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Dienstag, L. Dezember 1828 8L. Jahrgang Beilage W Nr. 28« Turnen Sport — Spiel > Fußball. Fußball i n Mi,, eldeutschlano. Das Haupt- tnteresse der Fußball reise konzentrierte sich auf die zwischen- runde um den Pokal. Der Chemnitzer B. C. unterlag dem V ^^„^uchau überraschend mit 2:3, auch der Pokal- Wacker-Leipzig blieb nur knapp 2:1 über den °?^8en erfolgreich. überraschend kommt weiter die 0 :1- Niederlage von Eintracht-Leipzig gegen S. C -Oberlind. Karlsbader Fußballklub — Sptclvereint- gung Leipzig. Spielvereinigung Leipzig hatte sich den Karlsbader Fußballklub als Gast verpflichtet. Tas Spiel fand in Leipzig-Lindenau vor etwa 30Ü0 bis 4000 Zuschauern statt. In regelmäßigen Abständen wurde das Sptelergebnis auf 3:1 für Karlsbad gedrückt. Leipzig versuchte verschiedentlich einige Durchbrüche, wurde aber von der Karlsbader Verteidigung zurückgewiesen. Ehrung des ersten Borsitzenden des Deutschen .Keglerbundes. Wenigerode. Der Erste Vorsitzende des Deutschen Kegler bundes, Paul Schluck in Wernigerode, feierte das 2öjährige Jubiläum als Mitglied des Bundesvorstandes, in dem er ver schiedene Aemter bekleidete. Seit sechs Jahren ist er Erster Vor sitzender des Deutschen Keglerbundes. Er wurde gestern anläßlich des 25jährigen Jubiläums des Ortsverbandes durch zahlreich« Ehrungen ausgezeichnet. Schluck wurde u. a. vom Keglerverband Braunschweig zum Ehrenmitglied ernannt. Aus Leipzig, Dres den, Chemnitz, Berlin, Plauen, aus Ostpreußen und Bayern, überhaupt aus dem ganzen Reiche waren Vertreter erschienen, Lie persönlich die Glückwünsche ihrer Verbände überbrachten, j Von der Bundesleitung überbrachte der ehemalig« Bundesvor- sitzende Thomas im Namen des Bundesvorstandes eine Er- ! innerungsmappe; vom zweiten Vorsitzenden wurde ein Sessel s überreicht. Deutscher Reichstag. I00. Sitzung, Montag, den 2. Dezember >929. Auf der Tagesordnung am Montag stand die zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines deutschen Ausliefe rungsgesetzes. Das Gesetz ist vom Ausschuß wesentlich ver ändert worden. Die Klausel, die den verfafsungsändernden Cha rakter des Entwurfes betont, ist gestrichen. Die Auslieferung wegen politischer Taten ist beschränk» auf vorsätzliche Verbrechen gegen das Leben. Abg. Marum (Soz.) begründete Anträge seiner Fraktion, wonach eine weitere Voraussetzung der Auslieferung di« Gewähr sein soll, daß keine nach deutschem Strafgesetz unzulässige Strafe vollstreckt wird. Die Höchstdauer der Auslieserungshaft soll auf vier Monat« und, soweit ein außereuropäischer Staat um die Fest nahme ersucht hat, auf sechs Monate beschränkt werden. Dann nahm Abg. von Freytagh-Lori n.g Hoven (Dn.) das Wort. Er forderte, daß den politischen Mördern nach skandinavischem Muster das Asylrecht unter allen Umständen ver weigert werde. Die Vollmacht a^ das Auswärtige Amt, Aus lieferungsverträge ohne besondere Genehmigung des Reichstags zu schließen, sei bedenklich. Entscheidend für die Stellungnahme der Deutschnaüonalen sei die Uebertragung des Auslieferungs recht» auf das Reich. Abg. Alexander (Komm.) lehnte jede Auslieferung ab, wenn cs sich um eine politisch« Straftat handele. Die weitere Aussprache befaßte sich vor allem mit einem An trag der Bayerischen Volkspartei, der die im 8 43a vom Ausschuß neu aoschaffens Zuständigkeit des Reiches für die Entscheidung über Auslieferungsbegehren wieder beseitigen will. Während Reichsjustizminister v. GuL- rard bat, das Gesetz in der Ausschußfassung anzunehmen, be- dauert« Abl. Emminger (Bayr. Vpt.), daß der Entwurf mit der verfassungssändernden Bestimmung des 8 43» belastet worden sei. Die Justizpolizei sei nun einmal Landessache. Abg. Koch-Weser (Dem.) verteidigte di« Zuständigkeit des Reichs, da durch Auslieferungsfragen außenpolitisch» Interessen berührt werden könnten. — Der Reichsjustiz minister v. Guerard nahm noch einmal das Wort, as» vr. Frick (Natsoz.) die Auslieferungspraxis in den Fällen Ecker mann und Fahlbusch kritisierte. Der Iustizminister meinte, die Ermittlungen hätten ergeben, daß die Vor würfe fast sämtlich unrichtig seien. Sie seien aber noch nicht endgültig ab geschlossen. Nachdem die allgemein« Aussprache geschlossen war, wurden zunächst die zahlreichen kommunistischen An- träge abgelehnt. Angenommen wurde jedoch mit den Stim men der Sozialdemokraten und Kommunisten, bei Stimmenthal- tung der Dentschnationalen, der kommunistische Antrag, nur dann auszuliefern, wenn die Tat mit mehr als drei Iah- reu Gefängnis bedroht ist. Dieselbe Mehrheitsbildung er gab sich bei der Abstimmung über einen sozialdemokratischen An- trag, die Auslieferung nur dann zuzulassen, wenn eine Gewähr besteht, daß keine nach deutschem Recht unzulässige Strafe voll streckt wird. Bei der Auszählung blieben aber die Deutschnationalen dieses Mal außerhalb des Saales, so wurden für den Antraa 112, dagegen 92 Stimmen gezählt, und das Haus war nicht beschlußfähig. Präsident Löbe beraumte darauf eine neue Sitzung an. In der neuen Sitzung wird die Novell« zum Ge nossenschaftsgesetz, die eine Erleichterung des Zusammen schlusses von Genossenschaften bringt, nach kurzer Aus sprache der Ausschußberatung überwiesen. Auf der Tagesordnung stand dann die erste Beratung des Berufsausbildungsgesetzes. Das Gesetz faßt alle bisher verstreuten Bestimmungen über Lehr verhältnisse usw. zusaminen und regelt diese Verhältnisse für solche Bcrufsgruppen, in denen bisher solche Vorschriften noch nicht galten. Reichsarbeitsministcr Wissel! begründet die Vorlage. Die Berufsberatungsstellen und der ungeahnte Aufschwung des Berufs schulbildungswesens beweisen, wie überall die Erkenntnis wächst, daß eine gut ausgebildete Facharbeiterschaft das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Eine man gelhafte Berufsausbildung ist auch eine soziale Gefahr für den Arbeiter, denn der nur einseitig und mangelhaft ausgebil dete Arbeiter steht bei Konjunkturschwankungen zuerst vor der Gefahr der Entlassung. Er findet auch schwerer neu« Arbeit als sein bester ausgebildeter Kollege. Bisher gibt es kein allgemeines Recht für di« Berufsausbildung Jugendlicher. Das Prüfungswesen ist bisher nur auf die handwerklichen Lehr linge beschränkt. Der vorliegende Gesetzentwurf macht zum ersten- mal den Versuch, das gesamt, Berufsausbildung», wesen einheitlich zu regeln. ; Operation ohne Mesier. DerSchnittmitdemelektrischenFunken. Wien. An der Klinik des bekannten Wiener Chirurgen «nd Universitstslehrers Prof. v. Hochenegg wurde ei« schwer gelbsüchtiger Mann einer Bauchoperation unterzogen, bei der zum «chenmal ganz auf das Messer ver zichtet «nd nur mit dem elektrische« Tpitzbren- ner eines gewöhnlichen Diathermieapparate» gearbeitet ward«. Der Patient wvrde auf die eine Elektrode, eine groß« Bleiplatte gelegt, der Strom geschloffen und die spitze Slä- tr^>e auf die Haut gesetzt. An der Berührungsstelle entsteht bei dieser Methode eine Spannung von mehreren tausend Volt, die sich in blitzähnliche Funken entlädt; und diese Fim- ken schneiden rasch und sicher wie das feinste Messer — dabet ohne jede Blutung (was in vielen Fällen wichtig kst) «nd ohne Infektionsgefahr für die Wund«. In dem vorerwähnte« o-lowa der Eingriff zur vollsten Zufriedenheit. «Doppels sv yus Die kleine Studentin Roman von P. Wild dv Kinns »Niemann. zwnclleo. >39 „Nein, ich sage nichts. Das hieße einen Schatten auf die Ehre einer anderen werfen." „Also es ist eine Sie?" Sie biß sich auf die Lippen, sichtlich ärgerlich, daß ihr der Hinweis entschlüpft war. Sagen Sie es — oder ist Ihnen meine Ehre weniger wert als die der ... anderen? Aus meinem Laboratorium wandert der Verrat in die Welt; meine Erfindung ist ge stohlen mein guter Name bloßgestellt, also meine Ehre angetastet. Auf wen fällt Ihr Verdacht? Ich habe ein Recht, es zu erfahren; denn ich habe Ihnen vollkommenes Vertrauen geschenkt." „Sie haben mir Ihr Vertrauen geschenkt und stellen für ein Geschenk die Gegenforderung." „Ihr Vergleich hinkt." „Das tut er nicht, oder habe ich um Ihr Vertrauen ge beten?" ! „Sie haben es freiwillig erhalten..." „Sehen Sie, nun stimmen Sie zu." „Ich habe es keinen Augenblick vergessen; doch bitte ich jetzt um das Ihre, Beate." „Vielleicht ist es besser, ich schweige um Ihretwillen." „Keinesfalls. Das ist irrig. Ein Verbrechen aufheüen, heißt vor keinem Mittel, es zu ergründen, zurückschrecken. Sie müssen reden, Frau von Sundwig, es ist mir gegen über Ihre Pflicht." „Gut, daß Sie mich daran erinnern: mein Pflichtgefühl verbietet, einen Unschuldigen zu verdächtigen." „Ihr Gefühl ist überempfindlich. Hier steht mehr als kleinliche Bedenken auf dem Spiel." „Eben darum bin ich doppelt vorsichtig. Eine vage An nahme, aus dem Unbewußten aufsteigend, darf keiner weitergeben, ehe sie auf die Wirklichkeit hin geprüft ist. Wenigstens nach meinem Begriff; denn jeder von uns hat nur eineEhre." „Siehe Sudermann. Doch die hohen Worte scheinen mir hier schlecht angebracht." „Und sollen Ihnen vielleicht eine schmähliche Ent täuschung ersparen, Doktor. Mich dünkt, der Kreis mög licher Verräter ist eng begrenzt. Es kommt nur jemand in Frage, der mit dem Laboratorium gut bekannt ist und um alle Einzelheiten Ihrer Erfindungen weiß, dazu ein Fachmann. Eine schwerwiegende Frage. Wer weiß außer Ihnen um Ihre Pläne und Versuche?" Er ahnte Furchtbares. Kurz und hart stieß er hervor: „Und nun sagen Sie den Namen!" „Nein, erst brauchen wir Beweise." „Wie kommen Sie zu der Annahme in jener Richtung?" „Auf legalem Wege. Mein gesunder Menschenverstand weist mir den Weg. Haben Sie mir nicht selbst erzählt, daß die Formel der Schutzluft verkauft wurde, verschiedene wichtige Papiere verschwunden sind? Wer aber hat Ein blick in diese Dinge? Ist das folgerichtig gedacht? Liegt der Gedanke nicht nahe?" „Hören Sie auf!" Mit schreckgeweiteten Augen starrte er sie an. Seine Züge waren bleich und schlaff. „Helga Koelsch, niemals — sie nicht!" „Doktor, besinnen Sie sich! Wer spricht von ihr? Jagen Sie keinem Phantom nach. Warnte ich nicht, Sie könnten die Wahrheit nicht ertragen?" Er zuckte zusammen. Warum hatte er den Namen ge- nannt?! „Es ist sündhaft, mit solchem Verdacht zu spielen", mahnte sie feierlich-ernst. Warum hatte er sich hinreißen lassen! Doch ihre Worte waren so sprechend, der Hinweis so deutlich. Gegen das Nein des Gefühls bäumte sich der Verstand auf, der Ver dacht, den Beate Sundwig in seine Seele geworfen hatte In seinem Hirn gliederte sich rückwärtsschauend Gedanke an Gedanke, Tat neben Tat. Kaum vermochte er dem Strom der Gebilde, der immer stärker seinen Weg zog zu gebieten. Immer war Helga Koelsch in den letzten Monaten neben ihm gewesen, er hatte ihr rückhaltlos seine Versuchs pläne mitgeteilt; sie hatte Einblick in alle Werkgeheimnisse, die das Laboratorium betrafen. Zuerst nach der Explosion war die Tabelle mit der Formel der Stoffbereitung ver schwunden. War sie wirklich verbrannt? Zweifel kamen ihm. Wenn nicht, wer hatte sie dann an sich genommen? Helga Koelsch hatte sie zuletzt in der Hand gehabt, wie alle anderen Geheimnisse, die verraten wurden. „Unmöglich", widersprach er der eigenen Annahme laut. „Ich sagte es, regen Sie sich über den Gedanken nicht so entsetzlich auf, Doktor, es tut mir... weh. Helga Koelsch kommt doch nicht in Frage. Das müssen Sie selbst zugeben, oder zweifeln Sie etwa daran?" In aufrichtiger Sorge um ihn legte sie, alles ver gessend, ihre Hand leicht auf seinen Arm, strich, weich schmeichelnd, über sein Gesicht. „Sie machen mich angst, Doktor. Lassen Sie sich nur nicht von Phantastereien Hinreißen." „In mir ist alles verworren, Beate. Im Umgang mit Helga Koelsch habe ich keine Sekunde an die Möglichkeit eines Verrats gedacht." „Wie sollten Sie auch. Sie vertrauen viel zu leicht", fügte sie bedeutsam hinzu, um gleich darauf fortzufahren: „Bitte, nicht mißverstehen!' „Vertraue ich wirklich zu leicht?" sann er nach. „Das tun Sie", bestätigte sie. „Mir tut es fast körperlich Weh, Schlechtes von einem Mettschen zu denken." „So eine feine Seele haben Sie..."