieh und Schafen, frisch, auch gefroren, mit Ausnahme der Innereien, sollen die Zollsätze nicht unter 45 Rm. und bei Fleisch von Schweinen, frisch, auch gefroren (mit Ausnahme der Innereien, Köpfe und Spitzbeine), nicht unter 32 Rm. für einen Doppelzentner herabgesetzt werden. Durch einen weiteren Beschluß wurde die zeitliche Be grenzung oder Gültigkeit des Gesetzes über Zolländerungen vom 17. August 1925 aufgehoben. Damit wird dem Zoll gesetz eine zeitlich unbegrenzte Gültigkeit gegeben. Nach weiteren Beschlüssen des Ausschusses sollen die Zollsätze durch vertragsmäßige Abmachungen bei Butter, frisch gesalzen oder eingeschmolzen, bis zum 31. Dezember 1933 nicht unter 50 Mark, bis zum 31. Dezember 1935 nicht unter 40 Mark und ab I. Januar 1936 nicht unter 30 Mark für einen Doppelzentner herabgesetzt werden. Damit war die Beratung über das Zolländerungsgesetz erledigt. Die weiteren Reichsrntsbeschlilsse sowie die Anträge der Parteien zu den Industriezöllen soll der Ausschuß im Januar nächsten Jahres beraten. Dann wurde noch die Be ratung des Gesetzentwurfs über einen Notenwechsel zum deutsch-französischen Handelsabkommen und die Beratung eines Gesetzentwurfs über einen Notenwechsel zum Handels vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz er ledigt. Den deutsch-schwedischen Handelsvertrag will der Ausschuß am Donnerstag beraten. Die „Rote Fahne" ruft zu Demonstra tionen auf Berlin, 19. Dez. Die „Rote Fahne" ruft nochmals ihre Anhänger zu der großen für Donnerstag nachmittag geplanten Demonstration auf. Nicht nur die Erwerbslosen sollen marschieren, alle Werktätigen sollen auf der Straße erscheinen und für eine Winterbeihilfe, einen höheren Unter stützungssatz und für den Siebenstundentag demonstrieren. Die Schaffung einer Bannmeile um das Rathaus gibt dem Zentralorgan der Kommunisten Veranlassung, sich besonders gegen Polizeipräsidenten, die Schutzpolizei und die Sozial demokratie in Beschimpfungen zu ergehen. Maschinen sielen dem Feuer zum Opfer. Es wird Brand stiftung vermutet. Dresden. (EinStresemann-PlatzinDres- den.) Der Nat beschloß in seiner letzten Gesamtsitzung, zu Ehren des verstorbenen Reichsministers Dr. Stresemann den jetzigen Waldersee-Platz in Stresemann-Platz umzubenennen. Großschweidnitz. (Ein Auto von Räubern üb er fallen.) In der Nacht zum Dienstag wurde das Lastauto des Roßschlächters Kolbe aus Neugersdorf in der Nähe des „Sachsenfreundes" von zwei maskierten Burschen, die sich im Straßengraben versteckt gehalten hatten, überfallen. Sie schlugen mit Stangen auf den Wagen ein und versuch ten auf diesen zu klettern. Als das Auto hielt und der Besitzer ausstieg, ergriffen die Räuber die Flucht. Sie hatten das Schlußlicht des Autos zertrümmert und einen Reifen schwer beschädtgt. Leipzig. (Eine Elefantenjagd in Böhlitz- Ehrenberg.) Vier Elefanten des Zirkusses Busch, die in Böhlitz-Ehrenberg mit noch anderen Tieren im Winter quartier stehen, befreiten sich aus ihrem Stand und rasten die Straße entlang. Sie durchbrachen einen Zaun und gerieten ans das Gießereigelände der Reformmotoren fabrik. Erst nach längerer Zeit und aufregender Jagd ge lang es, die Dickhäuter in ihr Quartier zurückzuführen. Aue (Erzgeb.) (Unfall oder Verbrechen?) Auf der Mehnertstraße wurde der bei seiner Mutter in der Mittelstraße wohnhafte Silberpolierer M. Paulsch in be wußtlosem Zustande aufgefunden. Zwei Arbeiter, mit denen der Verletzte vorher gezecht hatte, brachten ihn in seine'Wohnung, doch war er bereits tot. Da die Mutter die Uhr und 50 Mark, die er sich am Abend vorher geholt hatte, vermißte, tauchte der Verdacht eines Verbrechens auf, weshalb die beiden Beteiligten verhaftet wurden. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Chemnitz .Werun.treMe Weihnachtsgeld Der Reichswirtschaflsrai gegen das Gleitzollsystem. Kurz vor Abschluß der Zolldebatte im Reichstag wird der Bericht des Arbeitsausschusses für Zolltariffragen im Vorläufigen Neichswirtschaftsrat bekannt. Der Arbeits ausschuß hatte an den in dem Gesetzentwurf vorgesehenen landwirtschaftlichen Zöllen in wesentlichen Punkten eine schärfste Kritik geübt. Sämtliche vom Arb. .ausschuß ge hörten Sachverständigen aus Müllerei, Handel und Land wirtschaft haben das Gleitzollsystem für Getreide- und Mühlenerzeugniffe rundweg abgelehnt. Bleiben Russenflüchtlinge in Deutschland? In der Mittwochsitzung des Haushaltsausschus ses des Reichstages machte der Reichskommissar für die Unterbringung der deutschstämmigen russischen Flüchtlinge nähere Angaben über die Weiterleitung der Auswanderer nach Uebersee. Für einen Teil der Flüchtlinge kann nach Ansicht des Reichskommissars in Deutschland Platz geschaf fen werden, '"is zumal etwa 100 Familien ohnehin nicht answandern können, weil in diesen Familien Kindererkrankungen herrschen. Da aber die Familien, in denen Trachow-Erkrankungen der Kinder herrschen, sich von den Kindern nicht trennen wollen, ind sie infolgedessen darauf angewiesen, in Deutschland zu üeiben. Wenn sich die Auswanderungen noch vergrößern "ollten, müßte unbedingt beim Völkerbund ein internatio nales Flüchtlingsamt eingerichtet werden. Es könne un möglich verlangt werden, daß nur Deutschland aus die Dauer die Aufgabe übernehme, für die russischen Auswan. derer zu sorgen. Der Hauptausschuß des Reichstages be willigte schließlich den Bettag von 6 Millionen Mark für die deutsch st ämmigen Bauern aus Rußland gegen die Stimmen der Kommunisten. Rußland gibt MiMonenaufiräge an die Schichauwerft. Danzig. Vertreter der Sowjetunion, die gegenwärtig in Danzig weilen, haben die vor einigen Wochen unter brochenen Verhandlungen über die Erteilung von Schiffbau- mfträgen an die Danziger Werftindustrre wiederaufgenom men, und zwar zunächst mit der Schichauwerft. Der Schichauwerft haben die Vertreter der Sowjetunion Aufträge im Werte von etwa 6,25 Millionen Danziger Dulden, und zwar auf Lieferung von 11 Schleppern für den Holztransport und von drei Schlep- sern für die Hochseeschiffahrt erteilt. Da die schichauwerft schon vor einigen Wochen den Auftrag auf Lieferung von sechs Fischdampfern erhalten hat, belaufen sich die bisherigen russischen Bestellungen bei dieser Werft für Ms Wirtschaftsjahr 1929/30 auf fast 10,75 Millionen (etwa 9 Millionen Mark) Danziger Gulden. Die Vertreter der Sowjetunion führen außerdem Verhandlungen mit der Kia witter wer ft über die Erteilung von Auf trägen für den Bau von sechs Fischdampfern. Es folgen weitere Besprechungen mit der Schichauwerft, da die Sowjet union die Absicht hat, auf der Schichauwerft weitere 14 Fischdampfer bauen zu lassen. Verbot -er Ltmzüge in Frankfurt a.M. Der amtliche Bericht zu den Ausschreitungen. Frankfurt a. M. Das Polizeipräsidium Frankfurt am Main teilt mit: Bei den am Dienstagabend in der Altstadt erfolgten Zusammenstößen der Polizei mit dem Mob sind sieben Verletzte festgestellt worden, von denen fünf dem Heiliggeisthospital und zwei dem städtischen Krankenhaus zugefichrt wurden. Der Rettungswagen hat drei Transporte und elf Hilfeleistungen ausgeführt. Bei den Personen wurden keine Schußverletzungen festgeftellt. Ein Verwundeter wurde von dem Mob abgeschleppt. Durch SteimvUrfe wurden drei Polizeibeamte und ein Kraftfahrer leicht verletzt. Durch einen Schuß wurde die Windschutz scheibe eines Kraftwagens beschädigt. 27 Personen wurden sestgenommen, davon 12 wieder entlassen. 15 werden dem Richter zugeführt werden. Der Polizeipräsident hat im Hinblick auf die Ereignisse der letzten Tage alle Auf- und Umzüge unter freiem Himmel mt sofortiger Wirkung bis auf weiteres verboten. o e r.) Ale zraMererm emes «Sparvereins im slaonerr Alt-Chemnitz hat die ihr anverlrauten Gelder in Höhe von etwa 9000 Mark veruntreut. In einer Vereinsversamm-' lung wurde beschlossen, die Angelegenheit der Staatsan waltschaft zu übergeben. Unter den Vereinsmitglicderisi meist kleinen Leuten, herrscht große Erbitterung, da ste sich um die von ihnen mühsam zurückgelegten Weihnachks- rrsparnisse betrogen sehen. MWe UÄ MMMMe SMWg M MMMtlltWMitgMka N MM Der Neutschs Jndustrieschutzverband, Dresden, tritt uns mit: Wir haben in den letzten Wochen wiederholt die Wahrnehmung gemacht, daß die BetriebsvertretungsmUglreder in zahlreichen Betrieben versuchen, im Interesse ihrer Organisationen eine ausgedehnte politische und ge. werkschaftliche Werbetätigkeit zu entfalten. Sie glauben sich daher durch den Kündigungsschutz, den ihnen das BetriebSrätegesetz gewährt, in jeder Weise vor Folgerungen des Arbettgebers gesichert und sitzen Aewöhnlich alles daran, den ihre« politischen und gewerkschaftlichen Auffassungen fernstehenden Arbeitnehmern dar Leben im Betriebe zu verbittern und unmöglich zu Pachen, Deshalb ist cs wichtig, darauf hinzuwciscn, daß Betriebs vertretungsmitglieder bei gewerkschaftlicher oder politischer Betätigung im Betriebe den ihnen aus § 6g z und 6 erwachsenden Pflichten zuwiderhandeln, sodaß das Arbeitsgericht nach § 39 des BRG. auf Antrag des Arbeitgebers das Erlöschen der Mitgliedschaft derselben beschließe« kann. Zu dieser wichtigen Frage hat daS ReichsorLeits- gericht in einem Beschluß vom 10. 7. 1929 (BAG. P. B. 1S/L9) wie folgt Stellung genommen: Die Stellung als Betriebsratsmitglied und die damit nach Z 66 Nr. 6 BRG. verbundene Aufgabe, das Einvernehmen innerhalb der Arbeiterschaft zu fördern, legen dem Betriebsratmitglied naturgemäß auch rn der Ausübung politischer oder gewerkschaftlicher Tätigkeit inner halb des Betriebes gewisse Beipflichtungen auf. Ganz unabhängig davon, ob und inwieweit politische oder gewerkschaftliche Tätigkeit etwa gegen Bestimmungen der Arbeitsordnung verstößt, enthält sie jedenfalls dann zugleich eine Verletzung der durch das Gesetz im ß 66 Nr. 6 deS