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Nr. 260. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 7 November 1929. Seite 6 Löbau und Zittau sowie der Gemeinden in den Bezirken der Amts» Hauptmannschaften Löbau und Zittau und außerdem noch 6 Privaten Vereinen aus verschiedenen Orten des Regierungsbezirkes erteilt. Blinklicht st«« Bahnschranken. Auf der Strecke B e c 1, n — S ch a r m Ü tz e t s e e werden zur Zeit von der Reichsbahn Versuche unternommen, um die un geschützten Bahnübergänge durch Blinklichter zu sichern. Ein weißes Lichtsignal, das 40- bis 45 mal in der Minute auf- hlinkt, soll dem die Schranken Passierenden zeigen, daß die Strecke frei ist, während ein etwa 80 mal in der Minute blinkendes rotes Licht einsetzt, sobald sich ein Zug nähert. Lan-tagssitzung mii Hindernissen. l14. Sitzung.) OL. Dresden, 6. November. Die Sitzung des Sächsischen Landtages wurde kurz nach ihrer Einberufung wiederum geschlossen. Haus und Tribünen waren voll besetzt. Zunächst erhält zur Geschäftsordnung Abg. Dr. Blüher (D.Vp.) das Wort. Er protestiert gegen die eigenmächtige «Festsetzung der Tagesordnung durch den sozialdemokratischen Präsidenten Weckel und beantragt schlietzltch, die Sitzung zu schließen und die nächste Sitzung am Donnerstag abzuhalten mit der Tagesordnung: Beratung über die Vorlage bett. Auf hebung der sozialdemokratischen Feiertage. Ein sozialdemo kratischer Redner legt gegen diesen Antrag Protest ein. Hier aus ergreift der Kommunist Opitz das Wort. Er bezeichnet das Verhalten der Regierungsparteien als eine politische Gaunerei und Schurkerei und wird zur Ordnung ge rufen Dies Wiederholt sich ein zweites Mal, woraus der Präsident ihn aus die Folgen eines dritten Ordnnngsruscs aufmerksam macht. Sofort wiederholt der Kommunist seine be leidigenden Ausdrücke, woraus ihu der Präsident aus dem Hause verweist. Der Abg. Opitz spricht jedoch unter dem großen Lärm des Hauses weiter. Auch auf der Tribüne wird in die Hände geklatscht und Lärm verursacht, worauf der Präsi dent den Saal verließ und damit die Sitzung aus unbe- Kimmie Zeit abgebrochen war. Etwa 20 Minuten vor 3 Uhr verkünden die Sirenen den Wiederbeginn der Sitzung. Als erster Abgeordneter erscheint im Saal der Abg. Opitz und setzt sich auf seinen Platz. Als der Präsident schließlich cintritt, geht er aus den «bg. Opitz zu und sagt: „Der Herr Abg. Opitz ist wieder da?" (Zurus von der Linken: Ja und er bleibt!). Der Präsident fordert den Abg. Opitz non, einmal aus, den Saal zu verlassen Der Abg. Opitz erklärt: „Ich denke nicht daran!" Es entsteht eine kurze Panse. Daun erklärt der Präsident unter dem Lärm des Hauses: „Es bleibt mir nichts anderes übrig, alSdie Sitznng zu schließe n." Aus diese Worte folgen vermische Hochrufe und Bravorufe der Linken, in die schließ- Kch die Tribüncnbcsucher mit cinstimmen. Das Haus leert sich Mter großer Unruhe. * Die Regierungsparteien haben den Landtngspräsidenten am Mittwoch alsbald nach der mißlungenen Plenarsitzung er sucht, unverzüglich den Ältestenrat einzuberufen, um zu dem neuerlichen Verhalten des Landtagspräsidenteu Weckel Stellung zu nehmen. Es ist anznnehmen, daß die Regierungs parteien den Rücktritt Weckels dringend fordern werden Wann die Sitzung des Altestcuousschusses stattfindet, ist noö ungewiß, da der Präsident Weckel baldigst nach dem Schlu der Vollsitzung das Lnndtagsgebäude verlassen hat. Nöfse und Hanföl Amtliche sächsische Mierungsn vsm 6. Aovember. Dresden. Bei stillem Geschäft überwog das Angebot die Nachfrage. Auf dem Aktienmarkt verzeichneten einzelne Ge biete Rückgänge bis zu 7 Prozent. Leicht befestigt waren von den Anlagcwerteu 8prozentige Mitteldeutsche Vodeukredit- goldpfandbriefe Reihe 2 bis 6. Von Divideudeuwerten unter lagen besonders Maschiuenaktien eine!» stärkeren Kursrück gang. Es verloren Paaschen und Haller je 5, Dresdener Strick maschinen, Schubert und Salzer je 4 Prozent, Großenhainer > Webstuhl 3, Loschwitzer Kartonnagen 2 und Escher 1,5. Da- ! gegen erholten sich Gebeler um 3,5 Prozent. Textilwerte lager - recht fest, so Dittersdorfer mit plus 6. Dagegen büßten Dres dener Gardinen von ihrem gestrigen Kursgewinn wieder 3,8 Prozent ein. Karl Dürfeld schwüchlen ebenfalls um 2 Prozent ab. Auf dem Gebiete der diversen Jndustrieaktien befestigter sich Lingnerwerke um 2,5 uud Wunderlich um 2 Prozent, wäh- s rcnd Polyphon 7, Felsenberg und Kunstanstalten Map p 2 Prozent schwächer lagen. Branereiwerte behauptet, vor denen nur Erste Kulmbacher 4 Prozent verloren. Schwach lag der Markt der Papierwerte. Peniger Patent verloren 5,25, Weißenborner 4 Prozent, Vereinigte Photoaktien 3, Zeitz-Jcor 2 und Dresdener Albumin-Genußscheine minus 3 Prozent Etwas höher lagen Mimosa niit 1,75 Prozent. Von den kera mischen lagen Meißener Ofen um 2 Prozent niedriger. Leipzig. Die Börse verlief außerordentlich ruhig, wurd, aber nach anfänglich schwachem Verlauf etwas ruhiger. Poly phon büßten 11, Schubert u. Salzer 6, Mansfeld und Leip ziger Feuer je 4 Prozent ein. Nur Bibliographisches Jnstitm hatte eine Besserung von 2 Prozent aufzuweisen. Anleiher lustlos. Chemnitz. Da die Kauflust au der Börse fehlte, bröckel eine ganze Anzahl Kurse ab. Bankaktien lagen meist unver ändert, nur Bank für Brauindustrie gaben 3,5 Prozent nach Etwas fester war der Markt der fest verzinslichen Werte. Chemnitzer Produktenbörse. Weizen, inländ., 76 Kilo gramm, 231—236; Roggen, sächs., 72 Kilogramm 174—177 Sandroggen, 72 Kilogramm, 179—184; Sommergerste 215 bis 225; Wintergerste 185—190; Hafer, neu, 175—180; Mais sü! Futterzwecke 195—200; Mais, Cmquantt.no 200—220: Weizen mehl, 70proz., 41; Roggeumehl, 60proz., 30; Weizenkleie 11,50; Roggcnkleie 10,50; Wiesenhcu, drahlgepretzt, 14; Wiesenheu lose 13; Getrcidestroh, drahtgepreßt, 5,75. Berliner Börse vom Mittwoch. Die Börse eröffnete ziemlich schwach. Die Kursrückgänge ixtr-ugen e-t-wa 1 bis 5 Prozent. Die Stimmung wurde durch die itachrichten beeinträchtigt, daß sich ein amerikanischer Invest- inent-Trust in Sch-micriAtciten befinde. Ls handelt sich um die Bankers Capital Corp. Zuerst nannte man sehr erhebliche Der- Kl-ichtungen, doch hieß es später, die Schulden beir-ii<ren nur 750 000 Dollar. Daraufhin und i-m Ausa-mmmbang mit der etwas isstepen Vorbörs« in Amsterdam konnte sich die Tendenz etwas befestigen. Zn der zweiten Börscnstunde machte die Befestigung weitere und zwar nicht unerhebliche Fortschritte. Es gelang meist, die Anfan-gsoerlu-sde auszugle-ichen, in sehr vielen Fällen ourüen darüber hinaus noch Gewinne erzielt. Efseltcnmavkt. Von heimischen Renten war der Neubesitz nach der Mrigen unmotivierten spekulativen Aufwärtsbewegung wieder schwächer. Von ausländischen Anleihen setzten Bosnier ihre Steigerung weiter fort, auch Anatolier lagen recht freudlich. Der Markt der festverzinslichen Werte war überwiegend chwächer. Bemerkenswert ist, daß mehrere Stadtanleihen rück- Ausige Tendenz hatten. Schiffahrtsaktien veränderten sich cur wenig. Bankaktien: Die Führung hatten Reichsbank, )ie nach 1,50 Prozent schwächerer Eröffnung sprunghaft um kZO Prozent anziehcn konnten, sich aber später wieder a-bschwäch- cm. Monta naktien waren durchweg niedriger. Berliner Produktenbörse: Erst schwach, dann stetig. Internationale Weizenffäue beeinflußte auch hier di« Ge- «eidsmarkttags für Weizen abschwächen-d. Das Inlandsangebot var nicht sonderlich groß, wenn auch gelegentliche Roggenposten Mm Bestens-verkauf aufgegeben worden waren und bei der zu nächst weiter sich zeigenden Zurückhaltung der Käufer nur zu billigeren Preisen unterzubrinyen waren. Im Verlaufe zeigte es sich, daß die polnischen Roggenabg-e-ber widerstandsfähigere Hal tung bekundeten und teilweise erhöhte Preise stellten. Teils hier- ourch, teils durch Mühlen-nachfrage beleb-t- erholte sich besonders Dezemberlieferung ungefähr bis znm gestrigen Sch-lußpreisstand. Amtliche Notierung dr» Mittagsbörse ab Station Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. <W tg Weiz. 6 11. 29 5. 11- 29 100 kg 6 11 29 5 11- 29 824.0-^25 0 Mehl 70 "/. märt. 222 0- L23.0 Weizen 27.0-32.5 27.2-32.7 Roggen 22 0 25 0 22.2-25.2 Dez 238.0- 239.0 240.00 Weizenkleie 10.0-105 10.0 10.5 März Rogg. märk. 253 0-252.0 254.50 Roggenkleic Weizenkieic- 8 90-9 30 9 00-9.50 160.0 162.5 162.0-I65.V melasse Raps (1000 " ") — Dez. März 176.0-178 7 1,8.0-178.5 Leinsaat ldo.) — — >90 5 192 0 191.0 191 7 Erbsen, Viktoria Kl. Speiseerbse« 32.0-38.1 25.0-29.0 32.0-38.0 25.0-29.0 Gerste ! 90.0-206.0 Futtererbsen Peluschke« 21.0-220 21.0-22.0 Brau Wint. Futt 188.0-204« 20.5-22.0 20.5-22.0 >67.0-180.0 167.0-1820 Ackerbohnen Wicke« 19.0-210 23.0-26.0 I9-2i 23 - 26 Aaser Lupinen blau 13.5-14.5 13.5 - 14.5 153.0-162 0 ,, gelb 16.5-17.2 16.5-17.2 mär: 155.O164.0 Seradella, neue — Dez. 166,5-168. 169—16/ Rapstuchen' 18.5-190 18.5-19.0 Leinkuchen 23.4-23.6 23.6-23.8 März 180 0-183/ 182—180 Trockenschnitzei 9.2 9 60 9 40 9.80 MaiS Soya-Extrak« Berlin 195.0 186 0 197.0-198 Schrot I8.6-I8.8 18.6-18.8 Plata — — Kartoffelstöcken 14.6-15 2 l 4 7- 15.L Wild- und Geflügebpreise. Wild und Wildge flügel per 14 Kilogramm: Rotwild, schwer, 0,75—0,78, do. leicht 0,80—0,85, do. Kälber 0,90—0,95, Damwild, männlich, schwer 0,70—0,75, do. männlich, mittel 0,78—OM, do. Kälber 1,80—1,40, Wildschweine la 0,60—0,75, Wildenten la, Stück 2,40—2,70, Fasanen, Hähne, MM, la 3,70—4,20, do. alte 3M bis 3,60, do. Hennen, la 2,60—2,80, Schnepfen 3,80—4,00, Hafens groß, la 8,00, do. mittel 4,00—5,00, do. klein 3^0—3M, Kanin- Hen, wilde, große 2,50—2,60. Geschlachtetes Geflügel per >4 Kilogramm: Hühner, hiesige, Suppen-, la 1,05—1,18, do. Ila 0,80—1,00, -do. junge, hiesige la 1,20—IM, do. Ila 1,00—1,10, Poulets, ungar., la 1,30—1,40, Hähne, alte 0,80—0,95, Tauben, hiesige, junge, la, Stück 1,00-—1,10, do. Ila 0,65,—0,75, do. ital. 1,25, Gänse la, 14 Kilogramm 1/10—1,15, do. Ila 0,90—1,00, do. ung. Stops-, la 1,10—1,15, Enten, la 1Z0—1,40, do. Ila 1,00 bis 1,10, do. Hamburger junge, la 1,40. Die Preise sind d-ie amt lichen Berliner Mark-dHallenpreise, einschließlich Fracht, Spesen und Provision. (Ohne Gewähr.) KircheK-Nschrichten Pulrvltz Sonnabend, den 9. Nov, 1 Uhr Schulkommunion in Niedersteina, vorher Hauskommunlonen. — Sonntag, 10. Nov., 24. «. Tria. — Kollekte sür die Jungmännermiffion — 'M Uhr Abendmahl. S Uhr Predigtgottesdtenft (Matth. 9, 18-26); Pfar rer Grobe. Lieder: Nr 286. 263. 438, 1- 3, 4. 440, 5. Sprüche: Nr. 83. 100. 2 Uhr Taufen. — Moaneratag, den 14. Nov., 8 Uhr Bibelstundt im Konfilmandenzimmer (Jak. 1, S-11). Landeskirchliche Gemeinschaft Sonntag nachmittags 2 Uhr Sonntagsschule. 4 Uhr Ju gendbund sür E. C. Abends Uhr Bortrag. Friedersdorf Sonntag, den 10. Nov., 9 Uhr Kirmespredlgt; Pf. Schulze. Lichtenberg Sonntag, den 10. Nov., vorm. S Uhr Predigtgottesdirnst; Sammlung. '/,11 Uhr Iugendgottesdienst. Nachm. V-2 Uhr Taus- gottesdienst. 2 Uhr Kindergottesdienst (Konfirmandenzimmrr). Grotznanndorf Sonntag, den 10. Nov, vorm. S Uhr Predkgtgottrsdlenft; Sammlung für den Sächs. Jungmännttbund. Nachm. 2 Uhr Taus- gottesdienp. Reichenbach Sonntag, den 10 Non., vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. '/,2 Uhr Unterredung mit den konfirmierten Jünglinge« und Jungfrauen der letzten drei Jahrgänge. Die kleine Studentin oman von Wild OopVrhkM dp kl Sri« vrilxmsnn, twnckün. l2 Das war keine Kleinigkeit, und doch wuchs der Betrieb unter seiner Führung, allen Rückschlägen zum Trotz, zur heutigen Größe. Nun hatten die letzten Jahre wieder ernste Sorgen gebracht, sehr ernste. Die finanzielle Aus Wertungsfrage stellte sich heute anders als vor Zeiten Würden die Neuerungen nach den Plänen des Sohnes, der Volkswirtschaft studiert hatte, eingeführt, wären die Gewinne gleich Null. Die Fusion würde vielleicht dem weiteren Verfall Vor beugen und die Verantwortung verringern. Diese Zu kunstssorge war er sich, dem Werk, der Familie schuldig Er arbeitete mit ständig erweitertem und angespanu tem Kredit. Gewiß, noch erhielt er ihn, weil man ihm, seiner Erfahrung, seiner Wirtschaftsführung Vertrauen entgegenbrachte! Wenn er nicht mehr am Ruder war, würde man seinem Sohn dasselbe Vertrauen entgegenbringen? Und wenn nicht, wenn eines Tages Hie Schulden abgedeckt werden sollten, was dann? Er atmete tief auf. Sein Entschluß war gefaßt - die Fusion beschlossen. Was nun noch kam, waren Scheinmanöver, um beim Abschluß weitere Vorteile für die Firma herauszuholen Er hatte sein Hin-und-Her-Wandern im Zimmer ein gestellt, saß am Schreibtisch. Die elektrische Klingel rief die Privatsekretärin herbei. „Guten Morgen, Herr Kommerzienrat." „Morgen, Fräulein Benger." Ein Briefblatt in der Hand, wollte er zu diktieren be ginnen. Verwundert bemerkte er das Stehenbleiben der Sekretärin. Solche Kleinigkeiten regten ihn direkt auf Aergerlich sah er zu ihr hin und fragte unwillig: „Haben Sie noch etwas Besonderes?" „Allerdings. Ich möchte Herrn Kommerzienrat bitten, sich nach einer Nachfolgerin für mich umzusehen." „Was fällt Ihnen ein! Sie kündigen, wollen also lang- und klanglos fort. Was ist denn los?" „Sang- und klanglos, Herr Kommerzienrat, davon mnn doch keine Rede sein." „Kündigung ist Kündigung. Was paßt Ihnen nicht mehr? Die Jugend hat heute überhaupt keine Beständig keit mehr, Fräulein Benger." „Ich bin seit fünf Jahren in Ihren Diensten." „Und kündigen mir kurzerhand, sozusagen wie ein Arbeiter: Ich gehe! Warum eigentlich?" „Ich habe mich verlobt und will heiraten!" Verlobt? Bei der Nachricht prallte er förmlich zurück; an die Möglichkeit hatte er bei Fräulein Benger nie ge macht. Er hatte in der Sekretärin nie die Frau gesehen. Gewiß, sie war noch verhältnismäßig jung, Anfang der Dreißiger. Seine Ueberraschung war sichtlich. „Verlobt, gerade jetzt, wo wir in der dicksten Arbeit sitzen. Daran hätten Sie auch denke« können. — Verlobt", er dehnte das Wort, dann verlöschte sein Zorn, jäh wie er gekommen war. Mit leichter Bewegung reichte er ihr die Rechte. „Natürlich, ist ja Unsinn, was ich sagte. Verlobungen richten sich nicht nach Geschäftskonjuukturen, das wissen wir beide. Nichts für ungut. Sie kennen meine Heftigkeit. Nehmen Sie meine herzlichen Glückwünsche." „Danke, Herr Kommerzienrat." „Und nun mal vernünftig geredet. Verlobt ist noch nicht verheiratet, nicht wahr?" „Nein. Doch mein Verlobter hat soeben eine Stellung in Südamerika gefunden, ich soll ihm sobald als möglich nachfolgen. Sein Dampfer nach Rio geht in vier Wochen." „Nach Rio? Wollen Sie mit einem bestimmten Dampfer hinüber?" „Ich werde selbstverständlich die Kündigungszeit ein halten. Im Falle Sie aber früher Ersatz finden, würde ich Sie bitten, mich eher freizugeben. Ich fahre nur un- geru allein nach drüben." „Hm!" Das klang nicht unfreundlich, doch weder ab weisend, noch zustimmend. „Ich wüßte vielleicht eine Nachfolgerin, Herr Kommer zienrat." „Sie kennen am besten meine Ansprüche." „Ja. Es handelt sich um eine junge Chemiestudent«!, die ich kürzlich zufällig kennenlernte. Sie hat den kleine« Rest ihres Vermögens, den sie als eisernen Bestand für das letzte Studienjahr, Doktorprüfung und Staatsexamen bewahrt hatte, durch den Zusammenbruch ihrer Bank ver loren. Sie kann das Studium nicht fortsetzen und sucht möglichst bald einen Posten, der ihr Verdienst bringt." „Das klingt alles ganz schön- Was fange ich aber mit einer Chemikerin als Privatsekretärin an? Ich brauche eine tüchtige Stenotypistin, eine gewandte Brief schreiberin." „Um sich das Studium zu verdienen, hat sie in den letzten Jahren schon Sekretärdienste geleistet. Dabei ist sie sehr intelligent und hat eine überaus leichte Auffassungs gabe." „Wie alt?" „Einundzwanzig Jahre." „Also noch ein Kind. So etwas kommt für mich nicht in Frage." „Sie ist Waise, hat ein ernstes Leben hinter sich und ist über ihre Jahre gereift. Was das anbelangt, könnte» Herr Kommerzienrat sie am besten selbst prüfen." „Ihr Name?" Ein leises Pochen an der Tür unterbrach das Gespräch „Herein." (Fortsetzung folgt.)