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„war nur mein Stiefvater. Meine Mutter brachte mich ihrem Manne mit in die Ehe. Aber er hat wie ein rechter Vater an mir gehandelt und mir manches Opfer gebracht." — Ersatz vor sich nieder. Schweigen herrschte für eine Weile in dem kleinen Raum. „War er ebenfalls Fährmann?" fragte Mildred nach einer Weile. „Ja." ,,Und seit wann sind Sie es?" „Seit drei Jahren etwa, nach dem kurz hintereinander er folgenden Tode meiner Eltern." „Und sind Sie mit Ihrem Lose zufrieden?" Er zuckte die Achseln: „Ich habe nur ein kleines Amt, allein es nährt mich!" erwiderte er ausweichend. Seine kurzen knappen Antworten machten sie stutzig. War es nicht, als ob er irgend etwas verbergen wollte?" „Und gedenken Sie immer Fährmann zu bleiben?" Er richtete sich auf. Seine Haltung, seine Miene deute ten auf eiserne Entschlossen heit. „Nein." — Beinahe rauh klang es. Es währte eine kleine Weile, bis er fortfuhr. „Ich will nicht umsonst im Besitz einer abgeschlos senen Eym- nasialbildung sein. Sie soll mir noch zu Weiterem ver helfen.Sobald ich mir genü gend Geld ge sparthabe, um einigermaßen durchkommen zu können, werde ich doch noch studieren. — Aber wozu davon reden, wo zu sprechen zu Ihnen von dem allen. Es kann Sie unmöglich interessieren." „Oh, es interessieren mich sehr!" Er sprang plötzlich auf. Ein Fuhrwerk hielt draußen vor der Fähre, das übergesetzt werden wollte. Die Pflicht rief. Mit einer kurzen Entschuldigung schritt er von dannen. Während die Fähre davon schwamm, sah Mildred sich ein wenig in dem Zimmer um. Uber dem Sofa hingen zwei Photographien, die eines Mannes und die einer Frau. Letzteres Bild erregte Mildreds Aufmerksamkeit vor allem. Das war gewiß Zans Jürgens Muttermund der Mann neben ihr sein Stiefvater. Zwischen den Fenstern des Zimmers befand sich eine mit einer kunstvoll gestickten Decke belegte Kommode. Eine kleine Uhr stand auf ihr, und vor dieser lag ein Buch. Mildred nahm es zur Hand und schlug es auf. Ein Gebetbuch war es, und auf der ersten Seite stand in steiler, aber schon fester Knabenhand schrift: „Meiner lieben Mutter, Maria Heller, geborene Jürgen, von ihrem dankbaren Sohne Hans." Mit großen Augen starrte Mildred auf diesen Namen herab. Geborene Jürgen? Und ihr Sohn hieß ebenfalls Jürgen? Auf einmal begriff sie, warum Hans Jürgen ihr so knappe Antwort gegeben, als sie sich nach seinen näheren Familien- oerhältnissen erkundigt hatte. Diesem jungen, stets sorgsam behüteten Menschenkinde war plötzlich ein Ahnen gekommen von den Mysterien des Lebens. Der Klang eines aus der Ferne vernehmbar werdenden Hupensignals brachte sie zu sich selber zurück. - In geschwindester Fahrt näherte sich ein Auto. Ihr Vater? — Ja, er würde es sein? Wirklich, er war es! Sie erkannte ihn bereits. Oh, sie hatte es gewußt, daß er sicher kommen würde, um sie abzuholen. Beschwingten Fußes eilte sie ins Freie und winkte mit der Hand. Jetzt war ein großer eleganter Mercedeswagen heran gekommen. Jetzt hielt er bereits, und aus ihm sprang ein älterer Herr heraus. Mit einem Jubelschrei eilte Mildred ihm entgegen. „Vater, lieber, lieber Vater!" „Mildred, mein geliebtes einziges Kind!" Langsam schwamm die Fähre vom jenseitigen Ufer zurück. Hochausgerichtet stand auf ihr Hans Jürgen. Stolz und stark. Mit brennenden Augen sah er auf die beiden, sich innig umschlungen haltenden Gestalten. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Zum ersten Male in seinem Leben empfand er etwas wie geheimen Neid. Sie fühlte sich auf einmal bedrückt, unsicher, wie aus ihrer Bahn geworfen. Dt« Sortscyung crhäu regelmäßig zugcstellt, wer die be!» gefügte BcstcUkarte ausfüllt und absendct. Die „Illustrierte Roman-Welt" beginnt soeben ihren dritten Jahr gang und beeilt sich, ihre bisherigen Freunde zu weiterem Bezüge ein zuladen und alle die, die sie noch nicht kennen, aufzufordern, ihre Leser zu werden. Sie ist dank ihres vortrefflichen Inhaltes und dank ihrer glänzenden Ausstattung ein hochgeschätzter Freund weitester Kreise ge worden, den man freudig begrüßt, sobald er im Hause anlangt. Die „Illustrierte Noman-Welt" bringt ausschließlich Originalromane aus der Feder der beliebtesten deutschen Erzähler; Werke, die noch in keineni anderen deutschen Blatte zum Abdruck gelangten. Stets das Neueste des Neuen, und stets nur das Beste des Besten ist das Prinzip, nach dem die „Illustrierte Roman-Welt" geleitet wird. Der neue Jahr gang wird eröffnet mit „Das Findelkind von Paradiso" von H. Lourths- Mahler. Neben dieser von außergewöhnlicher Spannung erfüllten Schöpfung findet zunächst Aufnahme „Die Frau ohne Liebe", Nomon von Aja Berg, und diesem schließt sich ebenbürtig als dritter an „Müde gekämpft" von Leni Behrendt. Weitere Arbeiten von Paul Hain, Trude Gerhard, Erich Ebenstein, H. Schneider u. a. werden folgen, jede ein Elanzstück moderner Erzählerkunst. Neben diesen großen Werken bringt die „Illustrierte Nouran-Welt" aber auch noch anderes: hübsche kleine Novellen, Humoresken, Volks- und hauswirtschaftliche Artikel, Mode- berichte und dergleichen mehr, und auch auf eine Witz-, Rätsel- und Spiel ecke ist Bedacht genommen, welch letztere in angenehmer Weise fm Erheiterung und Unterhaltung sorgen wird. — Einen besonderen Reiz erhält das Blatt obendrein noch dadurch, daß regelmäßig zwei Romane mit zahlreichen Einschaltbildern versehen sind, die, auf den Tertinhalt direkk bezugnehmend, diesen gerade dadurch dem Leser besonders nahe bringen. Außerdem noch schmückt ein ganzseitiges Vollbild jedwede Nummer, die Wiedergabe irgendeines berühmten Gemäldes. Es dürfte kaum ein zweites ähnlich reich ausgestattetes Familienblatt geben wie die „Illustrierte Roman-Welt", kaum ein anderes noch von so vielseitigem und so gediegenem Inhalt. 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Verlag und Redaktion der „Illustrierten Roman - Welt" Die Romanzeitung für Äaus und Familie Leipzig L 1 — Schließfach 38 — Elisenstraße 15 Jedes Heft umfaßt 20 Seiten auf feinem Illustra tionsdruckpapier in der Größe dieses Prospektes. Rotationsdruck von Frankenstein L Wagner in Leipzig.