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Die Buschmühle verdankt diesen Namen ihrer Lage. Man erblickt sie nicht früher, als bis man dicht vor ihr steht. Nadelwald mit Laubwald gemischt, umrahmt sie und bedeckt die Abhänge des Wesenitztales. Die Buschmühle ist wahrscheinlich um 1550 erbaut worden. Ihr Gründungsjahr ist nicht festzustellen. 1641 wurde von plündernden Horden die Buschmühle in Brand gesteckt. Sie blieb 40 Jahre eine Trümmerstätte. Politisch gehört die Buschmühle zur Landgemeinde Rennersdorf bei Stolpen. 1711 wird jedoch erwähnt, daß die „Puschmühle" zu Schmiedefeld gerechnet werde. Damals gehörte sie mit drei Gängen dem Kgl. Leibmedikus Or. Johann Christoph Troppanniger. Die Besitzer der Buschmühle haben oft gewechselt. Von den Mühlen im Wesenitztale ist sie eine der wenigen, die bis zum heutigen Tage Mahl- und Schneidemühle ge blieben sind. Die Buschmühle liegt nicht weit entfernt von der Quelle des Stolpner Gesundbrunnens und dürfte darum in Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen, wenn in der Nähe jener Quelle ein Kurbad entstehen sollte, wie es bestimmt geplant ist. Oberhalb der Buschmühle liegt die Goldhöhle, eine von der Sage lieblich umrankte Stätte. Sie ist der Ein gang zu einem verfallenen Stollen aus jener Zeit, da auch hier das Gestein nach Gold untersucht ward. Das Betreten der alten Goldhöhle erfordert größte Vorsicht. Vor 100 Jahren bildete die Buschmüble das Stand quartier von zwei Venetianern, die alljährlich mit Anfang des Frühlings sich hier cinstellten und bis zum Beginn des Winters Aufenthalt bei den freundlichen Müllersleuten nah men. Sie durchsuchten fleißig den Flußsand der Wesenitz nach Goldplättchen und sollen nach Aussage des „Groß vater Graf", eines früheren Besitzers der Buschmühle, große Schätze hier gesammelt haben. Er selbst war als Knabe jenen Welschen mit zur Hand gegangen. Im Ho^ der Buschmühle stehen zwei orientalische Bäume. Ein früherer Besitzer soll sie von einer Orientreije mit heim gebracht und im Hofe angepflanzt haben. Die am 6. November niedergebrannte Buschmühle wird hoffentlich recht bald wieder aufgebaut werden. Beim Wiederaufbau dürfte man wohl auch Rücksicht nehmen auf den künftigen Fremdenverkehr; denn entschieden hat sie noch eine große Zukunft. — Im „Mühlenbuch", das im Sommer 1927 im Auftrage des Gesamtvorstandes des Gebirgsvereines für die Sächsische Schweiz Herr Prof- vr. Meiche heraus gab, hat auch die Buschmühle bei Srolpen mit Berücksich tigung gefunden. — Die Brandursache ist zweifellos Brand stiftung. 8tr. o—o Der Einbrecher —o Einer wahren Begebenheit nacherzählt von Friederike von Krosigk Frau Ulrike Kannebier lag mäuschenstill in ihrem Bette. Sie wagte vor Spannung nicht einmal zu seufzen. Und doch hätte sie am liebsten geweint. Die Abende, die ihr Mann außerhalb des Hauses ver brachte, gehörten zu den größten Kümmernissen ihres Daseins, . und heute lag ein besonders schwerer Fall vor. Der Stu- * dienrat Ambrosius Kannebier war zu einem Festkommers alter Kommilitonen gegangen. Ulrike mißkönnte ihm solche Wonnen keineswegs. Im Gegenteil. Sie hatte ihn er mahnt, seine Orgie nicht etwa ihretwegen abzukürzen, ihm einen berückend schönen Schlipsknoten gebunden und ihn noch in letzter Minute bewogen, die gute gestreifte Hose anzuzie hen, die ihre treusorgende Hand mit märchenhaften Bügel falten geschmückt. Aber mit dem Augenblick, da er das Haus verließ, war das ganze Elend ihrer Einsamkeit über sie hereingebrochen, Sie hatte ganz einfach Angst, sinnlose Angst. Der Gatte wußte von dieser Not. War ihm doch selbst nicht ganz wohl, wenn er sie abends allein zurückließ. Sie wohnten vor der Stadt zu ebener Erde, und das Mäd chen schlief außerhalb des Hauses. „Du öffnest unter keinen Umständen die Tür, hörst Du?" hatte er gemahnt. „Laß cs klingeln, so viel es mag." Ein stummes, ergebenes Nicken war ihre Antwort. „Ulle, ich stelle Dir das Telephon ans Bett. Bei dem geringsten verdächtigen Geräusch im Hause rufst Du das Ueberfallkommando an, hörst Du? Dann bist Du sicher, daß binnen fünf Minuten die Polizei da ist. Das beruhigt." — Sie hatte ihrem Gatten einen tapferen Abschiedskuß aufgedrückt, war mit leidlicher Haltung zu Bett gegangen und sogar für ein paar Stunden eingeschlafen. Aber jetzt fand sie keine Ruhe mehr. Es hatte zwei Uhr geschlagen, und Ambrosius mußte jeden Augenblick kommen. Plötzlich horchte sie auf. Da — war das nicht ein Laut? — Nein, sie hatte sich wohl getäuscht. Aber jetzt — noch einmal . . . Das kam nicht vom Flur, — das war ein leises Knirschen draußen auf dem Kiesweg. Jetzt näherte es sich, ganz sachte nun mußte cs vor ihrem Fenster sein. Ulrike war förmlich vereist vor Schreck. Sie konnte kein Glied rühren. Aber jetzt — das war ein dumpfer Ton wie ein Druck oder Stoß gegen die Hauswand . . . Ulrike war Plötzlich aus dem Bett, sie wußte nicht wie. Leise, mit zitternden Händen öffnete sie das Fenster. Im Rolladen war ein Schlitz. Schräg hinaus sehend, konnte sie in der Finsternis das kleine Speisekammerfenster im Kel lergeschoß erkennen. Dort schien sich eine dunkle Masse zu bewegen, und mit Grausen unterschied Ulrike schließlich ein langes Bein, das durch besagtes Fenster nach innen verschwand. Mit fliegenden Pulsen stürzte sie jetzt ans Telephon. Das Ueberfallkommando meldete sich. Fünf Mann würden sofort eintreffen, alle Zugänge besetzen und von un ten und oben gleichzeitig in die Speisekammer cindringen. Man hoffe, endlich eines berüchtigten Einbrechers habhaft zu werden, auf den man schon lange fahnde. Sie selbst möge unterdessen im Schlafzimmer den Gang der Dinge abwarten. Ulrike gehorchte. Einige Minuten, zu Ewigkeiten ge dehnt, vergingen noch in lautloser Stille. Aber was dann folgte, geschah Schlag auf Schlag. Es begann mit einem donnerartigen Gepolter in der Küche, dem scharfes Klirren stürzender Töpfe folgte. Da zwischen erscholl dumpses Fluchen und Stöhnen. Dann neues Gepolter, Stimmen, und plötzlich ein greller Lichtschein aus den Küchenfenstern, er fiel auf eine Gestalt mit blitzen den Knöpfen, die, eine Pistole in der Hand, regungslos auf dem Kiesweg harrte. Gleichzeitig knirschte ein Dietrich in der Wohnungstür, und feste Tritte tappten die Stufen zur Küche hinunter. Dann folgte unten ein markerschütternder Schrei, ein wildes Kampfgelöse, schließlich ein triumphieren der Ruf: „Hab ich Dich endlich, Du Schweinehund!" Hier auf schob sich ein schweres Menschenknäucl wuchtig die Küchentreppe herauf, und unmittelbar darnach klopfte es an die Schlafzimmertür. Ulrike öffnete zitternd. Vor ihr standen drei Beamte, bis an die Zähne bewaffnet, und in ihrer Mitte hing, von eisernen Fäusten umkrallt, eingekeilt zwischen Pistole und Gummiknüppel, eine Jammergestalt in Strümpfen, mit wüsten Haaren und blutender Stirn, mit zerrissener Hose, beschmutz tem Rock und verrutschtem Schlips ach, und mit welchem Schlips! „Ulrike!" schrie die Jammergestalt, „sage das . . ." „Maul halten, Du Lump!,, donnerte der'Polizeiwacht meister an seiner Seite. Dann wandte er sich zu ihr: „Gnädige Frau, dieser Kerl gibt vor: er heiße Ambrosius Kannebier und sei ihr Gatte. Kennen Sie ihn?" Ob sie ihn kannte! In den Armen lagen sich beide, während die bewaffnete Macht einigermaßen betreten da neben stand. Der Fall war bald aufgeklärt. Die srischgebügelten Beinkleider trugen die Schuld an allem. Die Schlüssel steckten natürlich noch in den alten, und Kannebier hatte sie erst vermißt, als er nachts vor seiner Haustür anlangte. Was nun? Klingeln war infolge seiner eigenen Anordnung zwecklos und hätte Ulle nur tödlich erschreckt. Blieb also nur der Weg über den Gartenzaun Auf Strümpfen schlich er um das Haus bis zum Speisekammerfenster. Aber da begann das Unheil. Beim Oeffnen der Küchentür kam die Brottrommcl zu Fall; dann stieß die Denkerstirne gegen das Küchenbrelt, so daß sämtliche Pfannen und Töpfe auf die Steinfliesen kollerten. Endlich war der Studienrat über . den Schrubber gestolpert, im Fallen hatte sich der gefüllte Schcuereimer über ihn ergossen, den die Lina schon für den Morgen bereit gestellt. In dieser unwürdigen Lage war er von den Hütern der öffentlichen Ordnung überrascht und mit wahrer Wollust dringfest gemacht worden. Nun standen sie ein wenig verlegen beiseite und ent schuldigten sich wegen des Mißverständnisses. Aber Kannebier war eine liebenswerte Natur. „Ich j bitte Sie, meine Herren, es ist an mir, sich zu entschuldigen. ; Ich habe Ihnen schwere Arbeit gemacht und zum Schluß s noch eine Enttäuschung bereitet. Nein, nein, das muß gut j gemacht werden. Jetzt werden wir die Herren die Freude j machen, ins Wohnzimmer zu kommen und eine Flasche Wein ; mit uns auf das bestandene Abenteuer zu trinken " So liebenswürdiger Einladung kann kein Mensch wider stehen. Die bewaffnete Macht wurde auf die vorhandenen Klubsessel verteilt, der Studienrat holte seinen besten Wein aus dem Keller, und schon griff eine allgemeine Fröhlichkeit um sich, als Plötzlich gellend die Hausglocke erschallte. Alles fuhr empor. Wer konnte um drei Uhr nachts Kannebiers besuchen wollen? Der Studienrat ging zur Tür, der Wacht meister mit zwei Mann folgte ihm auf dem Fuße. Draußen standen vier bewaffnete Polizisten. „Kriminal, Bereitschaft B", meldete ihr Flügelmann in strammer Haltung beim Anblick seines Vorgesetzten. „Aus gesandt zum Beistand für die Bereitschaft A," von der noch kein Bericht in der Zentrale einlief." Die Spannung löste sich in schallendes Gelächter. Auch die neuen Ankömmlinge wurden in die Stube genötigt, wo die Kameraden sie von dem Stand der Dinge in Kennt nis setzten. Sie waren noch nicht damit fertig, als der Stu dienrat mit zwei frischen Madeiraflaschen eintrat. „Ulle", sprach er sanft, „Du könntest nun auch das Telephon wieder an seinen Platz zurückbringen. Und der Herr Wachtmeister ist dann sicherlich so liebenswürdig, seinen Chef anzurufen. — Denn ich fürchte, für Bereitschaft C würde der Madeira nicht mehr ausreichen." Das Lie- -er Heimat. Ein Heimglück ist nicht anszusagen, ein Heimweh wird nie ausgeweint! LUU. Wer kennt das schönste Lied der deutschen Seele? Es ist das Lied der Heimat, jenes Lied vom Wanderburschen, der überall den Iubelruf hört: „Nach Hausei Nach Hansel", der aber schwermütig das Haupt neigt, wenn er sich be kennen muß: Ich kann nicht nach Hause, hab' keine Heimat mehr!" Bei dem Worte „Daheim" lacht in unserem Auge der Frühling, schmettert die Amsel ihr seligstes Lied. Es ist nicht nur die Freude am Besitz eines schönen Erdenfleckchens, die diesem Wörtchen solche Riesenmacht über unser Gemüt ver leiht, es ist die Liebe zu etwas Tiefem, zu etwas Innerlichem. „Der Mensch braucht ein Plätzchen, und wär's noch so klein, von Lem er kann sagen: Sieh, hier, das ist mein; hier leb' ich, hier lieb' ich, hier ruh' ich mich aus, das ist meine Heimat, hier bin ich zu Haus!" Wie war es doch in trauter Kindheit, als die Mutter im warmen Stübchen ihre lieben Märchen erzählte? Wie war es doch in der Iungmannszeit, als 'die Liebe aus leisen Sohlen durch die glitzernde Mondnacht ging? Und als die jungen Eheleute den Abend verplauderten und sich des neuen Hausrats im eigenen Heim erfreuten? Und als die Eltern neben den schlummernden Kindlein saßen und ihren kommenden Lebenswegen ein ahnendes Lied sangen? Und ihr lieben Alten im Silberhaar, die ihr beim Sonnenunter gang von eurem Giebelstübchen über die ragenden Essen schaut und in holder Erinnerung nachsinnt, wie dies alles aus dem einstigen Dörflein geworden ist . . . wer will das alles beschreiben, was wir erlebt haben im „Daheim": Kein Mund kann es aussagen, kein Pinsel kann es ganz malen, kein Dichter kann es voll aussingen. Mochte die Welt noch so stürmisch sein und die Wellen über dein Lebensschifflein schlagen lassen, wenn du daheim warst und mit deiner Mutter in Liebe und Treue am Tisch saßest, war alles — gut. „Heimat" ist kein bloßer Begriff, es ist eine Kraft. Und wie hat diese Kraft unser Volk in den letzten Jahren gepackt! Heimatsinn, Heimatschutz, Heimatkunsh Heimatfeste, Heimatforschung — in diesen Worten spricht sich eine gewaltige Kulturbewegung aus, die sich erst, etwas sentimental, ästhetisch, dann in der Eigenheim- und Sied lungsbewegung sozial und wirtschaftlich, in der Heimat forschung wissenschaftlich und in der Kunstbewegung küstle- risch betätigt hat. Der Segen der Heimat geht auch mit uns zur Freude und legt gerade dort Bruderhand in Bruder hand, wo feindliche Mächte uns lieblos umkreisen. Denkst du daran, Bruder der Heimat, als wir uns auf Frankreichs und Polens Schlachtfeldern trafen? Sangen wir da nicht in innigem Gedenken: „Wie's daheim war, findest du's nimmermehr!" und mit sehnender Hoffnung: „In der Heimat, da gibt's ein Wiederseh'n"? Die Heimatliebe führt alle zusammen: Arme und Reiche, Alte und Junge, Schlichte und Stolze, gleichviel, welcher Partei sie angehören. Das innige heimatliche Verbundensein erschließt auch die rauhe sten Herzen beim Händedruck. Und wir Sänger? Am liebsten singen wir doch die Heimatlieder: „Heimat" von Fischer oder „Ewig liebe Heimat" von Simon Breu, das der Dichter Iulius Gersdorff mit dem „Friedenshauch" beschließt: „Heimat, Heimat, ewig liebe, ach, wie einzig schön bist du!" Jede Landschaft, auch die äußerlich ärmste, besitzt ihr Heimatlied. Und besonders für unsere gefährdeten Grenzmarken sind diese Lieder Trutz- und Wehrlieder geworden, die auf den großen Süngerfesten nicht nur das Heimatgefühl der bedrängten Brüder erstarken ließen, sondern auch alle Hörer zu stürmi scher Begeisterung fortrissen. Wahrlich, die Liebe zur heimatlichen Scholle weitet sich da aus zu einer heldischen Vaterlandsliebe, eine unerhörte Wucht der Bekenntnistrcue packt unser Herz bei den Klängen des Westfalenliedes, eines Ostmarkenspruches oder des „Schleswig-Holstein, meer- umschlungen"! Wir können nicht vcrlorengehen, solange wir unser deutsches Heim nicht verlieren, das verklärt ist von heimat lichen: Sang und Klang. Besonders jetzt, in den Tagen, da die Welt aufs deutsche Volk die Not geworfen hat. Wo nicht das Klavier steht, hängt die Laute an der Wand, und wo die Laute nicht klingt, ist es die Ziehharmonika. Wir besinnen uns auf die alte Volkskunst, den Jungbrunnen, aus dem die deutsche Seele ihr Lebenswasser schöpft. Und unsere Kraft ist das Lied, das nimmer ausgesungen wird: Das Lied der Heimat! Heil'ge Heimat, Lanö Ler Lichen, liederfroh in Glück und Not, unsre Treue soll nicht weichen, unsern Eid löst nur der Tod! Seme Majestät -er (Schnupfen. Sind Sie augenblicklich auch verschnupft? Ich meine nun nicht über irgendeinen Aerger, den Sie hatten, über einen zu früh präsentierten Wechsel, einen Krach im Büro ode" sonst eine Laus, die Ihnen Uber die Leber gekrochen ist nein, nein, ich meine nun, ob Sie einen richtigen ausgewachsenen Schnupfen haben, so im dritten Stadium, wenn man das Gefühl hat, als ob die Nase an der Wurzel oben mit einer Wäscheklammer zusammengehalten würde und jedes Stück Fleisch, das man ißt, wie eine Schuhsohle schmeckt? Er ist ein heimtückischer Geselle, dieser Wald- und Wiesen schnupfen, der uns immer dann überfällt, wenn wir beson ders scharf auf der Hut vor ihm zu sein glauben. Wir laufen herum, passen auf wie die Luchse, schlucken alle mög lichen Medikamente und schleppen unseren Argwohn gegen alle Schnupfenkandidaten herum wie einen geladenen Re volver, fest entschlossen, jeden zur Strecke zu bringen, der es wagen sollte, uns seinen Schnupfen anzudrehen. Aha, hier kommt ja der Meyer, dieser Schnupfenmatador, zwei Taschentücher hält er vor die Nase, seine Augen tränen, und ein dickes Tuch hat er sich um den Hals gewickelt. Mit Blitzesschnelle schlägt man einen großen Bogen um den De-