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ssulsurßerIaychlatt Freitag, K. Dezember 1829 81. Jahrgang Beilage zu Nr. 28L m AE SM mm M Wsüinseiits-Vspksul ^ntrüeksnös ^suksitsn: Böß weiß von nichts. Sklarek-Ausschuß vom Donnerstag. In der weiteren Befragung des Berliner Oberbür germeisters Böß wünschte der Kommunist Obuch Auskunft über die Organisationsverhältnisse bei den Kontrollstellen der Stadt. Oberbürgermeister Böß bezeichnete die Hauptprü fungsstelle als eine Art Oberrechnungskammer. Unüber sehbar sei die Verwaltung nicht. Der Abg. Obuch kam auf den Brief des früheren Direktors Nowarra zu sprechen, der den Oberbürgermeister über „ungeheuerliche Sachen" bei Sklarek berichtet haben wollte. Weshalb ihm die nachgesuchte persönliche Unterredung nicht gewahrt worden sei? Böß glaubte sich zu entsinnen, daß er darüber mit dem Stadtrat Kohl gesprochen habe. Anterbilanzen allein seien noch nicht ausreichend zu dem Verdacht von Unterschleisen. Wenn der damalige Stadtrat Kohl ihm die Unwahrheit gesagt habe, so hätten ihn: dazu damals derartige Vermutun gen gefehlt. Wenn Bürgermeister Scholz schon 1928 Bilanzfälschungen bei der K. V. G. festge stellt habe, so hätte er dem Oberbürgermeister darüber berichten müssen. Böß erinnert sich aber nicht an einen solchen Bericht. Auf weitere Vorhaltungen erklärt der Ober bürgermeister hinsichtlich der deutschnationalen Strafanträge, daß Stadtrat Gäbelals zuständiger Mann ein Recht darauf gehabt habe, die Sache zur Bearbeitung zu erhalten. Im Magistrat sei man der Neigung gewesen, daß das Vorgehen der deutschnationalen Fraktion nicht richtig gewesen sei. Sie hätte sich an die Verwaltung und nicht an die Staats anwaltschaft wenden sollen, um nicht Unnötig das Ansehen der Verwaltung herabzusetzen. Der Abg. Obuch meinte, da in sonstigen deutschnationalen Anfragen immer wieder ausdrücklich von Korruption gesprochen worden sei, hätte man die Sache doch erster nehmen müssen. Böß verschanzte sich hier hinter den Parteikampf, der leicht zu solchen Behauptungen führe. Der Abg. Obuch hielt dem Zeugen Böß vor, daß es sich bei der Bezugspflicht der Bezirksämter doch um eine ganz besondere Angelegenheit gehandelt habe, zumal sie für eine Reihe von Jahren ausgesprochen werden sollte. Gerade dieses Rundschreiben müsse wegen seiner Bedeutung doch dem Oberbürgermeister in Erinnerung geblieben sein. Trotz dieses Vorhaltes konnte sich der Oberbürger bürgermeister doch nicht des Einzelfalles entsinnen. Der Oberbürgermeister erklärte auf weitere Fragen: Wenn eine Verwaltung von dem Umfange, wie Berlin eine Anzahl ungetreuer Beamter habe, so könne man daraus noch nicht schließen, daß die gesamte Verwaltung als korrupte Einrichtung anzusehen sei. Obuch machte darauf aufmerksam, daß die gegenwärtige Untersuchung sich nur auf ein Teilkapitel der Stadtverwal tung beziehe, daß noch die Grundstückskäufe, die Angelegen heiten der städtischen Müllabfuhr, die Fragen der Hafen- anlagcn usw. zur Sprache kommen würden. Dabei würde sich zeigen, daß ein noch weit höherer Pro zentsatz der Stadträte, ja der halbe Magi strat in alle diese Dinge verwickelt sei. Schließlich kam Obuch auf die Einladungen und die Pelzangelegenheit. Ueber letztere führte Böß aus: Im Sommer vorigen Jahres habe sich seine Frau einen Pelz beschaffen wollen. Als es sich um die Auswahl des Geschäfts gehandelt habe, habe er sich eines Gesprächs mit einem der Sklareks entsonnen, dieser habe ihm einen Pelz angeboten, er habe aber keinen Bedarf dafür gehabt. Jetzt habe er seine Frau auf diese Gelegen heit hingewiesen. Ein Preis sei nicht genannt worden, als man sich danach erkundigt habe, der Pelz sei geliefert wor den, und erst nach mehrfacher Mahnung habe er die Rech- nung im Betrage von 375 Mark erhalten. Da dreier Be- trag zu niedrig erschien, habe seine Frau den Sklareks ge schrieben, es wäre ihr peinlich, den Pelz zu diesem Preis anzunehmen, sie hätte deswegen einen Künstler mit 1000 Mark unterstützt, um die Sache auszugleichen. Er persönlich habe den betreffenden Künstler aufgesucht, der wirklich in schwierigen Verhältnissen lebte, und habe dann den Kauf selber getätigt. Die Lieferung des billigen Pelzes habe er als eine ge- wisse Protzerei der Sklareks aufgefaßt, die ihre kaufmännische Leistungsfähigkeit damit wohl erweisen wollten. Der Ge danke, daß sie versuchen könnten, auch andere Beamte zu beeinflussen, sei ihm nicht gekommen. An allem ist die Berliner Stadtbank schuK - meint Oberbürgermeister BSß. In der Donnersta g-Nachmittagssitzung des Skl a- rek-Ausschusses äußerte sich Oberbürgermeister Böß auf Wunsch des Abgeordneten Riedel (Dem.) über den Umfang des Berliner Stadthaushalts und den personellen Umfang der Stadtverwaltung. Dann stellte Abgeordneter Ladendorff eine Reihe von Fragen. Er wünsche zu wissen, ob die Ursache für das mangelhafte Arbeiten einzelner Betriebe darin zu suchen sei, daß Persönlichkeiten zu Stadträten gemacht worden seien, die den Aufgaben nicht gewachsen wären. Der Oberbürgermeister bestätigt, daß zum Teil Personen in diese Stellen gewählt worden seien, die man nicht in vollem Umfange zu de« Geschäften heran- ziehen könne. Daher komme es auch, daß bestimmte Magistratsmitglieder sich nicht so auswirkten wie andere, andererseits aber sei mancher durch seinen Privatberuf ebenfalls stark in Anspruch genommen. Abgeordneter Ladendorff konstatierte darauf, daß also zum Teil das jetzige System schuld sei. Der Oberbürgermeister bestätigte ferner, daß eine Reihe städ- tischer Werkstätten Zuschußbetriebe gewesen seien. Was die hohen Kredite der Stadt bank an lange, so sei er im Prinzip gegenderenGewährung gewesen. Das habe er auch schriftlich niedergelegt. Er habe die Nachweisungen persönlich nachgeprüft und gefordert, daß die hohen Kosten abgebaut würden. In einzelnen Fällen aber habe man ein Bankrottgehen größerer Unternehmungen mit vielen Angestellten und Arbeitern verhindern müssen. Wenn trotzdem an die Sklareks hohe Kredite gegeben worden seien, so sei das bedauerlich, aber Schuld der Stadtbankdirektoren. Diese Kredite der Sklareks seien allerdings als Bevorschussung von Lieferungen aufge faßt worden, die in einer Höhe angegeben worden seien, wie sie tatsächlich nicht bestanden hätten. Berlin. Auf dem Hofe der K.D.G. in der Komman dantenstraße 80/81 fand eine Versteigerung Sklarekscher Konkursmasse statt. Zuerst kam ein sechs- bis siebensitziges Privatauto (15/60 I>8) unter den Hammer. 500 Mark wur- den zuerst für den auterhaltenen Wagen geboten, der Preis stieg dann ziemlich schnell auf 1000 Mark und nach einer kurzen Stockung erhielt ein Spediteur das Auto für 1100 Mark zugeschlagen. Auch bei den anderen zur Versteige rung gekommenen Sachen, Pelzmäntel, Nerz- und andere Felle in größeren Posten, bot sich Gelegenheit, zu niedrigen Preisen zu kaufen. Ein Hermelinpelzmantel beispielsweise j fand kein höheres Gebot als 525 Mark. Preußens Dank an Sachsen. FürdieGlückwünschezurBefreiungsfeier. Der preußische Ministerpräsident Dr. Braun hat an den sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Bünger folgendes Telegramm gerichtet: »Ihnen und der sächsischen Staats- regicrung herzlichen Dank für die Glückwünsche zur Be freiung der zweiten Zone des besetzten Gebietes und ihre hohe Anerkennung der treuen vaterländischen Haltung, die die Bevölkerung des besetzten Gebietes in leidensvoller Zeit zum Heile des ganzen Reiches gezeigt hat. Möge die fortschreitende Beseitigung der Kriegsreste, die, wie wir hoffen, im kommenden Jahre zur voll ständigen Befreiung des deutschen Westens führen, in allen deutschen Landesteilen zu einem neuen Wiederaufstieg führen." Aus der Geschäftswelt Der Gesamtauflage dieser Zeitung liegt eine Extrabeilage des bekannten Manufaktur-, Modewaren und Konfektionshauses Siegfried Schlesinger, Dresden, Johannstraße 6, bei. Die Firma macht hier durch auf den in allen Abteilungen statlfindenden großen Weihnacht»« verkauf aufmerksam, wobei sich eine Fülle von praktischen und «rund» soliden Warengattungen befinden, welche sich vorzüglich für Weih- nachtageschenke eignen, worauf ganz besonders hingewtesen sei. Dar Geschäft ist geöffnet an den Sonntagen den 8., 15. und 22. Dezember. Sonne und Mond. 7. Dezember: S.: A. 7.58, U. 15.45; M.: A. 12.31, U. 21.39. M W MW die den Kops glatt durchschlagen hatten. Sofort wurde das Zimmer abgeschlossen, aber man stellte fest, daß nichts ge raubt war. Zunächst stand man vor einem völligen Rätsel. Auch die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft und der Landeskriminalpolizei Liegnitz kamen lange zu keinem end gültigen Ergebnis. Man nahm zunächst an, daß Einbrecher oder Diebe, die bei ihrer Arbeit gestört wurden, den Grafen erschossen hätten. Bei der Vernehmung der Familienmit glieder fiel schließlich der Verdacht auf den Sohn des Erschossenen den Grafen Christian Friedrich, denn es wurde festgestellt, daß an jenem Abend Vater und Sohn allein in dem Zimmer, in dem der Tote aufgefunden wurde, beisammen waren, um über einen Bauplan sich zu unterhalten. Während Graf Christian damals aussagte, daß er, als er gegen 10.30 Uhr sich vor dem Zubettgehen im Badezimmer aufhielt, plötzlich zwei Männer an ihm vorbeigehuscht seien, die ihm ein Tuch mit betäubender Flüssigkeit vor das Gesicht gedrückt hätten, durch das er sein Bewußtsein verlor, stellte sich die Staats anwaltschaft auf den Standpunkt, daß Graf Christian Friedrich dringend verdächtig sei, seinen Vater ermordet zu haben. Er stützte sich auf zahlreiche Widersprüche des jungen Grafen. Die Untersuchung und die Vernehmungen ließen da gegen die Möglichkeit offen, daß der alte Graf durch einen Unfall zu Tode gekommen sei. Die Anklage stützt sich heute auf ein Geständnis des jungen Grafen am 28. März, in dem er zugab, der Schütze gewesen zu sein, dessen Kugel den Grafen Eberhard getötet hat. Er schilderte die Sache so, daß es sich um einen unglücklichen Zufall gehandelt habe; Vater und Sohn hätten die Absicht gehabt, in nächsten Tagen zur Jagd zu gehen und dabei hätten sie das Gewehr mit nehmen wollen, das ihnen zwei Tage vorher einer ihrer Förster nach einer Umarbeitung wieder abgeliefert hätte. Bei der Prüfung des Gewehrschrankes hätten sie gemerkt, daß die Patronen in Unordnung geraten waren, und auf Aufforde rung des alten Grafen habe der junge Graf die Patronen wieder in Ordnung bringen wollen. Dabei sei die letzte Patrone im Lauf stecken geblieben, und bei dem Versuch, sie herauszubekommen, sei ein Schuß losgegangen, der den alten Grafen Eberhard auf die schreckliche Weise getötet habe. MM SkS MM In Hirschberg in Schlesien hat vor den Geschworenen der Prozeß gegen den Grafen Christian Friedrich zu Stol berg aus Iannowitz begonnen. Die Anklage lautet auf fahr lässige Tötung. Geladen sind über 30 Zeugen und sechs Sachverständige. Der Vorgang, der dieser Anklage zugrunde liegt, ist noch fest in Erinnerung wegen des allgemeinen Aufsehens, den der Fall Stolberg seinerzeit erregte. Der jetzt angeklagte Graf Stolberg, der im 29. Lebensjahr steht, kam seinerzeit, Gras Christian zu Stolberg. als in der Nacht zum 19. März der in Iannowitz ansässige Graf Eberhard zu Stolberg-Wernigerode mit zwei Schüssen im Hinterkopf tot aufgefunden wurde, in den Verdacht, seinen Vater ermoroet zu haben. Heber das furchtbare Vorkommnis wurde seinerzeit folgendes bekannt: Gegen 11.45 nachts fielen im Schloß Iannowitz plößlich zwei Schüsse; unmittelbar darauf erschien die Gräfin im Zimmer und schrie laut um Hilfe. Man weckte sofort den Rent meister, und als man in das Zimmer des Grafen zu Stol berg-Wernigerode trat, fand man ihn tot auf. Der Hinter kopf des Toten zeigte zwei Einschüsse aus einem Jagdgewehr, OstzO. 1854- Lbillen Sclinsillüp