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Nr. 270 Rcichsarbeitsmimfterium begonnen hatten, zu keiner Verstän- digung der Parteien geführt. Unter dem Vorsitz des vom Rerchsarvertsmlmster bestellten Schlichters wurde eine bildet, die am Mittwochabend einen ^chredsspnrch fällte. Nach dem Spruch soll mit Wirkung - .^mber 1929 der Mindcstlohn des männlichen Urbeiters über 21 Jahre «Ortsklasse I) 95 Plg- betragen, übrigen Löhne sollen wie bisher gestaffelt bleiben. Liemen Rechtsanspruch aus die Lohnerhöhung haben Zeit- oynarberter, deren Stundenlöhne den neuen Mindeststufen- whn erreichen und die Akkordarbeiter, deren Verdienste im Lpartendurchschnitt den neuen Akkordlohn erreichen oder überschreiten. Die Neuregelung soll erstmals zum 31. März 1931 kündbar sein. Die Parteien haben sich bis zum Mitt- woch, den 27. November über Annahme oder Ablehnung des Schiedsspruches zu erklären. Zahnarzt Mohr vor dem Richter. Düsseldorf. Vor dem Erweiterten Schöffengericht in Düsseldorf begann Dienstag der Prozeß gegen den ZahnarztMohr aus Barmen. Mohr wird zur Last ge legt, in der kalten regnerischen Winternacht zum 2. Dezember 1928 eine kranke, hilflose Patientin, Fräulein Emmi Weiter aus Barmen, zu der er anscheinend in näheren Beziehungen gestanden hatte, in besinnungslosem Zustand auf einem Feld weg aus einer Höhe bei Ohligs ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen zu haben. Der Beihilfe zu dieser Aussetzung sind mitangeklagt die Ehefrau Anna Hildebrandt aus Barmen und der Taxichauffeur August Alberty aus Düsseldorf. Nach Verlesung der Anklage schilderte Mohr, wie Emmi Weiker ihn unter dem Namen Emmi Kohlhann in seiner Praxis zur Anfertigung einer Golddrücke aufgesucht habe. Er habe dann später von der Stiefschwester Weiker erfahren daß es sich um die Emmi Weiker handele, die eine Hochstaplerin sei. Als er nun am Abend des 1. Dezember mit der Frau des Anstreichermeisters Hildebrandt aus Barmen in seiner Praxis in Düsseldorf anlangte — mit Frau Hildebrandt wollte er über die Ausschmückung seiner Praxis räume sprechen —, habe er die Emmi Weiker vor dem Gas ofen betäubt liegend gefunden. Die Gashähne seien ge öffnet und die Schlüssellöcher verstopft gewesen. Er habe Wiederbelebungsversuche gemacht. Der Vorsitzende verlas darauf den Abschiedsbrief der Emmi Weiker an Mohr, den Mohr in seiner Praxis vorfand. Es ist der Brief einer Ge liebten an den Geliebten. An den Vorgang der Aus- setzung der Weiker will sich Mohr nicht mehr besinnen können. Er berief sich auf eine erlittene schwere Gehirnkrankheit, die sein Gedächtnis geschwächt habe. Er habe den festen Vorsatz gehabt, die Weiker nach Barmen zu bringen. Alsdann wird die Mitangeklagte Hildebrandt ver nommen. Sie habe für Mohr gewaschen und geflickt und sei so mit ihm bekannt geworden. Am Abend des 1. Dezember sei sie mit Mohr nach Düsseldorf gefahren, um mit ihm dort die Ausschmückung der Praxisräume zu besprechen. Hier habe die Emmi Weiker vor dem Gasofen betäubt gelegen. Sie habe dann vorgeschlagen, die Weiker in ein Krankenhaus zu bringen, während Mohr den Vorschlag gemacht habe, Frau Hildebrandt solle die Emmi Weiker mit in ihre Wohnung nehmen. Freispruch im Mohrpozeß. Die Verteidigung unterstrich in ihren Plädoyers sämt liche Entlastungsmomente und schlug Freispruch vor. Nach drciviertelstündiger Beratung verkündete das Gericht das Urteil, nach dem Zahnarzt Or. Mohr kostenlos frei gesprochen wird. Der Freispruch mußte erfolgen, weil der Tod der Emmy Weiker nach Gutachten der Aerzte in folge der Kohlenoxydgasvergiftung erfolgt ist. Neues von den Gklareks. Im Sklarek-Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags wurde Direktor Kiebo ver nommen. Dabei wurde danach gefragt, ob bei der Berliner Anschaffungsgesellschaft ein sogenannter schwarzer Fonds be standen hätte. Direktor Kiebo erklärte, daß ein solcher be standen Hütte. Es wurde bekanntgegeben, daß der Aufsichts rat der Gesellschaft Kiebos Geschäftsführung scharf getadelt und einstimmig seine Kündigung beschlossen habe. Ferner wurde festgestellt, daß an minderbemittelte Käufer zu teueren Preisen Anzüge verkauft worden sind. An die Sklareks, die die Waren für 1,2 Millionen geliefert hätten, seien seltsamerweise die gleichen Waren für einen Bruchteil des Geldes, nämlich für 200 000 Mark zurückvcr- kauft worden. Die Sklareksche Kleidervertriebsgesellschaft hätte so sehr vorteilhafte Geschäfte zum Schaden der Berliner Steuerzahler machen können. In der 7?-. AiiLre war zuvor vom Untersuchungsausschuß der vernomuwn worden Er Mark für die BerN ne "Lest sPi e^w ch e zur Verfügung gestellt hätten. Da Ma, Sklarek der Demokratischen Parte: °n- gchvrte, die beiden anderen Brüder der Sozialdemokratischen Partei, seien die Gebrüder Sklarek auch, wie Oberregierungs- rat Tapolski erklärte, seinerzeit zu dem Empfang des Königs §uad von Aegypten eingeladen worden. sz-re.sprLrch des Luwelenöiebs m der französischen BoW ast. Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte stand der frühere russische Oeneralstabsoberst Michailow, der als Portier m der französischen VotsKaft tätla mar und sich ^pbnÄ^ wurdet und Das Gericht sprach nach langer Beratuna den Anaeklaa- ten frei. Der Vorsitzende führte aus, es beste^ sich kein Zweifel, daß M. die Schmucksachen an sich g/nomE hatte. Das genüge aber noch nicht, um einen DüBst^ begründen. Somit reiche auch das Geständnis aus dm- Kriminalpolizei nicht aus, wo der Angeklagte im wesentlich nach Ansicht des Gerichts die Wahrheit gesagt habe Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 21. November l929. Seite 3. Fieberhafte Suche nach dem Düsseldorfer Mörder. Düsseldorf. In Düsseldorf und Umgegend erregte die Tatsache, daß in der Nähe des Fundortes der Leiche der kleinen Aldermann ein angeblich blutbefleckter Lappen und ein als Totschläger benutzter Gummi schlauch gefunden worden sind, ungeheures Aufsehen. Diese Sachen wurden von einem Wiener Journalisten gefunden. Die Düsseldorfer Kriminalpolizei gibt folgendes amtlich bekannt: In einem Neubau, der in der Nähe des Fundortes der Leiche der kleinen Albermann liegt, sind von einem Wiener Journalisten ein Stückchen rotbrauner Satin und ein Stückchen Gummischlauch gefunden worden. In dem Neubau kampierte ein Nachtwächter, der in dieser Gegend Dienst tut. Bei der Durchsuchung der ganzen Gegend nach Spuren des Mörders hat die Kriminalpolizei diese Sachen gesehen und nach genauer Inaugenscheinnahme festgestellt, daß sie mit den Mordtaten nichts zu tun haben. Das Stückchen Satin wurde chemisch untersucht, und es ergab sich, daß auch nicht ein Tropfen Blut daran zu finden war. Der Stoff war rotbraun gefärbt. Das Stück Gummischlauch ist von einem Gartensprengschlauch abgeschnitten worden und schon alt. Es ist niemals mit Sand gefüllt gewesen und rann seiner ganzen Beschaffenheit nach niemals als Tot ¬ schläger gedient haben. Auch dieses Stück Gummischlauch wurde chemisch untersucht, und es fand sich nicht die geringste Blutspur daran. Was die Verhaftung und Wiederentlassung des angeblichen Täters, eines „Polizeispitzels" an- bctrifft, liegen die Dinge folgendermaßen: In der Nähe der Fundstelle der kleinen Albermann war von Polizeibeamten einmal ein junger Mann gesehen worden, gegen den man vielleicht Verdacht haben konnte. Der Betreffende wurde festgenommen. Es handelt sich um einen 21 Jahre alten ge wissen Koch, der erst vor kurzer Zeit aus Frankfurt m M. nach Düsseldorf gekommen ist. Er ist völlig unveiGolren. Als „Polizeivigilant" sann ein so junger Mensch nicht in Frage kommen, weil er zu Derbrecherkreisen keine Beziehungen hat und infolgedessen der Polizei gar keine Dienste leisten kann. Außerdem konnte er als Bertrauens- person der Düsseldorfer Polizei nicht in Betracht kommen, weil er erst wenige Tage hier war. Der von der Schutzpolizei festgenommene Koch wurde der Kriminalpolizei zugeführt und vorläufig festgehalten. Die Mordkommission vernahm ihn mehrmals eingehend und prüfte seine sämtlichen Angaben gründlich nach. Es stellte sich aber heraus, daß alle Aus sagen des Verdächtigen der Wahrheit entsprachen. Dor allen Dingen war sein Alibi einwandfrei, und unter diesen Umständen konnte es die Kriminalpolizei nicht verantworten, den nunmehr völlig unverdächtigen Mann länger in Haft zu behalten. Di« Suche nach i>em Düsseldorfer Mörder. Die rätselhafte Mordserie in Düsseldorf beschäftigt die besten Kräfte der Düsseldorfer und Berliner Kriminalpolizei. — Unser Bild zeigt den Stab der Kriminalisten bei einer Be ratung (von links nach rechts): die Berliner Kriminalkom- missare Braichwitz und Busdorf. Kriminalrat Gennat . Berlin. Kriminal kommissar Temboris - Düsseldorf, Kriminaldirektor Gärtner - Düsseldorf, Kri- minalrat Momberg- Düsseldorf. Aus aller Welt. Mühlenbrand r« Heiligenfee Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, ist es bis Mittwochabend nicht gelungen, die Tragödie in dem Dorfe Heiligensee, wo nach dem Brande der Mühle des Hammer gutes die Ehefrau und die beiden Kinder des Müllers Wan delt spurlos verschwunden sind, aufzuklären. Der unter dem Verdacht der Brandstiftung verhaftete Müller Wandelt be findet sich im Gerichtsgefängnis zu Buntzlau in Unter suchungshaft. Er hat bisher über das Schicksal seiner Fa milie keinerlei Mitteilungen gemacht. Unter den Trümmern der niedergebrannten Mühle sind keine Spuren gefunden worden, die darauf Hindeuteri, daß die vermißten drei Personen den Tod in den Flammen gesunden haben. Auch das Ab suchen eines benachbarten Teiches hat kein Ergebnis gebracht. Die Wiederherstellung der durch das Teebebe« zerstörte« Ueberseekabel Die Kabelgesellschaftcn, deren Kabel durch das See beben an der nordamenkanischen Küste gebrochen sind, haben sofort Schritte zur Wiederherstellung der zehn zerstörten Linien eingeleitet. Verschiedene Kabelschiffe sind bereits unterwegs, um die Bruchstellen zu suchen. Der Gesamt schaden, der den Gesellschaften entstanden ist, wird auf mehrere Millionen Mork geschätzt. Am schwersten getroffen ist die Commercial Cabel Company, von deren vier Europakabeln drei gebrochen sind. Der Nachrichtenverkehr ist durch den Ausfall stark beeinträchtigt. Nach dem Achtzylinder- der Zwölfzylinder-Motor für Kraftwagen. Stuttgart. Die Maybach-Motorenwerke haben als erste deutsche Firma den serienmäßigen Bau eines neuen Zwölf zylinder-Motors für Kraftwagen in Angriff genommen, dessen Konstruktion auf Grund der Erfahrungen mit dem Zwölfzylinder-Luftschiffmotor des „Graf Zeppelin" ausge- arbeitet wurde. Schon in nächster Zeit soll mit dem Verkauf eines neuen Zwölfzylinder-Großkraftwagens begonnen wer- den, nachdem die seit Frühjahr des Jahres laufenden Ver- fuche und die ausgedehnten Prüffahrten zur vollen Zufrie- denheit der Konstrukteure ausgefallen sind. Raubüberfall in einem Mannheimer Kolonialwaren- , geschäft. Mannheim. Mit großer Dreistigkeit ist die Filiale einer Kolonialwarengroßhandlung beraubt worden. Mit dem Ruf „Hände hoch!" stürzte plötzlich ein maskierter Mann, den Revolver in der Hand, in den Ladenraum, feuerte einen Schuß ab und bemächtigte sich der Kasse, die er in aller Eile auszuplündern begann. Allerdings gelang es ihm in der Hast nur, einen Teil der eingegangenen Beträge sich anzu eignen. Wieder ein Eisenbahnanschlag auf der Strecke Braunschweig — Magdeburg. Magdeburg. Am 19. November gegen 11 Uhr wurde wieder in der Nähe von Braunschweig zwischen den Stationen Groß-Gleidingen und Broitzem ein Eisenbl-Hn- anschlag versucht. Der oder die Täter hatten drei Sandstün- platten mit einem Gewicht von je einem halben Zentner, die neben den Gleisen auf einem Ueberweg als Treppe eingesetzt waren, ausgegraben und auf die Schienen gepackt. Die Per- sonenzua 338 fuhr auf die Platten auf und zermalmte sie. Der etwa 50 Meter von der Tatsteüe entfernte Schranken wärter hatte den Vorfall sofort bemerkt und erstattete, ebenso wie das Personal des Zuges, beim Halten in Groß-Gleidin gen Meldung. Die Unwetterkatastrophe in Italien. Mailand. Aus den Provinzen Campagna, S i z i - lien und Sardinien treffen eitere Nachrichten über die Unwetterschäden ein, die durch die letzten Regen- aüsse verursacht wurden. In der Campagna ist emz w ei- stöckigerNeubau eingestürzt. In einer Ortschaft in der Nähe von Neapel haben sich große Erdrisse gezeigt. Auch in Sizilien und Sardinien stürzten mehrere Hauser ein. In einem Gebäude wurven allein acht Personen unter den Trümmern begraben. Auf der Linie Salerno- Potenza ist infolge eines Erdrutsches ein Güterzug entgleist. Die Lokomotive stürzte um und riß mehrere Wagen mit sich. Der Lokomotivführer wurde getötet, drei andere Eisen bahner leicht verletzt. In der Provinz Latium wurde infolge von Hochwasser eine Brücke fortgerissen. — ' ' Schwerer Ehenbahnunfall. Gin schwerer Eisenbahn unfall ereignete sich auf der Strecke Münster—Rheine. Der von Münster abgehende Eilzug begegnete kurz vor Emsdetten einem Güterzug. Dabei wurde der Eilzug anscheinend von überhängenden Balken des Güterzuges ge streift, wodurch eine Reihe Wagen schwer beschädigt und zwei Personen schwer und sechs leicht verletzt wurden. Die Verletzten wurden in das Emsdettener Krankenhaus übergeführt. Die Untersuchung ist eingeleitet. Landeswrtterwart« Dresden ««ochdru» verbot«»« Heiter bis zeitweilig leicht wolkig, örtlich Morgemiebel. Westliche bis östliche Winde, im Flachland schwach bis mäßig, in höheren Lagen auch frisch. Nach'« Temperaturen infolge föhnar'iger Borgänae un einheitlich, stellenweise bis ins Flachland herab leichter F-ost, Tages« temperaturen 5 Grad überschreitend. Kirche«-Nachrichten Pulavitz Sonntag, 24 November, Totensonntag: — Kollekte für Kriegshinterbliebenen, und Kriegsgräberfürsorge —: V»9 Uhr Beichte; 9 Uhr Predixtgottesdienst, anschließend Abendmahl. Pfarrer Schulde. Lieder: Nr. 888, 587, 888,8, 3Ib,3. Sprüche: Nr. 182, 177. Kirchenmusik: 1. F. M Gust „Sei still". 2. Alte Weise „Ihr Trauern- den, wehret den Tränen" (Kirchenchor). 4 Uhr Abendmahlsgottcsdienst Pfarrer Grobe. — Montag, 25. November: 8 Uhr Vorbereitung für den Kindergottesdienst <Jvh. 1. 6—8, 19—23). — Dienstag, 26. November: 8 Uhr Bibelstunde im Kovfirmandenzimmer (Jak. 1,12), Lichtenberg Sonntag, 24. November, 26. nach Trin.: — Allgemeine Totenfeier —: 9 Uhr Predigtgottesdienst. Sammlung für Kriegs. Hinterbliebene und Kriegsgräberfürsorge in Feindesland. 11 Uhr Kinder- gottesdienst im Konfirmandenzimmer. 2 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahles. — Sonnabend» 30. November: Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahles. Getauft: Herbert Heinz, Sohn deS Wirtschaftsgehilstn Paul Emil Tübel in Kleindittmannsdorf. — Erwin Gottfried, Sohn der Wirtschastsgehilfin Ida Frieda Messerschmidt in Lichtenberg. Reicheubach Totenfeftsonntag, 24. November: 9 Uhr Prediotgottesdienst; anschließend Beichte und heiliges Abendmahl. 3 Uhr Kirchenkonzert. Mitwirkende: Frau Gertrud Voigtmann und die Herren Kantor Stopp und Voigtmann für Harfe, Gesang. Violine und Orgel (Erlös zur Beschaffung einer elektrischen Beleuchtung fürs Gottesbaus. 5 Uhr Abendmahlsgottesdienst für die Jugend. — Dienstag, 26. November abends 8 Uhr Frauenverein in Niederlichtenau.