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Pulsnitzer Tageblatt : 01.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192911011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19291101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19291101
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-11
- Tag 1929-11-01
-
Monat
1929-11
-
Jahr
1929
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 01.11.1929
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Nr. 255. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 1. November 1929. Leite 2. munisten und Bürgerlichen bringen an aussichtsreicher Stelle ihre alten Parlamentarier, die beiden anderen Parteien neue Namen. Erster Bürgermeister Uhlig tritt aktiv für die So zialdemokratie ein. Die Sozialdemokratie hat zur Propaganda ein Fahrplanbuch verteilt, in dem als „Galerie schöner Männer" die Bilder vom Bürgermeister und von den Kandidaten der Partei enthalten sind. Der „geschmackvolle" und unfreiwillige Scherz wird viel belacht. Bautzen. (Zahlungsschwierigkeiten einer Manufakturwarenfirma.) Die über 125 Jahr« bestehende Manufaktur- und Modewarenfirma Johan» George Pahn in Bautzen ist in Zahlungsschwierigkeile« geraten und wird sich an ihre Gläubiger wenden. Löba«. (Hühnerfarm niedergebrannt.) In der Nacht zum Mittwoch äscherte im benachbarten George witz ein Schadenfeuer eine Hühnerfarm vollständig ein Was sermangel behinderte die Löscharbeiten. Etwa 400 Hühner kamen in den Flammen um. Zittau. (Keine Verluste bei der Zittauer Gewerbebank) Sozialdemokratische Blätter hatten über Verluste der Zittauer Gewerbebank berichtet, die durch ohne genügende Sicherheit eingeräumte Kredite entstanden sein sollten. Dazu wird dem Telunion-Sachsendienst von zustän diger Stelle mitgeteilt, daß bereits vor Monaten ein un fähiger und ungetreuer »Leiter der Zittauer Gewerbebank wegen Ueberschreitung seiner Befugnisse entlassen worden ist. Die völlige Sanierung der Bank ist aber bereits durchgesührt und die am 22. Oktober abgehaltene Generalversammlung hat die Maßnahmen der Verwaltung einstimmig gebilligt. Eine Inanspruchnahme der Geschäftsanteile, Guthaben und Haft summen war nicht nötig. Für die Mitglieder und Kunden der Bank sind keinerlei Verluste entstanden. Die Spareinlagen sind vollkommen sicher. Ein neuer erfahrener Leiter ist be reits seit sechs Wochen tätig. Den Spareinlagen von reich lich 1 Million RM stehen Sicherheiten von rund 1'/, Mil lionen RM und ein Vermögen der Bank in Höhe von rund Millionen gegenüber. Ein Grund zu einer auch nur geringfügigen Beunruhigung ist also in keiner Weise vorhanden. Dresden. (Der neue demokratische Partei- vorstand.) Auf dem Landesparteitag der Deutsch-Demo kratischen Partei am Sonntag wurde der Landesvorstand neu gewählt. Zum Landesverbandsvorsitzenden wurde Dr. Külz wiedergewählt. In den engeren Verbandsvorstand wurden berufen Frau Dr. Ulich-Beil für Dresden, Abg. Bretschneider für Chemnitz und Kaufmann Kölker-Waldheim für Leipzig. Ministerialrat Dr. v. Guehery wurde wieder als Schatzmeister bestätigt. Dem erweiterten Vorstand gehören an Dr. Dehne und Berndt für den Wahlkreis Dresden-Bautzen, Brodaus und Schiersand sür Chemnitz-Zwickau, Staatsminister a. D. Dr. Apelt, Studiendirektorin Schecker und Prof. Götz für Leipzig. Dresden. (Stsötisch« Gasthsuser) Zu den Betrie. den, die in den letzten Jahren die Kommunen ebenfalls vielfach in eigene Verwaltung genommen haben, gehören auch die Gasthäuser. Die „Deutschen Hotelnachrichten" geben darüber eine Nebersicht, aus der z. B- folgende Daten erwähnt seien: Darmstadt hat allein acht Gast, wirtschaflsbetriebe in eigener Verwaltung, darunter ein Hotel. Der Fehlbetrag dieser Betriebe betrug 1928 bereits über 20000 Mark. Dieser Fehlbetrag ist umso bemerkenswerter, als die Pächter verpflichtet sind, ihre Weine nur auS dem städtischen Weinkeller zu beziehen. Also ricder die bekannte Vorliebe sür Monopolbetriebe. — Duisburg hat im Jahre 1925 sür etwa neun Millionen Mark ein städtisches Gasthaus erbaut, das einen jährlichen Zuschuß von 500 000 Mark erfordert, und, wie die „Deutsche Allgemeine Zeitung" dazu bemerkt, die Stcuerkrast des alten Duisburger Hotelgewerbes empfindlich schmälert. — Gelsen kirchen hat sür rund sieben Millionen Mork ein Hochhaus zur Unter- bringung städtischer Behörden, eines Hotels, eines Konzertsaalcs und ci-es Cast? bauen lassen. — Mannheim baute sür sünf Millionen Mark ein Hotel zu 220 Betten, sodaß die Gesamtkosten sich auf 22 700 Mark je Bett stellen. Um eine Rentabilität dieses Unternehmens zu erzielen, müßten etwa 18 Mark je Bett genommen werden. Dieses Hotel muß also entweder phantastisch hohe Preise nehmen oder seine Zimmer unter dem Rentabilitälspreise adgebcn. Drs bedeutet eine Schädigung deS städtischen Fiskus und insbesondere eine Schädigung de- städtischen privaten Hotelgewerbes. — Waldenburg/Schl. beteiligte sich mit etwa 700 000 Mark an einem Hotelneubau und einem Saal- bau. — Glciwitz hat ein Hotel für 3,5 Millionen Mark errichtet, nach dessen Inbetriebnahme cs sich herausstelltc, daß die wirklichen Spesen um 40 v. H. höher sind als es vorher berechnet worden war, sodaß der Oberbürgermeister erklären mußte, eine ausreichende Verzinsung sei nicht zu erreichen. — Diese Beispiele sollten Leipzig, Chemnitz und Wesermünde, die ebenfalls Baupläne haben, warnen. — Vorbildlich haben Nürnberg und Essen die Frage in Zusammenarbeit mit der Pri vatwirtschaft gelöst. Aue i. E. (10 Wahllisten bei 21000 Ein wohnern.) Für die kommenden Stadtverordnetenwahlen sind von bürgerlicher Seite nicht weniger als sieben Listen eingereicht worden. Die Bemühungen um die Bildung einer bürgerlichen Einheitsfront sind gescheitert. Nun treten vier neue Zwerggruppen als selbständige Parteien bei den Wah len auf, während die bisher im Stadtparlament vertretenen drei Gruppen ebenfalls getrennt auftreten werden. Außer dem bewerben sich die Sozialdemokraten und Kommunisten um die Sitze und schließlich noch ein ehemaliger kommunisti-' scher Stadtvater, der nach seinem Austritt aus der KPD. eine neue Partei gegründet hat. Somit wird die insgesamt etwas über 21000 Personen umfassende Bevölkerung von Aue bei der kommenden Kommunalwahl aus 10 Parteien sich ihre Vertreter herauswählen dürfen. Meerane. (S e l b stm o rd e p i d e m i e.) Ter fünft, Selbstmord innerhalb einer Woche ereignete sich hier. Nachdem erst dieser Tage eine dreiköpfige Familie nn4 ein Ehemann den Tod gesucht und gefunden hatten, er hängte sich wiederum ein 23jähriger Ehemann, der vor seiner Frau und von drei Kindern getrennt lebte. Er hatt, die Nacht hindurch in einem Wirtshaus gezecht und er- klärte dann den Gästen, daß er jetzt nach Hause gehe, un sich zu erhängen. Tatsächlich begab sich der jung, Familienvater in seine Wohnung und nahm sich das Leben. Leipzig. (Rektorats Übergabe in der Uni versität.) Am gestrigen Reformationstage ist, wie üblich, die Rektoratsübergabe durchgesührt worden. Der neue Rek tor ist Geheimrat Prof. Dr. Falke, der Direktor des Land wirtschaftlichen Instituts. Ergebnisse des Volksbegehrens. In Großröhrsdorf haben sich für das Volksbe gehren 421 von ca. 5900 Stimmberechtigten (-- 7,15°/»), in Bretnig 75 von ca. 1950 Stimmberechtigten (— 3,85«/») und in Hauswalde 20 von 850 Snmmberechtigten, (-- 2,35°/,) eingetragen. Fürdas Volksbegehren „Freiheitsgesetz" haben sich in Kamenz insgesamt 692 Personen in die Listen eingezeichnct. Die Zahl der Wahlberechtigten in Kamenz beträgt 7258; somit haben 9,534 v. H. oon ihrem Rechte Gebrauch gemacht. Die Eintragungen zum Volksbegehren erfolgten in Bischofswerda am Montag und Dienstag auch sehr lebhaft. Am Dienstag allein trugen sich noch 332 Wähler ein. Die Gesamtzahl der Eintragungen beträgt 785 von 6138 Wahlberechtigten, das sind rund 13 Prozent. In Dresden sind 28215 Eintragungen für das Volks begehren erfolgt. Die Zahl der Stimmberechtigten beträgt 485 653. — In Leipzig betrug die Zahl der Eintragungen IS 346 bei 4S9 780 Stimmberechtigten. — In Chemnitz er folgten 46 936 Eintragungen bei 239 000 Stimmberechtigten. Die Zahl der Eintragungen für das Volksbegehren beträgt in Bautzen 2659. Die Mindestzahl, die erreicht werden mußte, beträgt 2500. In der Stadt Zittau erfolgten für das Volks begehren 1303 Eintragungen von 26 332 Wahlberechtigten, in Löbau haben sich 4M Personen von 8411 Wahlberechtigten eingetragen, das sind 5^ Prozent. Im Wahlkreis 29 (Leipzig) wurden 81 925 Eintragungen für das Volksbegehren vorgenommcn. Die Zahl der Wahl berechtigten bei der letzten Reichstagswahl betrug 901568. Volksbegehren-Ergebnis vom Donnerstag. Berlin. Eine am Donnerstag 17 Uhr abgeschlossene Aufrechnung der eingelausenen Stimmergebnisse für dar Volksbegehren ergibt 3 019 995 Stimmen von 31268 868, das heißt 9,7 Prozent der Wahlberechtigten Unter Zugrundelegung einer Wahlberechtigtenziffer von 41 278 897 stehen also die Ziffern von rund 10 000 006 Wahlberechtigten aus. Hühnerei und Enienei. Eine bedauerliche Tatsache ist es, daß der Verbraucher um die Jetztzeit in den seltensten Fällen in der Lage ist, tatsächlich frische Hühnereier zu beziehen. Meist sind es die ausländischen Kisteneier, welche als frische Eier angeboten werden, oder es handelt sich um kleine un saubere Ware, die vielleicht von Polen oder Russen erst drei Wochen lang gesammelt wurde, bis die nötige Anzahl zum Versand beisammen war. Nicht ost genug kann darum auf die Frischei, absatzgenossenschaften Sachsens hingewiesen werden, welche in der Lage sind, ein goldfrisches, einwand freies Ei zu liefern. Der diesen Genossenschaften anver traute Frischeistempel verpflichtet diese, die Eier nicht älter als sieben Tage und sortiert nach Gewicht abzugeben. So lange in den Herbstmonaten, bedingt durch die Mauser, Anlieferung und Nachfrage nach frischen Hühnereiern sich nicht die Wage halten können, ist im Entenei der beste Ersatz gefunden und ist es an der Zeit, darauf aufmerksam zu machen. Das Entenei wiegt durchschnittlich 25 Gramm mehr als das Hühnerei. Trotzdem ist das Entenei nicht teurer als das Hühnerei. Das Dotter des Enteneies zeigt beim Ausschlagen ein sehr starkes Gelb, welches auch auf die stark speisenfärbende Verwendbarkeit des Eies hinweist. Da die Entenhaltung in Deutschland unter ganz anderen Bedingungen durch- geführt wird, haben unsere Enteneier den Vorzug, daß sie frei sind von jedem muffigen, fischartigen Beigeschmack, der mit Recht so verpönt ist. Es wäre daher sehr zu begrüßen, wenn das steigende Angebot in Enteneiern immer mehr Aufnahme fände und die verbrauchende Hausfrau den Wert der Enteneier iv höherem Maße schätzen lernte. Tagungen in (Sachsen Bund der technischen Angestellten und Beamten (Gau Sachsen). Der Bund der technischen Angestellten und Beamten hält am 9. und 10. November 1929 in Zwickau seinen zehnten Gautag ab. Auf dieser Tagung wird der Geschäftsführer des Vutab, Ingenieur Lüsüg-Berltn, einen Vortrag über den Kamps um die Arbeitslosenversicherung halten. Der Gau leiter. Landlagsabgeordneter Ingenieur Geiser, wird einen eingehenden Bericht über die im vergangenen Jahre geleistete Arbeit erstatten. Der Butab umfaßt über 60 000 Mitglieder in Deutschland. Großfeuer in Chemnitz. In einer Jacquardmaschinenfabrik in Chemnitz brach in der Gießerstraße ein Großfeuer aus, so daß die ganze Chemnitzer Feuerwehr an die Brandstelle gerufen wurde. Das gesamte Fabrikgebäude war vollkommen verqualmt, so daß die Löscharbeiten dadurch wesentlich erschwert wur den und teilweise nur unter Benutzung von Ranchschutz masken und Rauchschutzgerätcn durchgesührt werden konnten. Zwei Feuerwehrleute zogen sich bei den Lösch- arbeiten Rauchvergiftungen zu. Es gelang schließlich, des Feuers Herr zu werden. kmSesMMg Ser 0MB-veWlMtlM verte! Der Landesverband der Deutsch-Demokralischen Partei im Frei staat Sachsen hielt am Sonnabend in Dresden seinen Landesparleilag ab. Nach Eröffnung und Begrüßung dmch den eisten Vo.sitz ndcn Seiffert hielt Reichsminister a D. Dr. Ksilz den politischen Haupt vortrag über „Demokratische Gemeindcpolitik". Er el wickelte den Entwurf eines demokratischen Kommunatprogramms. Die Gemeinden seien die Domänen der Demokratie. Schwierig sei die Aufstellung cincs demokratischen Gemeindcprogramms aber deshalb, weil die Kom munalpolitik individueller sei als die Staatspolitik. Erschwerend wirke außerdem, daß es in Deulschtand kein einheitliches kommunales Grund gesetz gebe, sondern daß in 17 Ginz-lstaaten 25 verschiedene Städte- und Gemeindeordnungen die Grundlage der Komrnunalpolink bildeten. Immerhin ließen sich gemeinsame Rlch linien aufstcllcn. Zweck eine« solchen Richtlini nprogramms sei es, den deutschen Kommunalkörpern Ziel und Inhalt aus wahihafr demokratischer Grundlage zu geben. Hauptgiundsatz sei, daß alle Kommunalarbeit nicht von Obrigkeit zu .Untertan, sondern von Mensch zu Mensch geleistet w rde, daß also alle Befug- risse der Gemeindevertretung von der in der Gemeinde zusammengeschlossencn Pvrsoucngesamtheit ausgiugcn. Die freie Entfaltung der Privalwirt- schäft müsse gepflegt, in den Glinelnden selbst müßten deren Betriebe nur nach Pirlfchastlichkn Grundsätzen arbeiten. Sozialpolitik sei bewußte- Einw! -ken cmf olle Verhältniff.- der Gesamtheit und aller Volksschichten, di« sokfficr Einwirkung bedürftig s ien. Demgemäß habe dlc Demo- kratisch v Partei ihr Hauptaugenmerk zu richten auf Hebung der Volks gesundhetr, Linderung der WirlschastSnot, Pflege der Jugend, Fürsorge für die gefährdete Jugend, Linderung der Wohnungsnot. Die Forderung auf volle Vcrstaatlichnnq des Schulwesens lehne die Demokratische Partei ab. Ständige Fühlungnahme zw schen Schule und Haus sei zu fordern, Kulturkämpfe um die Schule zu vermeiden, Religion-- und Gewissensfreiheit zu schützen und die lebendige Teilnahme des ganzen Volkes anzustreben. Hieraus sprach Landtagsabgeordnete Dönhoff über „Kulturpolitik und Sozialpolitik in den Gemeinden" Sie unterstrich die Ausfüh rungen des Vorredners unter besonderer Betonung der sozialen Auf gaben der Kommunen. — Landtarsabgcordnclcr Dr. Dehne besprach die „politische Lage in Sachsen" vom demokratischen Parleistandpunkt aus. Er kam daun auf die sitzle Regierungsbildung zu sprechen und betonte, daß nach den damals gegebenen Verhältnissen die Große Koatilio» das einzig Gegebene g-wrsen wäre. Diese wäre aber am Widerstande der Soz alvemokralen und der Deutschen Bolkspartei gcschcitcrt. Die Demokraten nähmen heute noch dm gleichen Sland» punkt ein. Sie wüßten, daß die Zett sür die Große Koalition arbeite. Der Redner charakterisierte dann die politische Lage des Kabinetts Bünger, das durch die Unterstützung der Nationalsozialisten gekenn zeichnet werde. ' Einsendung der Saatenanerksnnungsmuster. Wie die Pressestelle der Landwirtschafislammer mitteilt, werden die Mitglieder des Landessaatbauvereins ersucht, die Musterproben unmittelbar der Landwirtschaftskammer einzu- reichen. Die Einsendung Hai für Sommergetreide, Hülsen früchte, Ölfrüchte (außer Raps), Rüben, Klee und Gräser bis spätestens 1. Februar 1930 zu erfolgen. Gemäß den Bestim mungen über die Saatenanerkennung muß die Probe nach Sorte und Anbaustuse genau gekennzeichnet sein und bei Getreide und Hülsenfrüchten mindestens 1 Kilogramm, bei Rüben mindestens 250 Gramm und bei Kleearten, Gräsern, Raps mindestens 200 Gramm wiegen. Llnfreundliches Wiedersehen! Berlins Oberbürgermeister von der Amerikareise zurückgekehrt. Der Berliner Oberbürgermeister Böß, der bekanntlich n dem großen Sklarek-Skandal schwer angegriffen worden st, kam am Donnerstag mit den Mitgliedern der Amerika- Delegation des Berliner Magistrats mit der „Bremen" in Bremerhaven an. Der erste Schrift aus deutschem Boden hat dem Oberbürgermeister die ante Lanne, die er auf seiner Amerikareise hatte, vermutlich erheblich gestört. Ihn er- vartete nämlich eine Demonstration, die eine Fahne heraus- zesteckt hatte mit der Inschrift: „Sklarek-Pelze für tv 00 Mark". Die Zahl Tausend war durchstrlchrn und darunter geschrieben: „Für Herrn Böß für tSv Mark." Die Polizei beschlagnahmte die Fahne. Eine Stunde nach der Landung verlieh der Oberbürger, meister, begleitet von dem Bürgermeister Scholtz, der ihm mit rem Aktenmaterial über den Fall Sklarek eutgcgengesahren »ar, im Sonderzug Bremerhaven und kehrte in sei» schönes Berlin zurück, das für ihn wenig Erfreuliches, dafür aber -m so größere Ueberraschungen, bereitet hat. Herr Böß ist bös. Versuche von Pressevertretern, mit Herrn Böß übec seine Stellungnahme zum Sklarek-Skandal zu sprechen, wehrte der Oberbürgermeister entschieden ab. Immerhin konnte er es sich nicht verkneifen, seiner Empörung über die Berliner Presse Ausdruck zu geben, die, wie er meint, durch ihre Ent hüllungen und Beschuldigungen im Fall Sklarek in Amerika „ausgespielt" habe. Herr Böß nannte das Verhalten der Presse „ganz bodenlos". Dann verscheuchte er seinen Aerger durch die Erklärung, daß man ihm z .D. in San Franzisko „spontane Sympathiekundgebungen" gezeigt habe. Sein kurzes „Interview", das er einem Pressevertreter gab, be- endete er mit den Sätzen: „Die ersten Erklärungen bin ich dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung schul dig .. . Ich will mir nicht die wenigen restlichen Stunden neiner Reise mit diesen Dingen verderben." * Nun, wir können verstehen, daß Herr Oberbürgermeister Böß verärgert ist, nur darf er der Presse nicht die Schuld an seinem Aerger zuschieben. Noch wird er es den deutschen Zeitungen nicht verbieten können, daß sie sich um die Auf klärung einer reichlich beschämenden Sknndalaffäre bemühen und nicht zurückschrecken, wenn selbst ein Oberbürgermeister in die Angelegenheit hineingezcgen wird. Außerdem dürste es reichlich dick aufgetragen sein, wenn Herr Böß uns er zählen will, daß die Presse wegen ihrer scharfen Stellung nahme zu dem Sklarek-Skandal in Amerika „ausgespielt" hat. Skandal bleibt Skandal. Und wir haben ein Recht darauf, daß in die Tiefen der Korruption hineingeleuchtet wird, denn unser Ruf im Auslande wird durch die überhand- nehmenden Skandale nicht gerade gebessert. Oberbürgermeister Bötz Rückkehr »ach Berlin — Lärmszene« ans Bahnhof Zoologischer Gärte« Oberbürgermeister Böß mit den übrigen Mitgliedern der städtischen Abordnung ist am Donnerstag abend mit dem Sonder- zug des Norddeutschen Lloyds, der für di«-B«men'.Paffagi«re 1. Klaffe eingesetzt worden war, nach Berlin zurückgedehrt. Schon aus dem Bahnhof Charlottenburg, wo der Zug um 21,12 Uhr eintras, wurde Böß von zahlreichen Pressevertretern und Photographen erwartet unv als der Zug hielt, stürmte alle» die Wagenreihe entlang, bis man in einem der letzten Waggons den Oberbürgermeister und seine Begleiter entdeckt«. Der Ein- gang zum Wagen war aber von einem Maaistratsbeamten besetzt, der mitteilte, daß der Bürgermeister in Charlottenburg nicht aussteige. Gleichzeitig achtete der Beamte gemeinsam mit Eisenbahnern strengstens darauf, daß niemand den Wagen betrat, um nach dem Bahnhos Zoo mitzusahren- — Am Bahn hof Zoologischer Garten hatte fich schon bald nach 8 Uhr «ine Meng« junger Leute eingesunden, die Haupts Schlich dem national» sozialistischen zu einem kleinen Teil auch wohl dem kommu nistischen Lager entstammten. Sie besetzten die zum Fernbahnsteig sührenden Ausgang- und Zugang« und so kam es, daß ffch bald auch unter den zahlreichen Paffanten di« Nachricht von der Rückkehr des Oberbürgermeisters verbreitete und di« Zahl d«r Schaulustigen immer mehr anschwoll Die Polizei war nur mit einem kleinen Kommando erschienen, das sür die Offen- Haltung des Zuganges Sorge trug. Bald nach 8 Uhr, als die Stunde der Ankunst naher rückt«, kam Bewegung in die Waffen. Di« Nationaliozialisten stimmtrn immrr wieder idl«n Rus »Deutschland erwache!" an und brachen von Zeit zu 3«" in stürmische Niederruse aus den Oberbürgermrister aus.
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